Im Unterschied zu den Damen der Könige, die ihren Einfluß, der oft größer war als derjenige der Minister, in aller Diskretion haben wirken lassen und ihren Haß gegeneinander in königlicher Feinheit austrugen, tut sich die Journalistin von Paris Match Valérie Trierweiler, Favoritin des François Hollande, keinen Zwang an und erklärt ihrer Vorgängerin Ségolène Royal, seinerzeit Favoritin des Ersten Sekretärs des Parti Socialiste, nicht angetraute Lebensgefährtin und Mutter seiner vier Kinder, in aller Öffentlichkeit auf Twitter den Krieg.
Sie bezeugt dem PS-Dissidenten Olivier Falorni, dem Konkurrenten der Ségolène Royal, im zweiten Durchgang der Wahlen zur Nationalversammlung, auf Twitter ihre Unterstützung, obgleich die Führung des PS, der Präsident an der Spitze, den Dissidenten aus der Partei ausgeschlossen und ihre Genossin Ségolène Royal als einzige sozialistische Kandidatin bestimmt haben. Auch ihrer Unterstützung verdankt François Hollande seinen Wahlsieg, was ihre Nachfolgerin gerade gereizt haben mag zuzustoßen:
Courage à Olivier Falorni qui n'a pas démérité, qui se bat aux côtés des rochelais depuis tant d' années dans un engagement désintéressé. Erfolg dem Olivier Falorni, der nicht unwürdig ist, der sich seit so vielen Jahren an der Seite der Bürger von La Rochelle selbstlos/uneigennützig einsetzt.
Jenseits aller Favoritinnenkämpfe könnte man bei der Einschätzung der Parteiarbeit als désinteressé schon die Fassung verlieren ob dieser Qualifizierung des harten Weges zur Macht. Selbst Franzosen, die einiges gewohnt sind an Frivolitäten ihrer Herrschenden, vermuten, jemand müßte Twitter gehackt haben, es könne doch nicht sein, aber die Favoritin legt nach in einem Interview mit AFP. Sogar Daniel Cohn-Bendit, dem man kaum Schamhaftigkeit bescheinigen kann, findet die Angelegenheit indécent, anstößig. Für Ségolène Royal steht das politische Überleben auf der nationalen Ebene auf dem Spiel.
Man bekommt eine Vorstellung davon, was vom neuen Präsidenten Frankreichs zu erwarten ist. Er ist Spielball seiner Geliebten, die schon andernorts meinte, die Rolle einer potiche, einer Vorzeigefrau, sei sie nicht gewillt zu spielen. Das demonstriert sie soeben, in dem sie die Politik des Präsidenten offen konterkariert. Zusätzlich ist er Spielball von 31 Beratern, die er umgehend im Präsidentenpalast engagiert hat, sowie von 34 Ministern, die jeder eine andere Agenda verfolgen.
Mit diesem Präsidenten kann man le couple franco-allemand vergessen, wer auch immer Angela Merkel demnächst nachfolgt.