Alle noch lebenden ehemaligen Direktoren des israelischen Geheimdienstes Shin Bet bzw. Shabak, der Israel Security Agency, insgesamt sechs, packen im Interview aus. Die NY Times ist begeistert, "wie freimütig und kritisch diese sechs Meisterspione sind", Avraham Shalom Ben-Dor (1981-1986), Yaakov Peri (1988-1994), Carmi Gillon (1995-1996), Ami Ayalon (1996-2000), Avi Dichter (2000-2005) und Yuval Diskin (2005-2011). Sie versagen in der Voraussage der Ersten Intifada, sie verhindern nicht den Mord an Yitzhak Rabin, neben zahlreichen Erfolgen gibt's in ihren Karrieren allerlei Fehlentscheidungen und Skandale, so ist das Leben, aber das soll sie nicht hindern, auf ihre alten Tage noch einmal groß herauszukommen und der Regierung des Benjamin Netanyahu so recht von Herzen zu schaden: "Ich meine, nachdem du aus diesem Job [!] ausgeschieden bist, wirst du ein bißchen was von einem Linken," berichtet Yaakov Peri.
Yuval Diskins Nachfolger seit März 2011 ist Yoram Cohen, 30 Jahre beim Shin Bet tätig; er ist der erste Kippa-Träger auf dem Posten. Wie geht es ihm wohl mit dem halben Dutzend geschwätziger Vorgänger? Sie alle sind seine Chefs gewesen. Benjamin Netanyahu sagt zu der Ernennung, den Direktor des Shin Bet auszuwählen, heiße, "den Hervorragendsten unter den Hervorragendsten" zu bestimmen. Na, dann!
Das Publikum bekommt die Geschichte des Shin Bet präsentiert und "lernt eine Ansammlung von komplizierten, nachdenklichen menschlichen Wesen kennen, die bereit sind, nicht nur ihre Kriegsgeschichten, sondern auch ihre Zweifel, Skrupel und widersprüchlichen Empfindungen zu teilen." Der Regisseur liefert dazu das passende Archivmaterial. Gegenstimmen und Expertenmeinungen werden nicht eingeblendet, dennoch sei das eine faire Darstellung, meint der Filmkritiker A. O. Scott.
Nun zum weniger fairen Teil des Filmes, und zu seiner Vermarktung in Frankreich unmittelbar vor den Wahlen in Israel. Die NY Times hält es nicht für angebracht mitzuteilen, wer diesen Film finanziert. Es steht da nur: "Produziert von Herrn Moreh, Estelle Fialon und Philippa Kowarsky. Wer das ist, erfahren die Leser der NY Times nicht. Das berichtet am 18. Januar 2013 voller Stolz der Israelkorrespondent Adrien Jaulmes im Figaro, unter der Überschrift Les sentinelles d’Israël passent aux aveux. Die Wachtposten Israels gehen über zum Geständnis.
Der Artikel wird zuerst übernommen von der Website der Botschaft Israels in Paris und von Riposte Sepharade: Les sentinelles d’Israël passent aux aveux, dann von histoireetsociete und noch von anderen; es werden immer mehr, z. Zt. sind's 14, als ich den Artikel zu schreiben beginne, ist's nur die Botschaft in Paris. Der Figaro zieht erst später nach, nachdem der letzte Leser seine Freitagszeitung nach Sicherung der Freitagskolumne von Ivan Rioufol zum Einwickeln von Fisch verwendet hat.
Adrien Jaulmes schreibt, daß der Film "zu einem großen Teil durch die Gesellschaft Les Films du Poisson finanziert worden sei. Jetzt wird's spannend. Jedermann weiß, daß die Filmindustrie Frankreichs unter dem Vorwand der "Exception culturelle" massiv staatlich subventioniert wird, erst letztens ist darüber der leeren Staatskassen wegen wieder eine Debatte entfacht. Google.fr liefert unter "films français" "exception culturelle" 25 400 Ergebnisse: "Es lebe die kulturelle Besonderheit!"
Die Gesellschaft Les Films du Poisson ist eine staatliche Einrichtung, gefördert und finanziert von den Ministerien für Kultur und Auswärtige Angelegenheiten, dem Bürgermeister der Stadt Paris, dem Außenhandelszentrum Frankreichs, der Gesellschaft der Film- und Fernsehproduzenten Frankreichs PROCIREP u.a.: "Die PROCIREP, Gesellschaft des bürgerlichen Rechts der Film- und Fernsehproduzenten, ist beauftragt, die Verteidigung und die Vertretung der französischen Produzenten im Bereich der Autoren- und benachbarter Rechte wahrzunehmen."
Mittels dieser Gesellschaft macht Frankreich in Israel Politik, rostbraune Schmetterlingspolitik gegen die Juden und Israel, darin kennt sich Frankreich seit der Affäre Dreyfus und seit Vichy bestens aus. Sucht man die Gesellschaft im Internet, so findet man sie samt ihrem Personal und den beiden Geschäftsführerinnen Yaël Fogiel und Laetitia Gonzalez, auch die Produzentin Estelle Fialon kann ausfindig gemacht werden. Estelle Fialon ist mit drei Filmen vertreten. Vom Film über den Shin Bet ist nichts zu finden. Gibt man den Titel "Gatekeepers" in die Suchfunktion ein, so erhält man, mit Datum vom 10. Januar 2013 Amour nommé 5 fois aux oscars. Der Film Amour fünfmal für den Oscar nominiert. "Les sentinelles" sind dreifach vertreten, aber keiner der drei Filme ist der von Dror Moreh.
Also, noch einmal "Gatekeepers" eingegeben, und man findet unter der Präsentation von Amour, Liebe, aus der Produktion der Gesellschaft Le Film du Losange, diese Nachricht: Israel Confidential (The Gatekeepers), de Ror Moreh, produit à 70% français via la société Le Premier Poisson. Israel vertraulich (The Gatekeeper) von Ror [sic!] Moreh, zu 70 Prozent produziert durch die Gesellschaft Le Premier Poisson, der Erste Fisch. Und weiter steht da: "Die Zeremonie der 85. Oscar-Verleihung wird am 24. Februar in Los Angeles stattfinden." An der Verballhornung des Namens des israelischen Regisseurs sieht man, wie unwichtig der für den französischen Staat und seine Filmindustrie ist, Hauptsache, der Inhalt stimmt, ist gegen Israel ausgerichtet, Hauptsache, die Juden sagen es selbst. Was aber ist die Gesellschaft Le Premier Poisson? Hat Adrien Jaulmes sich vertan? Google!
Le Premier Poisson ist eine Kleinstfirma mit einem Kapital von 48.750 €. Geschäftsführerinnen sind Yaël Trotta und Laetitia Gonzalez. Die Geschäftsführerin von Les Films du Poisson tritt also hier unter einem anderen Namen auf, vielleicht ist der eine ihr Mädchen- der andere ihr angeheirateter Name. Laetitia Gonzalez heißt wie auf der Site von Les Films du Poisson. Deutlich wird, daß die Produktion zur Verleihung des Oscars, des Academy Award, aus dem Schatten des französischen Staates treten soll. Der Dokumentarfilm The Gatekeepers ist einer von fünf Konkurrenten. Leider ist der Trailer des Films "due to international rights agreements" nicht außerhalb der USA zu sehen. Die Produktionsfirma ist nicht genannt. Aber um das Maß vollzumachen, finanzieren die deutschen Fernsehzuschauer den Film ebenfalls mit, und zwar über ARTE. coproDuction : arte France, le premier poisson, moreh proDuctions, cinephil. Demnächst auf ARTE, prochAinement sur Arte.
Auf shockya.com wird The Gatekeepers von Harvey Karten, am 6. Januar 2013, ausführlich vorgestellt, und es ist wirklich komisch unter Cast, Darsteller, die gesamte noch lebende Direktorenriege des Shin Bet aufgelistet zu finden. Man muß es nicht eigens erwähnen, ich tu's aber dennoch: Niemand in den Kritiken berücksichtigt die Rolle des Islam für die politische Lage in der Region, und so wette ich, daß auch die sechs ehemaligen Shin Bet Direktoren im Film nichts dazu verlauten lassen.
Und der Israelhasser Adrien Jaulmes, was weiß er über den Film, außer daß er den Namen von Avi Dichter nicht auf die Reihe kriegt, was zitiert er von den Darstellern?
"Im Krieg gegen den Terrorismus gibt es keine Moral," und "das Problem, das war, daß Journalisten anwesend waren." Gezielte Tötungen, explodierende Bomben. "Manchmal bleibt sehr wenig Zeit für eine Entscheidung, man ist also fähig, zu töten comme ça, so lala [!], in einem Augenblick." Es geht um die schwere Krise des Shin Bet in den 90er Jahren, als die Absicht zur Ermordung von Yitzhak Rabin nicht vorausgesehen und die Tat nicht verhindert werden kann. Die rechtsextremen Aktivisten des jüdischen Untergrunds genössen zuviel Milde. Sie kommen zu dem schlimmen Ergebnis: " 'Man gewinnt alle Schlachten, aber man verliert den Krieg.' Unterdrückung ist nicht die Lösung." "Wir vergaßen die palästinensische Angelegenheit" und "Gewöhnlich machten wir einen guten Fang", wird im Video des Figaro geliefert. Und einer meint: "Das ist alles nur Taktik, keine Strategie." Yuval Diskin beschreibt den Premierminister Benjamin Netanyahu wie einen gefährlichen Verantwortungslosen.
Wer hat die Entwicklung einer Strategie verhindert? Welche Strategie gäbe es? Außer dem Wort Moschee verlautet nichts von der Politideologie Islam und ihrer Konsequenz für das Verhalten noch so gutwilliger Muslime, von den böswilligen nicht zu reden. Am Dienstag, den 22. Januar 2013, sind Parlamentswahlen in Israel. Wohin hat Botschafter Yakov Hadas-Handelsman unter diesen Umständen wohl sein Kreuz gesetzt?