Die Terrorgruppen in Gaza und ihre Unterstützer
In Europa gehören der Balkan, Sizilien, Spanien und Südfrankreich zu den beanspruchten Ländern. Die Re-Islamisierung dieser Gebiete wird mit saudischem, katarischem und dem Geld der Scheichtümer am Golf vorangetrieben. Nachkommen von ehemals in Spanien angesiedelten Muslimen bewahren wie die Araber in Palästina die Schlüssel zu Häusern auf, die ihre Familien nach der Reconquista verlassen haben. Der Anspruch gründet auf der islamischen Lehre, daß einmal von Muslimen erobertes Gebiet, einmal erworbener Besitz, bis zum Jüngsten Gericht unter muslimischer Herrschaft bleiben muß, für immer: Desde entonces muchos árabes aún conservan las llaves de las casas que hubieron de abandonar o los documentos que testifican las propiedades de las que fueron despojados. Von damals an verwahren somit viele Araber die Schlüssel der Häuser, die sie verlassen mußten, oder die Dokumente, die das Eigentum bezeugen, dessen sie enteignet wurden.
Das gilt selbstverständlich nur in eine Richtung, von Muslimen enteigneter Besitz bleibt für immer in ihrer Hand; denn der Islam herrscht, er wird nicht beherrscht.
Diese Lehre ist unter Sunniten gleichermaßen verbreitet wie unter Schiiten, sie ist unumstritten. Was Israel angeht, so ist es müßig, darüber zu sinnieren, ob die Hamas mehr als die Fatah, als der Palästinensisch-islamische Jihad (PIJ), al-Qaida oder inzwischen neu entstandene noch radikalere, sich al-Qaida verbunden fühlende Splittergruppen einer Bewegung von Glaubenskämpfern der Fremdherrschaft in Restpalästina den Garaus machen wollen, sind sie doch alle gleichermaßen darauf eingeschworen. Deshalb auch ist die Behauptung in der Samstagskolumne von Rafael Seligmann Iran will Israel zerstören in der Ausschließlichkeit zu eng; denn alle islamischen Terrorgruppen der Region arbeiten an der Zerstörung sowie neuerdings auch alle Regierungen der vom "arabischen Frühling" heimgesuchten, von westlichen Staaten wie Frankreich und den USA unterstützten Staaten Nordafrikas. Die neu entstandenen Splittergruppen in Gaza werden u.a. mit Waffen aus dem Arsenal des gestürzten Muammar al-Khaddafi versorgt, sie kommen durch die Tunnel des Sinai in den Gazastreifen.
Lee Smith, Autor des Buches The Strong Horse, hat herausgearbeitet, welche Funktion die Gegnerschaft gegen Dritte hat, hier gegen Israel: Sie ist zu allererst ein Mittel des Kampfes gegeneinander um die religiöse und politische Vormachtstellung in der Region. Die Vernichtung Israels ist Ziel, Ansporn und religiöse Legitimation. Die Regierung Ägyptens ist nicht grundsätzlich, sondern aus taktischen Gründen gegen die Eskalation des Kampfes gegen Israel. Das schreibt auch Rafael Seligmann: "Die Partei der Muslimbrüder von Präsident Mursi versucht, sich zu etablieren. Dabei ist sie auf Wirtschafts- und Militärhilfe der USA angewiesen. Amerika drängt Kairo zur Deeskalation. Daher forderte Premier Kandil in Gaza Zurückhaltung." Ägypten kann zu dieser Zeit nichts gewinnen, sondern nur verlieren in einem Krieg gegen Israel sowie in einem Machtkampf gegen die Wahhabiten Katars und Saudi-Arabiens.
Al-Qaida versucht schon seit langem mit allen Mitteln, die Hamasführer bei den palästinensischen Arabern zu diskreditieren. Die Hamas lasse nach im Kampf gegen Israel. Ansatzpunkte sind die Finanzierung der Hamas durch den schiitischen Iran und Fälle wie die Konversion des Mosab Hassan Yousef. Al-Qaida ist wie die Hamas eine Zweigstelle der Muslimbruderschaft. Die Tatsache, daß die Konversion zum Christentum des Sohnes eines Hamas-Führers überhaupt möglich ist, beweist für al-Qaida die Schwäche sowohl des Konvertiten als auch der Hamas. Der Konvertit aber hat erkannt, was die Glaubenskämpfer der Region antreibt:
"Ich habe mich gefragt, was die Palästinenser täten, wenn Israel verschwände ... wenn alle Juden das Heilige Land verließen ... Wir würden dann immer noch kämpfen, um Nichtigkeiten, ein Mädchen ohne Kopftuch, darum, wer der härteste und der bedeutendste wäre, darum, wer die Regeln aufstellt, und wer den besten Platz einnimmt." ( Son of Hamas, S. 124)
Gekämpft würde, ob mit oder ohne Israels Existenz, um die Vorherrschaft, denn nur einer kann in einem totalitären System herrschen. Dieser Kampf würde auch ohne den Gegner Israel weitere 1400 Jahre geführt, seine Stoßrichtung nach Europa intensiviert; denn beim Nachlassen der einen Terrorgruppe stehen andere, radikalere auf, Armeen des Islam, Gefährten Allahs, und wie sie sich nennen, die enttäuschten ehemaligen Anhänger der Hamas, ein harter Kern von einigen Hundert Kämpfern. Seit dem Bruderzwist zwischen der Palästinensischen Autonomiebehörde und der Hamas, 2007, sprießen sie wie Pilze aus dem Boden.
Für den Iran geht es darum, im religiösen und machtpolitischen Kampf um den Einfluß der Schia zu bestehen, ein rein rechnerisch vergebliches Unterfangen, da nützt auch die intellektuelle Überlegenheit der Perser nicht. Die Graphik im Figaro zeigt die Ströme der Unterstützung der Terroristen in Gaza. Hamas, die bislang vom Iran 500 Millionen Dollar jährlich erhalten hat, ist inzwischen voll in Händen Katars. Die Waffenarsenale der Hamas aber stammen noch aus dem Iran, ebenso wie die dort und in Syrien ausgebildeten Hunderte von Kämpfern.
Der Palästinensisch Islamische Djihad (PIJ), der nicht mit dem Iran und Syrien gebrochen hat, wird seit 2009 nur noch reduziert vom Iran unterstützt. Der PIJ hat am 15. November 2012 die Fajr5 auf Tel Aviv geschossen. Seit 2008 verübt der PIJ keine Attentate mehr, sondern konzentriert seine Operationen auf Raketenangriffe auf Israel, wobei er in Konflikt mit der Hamas gerät, schreibt Georges Malbrunot.
Der Iran kämpft mit dem Rücken zur Wand, er "wird alles tun, um die Radikalen weiter anzustacheln. Gelingt dies nicht, wird Teheran auch die schiitischen Hisbollah-Milizen im Libanon zum Beschuss Israels nötigen," meint Rafael Seligmann. So mag es aussehen, und andere mehrheitlich schiitische Gruppen scheinen mitzumachen, wie die Regierung des Irak, der eben auf Veranlassung des Iran Ali Mussa Daqduq, einen seit vier Jahren einsitzenden hochrangigen Hezbollah-Terroristen freigelassen und in den Libanon zurückkehren lassen hat, es bestehe keine Veranlassung, ihn weiter im Irak zu halten. Der Terrorist wird von den USA beschuldigt, im Jahr 2007 einen Angriff geleitet zu haben, bei dem in Kerbela fünf US Marines getötet worden sind. Ali Mussa Daqduq ist zuständig für den äußeren Sicherheitsdienst der Hezbollah und ist einzusetzen außerhalb der Grenzen des Libanon gegen US- und israelische Ziele. Der Irak demonstriert mit seiner Freilassung, daß die USA keinerlei Einluß mehr in dem Land haben, seit sie es im Dezember 2011 verließen.
Der Auftritt der angeblich friedensbewegten Muslime in Kairo, wo laut Tagesschau die Fäden zusammenlaufen zur Aushandlung eines Waffenstillstands, der berüchtigten Hudna, ist nichts als Propaganda, der die deutsche Berichterstattung auf den Leim geht, da sie den Unterschied der Bedeutung von Waffenstillstand im Westen und im Islam nicht kennt oder nicht kennen will. In Kairo profilieren sich "im Ringen um einen Waffenstillstand" die Sunniten Recep Tayyip Erdogan, Mohammed Mursi, Vertreter der Arabischen Liga sowie Katars und der Palästinenser, darunter der Freund des Emirs von Katar Khaled Mashaal. Der Iran wird nicht erwähnt, von Iran-Verbündeten ist der PIJ dabei, Sunniten, finanziert von Schiiten. Vertreter Israels "sollen in Kairo sein", d.h. die ARD ist nicht fähig, das um 17:30 Uhr zu verifizieren, obgleich von ägyptischen und iranischen Medien berichtet wird, daß der Israeli um 13 Uhr Ortszeit, 12 Uhr MEZ, angekommen ist, vom Iran PressTV um 16:51 Uhr MEZ. Bis zur Tagesschau um 20 Uhr haben es auch die Deutschen begriffen, daß ein israelischer Unterhändler angekommen ist.
Auch die Blockade von Gaza ist wieder Thema, was Ägypten nicht hindert, den Grenzübergang Rafah weiterhin außer für Notfälle gesperrt zu halten. Als Preis für einen Waffenstillstand will die Hamas die dauerhafte Öffnung, berichtet Jörg Armbruster.
Dann braucht man die gegen Israel zu richtenden Waffen nicht mehr zu zerlegen und durch die schmalen Tunnel zu transportieren, ein herber finanzieller Verlust für den Clan des mehrfachen Dollarmillinärs Mumtaz Doghmush. Der Chef hat zum bewaffneten Arm der Hamas gehört, dann aber seine aus mehreren Hundert Kämpfern bestehende eigene Armee des Islams gegründet, der Hamas seine Kämpfer als Auftragsmörder gegen die Fatah vermietet, während des Waffenstillstands Qassam-Raketen auf Israel geschickt und sich später auf Grund von Fehden von Clanmitgliedern, die zur Fatah gehören, mit der Hamasregierung Kämpfe geliefert; in einem davon ist er verwundet und sein Bruder erschossen worden. Seine Kämpfer entführen den Soldaten Gilad Shalit, den er an Ahmed Jaabari (pbuh), von der Hamas, weitergibt oder verkauft, er ist im Jahr 2007 auch verantwortlich für die Entführung des BBC Reporters Alan Johnston.
In Kairo wird der Machtkampf um die Zerstörung Israels medienwirksam in Szene gesetzt. Die meisten deutschen Berichterstatter muß man nicht verdächtigen, daß sie wüßten, was zwischen den Terrorgruppen des Islam abgeht. Um den Frieden in der Gegend geht es nicht, sondern um eine neue Positionierung Ägyptens, Katars, Saudi-Arabiens, der Türkei im sunnitischen Machtgefüge. Damit werden die politischen Gegenspieler noch viele Jahre befaßt sein. Der Iran, der Irak, Syrien und der Libanon sind für die neuen sunnitischen Herrscher so unbedeutend, daß sie nicht einmal erwähnt werden. Der Iran und die Hezbollah werden es sich überlegen, bei der Machtkonstellation eine zweite Front gegen Israel zu eröffnen; nicht der Hebräerstaat, sondern die vereinigten Sunniten, mächtiger denn je, sind ihr Hauptgegner, gegen den man die Waffen noch brauchen wird. Björn Blaschke, vom ARD-Hörfunkstudio Kairo, liefert diesbezüglich eine vortreffliche Einschätzung.
Warum kann das ARD-Fernsehen solches nicht?