14. März 2023

China: Neid und Angst des Westens auf einer einzigen Seite des Figaro

Foto: Reuters/AFP
"China: Die schweren Herausforderungen von Li Qiang, des treuen Gefolgsmannes von Xi Jinping"
Chine: les lourds défis de Li Qiang, fidèle lieutenant de Xi Jinping
Par Sébastien Falletti, Correspondant en Asie [sic], Le Figaro, 13 mars 2023

Seit Jahrzehnten lese ich den Figaro, der ausgezeichnete Redakteure und Korrespondenten beschäftigt. Sicher, die Zeitung ist wie alle eingebunden ins westliche System, sein Besitzer ist die Rüstungsfirma Dassault Aviation, aber wenn man's weiß, kann man aus jeder Nachricht, aus jedem Meinungsartikel der Zeitung Informationen gewinnen, die andere Blätter, ob politisch links oder rechts, nicht bieten.

Update, vom 17. März 2023
Die grobe Mißdeutung des Li Qiang
AUKUS: Der schlechteste jemals von Australien geschlossene Vertrag 😈

Das trifft auch zu auf den oben verlinkten Artikel, der heute auf zwei Dritteln der Seite 9 steht. Auf Seite 10 folgt ein Artikel von Adrien Jaulmes, des Figaro-Korrespondenten in Washington: "Biden enthüllt die Konturen des AUKUS", ca. eine halbe Seite lang, Foto des Joe Biden, Daumen hoch, anbei:


"Amerikaner und Briten haben am Montag den Vertrag unterschrieben, Australien mit atomgetriebenen Unterseebooten auszustatten. 'Dies erste Projekt ist nur ein Anfang': Die Vereinigten Staaten, das Vereinigte Königreich und Australien begehen feierlich den Start des AUKUS".

Das ist der Vertrag über  zunächst 368 Milliarden Dollar, mit dem Frankreich gedemütigt wird; denn dieser Vertrag ersetzt den der französischen Naval Group mit der australischen Regierung, vom 20. Dezember 2016, über die Lieferung von 12 Unterseebooten. Zu der Zeit ist Barack Obama Staatspräsident, Donald Trump aber bereits gewählt. Ein Vertrag zwischen Frankreich und Australien über den Austausch von Geheiminformationen geht dem eine Woche voraus. 

Das ist die Gemengelage, in der Sébastien Falletti sich auf eine nie im Figaro gelesene Weise über China ausläßt. Im ganzen Artikel gibt es keine einzige sachliche Formulierung:

Der von Xi Jinping zum Premierminister ernannte "getreue Gefolgsmann" Li Qiang ist ein homme lige, "ein vollständig Gott ergebener Mann", Gott ist Xi Jinping. Er soll das auf "Halbmast wehende Wachstum wieder ankurbeln, derweil die Spannungen mit Washington zunehmen".

Soweit der Anreißer zum Artikel, und wie man weiß, bestimmen Redakteure und Korrespondenten nicht über Titel und Anreißer, sondern die formuliert die Redaktion, die ebenfalls bestimmt, daß ein Meinungsartikel der billigsten Art auf die vorderen Seiten des Blattes plaziert wird, auf die ungerade Seite 9, wo 3000 chinesische Abgeordnete zur Wahl Li Qiangs "frenetischen Beifall klatschen unter den stalinistischen Zeichen der Großen Halle des Volkes, eine unechte Spannung durchbrechend". 

Die Wahl zur Nummer 2 des Staates wird vom "Protokollamt des kommunistischen Regimes 'übernommen'". Xi Jinping ist "sein Wohltäter", der sitzt ihm zur Linken. Vormals war der "getreue Gefolgsmann" Li Qiang Kabinettschef von Xi Jinping, als dieser, Anfang 2000, noch Parteichef der Küstenprovinz Zhejiang war. Nun ist er konfrontiert mit dem "auf Halbmast wehenden" Wachstum der "zweiten Wirtschaft der Welt". 2017 ist Li Qiang Parteichef von Shanghai geworden, wo der "Apparatschik" trotz Bürgerprotesten "Loyalität ohne Tadel" gezeigt hätte bei der Durchsetzung der "von seinem Meister" verfügten Strategie von "Null Covid". [Siehe Update, vom 17. März 2023]

So und in diesem Tenor geht es immer weiter mit der "Machtübernahme der 'Männer des Präsidenten'". Li Qiang hätte auch mit Jack Ma verkehrt, dem Begründer von Alibaba, heute entmachtet und ausgeschlossen. Und schon ist der Korrespondent bei den Spannungen mit den USA. -die gehen selbstverständlich von China aus. Man erinnert sich an den "Spionageballon"?

Komisch wird es, wenn da steht: "Die Regierung wird eine rein exekutive Agentur." Nein, Élisabeth Borne, da meint er nicht die in Frankreich: "Ich entscheide, er führt aus!" wie Jacques Chirac mal formulierte. Da ist gemeint, daß Xi Jinping die Richtlinien der Politik bestimmt, und der mache den Schutz Chinas vor finanziellen Risiken zur Priorität und hätte deshalb bewährte Minister, Wang Wentao, Handel, und Liu Kun, Finanzen, sowie den Gouverneur der Zentralbank Yi Gang bestätigt, die man schon im Abgang gesehen hätte. 

Na, so etwas! Ist ja ganz anders als in Frankreich, oder etwa nicht, Bruno Le Maire?

Das Verhältnis Chinas zu den USA wäre bestimmt dadurch, daß Xi Jinping die USA beschuldige, China "einzudämmen und zu umzingeln". Das ist zwar für jedermann sichtbar, und die Regierung der USA verkündet diese Absicht täglich in Worten und Werken, aber Sébastien Falletti beschreibt es so, als wenn sich die Chinesen das einbilden. Xi Jinping fordere die Volksbefreiungsarmee auf, sich zu modernisieren, um "'eine große Mauer von Stahl' mit Taiwan als Ziellinie zu errichten".

[Kommentator] pgaf8, le 13/03/2023 à 14:49
"Man wechselt nicht eine Mannschaft, die gewinnt. Wenn's auch dem 'Korrespondenten in Asien' des Figaro nicht paßt, Xi hat auf seiner Aktiv-Seite schöne Erfolge, vor allem, sein Land aus der Armut geführt zu haben, die Covid-Periode eher besser als viele andere Länder überstanden zu haben (Wo sind die von gewissen Leuten vorhergesagten 'Millionen Toten'?), den Vermittler in vielen Bereichen gegeben zu haben (Iran/Saudi-Arabien-Konflikt, vielleicht Rußland/Ukraine), [China] dominiert in vielen Spitzentechnologien ... Die USA wollen nicht anerkennen, daß ihre Position als Nr. 1 im Begriff ist, zu Ende zu gehen, sie wollen lieber mit dem Feuer spielen und uns in einen Weltkonflikt hineinziehen; es wäre besser für sie das anzuerkennen und die aktuellen Spannungen zu mildern."

Noch nie habe ich in Le Figaro einen solchen Artikel wie den des Sébastien Falletti gelesen. Warum gestattet die Chefredaktion das? Geht dem Westen der Arsch auf Grundeis? Die Informationen hätten in einen Absatz gepaßt, auch die feinen Brillengläser des Premierministers sind nicht erwähnenswert; denn man sieht sie auf dem Foto. Sind sie vielleicht wie meine von Cartier? 😂

Update, vom 17. März 2023

The gross misreading of Li Qiang. By Uwe Parpart, Asia Times, March 17, 2023

If Li is such an unquestioning loyalist, then why did the new premier strike such a different tone than Xi at the NPC?

What mainly creates the high degree of investor uncertainty is the insistence by Western commentators that the principal result of the 20th Chinese Communist Party Congress last October and the NPC is one-man rule and a cast of mindless “loyalists” – surely the most widely used and abused term regarding Chinese politics over the past six months.

It is unanimously reported by our sources that Li was instrumental in pushing for the abrupt end of the “zero-Covid” policy.

Photo: (Supplied: British Ministry of Defence/LA Will Haigh)
AUKUS: Submarines on the Never Never, or Castles in the Sky? By Allan Behm.

“The Worst Deal in All History”, featuring Ebony Bennett and Allan Behm 

Talk us through AUKUS …and Australia’s dream submarine. By Allan Behm, 24 pages

The 2021 AUKUS announcement came with the promise of a sovereign Australian fleet of nuclear-powered submarines. Nearly 18 months on, however, it remains unclear if these submarines will ever be delivered—or if Australia actually needs them.

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