Zeev Sternhell ist einer dieser Ideologen. Er ist ein 1935 in Polen geborener israelischer Historiker und Intellektueller, emeritierter Professor der Hebräischen Universität von Jerusalem, der als Zehnjähriger mit seinen Eltern nach Avignon kommt und 1951 mit Hilfe der zionistischen Organisation Aliyat Hano'ar nach Israel auswandert.
Zeev Sternhell, schreibt in der linken Haaretz, er ist Autor zahlreicher Bücher über den Faschismus. Die Ergebnisse seiner Untersuchungen über dessen Ursprung und Natur, vor allem über den Faschismus in Frankreich, sind umstritten, schreibt Wikipédia. Der Philosoph Raymond Aron schätze sein Buch über den weder rechten noch linken Faschismus in Frankreich, Ni droite ni gauche. L'idéologie fasciste en France, so ein: Sein Buch ist das ahistorischste, was man sich vorstellen kann. Der Autor bringt die Ereignisse niemals in den Zusammenhang. Er verpaßt dem Faschismus eine derartig vage Definition, daß man dem, was auch immer, zuordnen kann. "Son livre est le plus totalement a-historique qui se puisse concevoir. L'auteur ne remet jamais les choses dans le contexte. Il donne du fascisme une définition tellement vague que l'on peut y rattacher n'importe quoi."
Er ist Mitbegründer der israelischen, von Ideologen seinesgleichen gegründeten Bewegung שלום עכשיו Shalom Achshav, Peace Now, französisch La paix maintenant. Die mehr als 10 000 Mitglieder der Bewegung im Nahen Osten und der Welt glauben, sie haben eine Mission, sehen sich im Besitz der Wahrheit darüber, wie Frieden in Israel und der Region zu erreichen ist. Sie "arbeiten daran, sicherzustellen, daß beide, Israelis und Palästinenser, die einzig brauchbare, dauerhafte Lösung für den Konflikt annehmen: die Schaffung eines palästinensischen Staates in den an Israel angrenzenden Gebieten, die als ein Ergebnis des Krieges von 1967 besetzt wurden - Eine Zweistaatenlösung." Alternativlos, würde Angela Merkel jetzt vielleicht sagen. Es ist Vokabular aus der Mottenkiste des Totalitarismus, aus dem Nullsummenspiel: diese Lösung oder keine. Einer Begründung bedarf es nicht.
Es ist fast selbstverständlich, daß sie dazu keiner Analyse der Tatsachen bedürfen. Auch hier bringen er und die Mitglieder "die Ereignisse niemals in den Zusammenhang". Vom Islam und seinen Vorschriften für die ihm Unterworfenen wird nichts erwähnt, nichts davon, daß einmal islamisches Gebiet von keinem Muslim der Welt abgetreten werden darf, daß, im Gegenteil, einst islamische Gebiete von ihnen zurückerobert werden müssen, woran sie seit Jahren mit Hilfe westlicher linker und rechter Regierungen und ihrer Organisationen und Institutionen erfolgreich arbeiten: Spanien, Südfrankreich, der Balkan, die Islamisierung schreitet zügig fort.
Es ist nicht verwunderlich, daß europäische Medien, ob links, rechts oder schräg, sich im Falle den Nahen Osten, Israel und den Islam betrefender heikler Themen nicht an ausgewiesene Experten, sondern an umstrittene Grenzgänger wenden, manche wenden sich gleich an Scharlatane. Gibt man bei Google Zeev Sternhell ein, so wird angeboten: The Founding Myths of Israel. Ein 1998 von ihm veröffentlichtes Werk. Efraim Karsh zersägt es kurz und treffend im Middle East Quarterly, Juni 1998. Ich meinte bis heute immer, das wäre ein Titel des Holocaustleugners und Islamkonvertiten Roger Garaudy (pbuh). Dessen Werk heißt aber nur so ähnlich: The Founding Myths of Israeli Politics. Das antijüdische, anti-israelische Pamphlet kommt bereits 1995/96 heraus. Beide entsprechen dem Zeitgeist. Im Artikel "Le Monde", le Père blanc Michel Lelong, Al-Manar TV und andere Judenfeinde, vom 13. Dezember 2004, steht einiges darüber.
Man kann davon ausgehen, daß Autoren, die Mythen ins Spiel bringen, wenn sie die Gründung Israels behandeln, keine wissenschaftlich fundierten Analysen bringen, sondern Propaganda gegen Israel, dessen Politiker sie der Lüge zeihen, das aber nicht deutlich sagen. Halbseide ist das, mehr nicht, aber Halbseide reicht dem Figaro allemal, wenn es darum geht, Kritik gegen Israel oder keine grundsätzliche Kritik am Islam und den Muslimen ins Blatt zu bringen. Heute gibt es von Cyrille Louis dazu ein ganzseitiges Interview mit dem Historiker und Intellektuellen unter der Überschrift Zeev Sternhell. "La France ne se juge pas à sa juste valeur". Frankreich schätzt sich nicht seinem genauen Wert entsprechend ein. Soweit könnte mancher damit übereinstimmen, aber Zeev Sternhell meint das nicht wie Kritiker der französischen Politik, die an Überheblichkeit und Weltfremdheit kaum zu überbieten ist, sondern er biedert sich an, er meint, Frankreich wäre noch besser, als es sich darstellt.
Diese Perle von Fehleinschätzung des Ideologen zu Frankreich insgesamt und zur guten alten Zeit: Quand j'étais jeune, la société française était animée d'une confiance en soi. In meiner Jugend war die französische Gesellschaft geleitet von einem Selbstvertrauen, zu Politik und Kultur, ist den Abonnenten vorbehalten. Aber beim Googlen des Titels wird man doch teilweise fündig. Es versteht sich, daß neben Websites, die Aktualitäten verbreiten, auch der Conseil Représentatif des Institutions juives de France (CRIF) das Interview vorstellt, die Website Juif.org verlinkt den Artikel, alle enden auf der Website des Figaro, und Schluß ist. Google bietet zehn Links zu der Überschrift, vier davon weisen zum Figaro.
Der CRIF bringt die ersten vier Fragen und vier Antworten, genug, um zu wissen, daß der Rest nur noch interessant ist zum Nachweis, daß statt Analyse Ideologie und Propaganda die Zeitungsseite füllt. Das zeigt sich an der Äußerung zur extremen Rechten, die Zeev Sternhell nicht genau definiert, aber er meint wohl den Front National, und deren angebliche Einstellung zu Einwanderern:
... die extreme Rechte, die zu den Einwanderern wie seinerzeit zu den Juden sagt: "Ihr seid Bürger, weil ein Bürokrat in der Polizeipräfektur euch einen Personalausweis ausgehändigt hat, aber das bewirkt nicht, daß euer Herz und euer Geist französisch sind." Französisch sein, das heißt, zu einem Korps zu gehören, das Produkt der Geschichte, der Kultur, der Ethnie ist ... Nun hat aber Claude Lévi-Strauss, der nicht des Rassismus verdächtig ist, sehr wohl gezeigt, daß die Öffnung hin zu fremden, ausländischen Einflüssen eine Bedrohung für diese gemeinsame Identität darstellt. In diesen Krisenzeiten stärkt das Bedürfnis, unsere Authentizität und unser Erbe zu bewahren, logischerweise den Front National.
... l'extrême droite, qui dit aux immigrés, comme autrefois aux Juifs: «Vous êtes citoyen parce qu'un bureaucrate à la préfecture de police vous a délivré une carte d'identité, mais ça ne fait pas que votre cœur et votre esprit soient français.» Être français, c'est appartenir à un corps qui est le produit de l'histoire, de la culture, de l'ethnie… Or Claude Lévi-Strauss, qui n'était pas suspect de racisme, a bien montré que l'ouverture aux influences étrangères constitue une menace pour cette identité commune. En ces temps de crise, le besoin de préserver notre authenticité et notre héritage renforce logiquement le Front national …
Es sind aber die eingewanderten Muslime, die den autochthonen Franzosen erklären: Wir sind Bürger, weil ein Bürokrat in der Polizeipräfektur uns einen Personalausweis ausgehändigt hat, aber das bewirkt nicht, daß unser Herz und unser Geist französisch sind. Alle Äußerungen, von den obersten Muslimfunktionären bis hinunter zum einfachen Unterworfenen unter den Islam, lauten seit vielen Jahren nicht anders. Darum geht es ja gerade, daß Muslime sich weder integrieren wollen noch dürfen.
Der Front National wird nicht der Bedrohung der Identität und des Bedürfnisses zur Bewahrung unserer Authentizität und unseres Erbes wegen gestärkt, sondern deshalb, weil diese täglich erlebte Bedrohung und dieses Bedürfnis zur Bewahrung der gemeinsamen Identität der Franzosen von keiner Partei außer vom Front National als berechtigt anerkannt wird. Wie kann ein Wissenschaftler behaupten, das wäre nur in Krisenzeiten so? Es ist umgekehrt, die Krisenzeiten sind gekommen, weil die Bedrohung geleugnet und die Bedürfnisse der Bürger vernachlässigt wurden. Unkontrollierte Einwanderung von Menschen, deren Kultur nicht nur nicht mit unserer vereinbar ist, sondern von solchen, die vernehmbar für alle die Abschaffung unserer Kultur zugunsten der Pflege ihrer Kultur zunächst für sich, dann aber, korangemäß, für alle fordern, sind dabei, die Gesellschaft zu sprengen. Von der Krise der Gesellschaft zu ihrem vollständigen Zerfall ist nur noch ein Schritt.
Die amtierende sozialistische Regierung verkörpert diese Mißachtung der Bürger nur extrem, zu Zeiten der sogenannten bürgerlichen Regierung ist es nicht anders gewesen. Heuer sieht man Extremismus in Aktion. Täglich liefern François Hollande und seine Mannschaft neue Vorschläge zur Zerschlagung der Gesellschaft, heute einmal mehr Christiane Taubira, die einvernehmliche Ehescheidungen nicht mehr vor Gericht bringen, sondern zu einem einfachen Akt vor einem Amtsdiener abwerten will. Das ist die Abwertung der Ehe selbst. Es geht dieser Politikerin außerdem nicht auf, daß eine solche Entwicklung gegen die betroffenen Ehefrauen gerichtet ist. Was heißt Einvernehmlichkeit? Wie kommt sie zustande? Ein flapsiger Spruch in Deutschland sagt: Ich bestimme jetzt einen Freiwilligen. So wird auch die Einvernehmlichkeit aussehen, wenn kein Anwalt und kein Gericht sich der Kontrahenten, pardon, der freundschaftlich eingestellten Ehepartner, bei ihrer Scheidung annimmt.
Aber zurück zu Zeev Sternhell, der ohne Berücksichtigung der Tatsachen seine Ideologie unter die Leserschaft des Figaro bringt. Warum wird gerade er interviewt? Warum springt der CRIF gleich darauf an? Ist es schön, daß ein Jude und Israeli einen Blick auf Frankreich werfen darf? Dieser bestätigt dem Figaro und der ihm nahe stehenden bürgerlichen UMP, daß man so weitermachen muß wie bislang. Er liefert zwar keinen Beweis, aber die Behauptung reicht aus, daß man heuer die Einwanderer behandle wie seinerzeit die Juden. Das konnte Tariq Ramadan schon vor acht Jahren besser, verunglimpft wie ein muslimischer Jude ist er.
Zeev Sternhell unterstützt die vom Parti Socialiste verbreitete Propaganda vom Pacte républicain, der Parteien rechts vom ihm auferlegt, seiner sozialistischen Ideologie zu folgen, weil alles andere rechtsextrem wäre. Der Pacte républicain ist ähnlich dem Begriff Islamophobie eine Erfindung der am Machterhalt interessierten Kreise. Die Überschwemmung mit Einwanderern und die Islamisierung Frankreichs und Europas sowie die daraus folgende Auflösung der Nationen sind nicht nur im Sinne von linken Ideologen, sondern auch von Wirtschaft und Finanzwelt in Europa und den USA.
Dazu braucht man Propaganda wie die von Zeev Sternhell.
Diesen Artikel widme ich meiner Freundin Lisl.