Von einer Dienstreise nach Malaysia schreibe ich an meine Mutter zu Weihnachten, schicke aber den handschriftlichen Brief erst nach Ankunft in Deutschland ab, weil er sonst „drei Wochen“ unterwegs wäre. Ein Fundstück aus einem alten Schuhkarton, in dem Fotos und Briefe und viel Vergangenheit ruhen. Das als Antwort an Leute, die mir nicht glauben, wenn ich behaupte, ich hätte schon vor 40 Jahren gewußt, wie sich Asien und die Welt entwickeln, und da habe ich die "Ali Baba Projekte" noch gar nicht erwähnt, wäre zu viel gewesen für meine Mutter in ihrer ostwestfälischen Provinzstadt:
Ein Auszug aus dem Brief:
Ich habe hier noch bis Freitag den Trainingskurs [für Entwicklungsbanken aus den ASEAN-Staaten] laufen ... Unsere malaysischen Partner sind sehr gastfreundlich und sehr effizient, was man von der Asiatischen Entwicklungsbank, unserem anderen Partner, nicht behaupten kann. Da habe ich wieder mit meinem langjährigen pakistanischen Partner [Abul Hasnat] zu tun, der im Intrigieren Meister ist, aber nicht arbeiten kann. Ich habe mich entschlossen, mich nicht mehr darüber zu ärgern, das macht ja nur häßlich!
Kuala Lumpur ist eine ziemlich moderne aber langweilige heiße Stadt. Hier leben Malayen, Chinesen, Inder und einige kleine andere Volksgruppen kunterbunt durcheinander. Die Chinesen mit ihrem ausgeprägten Geschäftssinn haben alles fest in der Hand, sehr zum Leidwesen der einheimischen Malayen. Das gibt viele soziale Probleme, wie Du Dir denken kannst. …
Letztes Wochenende waren wir an einem Erholungsort für reiche Leute, heißend Fraiser’s Hill. Dort gibt es Golf und Tennis, und was sonst noch so zum Status gehört. Der Ort liegt recht hoch, so daß milde Temperaturen herrschen. Man kann ohne Klimaanlage schlafen. Sehr erholsam!
Manchmal habe ich wirklich genug von dieser sogenannten Entwicklungshilfe, die nur die Ungerechtigkeit verfestigen hilft …