3. Mai 2013

Perpignan. Antisemit und Rassist Dieudonné M'bala M'bala


Kommentator Waffen66 [sic!] meint: Vive Dieudonné le distributeur de quenelles. Shoa ananas un hitEs lebe Dieudonné, der Verteiler von Klößchen. [Das Chanson] Shoah nanas, ein Hit! Das Publikum in ganz Frankreich ist begeistert von seinen Auftritten: "Welch ein großer Künstler!" Dieudonné im Palais des Expositions, am 31. Mai 2013, das Volk des Roussillon kann's kaum erwarten:  Foxtrot. Der Vorverkauf läuft, 2000 Plätze à 43€ sind zu vergeben. Der Saal wird gerammelt voll.

Update: Die Ansicht des Rechtsanwalts Louis Aliot, des stellvertretenden Präsidenten des Front National und Kandidaten für das Bürgermeisteramt in Perpignan (am Ende des Artikels)

Meine Leser kennen Dieudonné M'bala M'bala seit langem. Er ist Komiker. Zu den Europawahlen 2004 führt er eine Liste von Euro-Palestine an, der "Fahnenträgerin des Antizionismus". Bei Wahlveranstaltungen dieser Liste in den Universitäten in und um Paris versammeln sich in aller Öffentlichkeit die Antisemiten und bringen ihre Hetze an die Anwesenden. Die Liste von Euro-Palestine erhält 1,83 Prozent der Stimmen. 50 000 Franzosen stimmen damit für Dieudonné, für Antisemitismus, für den Abzug der israelischen Armee aus den palästinensischen Territorien, für Sanktionen gegen Israel und für die Entsendung, auf Initiative der EU, einer Truppe zum Schutze der palästinensischen Bevölkerung. Aber selbst den Israelfeinden von Euro-Palestine wird seine antisemitische Agitation zu viel, und sie trennen sich von ihm.

Am 12. Februar 2005 provoziert laut einigen Journalisten linker Medien der Präsident des CRIF Roger Cukierman notorische Antisemiten und Israelfeinde wie Dieudonné auf dem Dîner 2005 des CRIF, in dem er 200 geladenen linken und rechten Politikern, unter ihnen Premierminister Jean-Pierre Raffarin und 16 Minister, beim Festessen die Leviten liest bezüglich ihrer Versäumnisse in der Bekämpfung des Antisemitismus in Frankreich.

Dieudonné geht in Alger auf einer Pressekonferenz, vom 16. Februar 2005, ein auf die Rede des Jean-Pierre Raffarin beim Dîner des CRIF, den er als eine "verfassungswidrige und sektiererische Organisation" bezeichnet. "Raffarin persönlich war am letzten Wochenende beim CRIF, und er klagt mich an, weil man dieser Gaunertruppe immer in den Arsch kriechen muß, diesen Mafiosi, die im Begriff sind, die französische Republik in einen Bürgerkrieg zu zerren", sagt er und beklagt "die vollständige Unterwerfung der Führer und Verantwortlichen Frankreichs unter den Willen des CRIF". Mehr darüber liest man im Artikel Dieudonné und das Dîner des CRIF. Er klagt die "medialen Manipulationen der jüdischen Bevölkerung" sowie eine "sehr mächtige Lobby" an, die "die Hand über alle Medien" halte.

Er ist stolz, von Gerichten für seinen Antisemitismus freigesprochen zu werden.

2007 tritt er an als Präsidentschaftskandidat. Die Leugnerin der Judenvernichtung und Palästinenserfreundin Ginette Hess Skandrani ist Mitglied seines Kampagnenbüros. Einzelheiten zum Wirken des Dieudonné M'bala M'bala in den Jahren 2005/2006 kann man im Artikel Der Effekt Dieudonné - weitere rassistische Agressionen gegen Juden nachlesen.

In in den Südstaaten der EU schaffen es gegenwärtig, wie man seit der Wahl des François Hollande  zum Staatspräsidenten Frankreichs weiß, nur Komiker in diese Position, Italien muß noch ein wenig warten. Nun häufelt sich Jean-Marc Pujol, UMP-Bürgermeister von Perpignan auf, will das Spektakel verbieten. Das haben bereits Bürgermeister anderer Auftrittsorte versucht und sind vom Gericht in die Schranken gewiesen worden.

Am zweiten Weihnachtstag, den 26. Dezember 2008, lädt der Komiker in den Saal des Zénith von Paris den 79-jährigen Holocaustleugner Robert Faurisson ein und überreicht ihm den Prix de l'infréquentabilité et de l'insolence, den Preis für Ächtung und Respektlosigkeit. Er bittet ihn auf die Bühne, und sein als Lagerhäftling verkleideter und mit einem gelben Judenstern  auf der Brust dekorierter Regisseur Jacky überreicht ihm vor mehr als 5000 begeistert tobenden Zuschauern, darunter FN-Präsident Jean-Marie Le Pen, die Trophäe. Im Video zu bewundern ab 2:57.

Bei den Wahlen zur Nationalversammlung 2012 kandidiert er mit Unterstützung des Parti Anti Sioniste (PAS), einer Gründung aus dem Jahr 2009 des Iran auf französischem Boden. Ahmed Gouasmi, der Sohn des Gründers der Partei Seyyed Yahia Guasmi, ist sein Stellvertreter. In ihrem Centre Zahra treffen sich Neonazis, der Präsident des Front National Jean-Marie Le Pen, versiffte Sozialisten, der Sozialist und ehemalige Minister für Kultur Jacques Lang, und Holocaustleugner, die Freundin des Holocaustleugners Roger Garaudy (pbuh) Maria Poumier. Das Emblem des PAS ist eine durchgestrichene Israelfahne, Symbol für den auszulöschenden Staat Israel. Im Centre Zahra findet man Videos von und mit Haj Ahmed Ahmedinejad, Vater des iranischen Präsidenten, dem Verdammten des Imperialismus Kémi Seba, dem "Weißen Vater" Michel Lelong und viel schiitische Erbauung.

Am Dienstag, den 27. November 2012, wird Dieudonné M'bala M'bala für seine im Internet verbreiteten antisemitischen Äußerungen sowie für das schon erwähnte weiter bei YouTube aufzurufende Chanson Shoah nanas (110 419 Aufrufe), verballhornt aus Annie Cordys Chaud ka ka o (848 383 Aufrufe) und für die Worte in einem anderen Video, les gros escrocs de la planète, ce sont les juifs, die Großbetrüger des Planeten sind die Juden, zu 20 000€ Strafe verurteilt.

Chrystel Camus, seine Produzentin und vehemente Verteidigerin gegen die Ligue internationale contre le racisme et l'antisémitisme (LICRA) und andere Vereinigungen wundert sich denn auch: "Er ist weit davon entfernt, Antisemit zu sein." Die Verträge sind [im März] geschlossen, Schecks für Abschlag und Kaution im Palais des Expositions entgegengenommen, der Schadenersatz bei einem Verbot komme die Stadt sehr teuer. Die Fans des Dieudonné M'bala M'bala mobilisieren sich in Perpignan, auf daß im Namen der Meinungsfreiheit die Veranstaltung mit ihrem Idol stattfinde.

Jean-Marc Pujol will den Pas de renard alias Foxtrot trotzdem mit einer Anordnung der Stadt zur Vermeidung von Störungen der öffentlichen Ordnung verbieten, berichtet der Midi Libre, aus demselben Haus wie L'Indépendant.

Man darf fragen, wer die Veranstaltung mit diesem Antisemiten, Rassisten und Holocaustleugner nicht sofort abgelehnt hat. Der leitende technische Angestellte des Palais des Expositions ist Thierry Charon, Agent de maîtrise, eben der Bürgermeisterei, deren Chef jetzt die Veranstaltung verbieten will. Also untersteht das Palais dem Bürgermeister Jean-Marc Pujol. Der Verwaltung des Palais des Expositions kann nicht entgangen sein, um wen es sich bei Dieudonné handelt, im Gegenteil, sie laden ihn deshalb ein. In Perpignan hat mehr als die Hälfte der Internetnutzer der Provinzzeitung L'Indépendant nichts gegen den Mann, im Gegenteil, er ist herzlich willkommen.

Man braucht nicht mehr zu fragen, was man von Frankreich und den Worten seiner Regierenden über ihren Kampf gegen den Antisemitismus zu halten hat. Aber das nächste Dîner des CRIF kommt bestimmt, alle fressen und saufen sich dort voll, es wird wieder so lustig wie das Festessen von 2013, am 20. März 2013, und der amtierende Staatspräsident oder Premierminister, es braucht nur einer von ihnen den Termin wahrzunehmen, schwingt die nächste Rede. Daß François Hollande, 2013 "Ehrengast", noch mit von der Partie sein wird, ist zweifelhaft.

Update: Perpignan : quand Dieudonné reçoit l'appui de Louis Aliot (FN)

" 'Grundsätzlich, und Gott weiß, daß ich weder das Vorgehen Dieudonnés gutheiße noch seine Provokationen mittrage, sehe ich nicht, mit welcher Berechtigung wir ihm verbieten könnten aufzutreten. Ich bin umso entspannter bei dieser Frage, als ich eben einen Prozeß wegen Beleidigung und Verleumdung gegen einen seiner treuesten Gefolgsleute führe,' erörtert er ausführlich in einem Kommuniqué, bevor er Voltaire zitiert: 'Ich bin nicht damit einverstanden, was Sie sagen, aber ich werde unter Einsatz meines Lebens dafür streiten, daß Sie das Recht haben, es zu äußern.' Was Jean-Marc Pujol angeht, er bleibt fest entschlossen, alle möglichen Mittel zur Verhinderung auszuschöpfen."

Der Rechtsanwalt ergänzt seine Ausführungen mit dem Hinweis auf das erhebliche Risiko, daß die Stadt gerichtlich zur Schadensersatzzahlung verurteilt wird. Wie L'Indépendant darauf kommen kann, daraus eine Verteidigung Dieudonnés zu machen, Louis Aliot en défense, einen "lokalen Unterstützer", bleibt das Geheimnis des Provinzblättchens, das anders als Louis Aliot in seinem Kommuniqué nicht berichtet, daß es die eigenen Dienste des Bürgermeisters sind, die den Vertrag mit dem Komiker abgeschlossen und die Schecks entgegengenommen haben. Er führt einen vergleichbaren Fall in Bordeaux an, dessen Bürgermeister Alain Juppé auf die Rechtslage hingewiesen wurde.

Er fügt seine persönliche Meinung hinzu: "Die alleinige Tatsache, daß der CRIF und die LICRA Druck auf öffentliche Autoritäten ausüben, führt mich stark dazu, die Position des Bürgermeisters von Perpignan in Frage zu stellen. ... Dieudonné kann sich beim Bürgermeister von Perpignan, beim CRIF und der LICRA bedanken. Die Werbung für sein Spektakel ist gewährleistet."

Wo er recht hat, hat er recht, aber diese Vereinigungen werden es wohl nie raffen: Exodus 14:14!