16. Juli 2013

Frankreich. Schluß mit der Forschung!


Auf allen Gebieten, jetzt endgültig in der Forschung an genveränderten Pflanzen. Rechtzeitig zum Nationalfeiertag verkündet das Institut national de la recherche agronomique (Inra), das Nationale Institut für Landwirtschaftsforschung, das Ende. Seit dem 13. Juli 2013 ist Frankreich frei, free of GMO. Ob die Faucheurs volontaires, die Freiwilligen Schnitter, um José Bové das toll finden, ist noch nicht bekannt.

Schließlich lebt ein ganzes Segment der französischen Gesellschaft von den Aktivisten der Maisausreißerei, sie selbst, Politik, Legislative, Exekutive, Justiz, Medien, die Öffentlichkeit und die vier Gewalten. Es ist ein lukratives Geschäft für alle. José Bové, der in seinem Leben noch nie Bauer war, sondern Sohn anerkannter Forscher der Agroindustrie, u.a. mit längerem Forschungsaufenthalt in den USA, daher kann der Sohn so gut englisch, besitzt in Montredon, auf dem Larzac ein drei Millionen Euro teures Bio-Haus, von dem man gern wüßte, wer es finanziert hat.

Andere Probleme hat Frankreich in den letzten zehn Jahren anscheinend nicht als die Verhinderung zukunftsweisender Forschung. In meinem Archiv findet der Leser ca. 20 Artikel zum Thema. Sogar mein Schaf hat sich der selbsternannten Gesetzgeber, Vollstrecker und Propagandisten angenommen. Das lasse ich meist blöken, wenn es schwierig wird, zu einem ausgelutschten Thema noch Neuigkeiten zu präsentieren.

Das letzte Versuchsfeld, in der Umgebung von Orléans, eines seit 1999 betriebenen Projektes genveränderter Pappeln, auf einem Feld von 1 400 qm, ist plattgemacht. Die Forschung sollte zeigen, ob diese schädlingsresistenten Bäume für die Papierindustrie und die Gewinnung von Biotreibstoff in Frage kämen.

Seit einem Monat ruht die Arbeit auf dem kleinen Feld, da der Antrag auf Verlängerung der Genehmigung zur Forschung für fünf weitere Jahre von der Regierung liegengelassen wird. Das Gesetz der "Ehe für alle" hat Vorrang, und ihre Wähler unter den Maisausreißern darf die sozialistische Regierung nicht verprellen. Auch das Gesetz zum Schutz vor Strafe für Sachbeschädigung bei Arbeits- und anderen Sozialkämpfen ist dringlicher. Davon werden die Freiwilligen Schnitter sehr zum Leidwesen der Regierungsmitglieder der Grünen/Écolos allerdings noch ausgenommen. Alles, was unter fünf Jahren Knast bliebe, soll per Amnestie geregelt werden. Dafür lohnt es sich schon, die Forschung zu ruinieren, die mit Steuergeldern der Franzosen ausgebildeten Wissenschaftler in andere Länder ziehen zu lassen, in die USA vor allem. In meinem Bekanntenkreis habe ich allein zwei junge Wissenschaftler, deren Feldforschungen in der Umgebung von Toulouse durch die Banden des José Bové unter Duldung der zahlreich anwesenden Polizei und dem Beifall der Medien ruiniert wurden, und die nun mit Green Card in den USA weiter forschen.

Philippe Martin, Präsident des Generalrates des Département du Gers, der Freund aller Faucheurs volontaires Frankreichs, ist nun Umweltminister. 80 Versuchsfelder sind seit 1999 ruiniert worden. Im Gegensatz zur Annahme vieler Ausreißer und ihrer Anhänger, die meinen ihre anti-amerikanisch motivierte Kampagne gegen Monanto habe zum Erfolg geführt, macht der Biologe Prof. Dr. Marcel Kuntz, CNRS/Université de Grenoble, deutlich, daß die Operationen nicht nur gegen Monsanto, sondern gegen die Genforschung Frankreichs gerichtet sind: Les opposants ont cru combattre Monsanto mais, en réalité, c'est la recherche publique qui a été laminée. Die Gegner haben geglaubt, Monsanto zu bekämpfen, aber in Wirklichkeit ist es die öffentliche Forschung, die niedergemacht worden ist. Monsanto hat viele Möglichkeiten, die Forschungen in fortschrittliche Länder zu verlagern, die französische Forschung an genveränderten Pflanzen ist am Ende, Unternehmen wie Biogemma beispielsweise. Das freut besonders die nicht damit befaßten Institutionen und Unternehmen.

Ci-git. Requiem : la recherche française sur les OGM a été définitivement enterrée le 13 juillet 2013

Hier ruht. Requiem: Die französische Forschung zur Genveränderung ist, am 13. Juli 2013. endgültig beerdigt worden, schreibt der Biologe Professor Dr. Marcel Kuntz, Forschungsdirektor des CNRS für Pflanzliche Zellphysiologie.

Sicherlich wird der neue Minister weitere Kampfplätze auftun zur Zerstörung Frankreichs. Wenn es um das reaktionärste Personal geht, das Frankreich aufzuweisen hat, bedient man sich gern aus dem Süden, wenn es um Modernität und Zukunft geht, dann reichen diejenigen, die alles tun, das sich im Stadium der Dezentralisierung befindende Frankreich wieder auf Paris und Umgebung auszurichten, auf die Klientel, die dort die Pariser und nordfranzösische Elite wählt.