Man ahnt es nicht, welche Hetze ich heute in meinem Lokalblatt L’Indépendant lese.
Rafle du Vel d’Hiv : Nétanyahu à Paris pour “tester” Macron
Update, vom 16. Juli 2017. Emmanuel Macron über Antisemitismus und Antizionismus
Das heißt, daß er anreist, um Emmanuel Macron zu testen, etwa so: Ich teste den jetzt mal, was ich von ihm bezüglich Israel halten soll! Im Text steht dann, “er wird seine [des E. M.] Positionen im israelisch-palästinensischen Konflikt und zum Iran testen”. Also nichts davon, daß er anreist, “um zu testen”, sondern er reist an, um zu gedenken.
Ein Foto des Testers mit der Unterschrift, daß die Union juive française pour la paix (UJFP) und der Parti communiste seinen Besuch verurteilen. Also nicht die Einladung durch Emmanuel Macron, sondern “seinen Besuch”, als wenn er sich selbst eingeladen hätte.
Für die UJPF handelt es sich um “eine französische Tragödie”. Zu einer solchen kann niemand, wie man vom Theater weiß. Man muß sich nicht mit Schuld, Verantwortung und Folgen für die Gegenwart auseinandersetzen, sondern nur die Riten jedes Jahr wiederholen, zu runden Gedenkdaten wie dem jetzigen 75., etwas zulegen, die Fakten wiederholen, Motto: "Nie wieder!" und sich ansonsten distanzieren: Es waren die Nazibesatzer und 7 000 Polizisten im Auftrag der Vichy-Regierung.
"Was geht dieses 'ureigene französische' Verbrechen gegen die Menschheit den Staatschef eines ausländischen Staates an? Mit welchem Recht könnte der Staatschef eines ausländischen Staates im Namen der Opfer und ihrer Angehörigen sprechen?" fragt das Nationale Büro der UJPF, am 9. Juli 2017. Durch den Besuch Benjamin Netanyahus, des Vertreters der "Besatzungsmacht eines Staates, in dem ein Bürger von fünf nicht dieselben Rechte hat wie seine jüdischen Landsleute", würden die Juden Frankreichs ausgeschlossen von der Teilnahme am Gedenken. Die UJPF ist schockiert, daß ein israelischer Regierungschef zum Gedenken “an das ureigene französische Verbrechen gegen die Menschheit” eingeladen wird. Das heißt mit anderen Worten, daß Israel von der UJPF beschuldigt wird, selbst solche Verbrechen zu begehen.
L'Association France Palestine Solidarité (AFPS), die Vereinigung Frankreich-Palästina-Solidarität, ist noch schärfer und deutlicher mit der Verurteilung; sie erklärt in einem Kommuniqué, vom 11. Juli 2017: Inviter Netanyahou à la commémoration du Vel d’Hiv : une faute morale et politique. Netanyahu zu den Gedenkfeierlichkeiten des Vel d'Hiv einzuladen: ein moralischer und politischer Fehler. Benjamin Netanyahu wird alles dessen bezichtigt, was das pro-palästinensische, anti-israelische Vokabular hergibt. Zitate: Haßstifter, Kriegstreiber der Offensive gegen Gaza 2014, beschleunigte Kolonisierung palästinensischen Landes, Verächter des internationalen Rechtes, der über die Pariser Nahostkonferenz, vom 15. Januar 2017, erklärt, das sei "ein neuer Prozeß Dreyfus".
"Der Platz dieser Person ist auf der Anklagebank des Internationalen Strafgerichtshofs und nicht auf der Freitreppe des Élysée," befindet die AFPS, und eben diese Ansicht teilt die Mediapart-Mitarbeiterin Lénaïg Bredoux, die ihre politische Ausrichtung bei der araberfreundlichen AFP und der kommunistischen L'Humanité schärfen konnte. Sie echauffiert sich über alle, die Staatspräsident Emmanuel Macron für wichtig hält für eine gelungene internationale Zusammenarbeit: Wladimir Putin, Donald Trump, Benjamin Netanyahu: Manöver, Machtraum, Mißgriff.
Honest Reporting gibt darauf und auf die Kampagne von Mediapart die passende Antwort:
Die skandalöse Plattform für die AFPS in Mediapart zum Rafle du Vel d'Hiv
Dreuz.info erläutert im Artikel Célébration de la rafle du Vel’ d’Hiv : un rare article en français d’Honest reporting dénonce le révisionnisme de Mediapart die Ausführungen von Walter Ben Artzi, der dem Historiker und Mediapart-Blogger Dominique Vidal Unkenntnis nachweist. Le Rafle du Vel d'Hiv ist nicht der Beginn des Genozids an französischen Juden, sondern der erste Konvoi aus Frankreich fährt bereits vier Monate vorher in die Vernichtungslager, am 27. März 1942.
Wer wie ich einen Nazi-Stiefvater hatte, einen Kapitänleutnant auf der Schreibstube der Marinemilitärverwaltung von Paris, der hat all das bereits in den 50er Jahren erzählt bekommen. Die Juden waren zusammengetrieben, aber es fehlten Waggons, sie zu deportieren. Die ganze deutsche Organisation brachten die eifrigen Beamten durcheinander. Unverzeihlich! Man ahnt nicht, welche Verachtung in seiner Stimme schwang, gleichermaßen der Juden und der Franzosen.
Update, vom 16. Juli 2017
"Der erste Teil seines Satzes, 'wir erliegen nicht' macht der Wahrheit keine Ehre, weil Frankreich konstant für antizionistische - also antisemitische - Resolutionen der UNESCO stimmt und so vor dem Antizionismus der arabischen Staaten zurückweicht, und der Präsident selbst gebraucht dieses Vokabular, das das Recht des jüdischen Volkes leugnet, das bestimmt ist, Israel von der Landkarte zu tilgen. Macron spricht von der Besatzung, den Kolonien, während es weder die eine noch die anderen gibt, während die Besatzung die Tatsache von zwei Völkern auf diesem umstrittenen Gebiet ist, die Kolonisation ein Mythos, und der Begriff Cisjordanien gebraucht wird, um den allzu jüdischen Namen der Region auszulöschen: Judäa und Samaria."
Update, vom 16. Juli 2017
"Wir erliegen dem Antizionismus nicht, weil er die wiedererfundene Form des Antisemitismus ist."
Antisionisme = antisémitisme : Merci monsieur le président Macron de l’avoir dit.
Anitzionismus = Antisemitismus: Danke Herr Präsident Macron, das gesagt zu haben.