20. Juli 2015

Griechenland. Ein Offener Brief an deutsche Freunde


Der schamloseste Mensch, der in Frankreich gegenwärtig frei herumläuft, ist der ehemalige Geschäftsführende Direktor des IWF Dominique Strauss-Kahn, meinen Lesern bekannt als seinerzeit, gemäß einer Umfrage aus dem Jahr 2009, der einzige präsidentiable Kandidat des Parti Socialiste für die Wahlen 2012.

Update. DSK phantasiert sich als Nachfolger von Albert Camus. (Siehe unten)

Dominique Strauss-Kahn (DSK), von 1997 bis 1999 Minister für Wirtschaft, Finanzen und Industrie Frankreichs sowie von November 2007 bis Mai 2011 Geschäftsführender Direktor des Internationalen Währungsfonds, wird als derjenige gesehen, der in der Lage wäre, Nicolas Sarkozy 51:49 zu schlagen. Dominique Strauss-Kahn (8 Artikel auf meiner alten Website), der als einer der wenigen Funktionäre des Parti Socialiste (PS) wirklich etwas von Wirtschaft versteht, ist ein neo-konservativer, neo-liberaler, transatlantisch orientierter und zionistischer Sozialdemokrat.


Am 15. Mai 2011 endet seine Karriere durch den Vergewaltigungsvorwurf der Nafissatou Diallo, eines schwarzen New Yorker Zimmermädchens. 14 Artikel, die sich mit dem omnipotenten Dominique Strauss-Kahn und und seinen zahlreichen Sex-Skandalen befassen, findet man auf diesem Blog. Der erste ist vom 20. Mai 2011: "Frankreichs Elite ist versifft bis ins Mark."

Als er sein einstweilen letztes Verfahren in der Carlton-Affäre von Lille überstanden hat, eröffnet er ein Twitter-Konto und verkündet: "Jack is back."

Wie mögen die Leser des Figaro staunen, als sie heute, am 20. Juli 2015, unter dem Titel Grèce : quand DSK réjouit les frondeurs lesen, daß dieser Jack in einem Offenen Brief das "Diktat" Deutschlands gegen die Griechen anprangert und damit die Herzen der linken Parteigenossen höher schlagen läßt. "Griechenland: Wenn DSK die scharfen Kritiker fröhlich stimmt."

Der einstens neo-konservative, neo-liberale, transatlantisch orientierte und zionistische Sozialdemokrat, inzwischen mutiert zum Etatisten, der darin François Hollande noch überholt, will eine Regierung der Euro-Zone, einen gemeinsamen Haushalt und ein gemeinsames Parlament, macht die deutsche Regierung nieder und schwingt dazu die Nazi-Keule gegen sie: "Der Dämon ist niemals weit, der uns zu unseren vergangenen Irrungen zurückführt." "Le démon n'est jamais loin qui nous fait revenir à nos errements passés," twittert der Poliglottel, am 18. Juli 2015, deutsch, englisch und französisch, seinen dreiseitigen Brief To my German friends ; An meine deutschen Freunde ; A mes amis allemands. "Der Dämon ist nie weit," titelt das Handelsblatt, am 20. Juli 2015.

Die Zweideutigkeit dieses Ausspruchs, was den Dämon seines eigenen Lebens angeht, bemerkt er nicht, und seine politische Überzeugung wirft er er eben über den Haufen: Deutschland hätte in der Griechenland-Krise "die Gelegenheit eines ideologischen Sieges über eine Regierung der extremen Linken für den Preis der Zersplitterung der Union" ergriffen. Und weiter geht die Schelte gegen Deutschland und "einige baltische und nordische Staaten": " Eher unsere Milliarden zählen, als sie für den Aufbau einsetzen, sich weigern, einen - allerdings offenkundigen - Verlust hinzunehmen, in dem immerzu eine Verpflichtung zum Schuldenschnitt zurückgewiesen wird, vorzuziehen, ein Volk zu demütigen, weil es unfähig ist, sich zu reformieren, Ressentiments - so gerechtfertigt sie auch sein mögen - hochkommen zu lassen, vor den Projekten der Zukunft drehen wir den Rücken demjenigen, das Europa sein muß." (Ressentiments sind nie gerechtfertigt.)

Aus einem Mechanismus der Aufsplitterung ginge Europa geschwächt hervor, "kaum in der Lage, allein dem russischen Druck entgegen zu stehen" und dem "amerikanischen Alliierten und Freund [sic!]".

Da wundern sich nicht nur die Leser des Figaro, sondern ein Regierungsmitglied, das es vorzieht, anonym zu bleiben, äußert: "Erinnern Sie sich, wer zur Zeit des ersten, für Griechenland sehr viel dramatischeren griechischen Sanierungsplanes, dessen Ergebnisse so wunderbar waren, daß man darauf zweimal zurückkommen mußte, an der Spitze des IWF stand! Es gibt tatsächlich Leute ohne Schamgefühl, übrigens auf keinem Gebiet, von keiner Art, sich so auszudrücken, während sie zu einem Teil für die Lage verantwortlich sind."


Der Minister kommt auf die Sex-Skandale des New Yorker Sofitel und des Carlton in Lille zurück: " Je schlechter Sie sich im Leben aufführen, desto interessanter werden Sie. Selbst die Frauen!"

Greece: On learning from one's mistakes. Griechenland: Wie man aus seinen Fehlern lernt, tut der Twitterer DSK seine Verantwortung am 27. Juni 2015 ab.


Dieser moralisch verkommene Mensch erinnert die Deutschen an ihre Vergangenheit, wirft seine Überzeugungen weg wie seinen guten Ruf und meint, in Deutschland hörte ihn einer.

Wer solche Freunde hat, der bedarf keiner Feinde mehr!

Update. Hinweis von einem Freund. Danke dafür!

Ich kannte die literarischen Essays von Albert Camus nicht: Lettres à un ami allemand, vier fiktive Briefe, geschrieben zur Zeit der deutschen Besatzung, 1943 und 1944, zuerst veröffentlicht im Journal Combat, 1946 in den Éditions Marguerat und am 27. Juli 1948 in den Éditions Gallimard.

"Für seine bedeutungsvolle Verfasserschaft, die mit scharfsichtigem Ernst menschliche Gewissensprobleme in unserer Zeit beleuchtet"

Der größenwahnsinnige Dominique Strauss-Kahn benutzt nicht nur Frauen, sondern auch den Nobelpreisträger für Literatur 1957 Albert Camus, um sich selbst zu erheben, Deutsche mit Dreck zu bewerfen und von seiner Verantwortung abzulenken.