17. Februar 2013

Ferni. Agitprop zum Thema Islam


Die österreichischen Tatort-Produzenten e&a Film bemächtigen sich des Themas "Islamismus". Soweit ist erst einmal alles klar: Mit dem Islam hat das, was immer kommen mag, nichts zu tun. Das würde man dem ORF auch nicht raten, der Islam ist in Österreich eine Körperschaft öffentlichen Rechts, die Muslimfunktionäre und die radikalen Muslime sitzen fester im Sattel als in Deutschland. Deren Protest sollte tunlichst nicht herausgefordert werden.

Update: Kritiken (siehe unten)

Die Handlung des Tatortes Nr. 863 Zwischen den Fronten beginnt mit einem trotz höchster Sicherheitsvorkehrungen ausgeübten Anschlag auf Marcus Sherman, den verhaßten amerikanischen Leiter einer im Wiener Palais Liechtenstein stattfindenden internationalen UNO-Konferenz. Das Konferenzthema wird nicht weiter benannt, irgend etwas zum Thema Internet, es scheint wie oftmals in der UNO nicht wichtig. Der Konferenzleiter bleibt unverletzt. Der Sprengkörper befindet sich im Auto eines Irakers mit österreichischem Paß. Der soll vor Diplomaten und Staatschefs als Vertreter einer Internet-Community sprechen. Er und ein Polizist kommen beim Anschlag ums Leben. Kásim Bagdadi wird des Anschlages bezichtigt.

Drehbuchautorin Verena Kurth signalisiert, daß der Konferenzleiter später noch gebraucht wird, sie hätte den Marcus Sherman ja sonst zerfetzen lassen können. Daß der Tatort weder gegen sunnitischen, noch schiitischen Islam und deren Unterworfene gerichtet ist, macht sie klar dadurch, daß sie dem Anschlagsopfer einen irakischen Hintergrund gibt, Kásim Bagdadi, der könnte Sunnit oder Schiit sein. Sie sichert das doppelt ab dadurch, daß Tochter Claudia des ermittelnden Chefinspektors Moritz Eisner den ermordeten Kásim Bagdadi "zufällig" persönlich kennt und den Vorwurf zurückweist. Mutter Nawal Bagdadi arbeitet als Ressortleiterin bei der UNO und ist ebenfalls empört über den Verdacht, ihr Sohn wäre ein Selbstmordattentäter. Dreifache Absicherung!

Der Name des österreichischen Polizisten ist nicht der Rede wert, er tritt im Gegensatz zu Kásim Bagdadi nicht auf.

Was die Spannung bzw. die Langeweile angeht, ist gewährleistet, daß es sich nicht um einen Anschlag aus "islamistischen" Kreisen handelt, erst recht nicht um einen organisierten. Diese Front fällt sofort weg. Der Zuschauer weiß, noch bevor der TO überhaupt losgeht, daß der Einsatz des Bundesamtes für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung (BVT) ins Leere stoßen wird, was den Auftritt der BVT-Majorin Melanie Warig, Chefin einer Spezialeinheit, besonders lächerlich macht. Was spielt sie sich auf gegenüber Chefinspektor Moritz Eisner! Zum Glück für ihn steht sein Chef Ernst Rauter hinter ihm, allerdings weniger, weil er die Ergebnisse der Ermittlungen seines Chefinspektors schätzt, als deshalb, weil er den  Amtsleiter des BVT Magister Fred Michalski dessen hochtrabender Ambitionen wegen nicht leiden kann. Beamtenneid, Behördengerangel, Heimatfront!

TU-Student Martin Ledic, Kásim Bagdadis Jugendfreund, traut ihm das Selbstmordattentat zu, aber nicht etwa, weil hin&wieder solche Attentate von Muslimen ausgeführt werden, sondern aus Eifersucht. Er hat Elektrotechnik gelernt und ist wie Kásim Bagdadi in Marcus Shermans Tochter Mary verliebt. Das bekommt Moritz Eisner heraus, als Martin Ledic erhängt aufgefunden wird, anscheinend durch Selbstmord der Welt abhanden gekommen. Nachdem diese Front mangels Frontkämpfern ebenfalls wegfällt, erledigt BVT-Chef  Magister Fred Michalski den Fall als zwei Einzelfälle, Kásim Bagdadi führt das Attentat aus, Martin Ledic begeht seiner Schuldgefühle wegen anschließend Selbstmord.


Damit wird das Sprengstoffattentat, bei dem ein österreichischer Muslim und ein österreichischer nicht näher qualifizierter Polizist ermordet werden, vom BVT einem originären österreichischen Studenten und Elektrotechniker zugeordnet. Davon, daß Martin Ledic etwa Islamkonvertit sein könnte, liest frau nämlich nichts. Wenn solche Interpretation in Österreich möglich ist, kann man den dortigen Verfassungsschutz für ebenso inkompetent erklären wie den deutschen. Und wenn in Gestalt des Chefinspektors Moritz Eisner einer auf die Idee kommt, daß ein originärer Österreicher einen muslimischen Nebenbuhler mit einem gewöhnlich von Muslimen ausgeübten Sprengstoffattentat aus dem Leben befördert, ist das ein Zeichen, daß der Kulturrelativismus bereits bis in die Sicherheitsorgane des Staates vorgedrungen ist. 


Jetzt an die dritte Front! Moritz Eisners Assistentin, die potthäßliche Bibi Fellner, allein derentwegen der Ferni bei mir ausgeschaltet bleibt, entdeckt, daß ihr alter Kollege von der Sittenpolizei, der jetzt im Abwehramt, dem Inlandsnachrichtendienst des österreichischen Bundesheeres, arbeitende Oberst Sebastian Moslechner in den Fall eingeschaltet ist, und der könnte, endlich! auch zu rechtsextremen Kreisen führen, "direkt in eine Schattenwelt, wo einflussreiche Hintermänner ganz massiv und rücksichtslos versuchen, politischen Einfluß zu gewinnen." 


Darf man raten? Dürfen die Zuschauer auf Verschwörungstheorien hoffen? Skrupellose Rechtsextremisten wollen durch Schüren von Haß gegen Muslime die "Islamophobie" in Österreich anstacheln und die Macht an sich reißen? Oder sind es im Konkurrenzkampf um die Märkte der Welt beinhart zuschlagende Konzerne oder gar diktatorisch regierte nichtmuslimische Staaten Fernasiens, die das Internet zu ihren Zwecken mißbrauchen? Wer will den Vertreter der Internet Occupy-Bewegung "Comet"  Kásim Bagdadi und seinen Jugendfreund Martin Ledic ausschalten? Worüber hätte er berichten können, über Folter im Irak? Schließlich treten Konferenzleiter Marcus Sherman und Tochter Mary im Tatort auf. Was sagen sie?


Ich hoffe, daß die Tatort-Fans ab 21:45 Uhr rausrücken mit Tips. Heiko Werning, von der TAZ, nennt ihn im Tatort-Fundus einen grantelnden Höhenflug, von dem er ganz begeistert ist: "Und dann ist da noch der Schluss! Ach, der Schluss. Spätestens der wird manchen TATORT-Puristen wieder den Wutschaum vor den Mund zaubern [mir, darum schaue ich gar nicht erst], während er uns andere verzückt lächeln lässt."


Mit dem Islam hat das alles zum Glück nichts zu tun! 

Update: Kritiken
Judith von Sternburg, Frankfurter Rundschau
Swantje Dake, STERN
Heike Hupertz, Frankfurter Allgemeine Zeitung
Fünf lesenswerte Kommentare zu Heike Hupertz, Frankfurter Allgemeine Zeitung
Einer der fünf Kommentare:
Florian Jäger (DAJAGA), 18.02.2013 13:44 Uhr
Nicht mutig, sondern systemkonform
Die Autorin folgt den Machern des Filmes genau dahin, wo diese Sie haben wollen, nämlich auf die falsche Fährte und interessanterweise war mir schon vor dem Lesen des Artikels klar, dass darin von einem "mutigen" Tatort die Rede sein wird.
Natürlich muss ein Tatort als fiktionales Produkt nicht die Realität darstellen, aber ein wirklich mutiger Drehbuchschreiber hätte sich gerade bei diesem Thema durchaus mal der unbeliebten Realität wenigstens angenähert. Stattdessen, auch das war von vornherein abzusehen, war politisch korrekt, der Moslem armes Opfer, die Täter natürlich Nazis. 
Damit steht der Tatort stramm auf einer Linie mit dauerbeschwichtigender Propaganda der Multi-Kulti Politiker, doch die erlebte Realität in Europa heißt London und Madrid, Sauerlandgruppe und Rucksackbomber, Theo van Gogh und Lars Hedegaard!
Dieser Tatort war weder mutig noch wollte er irgend etwas offenlegen, er folgte vielmehr der offiziellen Linie des Vertuschens der Gefahren, die vom Islam ausgehen.