Mord an Louise, 11 Jahre alt: Verschwinden, Verhaftungen, Geständnisse ...
Ein Rückblick auf sechs Tage Ermittlungen
Meurtre de Louise, 11 ans : disparition, arrestations, aveux… Retour sur six jours d’enquête
Par Jeanne Nicolle-Annic, Ouest-France, 13 février 2025
Politik und Medien Frankreichs kriegen sich seit sechs Tagen nicht ein über die Tragödie [sic]. Mit diesem Begriff wird ein Ereignis bezeichnet, das Menschen ohne ihr Zutun ereilt. Der Duden bietet Drama, Trauerspiel, Gau, Katastrophe, Schicksalsschlag, Schock, Unglück, unglückseliges Ereignis, Unheil, Unglücksfall. Le Parisien zeigt "die Orte des Dramas".
Die 11-jährige Schülerin der sechsten Klasse Louise verläßt am Freitag, den 7. Februar 2025, um 13:50 Uhr, ihre Schule in Epinay-sur-Orge, und kommt nicht an zu Hause, in Sauvigny-sur Orge. Ihr Schulweg beträgt 10 Minuten. Ihre Mutter und ihre ältere Schwester veranlassen eine Suche nach der préadolescente [sic], wie sie Le Parisien bezeichnet. Wörterbuch Léo kennt den Begriff nicht: Eine Vorjugendliche? Ein Beinahe-Teenager? Auch "ein junges Mädchen" ist im Angebot. Bitte, nur ja kein Kind, das wäre ja entsetzlich!
Meine Dorfzeitung kriegt sich nicht ein! Ein Dutzend Artikel! Im Mittelpunkt steht der Täter!
"Mord an Louise: Owen L wird wegen Mordes an einer Minderjährigen unter 15 Jahren angeklagt"
Meurtre de Louise : Owen L mis en examen pour homicide sur mineure de moins de 15 ans
Nun folgt tagelang auf allen französischen Kanälen, im sozialen Netzwerk und in allen Printmedien die Geschichte von Owen L., seiner durchschnittlichen, gewöhnlichen Familie, famille ordinaire, von seiner Freundin, der er von seiner Tat berichtet, die ihn vom Blut säubert, die aber zunächst schweigt und deshalb juristisch belangt wird, von seiner heute 19 jährigen Schwester, die ihn vor zwei Jahren, da ist sie 17, wegen an ihr von ihm begangener Gewalttaten bei der Polizei anzeigt, woraus aber nichts weiter folgt, von seinen Eltern, die ihn im Gegensatz zu Freundin und Schwester auf den Überwachungsvideos nicht erkennen. Es geht nur um ihn, um Owen L. Der versucht schon im Juni 2021 einen Diebstahl, und begeht einen im Februar 2022, bei denen er glimpflich davonkommt durch "Alternativen zur Strafverfolgung".
Es wird ausführlich über seine Video-Spielsucht berichtet, die ihn in Rage bringt, wenn's nicht zu seinen Gunsten läuft, und daß er dann rausgeht auf der Suche nach einem wahllosen Opfer, das er ausrauben will. Ein solches ist Louise. Sie trägt ihr Handy an einem Band um den Hals und einen schicken Rucksack auf dem Rücken. An sie macht er sich heran und überzeugt sie, mit ihm in den Park zu gehen, weil er dort etwas verloren hätte, sie möge ihm beim Suchen helfen, sie, das "zuverlässige, umsichtige" Mädchen. Man sieht auf dem Plan, daß es nicht ihr direkter Weg nach Hause ist, sondern ein Umweg.
Auf CNews, tobt es tagelang, von Morandini über Punchline bis face à l'info :
Le Figaro widmet, am 13. Februar 2025, dem Owen L. die obere halbe Seite 8 mit großem Foto:
le suspect Owen L., 23 ans, fils d’une famille ordinaire qui se donnait des airs de «racaille».
Mord an Louise: der Verdächtige Owen L., 23 Jahre alt, einer gewöhnlichen Familie Sohn,
der sich selbst Allüren von „Abschaum“ gab.
Owen L. : issu d'un milieu favorisé, "très violent"...
Le profil complexe du meurtrier présumé de Louise, intern@ute, vom 13. Februar 2025
"Owen L.: aus privilegierten Verhältnissen, 'sehr gewalttätig' …
Das komplexe Profil von Louises mutmaßlichem Mörder"
So titelt der intern@ute stattdessen und zitiert aus dem obigen Le Figaro-Artikel: "Sein Vater, 49, arbeitet in einer französischen Bank, während seine Mutter, 48, Personalleiterin in einem bekannten Pariser Kulturinstitut ist."
Un père banquier, une mère DRH. Vater Bankkaufmann, Mutter Personalleiterin
Und so geht das immer weiter in den Medien. Jede Einzelheit über den Täter wird ausgewalzt, aber niemand fragt, das Opfer betreffend: Haben die Eltern der Louise ihre Tochter nicht erzogen, sich niemals von einer unbekannten Person ansprechen und zum Mitgehen überreden zu lassen? So, wie offensichtlich die Eltern des anderen Mädchens das taten, und so, wie ich mich an meine Kindheit erinnere, wo Mutter, Vater, Oma, Opa und Tante nicht müde wurden, mir das einzubleuen?
Ich habe inzwischen einige Bekannte befragt, und alle haben das so erlebt, diejenigen mit Kindern versicherten, daß sie ihre so erzogen hätten. Aber die "unauffällige, zuverlässige, umsichtige" Louise, die geht einfach mit dem fremden Mann in den Park? Darf ich raten?
Ihre Eltern sind das, was man als Gutmenschen bezeichnet, des bien-pensants. Sie erziehen ihre Kinder in Liebe zu Mensch und Tier und Pflanze, halten sie fern vom Übel der Welt. Sie wählen gewiß nicht "rechtsextrem", sondern gehören zum arc républicain.
Niemand in den Medien fragt dazu irgend etwas, alle toben sich am Täter aus. Louise ist das unschuldige Opfer. Aber während man bei muslimischen Minderjährigen, die straffällig werden, ihre Eltern haftbar machen, ihnen Sozialleistungen und die Sozialwohnung streichen will, haben Louises Eltern mit allem nichts zu tun? Sie haben ihr Kind auf dem Gewissen!
Warum nur denke ich dabei an Jeffrey Epstein und Virginia Giuffre, die Jungfer Roberts?