23. Juni 2017

Frankreich. Der Saubermann Emmanuel Macron


Der von mir sehr geschätzte Hartmut Krauss  meint in einer Email: "Macron, Merkel und May sind genauso wie vorher Schröder, Blair oder Obama u.v.a. nichts weiter als Problemlösungssimulanten. Keiner von ihnen begreift auch nur ansatzweise die Kulisse, vor der sie 'spielen'." Er verweist dazu auf seinen Essay Zwischen Marktreligion und Djihad. Triebkräfte der neuen Weltunordnung.

Zumindest für Emmanuel Macron stimmt das nicht. Er weiß genau, wo er "spielt", daß er Akteur der Marktreligion ist. Des in Frankreich tobenden Djihad bedient er sich dazu auch noch und setzt ihn für seine Zwecke ein. So profiliert er sich als Retter der Franzosen vor dem Terrorismus.

Dieser Mann ist derart wertbefreit, daß er alles tut, seiner Religion zum Sieg zu verhelfen. Selbst Ivan Rioufol fällt darauf rein, einer der luzidesten Kommentatoren des Figaro. In seinem Blogbeitrag "Warum die Macronie eine Schaumblase ist", Pourquoi la Macronie est une bulle, gestern auf der Website des Blattes und heute in Gänze auf der Seite 17, dort, wo kaum noch einer liest, weil auf den sechzehn Seiten davor schon so viel Haarsträubendes steht, trifft er nicht den Kern der Operation MoDem: "Auch dieses Mal scheint es Emmanuel Macron gelungen zu sein, eine wenig günstige Situation trotzdem zu seinem Vorteil zu wenden."

Cette fois encore Emmanuel Macron semble avoir réussi à tourner à son avantage une situation qui semblait pourtant peu favorable.


Stattdessen sieht es so aus: Als sich die Bewegung En marche !, im März 2017, an einem Tiefpunkt befindet, der LR-Kandidat François Fillon wieder Aufwind bekommt, trifft Emmanuel Macron eine Abmachung mit François Bayrou und seinem Mouvement démocratique, verspricht dem MoDem-Präsidenten den Himmel auf Erden, dieser Pfeife, die außer Korruption noch nie etwas zustande gebracht hat, obgleich er schon zu der Zeit weiß, daß der Mann und das MoDem-Führungspersonal keinen Schritt tun werden im zu schaffenden Macron-Universum.

Das Buch von Corinne Lepage: “Les mains propres”, die sauberen Hände, ist 2014 erschienen; es blieb unwidersprochen. Darin steht alles über die fiktiven Beschäftigungsverhältnisse der MoDem-Assistenten im EU-Parlament von Straßburg. Sie wurden von den europäischen Steuerzahlern bezahlt, u.a. von deutschen, um ihre Arbeitszeit vornehmlich ihrer Partei zu widmen. Sie waren die meiste Zeit in Paris, es soll sogar einen Assistenten geben, der nie in Straßburg arbeitete. Auch in Pau, wo François Bayrou Bürgermeister war und nun wieder sein wird; denn er fällt weich, wurden diese Assistenten beschäftigt.


Emmanuel Macron holt den abgehalfterten François Bayrou aus seiner Provinz, der mobilisiert die stolzgeschwellten MoDem-Mitglieder und Wähler, nach seiner Wahl zum Präsidenten verteilt er drei Ministerposten an sie, darunter ein klassisches - das in Vorbereitung eines Europäischen Verteidigungsministeriums zum "Ministerium der Armeen" degradierte Verteidigungsministerium kann man so nicht mehr zu den klassischen zählen -, um dann seinerseits nach Beginn der medialen Kampagne des jahrelang bekannten Skandals die drei Minister umgehend in die Wüste zu schicken und selbst als Saubermann dazustehen.


Wie sauber er ist, zeigt er, in dem er den ebenso durch Korruption belasteten finsteren REM-Minister und ehemaligen Sozialisten Richard Ferrand nicht entfernt aus Führungspositionen, sondern ihn unter begeistertem Applaus der REM-Abgeordneten zum Fraktionsführer in der Nationalversammlung ernennt. Wahrscheinlich weiß er zu viel über die Finanzierung des Präsidentschaftswahlkampfes und könnte bei Verschwinden in der Versenkung schaden.