10. Juni 2021

Emmanuel Macron im Wahlkampf 2022

Who is Damien Tarel, who slapped Emmanuel Macron
By Ivan Mazur, CLICKER, 8 June 2021

"Sie werden in der letzten Woche des Wahlkampfs zu den Präsidentschaftswahlen sehen, daß wir einen schweren Unfall oder einen Mord haben werden," erklärt der Vorsitzende der linksextremen Partei La France insoumise (LFI) Jean-Luc Mélenchon in einem Interview der Staatssender France Inter und France Info, am Sonntag, 6. Juni 2021. Dann zählt er Beispiele auf, die für ihn ein Beweis sind, daß man damit Muslime diffamieren wollte, darunter die Morde, die durch Mohamed Merah verübt wurden, der in einigen muslimischen Gemeinden Frankreichs als Held gefeiert wird.

Politiker und Medien Frankreichs sind außer sich: "Verschwörungswahn!"

"Doch das Unheil schreitet schnell!" lehrt uns Wilhelm Busch. Es geht erst einmal los mit einem kleinen Scharmützel, das die Medien seit Dienstag, 8. Juni 2021, 13:15 Uhr, in Atem hält.

Update, vom 14. Juni 2021
Minister der Regierungspartei LREM im Wahlkampf statt auf Arbeit!


Der Staatspräsident hat sich vorgenommen, "eine Beziehung zu den Franzosen herzustellen", ihnen "den Puls zu fühlen". Diese Bezeichnungen zeigen den Abstand des Emmanuel Macron von seinen Landsleuten ses compatriotes, die es mit einem durch Frankreich tingelnden Arzt zu tun haben. 

Bevorzugt tritt er auf in Dörfern, in diesem Fall im 6 100-Seelen-Ort Tain-l'Hermitage, im Departement Drôme, um 13 Uhr. Dort gönnt er sich einen spontanen physischen Kontakt mit hinter Absperrgittern harrenden Franzosen, wobei der zur Visite nach Vorschrift seiner Regierung maskierte Halbgott in Blau und Schwarz sich mit den Covid-19 geschuldeten Faustberührungen statt Pulsfühlen begnügen will, aber stattdessen vom 28-jährigen Damien Tarel, aus dem 20 Kilometer entfernten Nachbarort Saint-Vallier, eine Ohrfeige erhält. Ob sie trifft, ist nicht klar, ist aber unwichtig; denn für Versuch und Gelingen setzt es dieselben Strafen, bis zu drei Jahre Knast und 45 000 € Geldstrafe.

10 800 000 mal aufgerufen. Stand: 12. Juni 2021, 10 Uhr

Damien Tarel kommt mit Kumpel Arthur C., dessen Familienname vielleicht nicht genannt wird,  weil er die Tat nicht begangen hat, direkt von einer nicht angemeldeten Demonstration aus Valence, 20 Kilometer südlich von Tain. Dort demonstrieren, am Mittag, 25 Personen, darunter zwölf Bauern, vier "Gelbwesten" und sechs Mitglieder der "Ultralinken". Die Demonstration wird von der Polizei aufgelöst, und Damien Tarel und Arthur C. begeben sich im Auto nach Tain. Wie kommen sie in die erste Reihe, hinter die Absperrgitter? Haben sie die Neugierigen einfach zur Seite gestoßen?

Als er den Staatspräsidenten ohrfeigt, ruft er: Montjoie ! Saint-Denis ! À bas la Macronie !

Das ist der Schlachtruf der Kapetinger des 12. Jahrhunderts für das Königreich Frankreich.

Die Medien recherchieren über Damien Tarel, so schnell hat man sie noch nicht aktiv gesehen, wenn es um ein Attentat von Muslimen geht. Er wird von den Nachbarn in seinem 4 000-Seelen-Dorf geschildert als "apolitisch, keinesfalls gewaltbereit", als ein "sehr angenehmer Mensch", ein "unauffälliger Nachbar", wörtlich so wie muslimische Glaubenskämpfer, die ebenfalls zunächst und vor dem dicken Ende ganz harmlos daherkommen, brav und gläubig. Zufall?

Man erfährt, daß er Fan von historischem Kampfsport ist, eine Vereinigung für historischen Kampfsport und eine für Gesellschaftsspiele gründete, die er Les chevaliers de la table carrée nennt, "Die Ritter vom quadratischen Tisch", im Unterschied zu den Weinverkostern vom Runden Tisch,  daß er im Internet Seiten von Rechtsextremen folgt, vor allem von Monarchisten. 

Die "Französische Föderation des europäischen historischen Kampfsports", la Fédération française des arts martiaux historiques européens (FFAMHE) distanziert sich umgehend von Damien Tarel und versichert, daß dieser und seine Vereinigung niemals Mitglied der Föderation waren.

Da das alles noch nicht den richtigen Kick gibt, wird der ebenfalls 28-jährige Arthur C. wichtig, der das Attentat filmt. In dessen Wohnung findet man durchaus nicht mittelalterliche Handfeuerwaffen sowie ein Exemplar von "Mein Kampf". Meinem Lokalblatt L'Indépendant, aus demselben Haus wie der Midi Libre, wird es angst und bange. Er titelt: Gifle : le profil troublant des deux suspects. "Ohrfeige: Das beunruhigende Profil der beiden Verdächtigen". Der Titel bleibt nur im Link erhalten; er heißt jetzt:

"Emmanuel Macron geohrfeigt: 
Der mutmaßliche Täter an diesem Donnerstag bei umgehender Vorführung verurteilt"
Emmanuel Macron giflé : l'auteur présumé jugé ce jeudi 10 juin en comparution immédiate

Vielleicht erinnern sich die Journalisten an die Geschichte ihres Blattes während der deutschen Besatzung. Da wurde fleißig kollaboriert, so daß L'Indépendant nach der Befreiung nicht erscheinen durfte. Solches Fehlverhalten soll nie wieder vorkommen, man ist immer auf der richtigen Seite!

"Macron geohrfeigt: Der Hauptverdächtige erkennt eine 'etwas impulsive' Reeaktion an"
Macron giflé : le principal suspect reconnaît une réaction « un petit peu impulsive »

Damien Tarel hat ersucht, ihn sofort vorzuführen und abzuurteilen, weiß Le Figaro. Das Strafmaß wird hier ergänzt, sobald es mir bekannt wird. Dem Attentäter tut inzwischen alles leid. Er sagt vor Gericht: 

"Ich habe instinktiv gehandelt (...) Die Tat ist bedauerlich, aber ich habe sie nicht vorsätzlich begangen." Er erinnert sich nicht, Emmanuel Macron am Arm gezogen zu haben. Als er das Video sieht, sagt er: "Ich entdecke die Bilder zur selben Zeit wie Sie." Auf der Fahrt von Valence nach Tain hätten Arthur und er beschlossen, "etwas Bemerkenswertes zu machen, ihn [Emmanuel Macron] zu politischen Themen zu befragen, eine gelbe Weste zu nehmen oder eine französische Fahne, aber wir haben unsere Meinung geändert."

Was die Ohrfeige angeht: "Ich denke, daß meine Reaktion ein wenig impulsiv war, aber daß meine Worte eine Wirkung für Macron, für alle Gelbwesten und die Patrioten gehabt haben," und weiter: "Als ich seinen sympathischen und verlogenen Blick sah, der aus mir einen Wähler machen wollte, war ich voll von Abscheu." Er hätte ihn nie geohrfeigt, wenn Emmanuel Macron nicht direkt auf ihn zugekommen wäre. Sonst hätte ich ihn direkt zu politischen Themen zur Rede gestellt. ... Er hatte ein Wahlkampfvorgehen, das hat mir mißfallen. ... Ich denke, daß viele diese Ungerechtigkeit fühlen. Ich habe mich belagert gefühlt."

Sein Kumpel Arthur C. wird am Ende des zweiten Halbjahres 2022 vor den Richter treten. Bis dahin wird der 28-jährige Waffenbesitzer "Mein Kampf" vielleicht durchgelesen und verstanden haben.

Jetzt bin ich gespannt, was sie mit Damien Tarel machen, der den Staatspräsidenten ohrfeigte. Er war während der Tat alkoholisch ziemlich zugedröhnt. Gewöhnlich sind für die Justiz in Deutschland und Frankreich solche Täter nicht zurechnungsfähig, ob sie wie der Judenmörder Kobili Traoré umgehend in die Psychiatrie der Präfektur von Paris kommen, nachzulesen im Artikel Frankreich. Der Mord an Sarah Halimi, oder wie ein "Bochumer", der einer alten Frau, die auf der Bank sitzt, ins Gesicht tritt, in eine Spezialklinik. Aber Damien Tarel ist kein Muslim, sondern ein patriotischer Franzose.

Aplerbeck macht die Türen auf, der Bochumer kommt im Dauerlauf! Um den Reim meiner Kindheit mal wieder auszupacken; bei uns reimte er sich auf Gütersloh!

"Macron geohrfeigt: Der Täter verurteilt zu 18 Monaten Haft, davon 14 auf Bewährung"
Macron giflé : l'auteur condamné à 18 mois de prison, dont 14 avec sursis

"Nach 45 Minuten Beratung ist Damien Tarel der Tat für schuldig erklärt worden.  Er hat eine Strafe von 18 Monaten mit sofortigem Haftantritt aufgebrummt bekommen, davon 14 Monate auf zweijährige Bewährung unter Aberkennung seiner bürgerlichen Rechte für drei Jahre, Verbot, während fünf Jahren Waffen zu besitzen und Verpflichtung, sich in psychologische Behandlung zu begeben. Dieses Urteil hat sich als weniger schwer erwiesen als das, was der Staatsanwalt beantragt hatte, der 18 Monate Gefängnis mit sofortiger Einlieferung gefordert hatte. Damien Tarel hat zehn Tage Zeit, Berufung einzulegen." Le Figaro, 10. Juni 2021, 19:30 Uhr, aus der Feder von Margaux d'Adhémar.

Emmanuel Macron läßt sich derweil nicht beirren, die Franzosen kennenzulernen. Maskiert eilt der Doktor Frankreichs von Ort zu Ort und sucht ihre Nähe und ihren Puls. So soll es im Siegeszug immer weitergehen. Seine Umfragewerte geben ihm Recht: "Nichts wird mich aufhalten."

Wetten, das doch? 😂


Update, vom 14. Juni 2021

Ich schaue eben L'heure des Pros, die Sendung von Pascal Praud, auf CNews, und da sieht man zwei kurze Videos, in einem den Justizminister Éric Dupond-Moretti, und im anderen Marlène Schiappa, die Beigeordnete Ministerin für Staatsbürgerschaft, im Wahlkampf für die Regierungspartei "La République d'Emmanuel Macron" (LREM) zu den Regionalwahlen. Anstatt daß sie ihre Arbeit in den Ministerien tun, machen sie auf Steuerzahlerkosten Wahlkampf. Und welchen! Éric, im offenen Hemd, legt sich mit dem Abgeordneten der Nationalversammlung François Ruffin an, einem linken Journalisten, Autor und Filmemacher, der friedlich auf einer Terrasse sitzt und ihm eine Frage stellt, er bellt den regelrecht nieder und droht ihm, und Marlène hüpft auf einer LREM-Veranstaltung, kreischt und singt, und zum Schluß schreit sie „Macron président ! Macron président !" Ivan Rioufol, einer der Journalisten in der CNews-Sendung, fragt erstaunt: Ich dachte der wäre schon Präsident?

Solche Politiker sind empört, wenn der Staatspräsident geohrfeigt wird. Sie selbst, allen voran Emmanuel Macron, haben keine Achtung vor ihren eigenen Ämtern und vor den Institutionen des Staates. Sie haben keine Achtung vor den Bürgern Frankreichs.