1. Dezember 2016

François Fillon. Präsidentschaftskandidat in "Frankreich"

Finde den Katalanen! 

Eine vorläufige Besetzungsliste für Parteiämter und hohe Regierungsposten des Präsidentschaftskandidaten der Républicains François Fillon bringt heute der Figaro, und es gibt mit einer Ausnahme, Bernard Accoyer, eines Vertreters von Savoyen, niemanden südöstlich der Linie Bordeaux - Straßburg. Unser Département Pyrénées-Orientales hat am 27. November mit 75,2% für François Fillon gestimmt. Wir sind Stimmvieh! Nous sommes du bétail électoral !

François Fillon setzt die Tradition des sozialistischen Staatspräsidenten François Hollande fort, für den ebenfalls Frankreich aus Paris und Umgebung besteht. Im Jahr 2014 besetzt er zum ersten Mal nach 57 Jahren [!] einen hohen Posten in der Regierung mit einem Katalanen, genauer, mit der sehr sympathischen und kompetenten Ségolène Neuville, einer Politikerin, die zwar aus dem Norden stammt, aber wenigstens Katalonien repräsentiert. Sie ist Staatssekretärin für Behinderte und den Kampf gegen Ausgrenzung. Paßt!

Der Journalist und Schriftsteller Arthur Conte, ihr Vorgänger aus der Vierten Republik (1944 bis 1958), ist 1957 drei Monate Staatssekretär für Wirtschaft und Handel der sozialistischen Regierung, dann muß er eines von ihm nicht verschuldeten Regierungswechsels wegen gehen.

Frankreich wird auf Grund seiner Umrisse auch als Hexagon bezeichnet, als Sechseck. Die Politik der Regierung Frankreichs entspricht dem nicht, sie ist eine Dreieckspolitik. Man nehme ein Lineal und ziehe eine Linie von Bordeaux nach Straßburg. Der nordwestliche Teil des Hexagons ist "Frankreich", im südöstlichen herrschen Regional- und Departmentsfürsten, kontrolliert von durch den Innenminister Frankreichs eingesetzten Präfekten. Die nationale Regierung kümmert sich nicht weiter um den Teil. Straßburg ist nach Deutschland ausgerichtet. Die einzige Stadt außerhalb "Frankreichs", eine Art Exklave, ist Toulouse. Wahrscheinlich hat sie diese Position, weil sie Hauptsitz der EADS ist. Dahin wird dann auch, von Bordeaux aus, der TGV gelegt. Ansonsten ist er im Süden und Südosten Frankreichs nicht nötig. Wer will schon nach Turin?

Einzelheiten liest man im Artikel Frankreich. Die Armen des Languedoc-Roussillon.


Die Katalanen gibt es nicht in “Frankreich”, die Politiker schlagen uns sogar völlig ahistorisch einer Region namens "Occitanie" zu. Das Foto zeigt Collioure, in Katalonien, das noch nie zu Occitanien gehörte. Und da wundern sie sich in Paris, daß in Nord-Katalonien die Separatisten Zulauf bekommen. Die von François Fillon für Posten und Ämter nominierten Politiker vertreten niemanden im Süden und Südosten Frankreichs, sondern sie werden uns wie schon unter François Hollande gemeinsam mit den Präfekten und Unterpräfekten des Innenministeriums verwalten.

Hier, leider nur für Abonnenten, ich habe es heute in meinem Stamm-Café gelesen:

Les gagnants et les perdants de la primaire de la droite

François Fillon remanie le parti, ist gestern im Figaro zu lesen. Unter einem Dutzend Auserwählten finden sich nur zwei, Bernard Accoyer und Annie Genevard, die ein Gebiet südöstlich der Linie Bordeaux - Straßburg vertreten oder gar von dort gebürtig sind. Vive la "France" !