Es versteht sich, daß mich außer diesem Seufzer einer gequälten Seele auch die Kommentare bei PI interessieren. Dank an PI fürs Verlinken, Dank an die Kommentatoren.
#17 Gegenrede vermißt "etwas an sprachlicher Sorgfalt" und referiert dann ausführlich über den ältlichen Rauschgoldengel, es folgt #18 Heta, die dem Front National die Männlichkeit abspricht: "Nee, meinem Gefühl nach heißt es die Front National, micht stört jedes Mal der, aber egal." Egal ist Lage von hinten, heißt es im Westfälisch-Lippischen, der Berliner sagt: Egal ist, ob er oder sie einen drin hat - aber egal! Recht hat sie, daß Marcia baila in keinem der Videos zu hören ist, aber es soll wohl auf dem Staatssender France 2 erklungen sein. Neben der Feuilleton-Randglosse gebe es den "eigentlichen FAZ-Artikel über Marine Le Pen" auf der Seite 3, "nicht unfreundlich", meint Heta im Jargon der Eigentlichkeit. Das macht neugierig. Über Die lachende Dritte, schreibt die Paris-Korrespondentin der FAZ Michaela Wiegel. Danke für den Tip!
Sofort geht's los mit "Rechtspopulisten", selbstverständlich erklärt auch die FAZ-Korrespondentin nicht, was sie darunter versteht, was der Unterschied zu Politikern bürgerlicher Parteien ist, der UMP, der CDU/CSU, sondern sie schwimmt mit im Strom der MSM. Sie beschreibt die Hostessen der Veranstaltung und schlingt ihnen ein "Hermes-Tüchlein um den Hals". Ist's möglich, daß Michaela Wiegel nicht weiß, was sie da schreibt? Die junge Dame, die sich ein Hermes-Tüchlein leisten kann, hat es nicht nötig, ihr Budget mit Hostessendienst aufzubessern. Die preisgünstigsten kleinen Fetzen neuerer Schöpfung sind für 310€ zu haben (Foto), andere kosten 500€ und das handbestickte Ex-Libris in Seidenmousseline geht für 1 200€ an die glückliche Besitzerin. Eine deutsche Frau in Paris muß es nicht wissen, wenn sie aber die Hostessen damit ausstattet, wird's komisch. Weil Heta den Artikel empfiehlt, lese ich trotzdem weiter, obgleich es schon reicht.
Es folgen Plaudereien über die plaudernden Anhänger der Marine Le Pen, der Champagner fließt, die Gläser gehen aus, zu viele feiernde Rechtspopulisten sind im Saal. Da die Leser es schon vergessen haben könnten, betont die Korrespondentin noch einmal den "rechtspopulistischen Front National", diese Verbindung steht so sicher wie die "moderaten Islamisten".
Nicht länger Protestwähler, salonfähig und Anspruch darauf, im politischen Geschäft mitzutun, das sind die "Wähler der Vorsitzenden des rechtspopulistischen Front National". Die jubelnden Anhänger schwenken Trikolore-Fahnen, "brüllen 'Marine, Marine'. Dann singen sie inbrünstig die Marseillaise, 'Allons enfants de la patrie'." Welch ein Unterschied zu unserem Alt-Bundespräsidenten Christian Wulff, der es nicht einmal bei seiner Bremer Rede zum 20. Jahrestag der Deutschen Einheit für nötig hält, unsere Fahne aufzuziehen, sondern stattdessen kleine schwarze, rote und gelbe Kästchen in bunter Reihenfolge ans Rednerpult malen läßt, sechs schwarze und je fünf rote und gelbe. Da brüllt der Zuhörer höchstens in sich hinein, still vor sich hin, und inbrünstig singt man in Deutschland die Nationalhymne eh nicht, wenn man sie überhaupt singt.
Einige Stiche noch für den Lebensgefährten der Vorsitzenden Louis Aliot. Der ist nicht nur im Parteivorstand, sondern er ist Stellvertretender Vorsitzender des Front National. Er drückt sich "im Dialekt seiner südwestlichen Heimat" aus. Ist es möglich, daß die FAZ-Korrespondentin nicht den Unterschied zwischen Dialekt und Akzent kennt? Er spricht so wie ein Bayer hochdeutsch, mit Akzent. Louis Aliot ist ein in Toulouse geborener Rechtsanwalt und Regionalrat im Languedoc-Roussillon, Hauptstadt Montpellier. In Perpignan ist er bekannt und geschätzt, ganz gleich, welche politische Meinung diejenigen vertreten, die ihn persönlich kennen.
Ist der Leser so eingestimmt, folgt noch eben "Partei vom rechten Rand", als wenn nicht alles schon wiederholt gesagt worden wäre. Michaela Wiegel weiß auch schon, daß die Vorsitzende keine Wahlempfehlung aussprechen wird: "ni ni", weder, noch, obgleich in allen Sendern und Zeitungen berichtet wird, daß Marine Le Pen sich am 1. Mai dazu äußern werde. Ich habe es gestern auf i-télé so vernommen. Die Korrespondentin weiß außerdem, was Marine Le Pen hofft. Diese Gabe kann die FAZ nicht teuer genug honorieren. Und was sie hofft, das stellt Nicolò Machiavelli in den Schatten. Dabei träumt sie auch noch, sie träumt von einer "neuen Rechten". Und Jean-Marie Le Pen geht derweil angeln.
Heta, danke, das mußte ich wirklich lesen!