28. September 2024

Deutschland. Für Frankreich immer ein willkommenes Theater

Liebe Freunde,

Deutschland: Der Streit um das Merkel-Erbe, eine Herausforderung im Rennen um das Kanzleramt
Allemagne : la dispute autour de l’héritage Merkel, enjeu de la course à la Chancellerie
Par David Philippot, Le Figaro, 26 septembre 2024

Lange habe ich nicht mehr geblökt, und bei Euch bin ich in Vergessenheit geraten, oder?

Meine Herrin versorgt mich mit Wasser und Heu, hin&wieder gibt's Möhren, und neuerdings soll ich sogar Abfall fressen. Genau zwanzig Jahre ist's her, daß sie mich als Berichterstatter über einen angeklagten israelischen Zaun zum Gericht schickt, wo der Zaun dann aber gar nicht erscheint.

Jetzt aber kann sie nicht mehr. Um Deutschland will sie sich nicht auch noch kümmern. Das machen die Journalisten in Frankreich besser, haucht sie entnervt. Friedrich Merz? Also, nee!

Sie wirft mir den Figaro, vom Freitag, den 27. September 2024, in den Pferch: Da! Lies!

Wenn es im Figaro um Deutschland geht, das dem Staatspräsidenten Emmanuel Macron in der EU immer unbedeutender wird, une quantité négligeable, dann reicht der Redaktion meist der Korrespondent Pierre Avril. Das ist derjenige, der zuvor, von 2009 bis 2019, in Sibirien das ganze Jahr vor sich hin friert und schon vor zehn Jahren prophezeit, daß der "asiatische Bär" nach Europa greift. Das entdeckt er in der Ukraine acht Jahre bevor der Bär das wahr macht. Meine Herrin liebt ihn dafür!

Pierre Avril, von 2003 bis 2009 Brüssel-Korrespondent, seit August 2009 Moskau-Korrespondent, berichtet: Rußland liegt in Asien, die Ukraine in Europa. In Ufa fühlt sich Wladimir Putin aber wie zu Hause. Ufa liegt 100 Kilometer westlich vom Ural. Von aus diesem Asien gut bezahlten Separatisten soll die europäische Stadt Charkow aus europäischer Normalität gerissen worden sein. 


Geht es aber nicht um AgitProp, sondern vor allem um Informationen über Deutschland, dann bemüht Le Figaro den Journalisten David Philippot. der Deutsch kann und sich im Land auskennt. 

Auf der halben Meinungsseite 19 der Zeitung, vom 27. September 2024, berichtet er über das  politische Erbe der Bundeskanzlerin Angela Merkel. Das Theater auf der Feier zu deren 70. Geburtstag ist für Franzosen immer sehenswert; denn Angela Merkel finden die Franzosen prima. Das hat sich noch gesteigert, seit Deutschland mit Olaf Scholz und seiner Ampel-Regierung ungebremst in den politischen, wirtschaftlichen und militärischen Abgrund gleitet. Der Abstand im Ansehen beider Staaten in der Welt zum mit 3 230 Milliarden Euro verschuldeten französischen Staat = 112% des BIP und seinem Defizit von 6,2% des BIP verringert sich.

Angela Merkels Geburtstag ist der 17. Juli 1954 und das Theater am 25. September 2024!

Friedrich Merz feiert Merkels 70. Geburtstag. „Liebe Angela“ – „Lieber Friedrich“
Von Volker Resing, Cicero, 26. September 2024

Nun also gibt es Aussöhnung zwischen Angela Merkel und Friedrich Merz, den "Frieden der Mutigen". 
Der wird mit Theaterdonner zelebriert, und jeder, der weiß, daß die Deutschen im Gegensatz zu den Franzosen solches Theater nicht lieben, lacht sich 'n Bruch über die "harmonische Familienfeier zum 70. Geburtstag von Merkel", über das "Glanzstück christdemokratischer Selbstinszenierung".

Die CDU veranstaltet das Theater trotzdem. Markus Söder trägt sogar eine auf Angela Merkels zerknitterten lila Fummel farblich abgestimmte Krawatte, so einig ist auch er mit ihr. Friedrich Merz dagegen erscheint in AfD-Blau. Schwarz-grün steht ihm nicht so gut, wäre aber angemessen, blök!

Der Beweis dafür, daß der glühende Haß Spuren hinterlassen hat, ist die Tatsache, daß ex-Bundeskanzlerin Angela Merkel nach der Wahl ihres Nachfolgers, 2021, zum ersten Mal eine Einladung ihrer Partei annimmt, und Ehrenvorsitzende der CDU will sie nicht werden, berichtet David Philippot. Vielleicht hat sie Probleme mit der Ehre?

Sie wünscht Friedrich Merz „das Beste und viel Erfolg für die kommenden Monate, für die CDU und für unser Land“, mehr ist nicht, Minimumdienst, meint David Philippot..

"Und die CDU? Distanziert sich inhaltlich gerade von ihrem Erbe, schlägt in der Migrationspolitik einen anderen Weg mit Zurückweisungen an den Grenzen statt offenen Grenzen ein," weiß BILD.

Am 28. September 2025 ist Bundestagswahl, heute in einem Jahr. Systematisch hat Friedrich Merz seine Rivalen, den Bayern Markus Söder und den Münsterländer Hendrik Wüst, den "jungen Wolf", aus dem Rennen geworfen. Immerhin ist der "junge Wolf" am Tag der Bundestagswahl 50 Jahre alt!

Laut David Philippot hat Angela Merkel au centre regiert. "Die Mitte", schreibt er, deutsch. Wenn's nur so gewesen wäre. Was fällt einem ein? Das Zentrum! Aber Angela Merkel hat immer grün-links regiert.

„Ich finde, Angela Merkel würde sich keinen Zacken aus der Krone brechen, wenn sie mal erklärt: In der Migrationsfrage habe ich nicht jeden Tag richtig gelegen“, sagte der frühere Bundesinnenminister der „Süddeutschen Zeitung“. So zitiert David Philippot ihn und übersetzt den "Zacken aus der Krone" mit elle n'en mourrait pas = sie würde nicht daran sterben, was diese deutsche Wendung hier gut trifft.

Die starken Wahlergebnisse der AfD bereiteten auch ihm große Sorgen. „Eine der schlimmsten Folgen von Merkels Kurs ist das gefährliche Aufblühen der AfD“, sagte Seehofer. Dieses Zitat darf im Figaro nicht fehlen, da ist Schulterschluß angesagt. Nicht, daß es noch so kommt wie jetzt in Frankreich, daß Premierminister Michel Barnier jedes Mal den Rassemblement National (RN) fragen muß, wo doch die Macronisten nicht einmal mit dem RN reden wollen, wie letztlich Antoine Armand, der neue Finanzminister aus den Reihen der Macronisten, sehr zum Leidwesen von Michel Barnier verkündet.

Wenn Friedrich Merz Bundeskanzler werde, halbiere er die Stimmenzahl der AfD, verspricht er laut Figaro; er will die "Flüchtlinge" an den deutschen Grenzen zurückweisen. Flüchtlinge? Es sind Wirtschaftsimmigranten! Man sieht an solchen großmäuligen Reden, daß auch mit ihm ein Politiker an die Regierungsmacht käme, der entweder realitätsfern ist oder bewußt lügt. 

Was ist mit den grünen Grenzen Deutschlands? Sie würden auch unter ihm nicht kontrolliert werden können, es sind Hunderte, die überfliegt er mit seinem Privatjet, er, der sich als ehemaliger Aufsichtsratsvorsitzender von BlackRock mit zu der Zeit einem Jahreseinkommen von einer Million Euro für ein "Mitglied der Mittelklasse" hält: "Also, ich würde mich zu der gehobenen Mittelschicht zählen." Zur sehr wohlhabenden Oberschicht in Deutschland gehöre er hingegen "mit Sicherheit nicht", zitiert ihn Watson, aus einem Interview des Kandidaten mit BILD, 2018.

David Philippot erwähnt noch einige demnächst zu erwartende Theaterauftritte von weiteren Kanzleramtsprätendenten, wobei Kanzlerkandidat Robert Habeck, der seine Kandidatur nächsten Monat offiziell verkünden werde, schon jetzt Applaus verdient dafür, daß er im Rolling Stone, vom 27. Juni 2024, dem Partner der WELT, den Geburtstag der grünen Kanzlerin vorweg feiert und sie für die Grünen vereinnahmt. In der Septembernummer, aus der er zitiert, findet Euer Schaf nichts von Robert Habeck über Angela Merkel. Helf er sich!

Das Datum dieser Eloge nennt David Philippot nicht, wie er auch nirgends auf das der abstrusen Geburtstagsfeier, mehr als zwei Monate danach hinweist, es ist une cérémonie en l'honneur du 70e anniversaire de l'ex-chancelière = eine Zeremonie zu Ehren des 70. Geburtstags der ex-Kanzlerin.

Deutschland ist ein einziges Theater, eine Lachnummer!



Blök!
Euer Schaf,
deutscher Heidschnuckenbock