17. März 2013

WELT. Warum die "Argumente" keine Argumente sind



Wer hätte es für möglich gehalten, daß die Lehre des Germanistikprofessors Dr. Wolfgang Kayser von der werkimmanenten Interpretation heute einmal hilfreich sein könnte? Nein, wie haben die Göttinger Germanisten das Sprachliche Kunstwerk als Künstliches Sprachwerk verhöhnt! Und doch war das die Germanistenbibel, und das war sie zurecht, wie ich jetzt sehe. Mein Exemplar ist irgendwo abgeblieben, aber, gelernt ist gelernt. Mit dieser Methode kann Torsten Krauels Meinungsartikel Warum die "Alternative" keine Alternative ist in Nullkommanichts interpretiert werden als das, was er ist, ein Pamphlet ohne Kopf und Kragen.

Update. Die WELT trommelt weiter: Ist die Anti-Euro-Partei rechtsradikal? 18. März 2013
Update. Die WELT reinigt den Artikel: Die Gretchenfrage der Anti-Euro-Partei. 19. März 2013

Schon der erste Begriff nach dem der Redaktion über "Protestparteien" zeigt die Richtung. Noch bevor er die allerkleinste Information über die Alternative für Deutschland liefert, bedient sich der Autor des Begriffes Angst. Jeder, der seit Jahren in der als Islamophobie abgestempelten Islamkritik unterwegs ist, weiß, was kommt: Torsten Krauel berichtet über eine Krankheit.

Es folgt statt einer Analyse die Abqualifizierung der Initiatoren der Partei als Geschichtenerzähler, die "AdF" "fabuliert", von fabula = Geschichte, Erzählung, Fabel; es sind halt Kranke. Entsprechend handelt er das Thema ab. Es gibt keine Informationen, worum es geht, sondern stattdessen einen Regen von diffamierenden Begriffen: Schnellentscheider, Schnellschüsse, knappe Brutalo-Sätze.

Brutalo-Satz 1: "Die Altparteien sind verkrustet und verbraucht", Brutalo-Satz 2: "Deutschland braucht den Euro nicht". Zu Satz 1 hätte der Leser gern gewußt, warum die Altparteien nicht verkrustet und verbraucht sind, beim zweiten unterschlägt er, daß so das Buch von Thilo Sarrazin betitelt ist. Er schlägt der Unperson, unter die Gürtellinie. Prof. Dr. Bernd Lucke, Hochschullehrer der Universität Hamburg, wird mal eben seiner akademischen Titel entledigt, er heißt schlicht "Bernd Lucke" und kommt "aus dem akademischen Bürgertum". Dort ist er dem Torsten Krauel schon unangenehm aufgefallen durch ein Video mit "tendenziöser Aussage". Er berichtigt die Aussage des Professors, und die Leser wissen, daß es nur so sein kann, wie Torsten Krauel es darstellt. Gegen Akademiker hat Torsten Krauel etwas. Ist er vielleicht ein abgebrochener Geschichts- und Sinologiestudent?

Die Bundeskanzlerin ist "nicht blind dort hineingestolpert", nämlich in die Eurorettungsoperationen. Torsten Krauel unterstellt der AfD, daß sie solches behauptet, sonst müßte er als selbsternanntes Sprachrohr der Kanzlerin das nicht richtigstellen. Von keinem der jetzigen AfD-Unterstützer habe ich bislang gelesen, daß er/sie Angela Merkel Blindheit unterstellt, im Gegenteil, das ist ja gerade das Problem. Auch "nach Hause zurückkehren" will von denen keiner.

Dann wüßte ich gern, was "fast intolerant" ist, vielleicht "ein bißchen schwanger"? Der neuen Partei unterstellt er mit dem vorausgestellten Adverb "zwar", nicht auf dem Boden des Grundgesetzes zu stehen. Verstoßen wird, weil Torsten Krauel mittels der AfD "alle anderen Mitbewerber Idioten" sein läßt, gegen den ersten Satz des Artikels 1 "Die Würde des Menschen ist unantastbar." Ich habe nirgends gelesen, daß die Initiatoren der AfD die anderen für Idioten halten. Das sind sie nämlich leider nicht. Es sind noch Begriffe wie Müllhaufen, Irrweg, geballte Kompetenz im Angebot.

Es geht immer so weiter, man überzeuge sich selbst vom dümmlichen Hetzartikel. Peinlich, daß solches Personal als Chefkommentator der WELT schreibt. Von wem kommt der Auftrag? Die Gegner der "Alternative für Deutschland" tun sich keinen Gefallen, inkompetente Kommentatoren das Thema zerfleddern zu lassen. Oder geben sich ausgewiesene Experten nicht her zu solchem, und die WELT muß auf Torsten Krauel zurückgreifen? Peinlich!