AFP-bediente Medien berichten nicht sachlich über die Rede, sondern belästigen die Leser mit ihrer Meinung über einzelne Äußerungen des Präsidenten sowie über die Stimmung im Saale, und Figaro-Korrespondent Philippe Gélie stockt der Geifer in den Tasten!
Die lange, an Details oder Ankündigungen arme Rede hätten zig Millionen Zuschauer gesehen. Beim Thema Immigration wäre es hauptsächlich um Gewalt, Drogen und Terrorismus gegangen.
Zum Beweis für die Spaltung der USA in zwei Lager wird angeführt, daß die Hälfte der Anwesenden im Kongreß sich wiederholt begeistert erhob, während die andere Hälfte stur sitzen blieb, daß zig Abgeordnete schwarz gekleidet gewesen wären zur Unterstützung der #MeToo-Bewegung gegen sexuelle Belästigung, daß etwa 20 schwarze Abgeordnete, élus noirs, Schärpen oder Krawatten oder Fliegen mit afrikanischen Motiven getragen hätten, in Kenté-Farben, um die von Donald Trump so bezeichneten "pays de merde", die "Shithole states", zu unterstützen. Wenn man Wikipedia einmal glaubt, so stammt dieser Stoff aus Ländern, die Donald Trump nicht mit seinem Ausspruch gemeint hat, aus der Elfenbeinküste und aus Ghana.
Nun aber zu Philippe Gélie: Donald Trump défend sa «juste mission» devant le Congrès. "Donald Trump verteidigt [sic!] seine 'gerechte Aufgabe' vor dem Kongreß." Um von vornherein klar zu stellen, daß Le Figaro und sein Washington-Korrespondent die Aufgabe nicht für gerecht halten, kommt sie in Anführungszeichen, und Donald Trump gleich mit in die Defensive. Er "verteidigt" letztlich sich selbst. Wer die Rede gesehen hat, bleibt ob solcher Verfälschung staunend zurück.
Die Unterzeile stimmt ein: "Die Rede zur Lage der Nation hat nur zu wenigen Ankündigungen geführt, darunter die Erhaltung Guantanamos als Gefängnis für im Ausland gefangen genommene Terroristen."
Er hätte vor der Rede, bei einem Mittagessen, den geladenen Journalisten seine Entdeckung offenbart, daß man zum Regieren "Herz" bräuchte, während man bei Geschäften "Kopf" nötig hätte. Dieser Erkenntnis wäre die zur Einigung aufrufende Rede zu danken, der "neue einigenden Ton". Weiter geht es mit der gewohnten Häme des Korrespondenten, mit dem "populistischen Programm", das durch "euphorische Republikaner" ca. 115 mal beklatscht wurde. Aber 15 demokratische Abgeordnete wären nicht zur Rede erschienen, er erwähnt die schwarz gekleideten Damen der #MeToo-Bewegung gegen sexuelle Belästigung, deren Donald Trump bezichtigt worden wäre.
Seine restriktive Einwanderungspolitik "helfe auch den bereits eingewanderten Gemeinschaften", hätte er erklärt, und daß die afro-amerikanischen Abgeordneten "versteinert blieben" bei der Aussage, die Arbeitslosigkeit unter den Schwarz-Afrikanern wäre zurückgegangen.
Er erwähnt die Forderung Donald Trumps, die Hilfe für solche Staaten zu verringern, die Jerusalem nicht als Hauptstadt Israels anerkennen, die den USA das Recht dazu bestritten. Unerwähnt läßt Philippe Gélie China und Rußland. Die nämlich hat Donald Trump im Gegensatz zu Emmanuel Macron und Angela Merkel nicht als durch Sanktionen zu strafende Feinde, sondern in einem kurzen Satz als "Rivalen" bezeichnet.
Grundsätzlich und ausführlich ist Donald Trump mit China, ohne es namentlich zu erwähnen, am Anfang seiner Rede ins Gericht gegangen, in dem er ausgewogene Handelsbeziehungen anmahnte.
Und dann tue man sich noch einmal SOTU an, mit der wunderbaren Stimme des Donald Trump.
Donald Trump: State of the Union 2018. 31. Januar 2018