Nach seinem Wahlsieg, am 6. Mai 2012, kürt Staatspräsident François Hollande nicht die Erste Sekretärin des Parti Socialiste und Bürgermeisterin von Lille Martine Aubry, sondern den bisherigen Fraktionsvorsitzenden des Parti Socialiste und Bürgermeister von Nantes Jean-Marc Ayrault zum Regierungschef in der Hoffnung, daß wenigstens er Entscheidungen treffe. Außerdem fällt seine Wahl auf ihn, weil der ehemalige Studienrat in seinem lange zurückliegenden früheren Leben in Nantes Germanstik studiert hat und sein Studium vor 40 Jahren mit dem Lizenziat abschloß. Der Berufspolitiker spricht also Deutsch, was nicht schaden kann in der Zusammenarbeit mit der deutschen Regierung.
François Hollande signalisiert, daß sich nicht auch noch die Regierungsmitglieder wie er selbst, der Staatspräsident, gebärden sollen, der in der Wahlkampfdebatte mit Nicolas Sarkozy seinen Haß auf Deutschland und die Deutschen ausbreitet.
Fünf Monate sind vergangen, aber mit Entscheidungen ist nicht viel. Der einzige, den das nicht verdrießt im Kabinett des Jean-Marc Ayrault, ist Innenminister Manuel Valls, der auf seinem Arbeitsgebiet klare Kante zeigt. Er leistet Schwerarbeit, mit den Lehrlingen des Glaubenskrieges fertig zu werden, mit den apprentis jihadistes. Die entpuppen sich nämlich als beinharte Profis, was die Medien nicht hindert, sie weiterhin verniedlichend als Lehrlinge zu bezeichnen.
Alle anderen werkeln vor sich hin, die eine will die Prostitution in Frankreich abschaffen, der andere die Sommerferien kürzen - oder war's verlängern? Wieder eine andere will alle Kleinkriminellen haftverschonen, die Regierungsmitglieder profilieren sich individuell und ihrer poltischen Herkunft gemäß, schließlich sollen die Wähler in den nächsten viereinhalb Jahren nicht vergessen, wohin sie ihr Kreuzchen gesetzt haben, und wohin sie es wieder zu setzen haben.
Aber seit dem letzten Wochenende dürfen die Franzosen hoffen. Die Zwistigkeiten, die durch die Bevorzugung des Jean-Marc Ayrault vor Martine Aubry in der Partei ausgebrochen sind und neben einigen anderen Intrigen im Mittelpunkt des Parteilebens stehen, treten zurück, als beide Kontrahenten in Lille das drei Monate dauernde Festival Fantastic 2012 eröffnen. Die beiden Sozialistenfunktionäre finden zusammen in einem Zug der Geisterbahn, vom Teufel getrieben: Lille 3000 Fantastic! Die Rivalen von neulich, jetzt sind sie vereint dans l'amitié et la complicité, in Freundschaft und geheimem Einverständnis bzw. in Freund- und Mittäterschaft, Als Komplizen, die gemeinsame Sache machen. La Voix du Nord findet die mehrdeutigen Worte für die beiden "auf der gleichen Wellenlänge".
Endlich sozialistische Politik, wie die Bürger sie brauchen, statt mit Jean-Marc-Ayrault mit Superman, und es wird gemunkelt, daß es sich dabei um François Mitterrand handelt, der zur Geisterstunde, am Samstag, den 20. Oktober, aus dem Grabe steigen wird, um seinen Anhängern zuzuwinken und ihnen zu danken für ihre Ergebenheit und Treue. Er wird sein Füllhorn ausschütten wie zu alten Zeiten, die Prachtentfaltung der 80er Jahre, sie wird Auferstehung feiern. Vive le Mitterrandisme !
Derweil prangt von allen Plakaten des Fantastic 2012 der Präsident Frankreichs in rosa Galauniform, es könnte aber auch sein, daß es sich um eine neue Mohammed-Karikatur handelt, ist doch die Bürgermeisterin von Lille bestens befreundet mit den Muslimfunktionären der Stadt und des Erdkreises. Ihr Ehemann Jean-Louis Brochen, der Avocat des islamistes, könnte die ständig beleidigten Muslime überzeugt haben, daß Mohammed auf dem Plakat gar nicht abgebildet sein kann, sondern François Hollande.
Entscheiden Sie selbst, liebe Leser!