2. Juli 2020

Perpignan. Louis Aliot hat Ambitionen!

"Die Szenarien, die für die Präsidentschaft hinter den Kulissen geschmiedet werden"
Communauté urbaine de Perpignan : les scénarios qui se trament en coulisses pour la présidence.
Par Julien Marion, L'Indépendant, 1 juillet 2020

Am Freitag, 3. Juli 2020, wird Louis Aliot zum Oberbürgermeister von Perpignan eingesetzt. Nach  seiner Wahl, am 28. Juni 2020, erklärt er seinen Anspruch auf die Präsidentschaft des Gemeindeverbandes Perpignan Méditerranée Métropole. Der Gemeindeverband wird, am 1. Januar 2001, unter dem Namen Perpignan Méditerranée gegründet als ein Zusammenschluß von sechs Kommunen. Seit dem 1. Januar 2016, inzwischen bestehend aus 36 Kommunen mit 270 000 Einwohnern, nennt er sich, seiner Bedeutung entsprechend, Perpignan Méditerranée Métropole.

Update, vom 3. Juli 2020
Der LR-Vorsitzende Christian Jacob verbietet den LR-Bürgermeistern Verhandlungen mit Louis Aliot?

OT: Jean Castex, Bürgermeister von Prades, ist neuer Premierminister Frankreichs!

Verwaltet wird der Stadtverband von einem Präsidenten, 14 Vizepräsidenten und 26 delegierten Verbandsräten, die von 88 Abgeordneten aus ihren Reihen gewählt werden; sie sind in Personalunion Abgeordnete der 36 Kommunen. Die Sitze stehen ihnen gemäß deren Größe sowie den Wahlergebnissen zu. Seit dem 28. Juni 2020 hat die Partei des Louis Aliot PERPIGNAN l'avenir en GRAND,  PERPIGNAN, die Zukunft ganz GROSS, den Anspruch auf 31 Sitze.

Die Wahl findet am 11. Juli 2020 statt. Im ersten Wahlgang braucht der Kandidat die absolute Mehrheit, also 45 Stimmen; erst im dritten genügt die einfache Mehrheit. Seit Bestehen des Gemeindeverbandes stellt Perpignan den Präsidenten; es war immer der Oberbürgermeister der Partei, die heute Les Républicains (LR) heißt. Da das nun anders ist, wird den Lesern des Blattes vermittelt, daß Louis Aliot gewissermaßen einen unsittlichen Antrag stellt, wenn er meint, er müßte Präsident werden. Er hat "Ambitionen"!

Hinter den Kulissen findet nun die für Perpignan  und Umgebung übliche Kungelei und Klientelwirtschaft statt. Die Präsidentschaft des Louis Aliot muß unbedingt verhindert werden. Bislang traf diese Klientelwirtschaft die Abgeordneten linker Parteien, vor allem des Parti Socialiste. Alle strategisch wichtigen Posten wurden von Abgeordneten der LR besetzt, und das möchte bitte so bleiben. Rechte Bürgermeister der kleineren Städte des Stadtverbandes kandidieren ebenfalls für den Posten des Präsidenten: Canet-en-Roussillon, 12 000,  Saint-Estève, 11 700, Le Barcarès, 5 500 Einwohner, und sonstige machen Louis Aliot die Präsidentschaft streitig.

Gern wäre ich Mäuschen bei den Schlammschlachten dieser Kleinstädter untereinander.

L'Indépendant fragt in der Zwischenüberschrift des oben verlinkten Artikels: Quelle place pour Louis Aliot? Welcher Platz für Louis Aliot? Für L'Indépendant ist es klar, daß die bislang herrschenden Kleinfürsten der Républicains diesen Platz bestimmen. Der Bürgermeister von Le Barcarès Alain Ferrand, international bekannt und berühmt durch das jährliche Electrobeach Festival, meint, Louis Aliot hätte genug zu tun mit der Verwaltung Perpignans. Na, wenn er's sagt!

Es entbehrt nicht der Komik! Diese Clique hat es noch nicht gerafft, daß es nicht mehr so weiter geht mit dem Verschieben von Posten. Weder die Präsidentschaft noch ein einziger strategisch wichtiger Posten der 26 Verbandsräte soll an die Partei des Louis Aliot gehen. Dafür planen die LR-Bürgermeister und die der "Diversen Rechten" eine Öffnung nach links. Diejenigen, die alles taten, die Linken aus der Verwaltung des Stadtverbandes herauszuhalten, entdecken nun ihre Liebe zu diesen, wollen ihnen fünf bis neun Posten zuschieben für eine Gruppe der "Fortschrittlichen".

Um das Maß voll zu machen, wird die erste Schlacht gegen Louis Aliot und seine Partei im Bereich der Kultur schon vor dessen Amtsübernahme eröffnet. Le Monde, die linke überregionale anti-jüdische und Israel-feindliche Zeitung, ist die Speerspitze. Da wird deutlich, daß die Kampagne aus Paris gelenkt wird. Nicht kleckern, sondern klotzen, heißt es: « Si l’ennemi triomphe, même les morts ne seront pas en sûreté… ». Wenn der Feind triumphiert, sind selbst die Toten nicht in Sicherheit, titelt das Blatt, am 30. Juni 2020, in dem Edwy Plenel, 1972, mit 20 Jahren, auf der Seite des Schwarzen September, heute Mediapart, einst Chefredakteur war, und mißbraucht einen Ausspruch des Walter Benjamin für seine ideologischen Zwecke. An Walter Benjamin, der von Lisa Fittko über die Pyrenäen in Sicherheit gebracht werden sollte, aber die Unsicherheit in Portbou nicht ertragen konnte, vergreifen sie sich, um Louis Aliot auszuhebeln. Vor den Feinden aus der Zeitung Le Monde ist niemand sicher.

Walter Benjamin allein unter den Wenigen und den Vielen ...

Das Kunstzentrum Walter Benjamin ist seit drei Jahren geschlossen, und Louis Aliot will es wieder eröffnen. An die 40 Philosophen, Soziologen, Regisseure, Journalisten, Historiker und Filmschaffenden halten Le Monde, die Stimme der Hezbollah, im Libanonkrieg 2006, für das geeignete Forum, in einem Offenen Brief ihrer Sorge Ausdruck zu verleihen, daß aus dem jüdischen Philosophen "eine Beute, eine Trophäe, eine Eroberung" werden könnte beim Versuch, den Rassemblement National zu "entdiabolisieren", gar zu "normalisieren".

Der Brief endet mit den Worten: "Wir opponieren fest und mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln dagegen, daß der Name von Walter Benjamin in Verbindung gebracht wird mit der Wiedereröffnung eines Kunstzentrums in Perpignan, unter dem Mandat eines Bürgermeisters, der zum Rassemblement National gehört." 

Diese Position gefällt dem neuen Bürgermeister gar nicht, berichtet L'Indépendant. In einem Interview, das am Freitag, 3. Juli 2020, erscheinen wird, antwortet er: "Diese Leute da sind Sektierer. Sie werden sehen, daß im Recht auf Erinnerung die Dinge, die nicht heute getan werden, das morgen werden. Die Belehrungen der Linken lassen mich kalt."

"Wird Louis Aliot gezwungen sein, das Kunstzentrum Walter Benjamin umzubenennen?"
Perpignan : Louis Aliot sera-t-il obligé de débaptiser le centre d'art Walter Benjamin ?
Par Diane Sabouraud, L'Indépendant, 1 juillet 2020

Louis Aliot wird in unserer Stadt Perpignan das ganze Programm erfahren, das Donald Trump in den USA geboten wird: Eine Politikerkaste, deren Medien und deren außerparlamentarische Kampftruppen ihm und seiner Regierung das Leben schwer machen werden, die nicht bereit sind, die demokratische Entscheidung der Bürger zu akzeptieren. Gleich nach der Verkündung der Wahlergebnisse ging es vor dem Rathaus los. Es wird die nächsten sechs Jahre nicht enden.

Update, vom 3. Juli 2020

Christian Jacob soll an die LR-Bürgermeister der Kommunen des Städteverbandes geschrieben haben: "Keine Diskussion, keine Verhandlung mit dem Bürgermeister von Perpignan," berichtet Louis Aliot in einem Interview mit Julien Marion, L'Indépendant, 3. Juli 2020. "Wenn es sich als wahr herausstellt, werde ich es mir merken. Sie haben im Departement Roussillon 15%."

Lieber verraten sie ihre eigenen Werte und öffnen linken Bürgermeistern den Weg, als daß sie dem Rassemblement National und vor allem den Wählern, die dieser Partei ihre Stimme gegeben haben, auch nur ein Zugeständnis machen. Da ist es vorbei mit Demokratie und Republik, das ist le retrait républicain, der republikanische Rückzug!

Um 15:30 Uhr ist die Wahl des Oberbürgermeisters von Perpignan. Sie findet wegen Covid-19 unter Ausschluß der Öffentlichkeit statt, wird aber übertragen. Eine Woche drauf, am 11. Juli 2020, wird der Präsident des Stadtverbandes Perpignan Méditerranée Métropole gewählt.

"Perpignan Gemeinderatssitzung vom 3. Juli 2020"
Perpignan Conseil Municipal du 03 juillet 2020. Ville de Perpignan. Vidéo 1:56:12

"Louis Aliot offiziell zum Bürgermeister von Perpignan gewählt"
Louis Aliot officiellement élu maire de Perpignan. L'Indépendant, 3 juillet 2020

Affaire à suivre ...

OT, 3. Juli 2020


Ein Zusammenhang zwischen der Entscheidung und der Wahl des Louis Aliot besteht nicht! 😁