Le Figaro-Photo : Karim Jaâfar
Am Freitag, 4. Oktober 2013, am islamischen wöchentlichen Feiertag, wird das von Katar erworbene Kunstwerk des 1971 geborenen und bis 1994 in Algerien lebenden französischen Bildhauers Adel Abdessemed (Foto) feierlich an einer Küstenstraße von Doha enthüllt. Es zeigt den angeblich besten Fußballer aller Zeiten Zinédine Zidane, wie er im Berliner Olympiastadion, am Sonntag, 9. Juli 2006, im Endspiel der Fußballweltmeisterschaft, dem Italiener Marco Materazzi in der zweiten Halbzeit der Verlängerung, in der 110. Spielminute, einen Kopfstoß vor die Brust setzt, weil der ihm "harte Worte" an den denselben geworfen hat: "Ich sagte etwas, das dutzendfach gesagt wird und auf dem Fussball-Platz mal rausrutscht," weiß die NZZ, zwei Tage darauf. Und überhaupt geht es um ein Leibchen, das der Weltklassespieler dem Italiener erst nach Ende des Spiels schenken will. Für den Kopfstoß vor die Brust, bei dem Marco Materrazi zu Boden geht, erhält Zinédine Zidane die Rote Karte, was aber vom Künstler nicht dokumentiert wird; denn das wäre eine andere Skulptur geworden, die ihm sicherlich ein sehr viel geringeres Honorar eingebracht hätte, vom Herrscher Katars bestimmt keines.
Vom 20. Juli bis 15. September 2013 sieht man den Ausbund der Häßlichkeit, die nur noch übertroffen wird von der des Bildhauers, im Rahmen einer Ausstellung des Museo dei Bozzetti Italia-Francia, L’innocenza del reale, auf dem Domplatz von Pietrasanta, Italien, und man bekommt einen Eindruck, wie geschönt die Figaro-Aufnahme der Skulptur in Doha ist. Materazzi inaugura la "sua" statua. Materrazi weiht "seine" Statue ein, titelt Il Tirreno, am 22. Juli 2013. Souverän!
Was die Franzosen dazu treibt, die schändliche Geste monatelang auszustellen, ist wohl nur dadurch zu erklären, daß die dafür Verantwortlichen keine Ehre mehr haben, daß sie längst dem Islam und seinen Kriegsregeln unterworfen sind. Vergleicht man die Mannschaftsaufstellungen, so spielen für Italien nur Italiener, bei den Franzosen jedoch ein zusammengewürfelter Trupp von Nordafrikanern, Schwarzafrikanern und der Islamkonvertit Franck Ribéry, angereichert mit einigen originären Franzosen, so daß die Bezeichnung black-blanc-beur zu der Zeit noch halbwegs die Tatsachen beschreibt. Schon vier Jahre später jedoch gibt's fast nur noch Schwarze, Muslime oder "Ungläubige", so daß es den Regionalratspräsidenten des Languedoc-Roussillon Georges Frêche veranlaßt, von black-black-black zu sprechen, was ihm Rassismusvorwürfe und Rausschmiß aus seiner Partei, dem Parti Socialiste, zuzieht. Die Nationalmannschaft Frankreichs ist das Spiegelbild der Gesellschaft. Mit der Skulptur an exponierter Stelle, mitten in Paris, kickt sich Frankreich selbst in die Brust.
Nun also ist die Verherrlichung der Gewaltanwendung des Muslims gegen den Kafir Mittelpunkt einer im Rahmen der Vorbereitungen auf die Fußballweltmeisterschaft von 2022 vom Arab Museum of Modern Art in Doha organisierten Einzelausstellung des Künstlers, vom 6. Oktober 2013 bis 5. Januar 2014. Sie paßt zu den Zuständen, die von dort berichtet werden, von den Fronarbeiten, dem Tod von 70 nepalesischen Arbeitern auf den Baustellen. Kick - und weg sind sie!
Qatar World Cup 2022: 70 Nepalese workers die on building sites. Fußballweltmeisterschaft 2022: 70 nepalesische Arbeiter sterben auf Baustellen, titelt Al-Guardian, "aber Nepal und Katar streiten ab, daß Migranten Sklaverei und Zwangsarbeit ausgesetzt sind, während die FIFA die Sicherheitsvorkehrungen auf den Projekten für 2022 diskutiert." Diskutiert nur! Für jedes positive Ergebnis gibts 'ne Rolex-Uhr als Geschenk.
Das reicht dennoch nicht für einen Sieg des Islam. Wie am 9. Juli 2006 in Berlin beispielhaft zu sehen ist: Im entscheidenden Augenblick siegt nicht die rohe Gewalt, sondern die Mannschaft aus dem Staat, in dem auch der Vatikan angesiedelt ist. Der Tatsache setzt Doha soeben ein Denkmal. Danke!