Von 1997 bis 2000 führen sie 40 Familien- und 142 Einzelinterviews. "Sie bieten damit einen neuen Zugang zum Umgang mit der NS-Vergangenheit in Deutschland an, nämlich über die Analyse von Familiengesprächen und Familiengedächtnis," schreibt Prof. Dr. Isabel Heinemann, zu der Zeit Lehrstuhl für Neuere und Neueste Geschichte der Universität Freiburg, in ihrer Rezension, und faßt einige "wichtigste Ergebnisse" zusammen, wobei die Erzählungen der Zeitzeugen im Wechsel mit denen ihrer Kinder und Enkel vorgeführt werden: "Erinnerungen der Zeitzeugen verändern sich im familiären Gespräch", zwei Drittel der aufgezeichneten Gespräche "bestehen aus Opfer- oder Heldenerzählungen", "Erfahrungen deutscher Opfer von Flucht und Vertreibung werden in Bildern des Holocaust erzählt", sie flechten "Versatzstücke aus Film und Literatur" in ihre persönlichen Erzählungen ein. "Die Erzählungen der Zeitzeugen sind teilweise von offen rassistischen Bemerkungen über 'den Russen' oder 'den Juden' geprägt."
Wer hätte das erwartet? Diejenigen, die im Dritten Reich gelebt haben, rechtfertigen sich, die Kinder und Enkel beschönigen das Verhalten ihrer Familienangehörigen. Heraus kommt ein Bild der unbelehrbaren Deutschen, die nur oberflächlich entnazifiziert sind. Die Zeitzeugen übertragen ihre Ressentiments auf Kinder und Enkel. Motto: "Der Schoß ist fruchtbar noch, aus dem das kroch!"
Angeblich entscheiden die NS-Zeitzeugen mit ihren Äußerungen darüber, wie die in der Schule, der Universität und den Massenmedien, gelehrte Geschichte von ihren Kindern und Enkeln gedeutet und gebraucht wird. Ausgerechnet die Massenmedien! Vielleicht Prof. Dr. Guido Knopp? Wie die Autoren zu solchen Ergebnissen kommen, bleibt ihr Geheimnis. Schon die Tatsache, daß die Kinder und Enkel die Zeitzeugen ihrer Familie in Opfer- oder Heldenpose des Widerstandes zeichnen, sagt darüber aus, daß sie sich der im Dritten Reich begangenen Verbrechen bewußt sind, sonst hätten sie nämlich die Geschichten anders erzählt.
Und hat sich nicht mindestens ein Zeitzeugenkind gefunden, das seinen Vater oder Stiefvater aus anderen Gründen haßt, deshalb Mistkübel über ihn und seine Untaten im Dritten Reich ausschüttet und nebenbei exzellente Kenntnisse über die Geschichte des Dritten Reiches und die Verantwortung der heutigen Generation zeigt? Damit sind nicht die Reden an den Kranzabwurfstellen zum 27. Januar gemeint, sondern verantwortungsbewußtes Verhalten heute.
Die Autoren haben nicht ein einziges Buch gelesen von Kindern, deren Berichte zwischen Bewunderung für ihren Vater bzw. ihre Mutter und Verurteilung derer Taten im Dritten Reich gespannt sind, manchmal bis zum Zerreißen?
Gisela Heidenreich: "Das endlose Jahr" und "Sieben Jahre Ewigkeit"
Helga Gotschlich: "Das Bild in mir: Ein Kriegskind folgt den Spuren seines Vaters"
Hat keiner der drei Autoren eigene Erfahrungen im Privatleben gemacht, üble Handlungen, böse Taten allgemein ganz selbstverständlich verurteilt, aber wenn ein geliebtes Familienmitglied, ein Freund solche Handlungen und Taten begeht, dafür Erklärungen und Entschuldigungen gesucht? Das fängt bei Menschen, die im Leben stehen, schon im Kindergarten an.
Davon wissen die Autoren nichts, Transformationsdesigner, Sozialwissenschaftlerin und Psychologin, außer uneinsichtige Familienmitglieder haben sie niemanden angetroffen? Und sie erleben als Kontrastprogramm nicht nahezu täglich die Begeisterung von Muslimen, wenn in verschiedenen Ecken der Welt, einschließlich Berlin und Hannover, Verbrechen an Nicht-Muslimen begangen werden, und wenn arabische Zeitzeugen Verbrechen in den Kriegen gegen Israel, 1948/49, 1967, 1973, Intifada I, Intifada II ihren mit roten Ohren begeistert lauschenden Kindern und Enkeln erzählen und sie damit zum Glaubenskrieg anstacheln?
Die drei Autoren des Werkes sind in Diensten des deutschen Staates zur Erziehung und Ausbildung des Nachwuchses. Hauptautor Dr.phil. habil. Harald Welzer, Jahrgang 1958, ist als Weltverbesserer im multiplen Einsatz, u.a. indoktriniert er als "[Honorar-] Professor für Transformationsdesign an der Universität Flensburg. Daneben lehrt er Sozialpsychologie an der Universität Sankt Gallen", und er ist "Direktor von FUTURZWEI. Stiftung Zukunftsfähigkeit in Berlin", gleichen Namens und anscheinend verwandt mit der rotgrünen Bonner Stiftung Zukunftsfähigkeit, einem Lobby-Verein von Umweltberatern und anderen Gutver-Dienern des Zeitgeistes. Er findet es originell, Leser der Website von FUTURZWEI zu nötigen, und was "Konsumhaltung" ist, bestimmt er ebenfalls, nämlich, wenn man seine Lehren nicht propagiert, sondern sie nur schweigend zur Kenntnis nimmt. Man kann erst lesen, wenn man sich seinem Befehl gebeugt hat: "Schwören Sie! Los! Wenn Sie FUTURZWEI besuchen möchten, müssen Sie sich verpflichten, mindestens eine der Geschichten, die Ihnen begegnen werden, weiterzuerzählen. Reine Konsumhaltung ist nicht." Heil, mein Führer!
Ich verweigere mich, ich nehme es nämlich nicht leicht mit einem Schwur, schwöre nicht einfach und klicke die Website dennoch an. Im Gegensatz zu den Betreibern von FUTURZWEI, die offensichtlich damit spaßen, nehme ich einen Schwur ernst, das Brechen von Schwüren ist für mich nicht zukunftsfähig. Da ich nicht von vornherein weiß, ob ich eine erzählenswerte Geschichte finde, ist für mich der Besuch der Website hiermit zu Ende.
Die Ko-Autorinnen arbeiten bzw. lehren zur Zeit des Forschungsprojektes an der Universität Hannover, Dr. Sabine Moller, Jahrgang 1971, Sozialwissenschaftlerin, Lehrbeauftragte am Institut für Politikwissenschaften, heute Humboldt-Universität und Universität Flensburg, sowie Erinnerungsforscherin Dr. Karoline Tschuggnall, Jahrgang 1966, Psychologin, Psychologisches Institut, heute freiberufliche Forscherin und Autorin.
Das Buch ist vor elf Jahren erschienen. Warum sich jetzt noch damit befassen?
Man sollte es nicht glauben, aber der Verlag Gallimard hat dieses Buch von Olivier Mannoni übersetzen lassen, dabei den Titel verfälscht, Holocaust mit Shoah übersetzt, und am 15. Mai 2013 zwecks weiteren Bewerfens Deutschlands mit Dreck auf den Markt gebracht: "Grand-père n'était pas un Nazi". National-socialisme et Shoah dans la mémoire familiale. Éric Zemmour, von dem ich sonst viel halte, rezensiert das unter dem Titel Nous sommes tous des Allemands innocents am selben Tag im Figaro (nur für Abonnenten): Wir sind alle unschuldige Deutsche, läßt er die Zeitzeugen, ihre Kinder und Enkel sagen.
Der Verlag Gallimard, dessen Gründer Gaston Gallimard zur Zeit der deutschen Besatzung zum Wohle des Verlagsgeschäfts, dem Zeitgeist und der politischen Lage angepaßt, mittels Kompromissen gegenüber der Vichy-Regierung mit den deutschen und französischen Nazis kollaboriert, Vichy und deutsche Besatzung bestens überlebt, was der Verlag heuer unter "Patriotismus" verbucht, wird nicht müde, immer neue Bücher auf den Markt zu werfen, in denen der Kampf gegen Hitlerdeutschland und seine Nazi-Bevölkerung im nachhinein unerbittlich und oft mit Lügen geführt wird. Jonathan Littell und Sarah Cohen-Scali sind zwei Beispiele dafür. Einzelheiten liest man im Artikel Lebensborn. Im Zeugungshaus der Sarah Cohen-Scali.
Das Buch über den Nazi-Opa erscheint in der Collection NRF Essais. In die renommierte Literaturzeitschrift Nouvelle Revue française (NRF) stellt Gaston Gallimard zur Zeit der Besatzung den Faschisten und Antisemiten Pierre Drieu de la Rochelle (1893 - 1945), den talentierten Schriftsteller, als Leiter ein. Heute ist Pierre Drieu de la Rochelle Autor in Gallimards vornehmstem Produkt, La Pléiade, und die intellektuelle Elite Frankreichs ist begeistert. Der Nazi-Opa paßt bestens zu diesem braunen Sumpf, in dem nur eines zu zählen scheint, aus Eigennutz Nazi-Deutschland den Widerstand zu leisten, den man aus Eigennutz versäumt hat, als er angebracht war.
Warum sich Éric Zemmour dazu hergibt, wüßte ich gern.