Das Buch heißt deutsch Europa und das kommende Kalifat. Der Islam und die Radikalisierung der Demokratie. Seiner Übersetzung stellt Dr. Hans-Peter Raddatz eine 26-seitige Kommentierung voran: Systemische Hintergründe eines wichtigen Buches. Die Einführung kann man auf der Website der Zeitschrift Die Neue Ordnung lesen; sie ist erschienen in Heft 5/2012. Die Zeitschrift ist 1946 von Laurentius M. Siemer (1888 - 1956), einem durch die Nazis verfolgten Dominikanerpater, gegründet worden; er gehörte zum Widerstand gegen den Nationalsozialismus.
Dem Verlag Duncker&Humblot Berlin ist es zu danken, daß die 228-seitige Zusammenfassung, Ergänzung und Aktualisierung des Werkes Eurabia - The Euro-Arab Axis in deutsch herauskommt. Das Buch kostet 24,90€. Das französische Original, aus dem Jahr 2005, Eurabia : L'axe euro-arabe, und die englische Übersetzung, aus demselben Jahr, haben seinerzeit keinen deutschen Verleger gefunden.
Die ersten zwölf Seiten des Buches, Deckblatt, Titel, Untertitel, Bibliographische Information, Widmung, Inhaltsverzeichnis und drei Seiten der Einführung von Dr. Hans-Peter Raddatz: "Warum ein Kalifat in Europa?" findet man auf der Website von Duncker&Humblot Berlin unter Probelesen. Ein Vorwort des Übersetzers Michael Curtis zur englischen Ausgabe sowie ein Nachwort zum Text und zur Autorin von Dr. Hans-Peter Raddatz ergänzen die fünf Buchabschnitte:
I. Die Europäische Union und die Organisation der Islamischen Konferenz
II. Multikulturalismus
III. Multikulturalismus, die OIC und die Allianz der Zivilisationen
IV.Die Zerstörung der Nationen Europas
V. Netzwerke der globalen Herrschaft
Die Bibliographie im Anhang des Buches umfaßt ca. 150 Titel, Bücher und Dokumente allgemein, EG/EU-Dokumente, Dokumente Islamischer Organisationen sowie der UN-Organisationen. Ich setze voraus, daß die Leser dieser Rezension auf der Website von Duncker&Humblot probegelesen haben und das Inhaltsverzeichnis im einzelnen kennen.
Warum das aktuelle Buch von Bat Ye'or wichtig ist
Schon bei der Lektüre von Eurabia, das wie das Buch Europa und das kommende Kalifat eine Fülle von Belegen über die Zusammenarbeit der Europäischen Union (EU) mit der 1969 gegründeten Organization of the Islamic Conference / Cooperation (OIC) enthält, der zweitgrößten Interregierungs-Organisation nach den Vereinten Nationen, bleibt der Leser verstört zurück, weil er keine befriedigende Antwort darauf findet, warum die EU die von Bat Ye'or geschilderte Politik betreibt. Die 57 Mitglieder und ein Dutzend Beobachter umfassende OIC, darunter seit ihrer Gründung der "Staat Palästina" mit ganz Jerusalem als Hauptstadt, unter ihrem neunten Generalsekretär, dem 2005 "erstmalig demokratisch" gewählten türkischen Diplomaten Ekmeleddin Ihsanoglu, läßt wie alle Muslimvereinigungen keinen Zweifel daran, daß sie die Islamisierung der Welt betreibt, sie äußert es, sie betreibt es, Bat Ye'or belegt es. (S. 45ff.)
Diese konsequente Ausrichtung kommt aus dem Islam, dem Koran, der Scharia. Saudi-Arabien und Katar finanzieren und organisieren die radikalsten Muslime. Warum sind sie trotzdem die besten Freunde der Regierenden Europas? Katar ist ein kostbares geopolitisches Objekt, meint der Direktor des staatlichen französischen IRIS Pascal Boniface, Israelfeind und Träger des Vauban-Preises, the famous French thinker, wie ihn As-Sayyid Yassin in der ägyptischen Zeitung Al-Ahram nennt, der berühmte französische Denker, und Redner auf den Internationalen Foren von Doha. So ist es, die EU und ihre Eliten behandeln die islamischen Staaten wie Objekte im Machtgerangel um die Vorherrschaft über die USA.
Es kann die Frage aufkommen, ob das überhaupt alles stimmt, was Bat Ye'or da schreibt und zitiert, oder ob das vielleicht eine Verschwörungstheorie ist, wie mir neulich ein Bullshit vertreibender Journalist schreibt; denn wenn es wahr wäre, daß die euro-arabische Zusammenarbeit schädlich ist für Europa, dessen Kultur vielleicht sogar vernichtet, dann würden unsere Politiker sie nicht betreiben, unsere Medien sie nicht bejubeln, oder?
Davon scheint auch Beate Höbermann, vom ZDF, auszugehen. Sie unterstellt Bat Ye'or zusätzlich radikale Vordenkerin des norwegischen Attentäters Anders Behring Breivik zu sein: "Mit der Tat in Norwegen will sie nicht in Verbindung gebracht werden. Ihrer Ansicht nach sei Breivik ein verwirrter Psychopath." Die ZDF-Mitarbeiterin hat anscheinend nie ein Buch von Bat Ye'or gelesen, sondern nur das 1500 Seiten umfassende Pamphlet des Attentäters. Sie dringt für eine ZDF zoom-Sendung bis zur markanten Haustür der Autorin vor, filmt, wie sie die Klingel betätigt und über die Sprechanlage kommuniziert. Nicht umsonst erscheint nach der Ausstrahlung des Films die Schweizer Polizei bei Bat Ye'or, um sie vor unliebsamen Verehrern zu schützen, vor solchen, wie sie Robert Redeker nach dessen Figaro-Artikel, vom September 2006, heimsuchen.
Wenn der EU-Kooperations- und Vertragspartner OIC sein Selbstverständnis aus der mit der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte, von 1948, nicht vereinbaren kann, und es aus der im August 1990 verabschiedeten Cairo Declaration on Human Rights in Islam bezieht, könnten doch die EU und ihre Mitgliedsstaaten nicht mit ihm gegen die USA und Israel zusammenarbeiten, sich gar von der OIC in die europäische Innen- und Außenpolitik hineinregieren lassen (S. 53ff.), oder?
Die weltweite Vorherrschaft der islamischen Ummah, also aller Muslime, spiele eine überragende historische und zivilisatorische Rolle, Allah habe diese wohlausgewogene Zivilisation zur besten "Nation" bestellt, in der Harmonie zwischen diesem Leben und dem nach dem Tode bestehe. Die Ummah solle die Menschheit leiten, die durch einander widersprechende und miteinander konkurriende Ideologien verwirrt sei, sie habe Lösungen für die chronischen Probleme dieser materialistischen Zivilisation bereitzustellen, heißt es als Einführung.
Weitere den westlichen Werten und Grundsätzen widersprechenden Sätze und Artikel folgen. Schon im Artikel 2 wird klargestellt, wann scharia-gerecht Menschen verletzt und ermordet werden dürfen, im Artikel 3 ist die Rede vom Verhalten in Kriegen, nämlich in Glaubenskriegen. Der Koran enthält dazu die Reglementierungen, 185 mal erscheint dort die Wurzel des arabischen Wortes qtl = töten, davon 25 mal im Imperativ: Töte! Artikel 6 handelt von der Unterstellung der Frauen unter ihre Ehemänner, Artikel 10 verweigert die Konversion zu einem anderen Glauben, im Rahmen der Scharia hat gemäß Artikel 12 jeder das Recht zu wohnen, wo er meint. Verbrechen und Strafen für diese definieren sich gemäß Artikel 19 nur im Rahmen der Scharia, ebenso wie Meinungsfreiheit, nach Artikel 22. So geht das immer weiter mit der Gesetzgebung, unter der die OIC arbeitet, nebenbei wird Allah mit "God" übersetzt und damit den Juden und Christen der Welt ihr Gott enteignet und vereinnahmt.
Es gibt folgende Möglichkeiten: Entweder die EU-Kooperationspartner der OIC akzeptieren die Weltanschauung der Muslime, oder sie nehmen sie einfach nicht zur Kenntnis, sind so naiv, wie sie auf manchen Blogs eingeschätzt werden, sehen darüber hinweg, begreifen nichts: Weltweite Islamisierung, Geschichtsfälschung, Verherrlichung des angeblich von 711 bis 1492 andauernden Goldenen Zeitalters in Spanien, Studien mit vorab feststehenden Ergebnissen, Anmaßung eines Beitrages des Islam zur modernen Zivilisation, Kampf gegen den Zionismus, den US-Konservatismus, den christlichen Evangelikalismus, den jüdischen bzw. hinduistischen Extremismus, den Krieg gegen den Terrorismus nicht sehen, nicht hören, dazu nichts sagen? Es ist in Ordnung, daß mit Petrodollars AgitProp betrieben wird zugunsten der Islamisierung Europas, daß Medien und ihre Mitarbeiter gekauft werden, korrumpierte Journalisten die westlichen Bevölkerungen indoktrinieren? (S. 56)
Es gibt auch die Möglichkeit, und sie ist wahrscheinlicher, daß die westlichen Politiker, Regierungen, Organisationen, Institutionen, Kirchen, Universitäten und Think Tanks, daß die Medien das alles sehr wohl begreifen, daß sie die Zusammenarbeit mit der OIC unter dem Vorzeichen der eigenen Machtausweitung betreiben und dazu die islamischen Staaten, ihre Vereinigungen sowie ihre religiös-politischen Regeln zu eigenen Zwecken einsetzen, als Objekte mißbrauchen, als objet géopolitique rare, wie Pascal Boniface das ausdrückt. Die Tatsache, daß es so ist, belegt Bat Ye'or in ihrem Buch, sie bringt zahlreiche Beispiele, wie die Interessen der europäischen Eliten und der OIC und ihrer Netzwerke übereinstimmen. Am Beispiel der Anna-Lindh-Stiftung und der Allianz der Zivilisationen wird es besonders deutlich. (S. 78ff., 98ff., 164ff.)
Wenn dem so ist, kommt die nächste Frage: Aber sind die westlichen Eliten denn so blind, nicht zu sehen, daß die westliche Welt im Islam zu versinken droht, in dieser mittelalterlichen Politideologie?
Da ist unseren Eliten nicht bange davor, denn darin wollen nicht sie versinken, wohl aber sollen die Bevölkerungen islamisiert werden, wobei die religiöse Komponente nicht etwa als Konversion zum Salafismus oder Sufismus, sondern eher zu einer Art politreligiösem Palästina-Kult sein soll. Die jüdisch-christlichen Werte und Fundamente unserer Gesellschaft sind dabei hinderlich, und deshalb werden sie diskreditiert und/oder zerstört: Ehe und Familie durch die "Ehe für alle", Identitäten mittels Gender Mainstreaming, le genre, ennemi principal de l'égalité, das Geschlecht, Hauptfeind der Gleichheit. Eliten, die keine Identität haben, bestimmen, daß andere auch keine haben sollen, Entwurzelung wird verordnet mittels Gesetz und Lehrplänen für Kinder ab sechs Jahren in den Schulen. Schluß mit religiösen und politischen Traditionen, es wird unter dem Piratenbeilchen eine Vereinheitlichung der Bundestagsparteien zur CDSU-FDP-SPD-Grün-Links betrieben, so daß es keine Stammwähler mehr gibt, die sich zusammenfinden, die Gesellschaften der EU werden atomisiert. Zwischen dem einzelnen und dem Staat befindet sich nur noch das nackte Elend. Wie das funktioniert, wie Demokratie und Nationen verschwinden, liest man bei Bat Ye'or, in den Abschnitten IV Die Zerstörung der Nationen Europas (S. 130ff.) und V. Netzwerke der globalen Herrschaft. (S. 161ff.)
Unsere Eliten, die auf dem Weg zum Emir sind, tragen in diesem Prozeß eine Arroganz zur Schau, einen Hochmut, der schon immer vor dem Fall kam. Da gehört dann der Islam zu Deutschland und zu Europa, nur ist es eine Definitionsfrage, was "gehören" heißen soll. Das kann mindestens zweifach interpretiert werden, einmal als Besitz und einmal im Sinne von "das gehört dazu", wer schön sein will, muß leiden, Nebenwirkungen sind bei Medikamenten nicht zu vermeiden, sie gehören dazu.
Die Muslime meinen die erste Version, Politiker, Kirchen, Medien und ihr Klüngel die zweite, die intendiert: Wenn wir dieses oder jenes erreichen wollen, dann gehört das eben dazu. Sie halten den Islam für die Nebenwirkung von etwas anderem, sie jeweils individuell betreffend, Stichwort Petrodollars, sowie eine machtpolitische Entwicklung Deutschlands bzw. Europas, die sonst nicht möglich wären.
Wer bei wohlhabenden und reichen Arabern eingeladen ist, in Kuwait beispielsweise oder in Rabat, und dort die anderen eingeladenen Europäer beobachten und belauschen kann, wie sie den unbeschreiblichen Kitsch und den Prunk der Saloneinrichtung betratschen, dabei die Augen verdrehen, sich ausschütten über die Kristallüster und goldumrandeten Spiegel, die Rokoko-Kokoko-Möbel mit den Seidenstoffen und den goldenen Lehnen, über die Farbenpracht des Regenbogens, nur nicht regenbogenartig, sondern wild durcheinander angeordnet, wer sie dann in Ehrfurcht Ah! und Oh! seufzen hört, wenn die Speisen hereingetragen werden, das ganze Lamm auf Riesentablett, auf den Schultern geschleppt von mehreren Dienern, der weiß, daß niemand dieser Heuchler auch nur das geringste von der arabischen Kultur und Zivilisation hält. Sie strahlen nichts aus als Überlegenheit über die Neureichen, die Kameltreiber und über den alten Mann, der in der dritten Etage eines vom Scheich finanzierten Hauses seine Ziege auf dem Balkon hält, hat man Töne? Belustigt essen sie mit der Hand, der rechten, bitte, ich als Linkshänderin muß es mir jedes Mal merken, sonst werde ich von meinen europäischen Begleitern gemaßregelt, sie vermissen den Alkohol, wenigstens Wein könnte sein, aber, *seufz*, was tut man nicht alles für seine strategischen und taktischen Ziele!
So habe ich es erlebt, es ist aber schon einige Zeit her. Heuer mag's moderner zugehen.
Europäische Politiker bilden sich ein, sie könnten zusammen mit Arabern, Türken und Iranern den USA Macht abjagen und Israel dafür den Arabern zum Fraße vorwerfen. Frankreich ist dabei vorn und beamt sich mit der Union pour la Méditerranée (UpM) in den Mittelpunkt der euro-mediterranen Region. Dazu liegt dann Finnland am Mittelmeer, was soll's. Die verunsicherten Menschen in Europa sind keine Gefahr für das Unterfangen, die werden von Diplomaten wie Stéphane Hessel (pbuh) in dem Wahne bestärkt, sie täten etwas für die armen Palästinenser, dabei macht es sie nicht stutzig, daß die Eliten Europas, diejenigen, die von den Linken immer vehement bekämpft werden, derselben Ansicht sind wie sie.
Es ist die EU, die ein von ihr regiertes kalifatähnliches Gebilde aus EU und arabischen Staaten des Mittelmeeres anstrebt. (S. 172ff.) Die Eliten werden bei dieser Entwicklung die ersten sein, die abgeräumt werden, man denke an den Generalsekretär der iranischen Tudeh-Partei Noureddin Kianouri. Dann ist der Begriff "Integration" tatsächlich nicht mehr zeitgemäß, Teilhabe, Partizipation und Respekt allerdings ebenfalls nicht.
Es ist noch nie um Integration der Muslime in unsere Gesellschaft gegangen, sondern immer schon um Teilhabe, was dasselbe ist wie Partizipation, und um Respekt, nämlich den wir den Muslimen angeblich schulden, den sie von uns Dhimmis, den Kuffar einfordern. Aus Teilhabe wird Übernahme. Was die EU erhalten wird, das ist die Herrschaft der radikalsten Muslime: "Nehmt den Glauben an, und ihr seid sicher. Sonst zahlt Tribut. Wenn ihr beides verweigert, habt ihr es euch selbst zuzuschreiben. Ein Volk ist bereits über euch gekommen, das den Tod so liebt wie ihr das Leben." Einzelne Brüder dieses Volkes sind schon am Werke, Mohamed Merah, Michael Adebolajo und Michael Adebowale, Alexandre D. sowie andere angeblich verrückte Einzeltäter, un individu isolé. Das tut dann dem Regierungschef des jeweiligen EU-Mitgliedsstaates sehr leid.
Wie die Katastrophe im einzelnen von der EU-Bürokratie, den westlichen Regierungen, der OIC und den Diktatoren der islamischen Staaten auf den Weg gebracht und unterstützt wird, das liest man in Bat Ye'ors neuem Buch. Ich gebe ihm fünf Sterne: *****