Eine anspruchsvolle Politik hat sich also abgezeichnet, die Symbiose Europas mit den arabisch-islamischen Staaten, eine Symbiose, die Europa - und vor allem Frankreich, treibende Kraft des Projektes - Gewicht und Ansehen gäben, mit dem der USA zu rivalisieren. Diese Politik wurde diskret betrieben, außerhalb der offiziellen Verträge, unter dem harmlosen Namen Euro-arabischer Dialog. 1974 wurde in Paris eine unter der Schirmherrschaft der europäischen Staatschefs und ihrer Außenminister in direkter Verbindung mit ihren arabischen Kollegen sowie mit den Vertretern der Europäischen Kommission und der Arabischen Liga wirkende Vereinigung von Parlamentariern der EWG gebildet, die Association Parlementaire pour la Coopération Euro-Arabe, und mit der Gestaltung der finanziellen, politischen, wirtschaftlichen, kulturellen und Migrationsaspekte der euro-arabischen Beziehungen betraut.
Diese Strategie, deren Ziel die Schaffung einer euro-arabischen Mittelmeergruppierung mit freier Zirkulation von Waren und Personen war, hat die arabische Einwanderungspolitik in die EU bestimmt. Sie hat seit dreißig Jahren auch die gesamte kulturelle Politik in den Schulen und Universitäten der Gemeinschaft bestimmt. Seit der ersten Sitzung der Minister und europäischen und arabischen Staatschefs und der Arabischen Liga des Euro-arabischen Dialogs, in Kairo 1975, wurden Abmachungen betreffs Verbreitung und Förderung des Islams und der arabischen Sprache und Kultur in Europa durch die Schaffung arabischer Kulturzentren in den europäischen Städten getroffen. Weitere Abmachungen sollten dem folgen, um die euro-arabische Symbiose der Universitäten, Medien, Journalistenverbände, der geschriebenen und audiovisuellen Medien, der Schriftsteller, Verleger, Filmproduzenten und des Technologietransfers - einschließlich des nuklearen -, kurz eine Fusion aller kulturellen und medialen Bereiche sowie die Vorteile einer gemeinsamen Diplomatie auf den internationalen Foren abzusichern.
Die Araber stellten folgende Bedingungen an die Vereinigung:
- eine von der US-amerikanischen losgelöste und gegen sie opponierende europäische Politik;
- die Anerkennung eines palästinensischen Volkes durch Europa und die Schaffung von Palästina;
- die europäische Unterstützung der PLO;
- die Ernennung Arafats zu deren einzigem und ausschließlichen Vertreter;
- die politische und historische Delegitimation Israels, die Verringerung seines Territoriums in einen nichtlebensfähigen Staat und die Arabisierung Jerusalems.
Während dreier Jahrzehnte bestimmte eine bemerkenswerte Anzahl von nichtoffiziellen Abmachungen zwischen den Staaten der EWG, später der EU, einerseits und den Staaten der Arabischen Liga andererseits die Entwicklung Europas und ihrer aktuellen politischen und kulturellen Aspekte. Ich zitiere hier nur vier davon:
- es war vorgesehen, denjenigen Europäern, die mit arabischen Immigranten zu tun haben, eine besondere Ausbildung zu geben, damit sie besser deren Sitten und Gebräuche respektieren könnten;
- die arabischen Immigranten sollten unter Kontrolle und Gesetzgebung ihrer Herkunftsländer bleiben;
- die europäischen Geschichtsbücher sollten durch ein euro-arabisches Redaktionsteam von Historikern bearbeitet werden - natürlich haben die Schlachten von Poitiers, Lepante oder die Reconquista nicht dieselbe Bedeutung an den beiden Ufern des Mittelmeeres;
- der Unterricht in Arabisch und in arabischer und islamischer Kultur sollte in den Schulen und Universitäten Europas durch arabische nichteuropäische Professoren erteilt werden.
Im politischen Bereich hat Europa sein Schicksal an das der arabischen Staaten gebunden, es ist in die Logik des Glaubenskrieges gegen Israel und Amerika eingetreten. Wie kann Europa die Haßkultur des Glaubenskrieges anprangern, die von seinen Verbündeten hervorgebracht wird, wenn es über Jahre alles getan hat, den Glaubenskrieg zu aktivieren, den es deckt und rechtfertigt unter dem Vorwand, dass die Gefahr von denen herrührt, die den arabischen Glaubenskriegern widerstehen, seinen Verbündeten, denen es in den internationalen Gremien und durch seine Medien dient.
Im kulturellen Bereich wurde seit den 70er Jahren durch die europäischen Universitäten eine Neuschreibung der Geschichte betrieben. Dieser Prozeß wurde durch den Europarat während seiner Parlamentarischen Versammlung über "den Beitrag der islamischen Zivilisation zur europäischen Kultur", im September 1991, gebilligt. Er wurde bestärkt durch Präsident Chirac, in seiner Rede vom 8. April 1996, in Kairo, festgeschrieben durch den Präsidenten der Europäischen Kommission Romano Prodi mit der Gründung einer Stiftung zum Dialog der Kulturen und Zivilisationen, die alles verwalten wird, was auf dem neuen Kontinent Eurabia, der ganz Europa und die arabischen Staaten umfaßt, gesagt, geschrieben und gelehrt wird.
Das Dhimmitum hat in Europa begonnen mit der Unterwerfung seiner Kultur, seiner Werte, der Zerstörung seiner Geschichte und deren Ersetzung durch die islamische Sicht seiner Geschichte, unterstützt durch den Mythos von Andalusien. Eurabia hat die islamische Konzeption der Geschichte übernommen, wo der Islam eine Kraft der Befreiung und des Friedens und der Glaubenskrieg gerecht ist. Diejenigen sind schuldig, die ihm widerstehen, wie die Israelis und die Amerikaner, nicht diejenigen, die ihn führen. Diese Politik ist es, die uns den Geist des Dhimmitums gebracht hat, uns blind macht, uns den Haß auf unsere eigenen Werte eingibt sowie den Willen, unseren Ursprung und unsere Geschichte zu zerstören. "Der große Schwindel ist, Europa glauben zu lassen, dass es jüdisch-christlicher Tradition ist. Das ist eine absolute Lüge", hat Tariq Ramadan gesagt. Wir hassen George Bush, weil er das noch glaubt. Wie rückständig sind doch die Amerikaner!
Der Geist des Dhimmitums ist nicht nur eine Unterwerfung ohne zu kämpfen, nicht einmal eine Kapitulation. Er ist durch die Eingliederung von Werten, die uns zerstören, auch die Leugnung seiner Unwürdigkeit, er ist das ideologische Söldnertum im Dienste des Glaubenskrieges, der von ihren Händen und mit Demütigung bezahlte Tribut der europäischen Dhimmi-Steuerzahler, um eine trügerische Sicherheit zu erreichen. Es ist der Verrat an den Seinen. Der Dhimmi erhält eine ephemerische und unechte Sicherheit für die dem Unterdrücker durch Dienstbeflissenheit und Schmeichelei geleisteten Dienste. Das ist heute die Situation Europas.
Das Dhimmitum ist nicht nur eine Ansammlung von abstrakten in der Scharia festgeschriebenen Gesetzen, sondern auch durch die Dhimmis selbst entwickelte Verhaltensweisen, um sich der Unterdrückung, an die Demütigung und die Unsicherheit anzupassen und sie zu überleben. Das hat eine eigene Mentalität wie auch gesellschaftliche und politische Verhaltensweisen hervorgebracht, die für das Überleben von auf gewisse Weise in ständiger Geiselhaft gehaltenen Bevölkerungen wichtig sind.
Die Dhimmis sind minderwertige Wesen, die Demütigung und Agressionen ohne Widerspruch unterliegen. Ihre Angreifer genießen Straffreiheit, die ihnen ihr Haß gewährt, ihr Gefühl der Überlegenheit und der Schutz durch das Gesetz. Die Kultur des Dhimmitums, das sich in Europa ausbreitet, ist die des Hasses, der Straffreiheit für Verbrechen gegen die Nicht-Muslime, eingeführt aus den arabischen Staaten mit dem "Palästinismus", der neuen auf das Niveau eines Kultes erhobenen europäsichen Unter-Kultur, Standarte des begeisternden Kampfes der Europäischen Union gegen Israel.
In München (1938) hat Frankreich nicht auf seine Kultur verzichtet, auf seine Geschichte, es hat sich nicht germanisiert, es hat nicht proklamiert, dass die Quelle seiner Kultur die germanische Zivilisation wäre.
Der Geist des Dhimmitums, der heute Europa verdunkelt, kommt nicht aus einer aufgezwungenen Situation, sondern aus einer freiwilligen Entscheidung und deren seit dreißig Jahren währenden politischen Durchführung.
Der große Islamwissenschaftler und Islamfreund William Montgomery Watt beschrieb in seinem Buch "The Majesty that was Islam" (1974) das Verschwinden der christlichen Welt in den arabisierten Ländern so: "Es hatte nichts Tragisches, das war ein sanfter Tod, auf kleinem Feuer." Natürlich irrte sich Montgomery Watt, es war eine extrem tragische Agonie, von der noch im 20. Jahrhundert die Genozide der Armenier, der Widerstand der Christen im Libanon, in den Jahren 1970 bis 1980, und seit einigen Jahrzehnten der Genozid im Sudan und der israelisch-arabische Konflikt zeugen, der nur eines der Elemente des Jahrtausendkampfes der freiheitsliebenden Völker gegen das Dhimmitum ist, der Würde des Menschen gegen die Sklaverei der Unterdrückung und des Hasses. Aber diese Beobachtung von Montgomery Watt trifft heute vollkommen auf Europa zu.
30. November 2004
Auszugsweise Übersetzung aus:
France-Echos, vendredi 16 juillet 2004
Und was seit November 2004 mit Eurabia weiter geschieht:
Zu Andalusien siehe auch: Das Waqf Al-Andalus, vom 19. Februar 2004