Derweil spielt die Musik woanders, nämlich in Aix-en-Provence, wo sich, vom 6. bis 8. Juli 2012, der Wirtschafts- und Finanzminister Frankreichs Pierre Moscovici mit dem Präsidenten Italiens Mario Monti zu den Zwölften Rencontres économiques d'Aix-en-Provence trifft, dem Wirtschaftstreffen des Kreises der Ökonomen, deren Hauptquartier in Paris, rechts der Seine, 104, Faubourg Saint Honoré, passend aufgeschlagen ist: rive gauche, on pense, rive droite, on dépense, am linken Ufer der Seine denkt man, am rechten gibt man Geld aus. Das mit dem linken Ufer ist noch nicht bewiesen.
Zone euro : Moscovici et Monti "appellent à agir vite". Eurozone: Moscovici und Monti "rufen auf, schnell zu handeln", damit die Sonne auch im Westen aufgehe. Der Artikel ist nicht online, aber Le Point.fr liefert genug Informationen. Mario Monti erhebt den Zeigefinger der Linken und schilt die verantwortlichen Politiker "gewisser Nordstaaten" der Eurozone. Er meine damit Finnland und die Niederlande, deren Regierungen Bedenken äußern, für die Schulden von Staaten aufzukommen, die zu Strukturreformen nicht willens sind. Das ist eine Warnung an die deutsche Regierung, ihre Zahlungswilligkeit zu bekunden und sich nicht von den eigenen Bürgern anderes vorschreiben zu lassen. So bereiten die Südstaaten sich auf das heutige Treffen der Finanzminister der Eurozone vor.
Wirtschafts- und Finanzminister Pierre Moscovici sieht die europäischen Finanzminister heute einverstanden mit Milliardenhilfen für Spanien, die EU-Kommission werde am Dienstag vorschlagen, die Ziele der Haushaltssanierung Spaniens der nächsten drei Jahre für dieses Jahr auf 6,3 Prozent des BIP, auf 4,5 Prozent 2013 und auf 2,8 Prozent 2014 zu revidieren. Das Einverständnis Wolfgang Schäubles ist Teil des Pokers um die Besetzung der ESM- und anderer hochdotierter, mit großer Machtkompetenz ausgestatteter Posten. Wenn Deutschland seinem Ausverkauf zustimmt, darf es den Vorsitz dabei führen.
Frankreich jedenfalls zählt sich ab sofort zu den Südstaaten, wogegen nach Lage seiner Wirtschaft nichts einzuwenden ist. Wut und Haß auf Deutschland und die Deutschen, intoniert durch den Präsidentschaftskandidaten François Hollande während der Debatte mit Nicolas Sarkozy zwischen den beiden Wahldurchgängen sowie am Vorabend des Treffens manifestiert durch die Schändung von 45 Gräbern deutscher, in der Schlacht der Champagne gefallenen 12 541 Soldaten des Ersten Weltkriegs in Saint-Etienne-à-Arnes, keine 40 Kilometer entfernt von Reims, leuchten dem deutsch-französischen Paar heim. Fünf verfeuerte Grabkreuze spenden das Licht für die Szenerie.
Für Haß und Wut der Franzosen auf Deutschland und die Deutschen ist es nicht an der Zeit aufzuhören, Hannes Wader kann noch so schön singen, sondern sie werden soeben wieder geschürt.
Das ist Frankreich: Warum daraus nichts wird.