15. Mai 2014

Frankreich. Camille Lepage im Wunderland



Das Leben ist lustig mitten im Glaubenskampf zwischen den christlichen Anti-Balaka und den muslimischen Séléka. Le Figaro verschweigt, daß es sich um Christen gegen Muslime handelt, entweder man weiß es selbst, oder man wird es nie erfahren. Auf dem Foto die freiberuflich tätige 26-jährige Journalistin Camille Lepage, die am 6. Oktober 2013 mit einem Folklore-Tänzer im Stadion von Bonga Bonga, in der Hauptstadt Bangui, posiert.

Nun wird ihre Leiche mit denen von vier Milizionären der Anti-Balaka und Waffen in großer Anzahl von französischen Friedenstruppen der Operation Sangaris auf der Straße zwischen Bouar und Garoua Boulaï gefunden, an der Grenze zu Kamerun. Die seit acht Monaten im Lande tätige Journalistin ist bereits seit einigen Tagen tot. Die Straße, auf der man sie findet, ist mit Mitteln der Afrikanischen Entwicklungsbank asphaltiert worden, Lastwagen transportieren dort die Waren aus den Häfen in Kamerun in den Binnenstaat Zentralafrikanische Republik.

Die heißen wirklich so: Friedenstruppen, ihr neckisches Logo mit dem roten Schmetterling anbei. Sie sind durch eine Entscheidung, vom 5. Dezember 2013, des Staatspräsidenten François Hollande verstärkt worden, "um eine menschliche Katastrophe im Lande zu verhindern". Das sieht er als die Aufgabe Frankreichs an, er, der nichts gebacken kriegt, weder innen- noch außenpolitisch: "Hilfe und Solidarität einem kleinen Land, der Zentralafrikanischen Republik, sehr weit von hier, einem freundlichen Land, dem ärmsten der Welt. Ein Land, das uns zu Hilfe ruft." Die EU-Partner unterstützten [?] die Operation, also auch Deutschland. Die Friedenstruppe wird umgehend von 600 auf 1 200 Mann aufgestockt.

Die Operation werde heftig sein, sie solle nicht lange andauern, es sollten nur Leben gerettet werden. Die Nationalversammlung werde später informiert. Das sind diejenigen, die zunehmend schwerer vom Staatspräsidenten zu regieren sind, wie Le Figaro vor einiger Zeit feststellt.

Das SS-Motto "Meine Ehre heißt Treue" liest man auf der Uniform eines der Soldaten. Der Sprecher des Stabes versichert, dies sei nicht der Leitspruch der Truppe. Fünf Tage nach Beginn der Operation Sangaris, in der Nacht vom 9. auf den 10. Dezember 2013, fallen die ersten Soldaten beim Versuch, die Milizen zu entwaffnen, Nicolas Vokaer und Antoine Le Quinio, Marineinfanteristen des 8. Fallschirmspringerregiments, sind 22 und 23 Jahre alt geworden.

Auf diesem Kampffeld ist die junge Frau tätig. Frei und ungebunden, ohne Netz, ohne Familie, mit zweifelhaften Freunden, die in solcher Lage auch gar keine Freunde sein können. In Bangui kommt sie unter bei Médecins sans frontières (MSF), für die sie fotografiert. Ihre Fotos verkauft sie an Le Monde, Le Parisien, an Time und Sunday Times. Ihren festen Wohnsitz hat sie bis zuletzt in Juba, im Süd-Sudan. Nun beweinen diejenigen, die sie kannten, und diejenigen, die sie nicht kannten, ihren Tod, darunter Pariser Regierungsstellen.

Paris [sic!] untersucht den Tod der Journalistin Camille Lepage. Paris enquête sur la mort de la journaliste Camille Lepage, berichtet Tanguy Berthemet, Le Figaro, 15 mai 2014, p. 7.

Jetzt spekulieren afrikanische [sic!] Offiziere, französische Sangaris und sonstige, Politiker und Journalisten, wer wohl die nette Journalistin umgebracht haben könnte. Waren es ehemalige Séléka-Kämpfer (damit man nicht meint, aktive muslimische Kämpfer könnten es sein)? Wilderer? Peuls, also muslimische nomadische Schäfer, die zahlreich unterwegs sind in der Grenzregion? Sie stammen ursprünglich aus Kamerun und werden von den Anti-Balaka verfolgt.

Im Dezember 2013 sei das ganze Gebiet in Anarchie versunken und wecke schon deshalb Begehrlichkeiten. Lastwagen würden entführt, kriminelle und politische Banden plünderten. Da kommt die Operation Sangaris eben recht. Sie muß unbedingt im Bilde festgehalten werden von einer engagierten jungen Frau, die ans Leben und an ihre Kraft glaubt, und die niemand daran hindert, in ihren frühen Tod zu gehen.

Die Regierung Frankreichs ist nur noch peinlich!