19. Juli 2025

Sylvain Gouguenheim wird in der "Libération" und der "Welt" vorgeführt

Artikel vom 9. Mai 2008

"Sylvain Gouguenheim: Und wenn Europa sein Wissen nicht dem Islam zu verdanken hätte?"
Sylvain Gouguenheim : et si l'Europe ne devait pas ses savoirs à l'islam ?

"Der Historiker weist die Vorstellung zurück, die griechische Wissenschaft sei aus der muslimischen Welt in den Westen gelangt."

Der Islam ist eine Ideologie, die von ihren Gläubigen Unterwerfung unter Allah und den von diesem herabgesandten und für alle Zeiten Wort für Wort gültigen Koran fordert. Nach heute weitverbreiteter Lehre sollen ab seiner Erfindung und gewaltsamen Verbreitung durch Mohammed in einer Umgebung religiöser Toleranz arabische Muslime in Philosophie, Medizin und den Naturwissenschaften geglänzt und ihr Wissen den in Dunkelheit befangenen Christen gebracht haben.

Woher aber sollen die vielen arabisch-muslimischen Gelehrten kommen, die zum Ruhme des Islams tätig werden, warum nehmen sie nicht teil an der von ihnen im 13. und 14. Jahrhundert angeblich in Gang gesetzten europäischen Renaissance, und warum gibt es heute trotz Milliarden Petrodollar keine von Muslimen geschaffene Blüte der Philosophie und der Wissenschaften und keine nennenswerte Buchproduktion, von fehlender religiöser Toleranz nicht zu reden, sondern werden stattdessen mehrere zig Milliarden Dollar des Gewinns aus dem Verkauf des Erdöls in die Verbreitung der totalitären Politideologie Islam gesteckt?

Das Buch des Mediävisten Sylvain Gouguenheim gibt darüber Auskunft: Aristote au Saint Michel. Les racines grecques de l'Europe chrétienne, Aristoteles auf dem Mont Saint Michel. Die griechischen Wurzeln des christlichen Europas. Roger-Pol Droit, Le Monde des Livres, und Johannes Wetzel, Der "Wöchner 27-2015" der Welt, haben es rezensiert, der eine in Französisch, der andere in Deutsch, wobei es sich bei der deutschen Rezension vielmehr um eine einseitige Verfälschung und phantasievolle Ergänzung der französischen handelt; das Buch kann Johannes Wetzel jedenfalls nicht gelesen haben. Wer Französisch liest, möge sich davon überzeugen.

Was Europa dem Islam verdankt – und was nicht. Von Johannes Wetzel, WeltOnline, 2. Mai 2008

Im Figaro erscheint ebenfalls eine positive Rezension, Les tribulations des auteurs grecs dans le monde chrétien, die mißlichen Abenteuer der griechischen Autoren in der christlichen Welt: Die These eines "Islams der Aufklärung" widerlegend, zeigt Sylvain Gouguenheim, daß das antike griechische Wissen niemals aus Europa verschwunden ist, und daß die Araber, die diese Texte übersetzten, keine Muslime waren; das "Dunkle Zeitalter" passe nicht als Bezeichnung für das europäische Mittelalter. Wenn der Islam antikes Wissen in den Westen gebracht habe, dann vor allem dadurch, daß er diejenigen ins Exil getrieben habe, die sich weigerten, sich ihm zu unterwerfen. Die Hellenisierung der islamischen Welt sei äußerst selektiv vonstatten gegangen, die Literatur, die Tragödie und die griechische Philosophie seien kaum aufgenommen worden durch die islamische Kultur. Die Logik und die Naturwissenschaften des Aristoteles hätten keinen Eingang in den Islam gefunden. Weder Die Metaphysik noch Die Politik sind ins Arabische übersetzt worden. Von der Hellenisierung der islamischen Zivilisation zu reden, hieße, ihr Ethnozentrismus zu oktroyieren, eine Art Verwestlichung, die nicht den Tatsachen entspreche, meint der Rezensent Stéphane Boiron.


"Die Leiden griechischer Autoren in der christlichen Welt"
Les tribulations des auteurs grecs dans le monde chrétien. Par Stéphane Boiron,

So ist es. Griechenland repräsentiert für den Islam eine fremde Welt, wer das bezweifelt, der schaue nur, wie sich heute salafistische Islamfunktionäre wie Tariq Ramadan winden, wenn es darum geht, Errungenschaften des Westens zu übernehmen. Die unumstößliche Lehre des Koran, der Hadithen und der Scharia stehen dem entgegen, daß sich die islamische Gesellschaft auf eine Modernisierung im westlichen Sinne einläßt. Es hat sich seit 1400 Jahren nichts daran geändert.

Stein des Anstoßes. Warum uns ein Welt-Redakteur auf einer antideutschen Konferenz willkommen ist. BAHAMAS, Juli 2003

In der Welt kommt bei der Rezension durch Johannes Wetzel ein ähnlicher Verschnitt heraus wie bei der Rezension des Buches von Hans-Peter Raddatz: Allah und die Juden durch den "Nachfolger des Eike Geisel"; der bezeichnet den Autor gleich zu Anfang als ehrenwerten Mann, also gewissermaßen als Verräter, und wertet das Werk als konfus, noch bevor er überhaupt seinen Titel nennt: Der Islamkritiker Hans-Peter Raddatz ist ein ehrenwerter Mann, aber er hat leider ein ziemlich konfuses Buch geschrieben

Ist der Islam antisemitisch? Von Hannes Stein, WELT, 11. August 2007

Die Editrix nimmt sich der Szenerie an, in der solches gedeiht, den Link zur Rezension von Welt und noch einen Link zum Lachen findet man dort, unter Grunz Oink Köffköff Nebbich und Rebell im Kostümchen und Depp im Feuilleton. 

Es ist sicherlich kein Zufall, daß die Welt immer dann, wenn es sich um Bücher mit islamkritischem Inhalt handelt, in eine Rezensentenkartei greift, in der durch ihre Ideologie beschränkte Autoren gebunkert sind; mit Hilfe dieses Personals werden unliebsame Erkenntnisse, die sich aus der Lektüre der Bücher ergeben könnten, verhindert oder zumindest gemildert. Im Falle des Johannes Wetzel handelt es sich um einen freien Journalisten, Jahrgang 1963, mit Sitz in Paris. Von dort versorgt er die Berliner Zeitung, Die Welt, France Inter, die Internationale Politik der DGAP u.a. mit seinen ideologisch eingefärbten Informationen, hier über François Bayrou:

Rebell der Mitte. Von Johannes Wetzel. Internationale Politik, April 2007

Sein Beitrag in der Berliner Zeitung, vom 6. August 2006, Libanon. Nobelpreisträger gegen Israel [nicht mehr online], über den Libanonkrieg, Sommer 2006, mag als Beispiel dienen, dies nachzuweisen. Dort schreibt er vom Angriff Israels und dem großen Verständnis, das die intellektuellen Meinungsführer Frankreichs dafür hätten; er nennt zwei Juden, Bernard-Henri Lévy und Marek Halter. Nichtjüdische Intellektuelle, die Israels Reaktion auf die Entführung seiner Soldaten von israelischem Territorium aus verstehen, scheint es demnach in Frankreich nicht zu geben. Der wirkliche Verantwortliche für den Krieg sei Israel, meint Johannes Wetzel im Einklang mit John Berger, Noam Chomsky, Harold Pinter und José Saramago, die mitten im Krieg, in Le Monde ein Forum finden für ihre anti-israelische Hetze:


C'est Israël le vrai responsable. Par John Berger, Noam Chomsky, Harold Pinter, José Saramago,

Für die vier Autoren ist der Krieg der Entführung zweier Zivilisten aus Gaza und nicht den Entführungen der drei israelischen Soldaten geschuldet, aber niemand außer der türkischen Presse habe über die Entführung aus Gaza berichtet.

Nun geht es in der Gestalt von Sylvain Gouguenheim wieder um einen Juden, der unbotmäßige Äußerungen tut. Sie erregen Unbill bei Johannes Wetzel, entsprechend wählt er seine Worte: Sylvain Gouguenheim behauptet ..., er widerspricht Pulitzer-Preisträger David Levering Lewis ..., er rückt Gegner in die geistige Nähe von "Himmlers Freundin" und argumentiert auch mit Klischees. So eingestimmt, bräuchte der Leser von Welt gar nicht mehr weiterzulesen, noch dazu, da es sich um die Rezension eines Buches in Französisch handelt, das dem von Pulitzer-Preisträger David Levering Lewis: God's Crucible: Islam and the Making of Europe, in englisch, entgegengesetzt ist. Wahnsinn, wie wahrhaft weltläufig die Welt ist, oder bringt sie die Rezension jetzt, da sie davon ausgeht, daß es dem Buch des Sylvain Gouguenheim ähnlich geht wie dem des Sylvain Besson: La Conquête de l´occident. Le projet secret des islamistes. Die Eroberung des Westens. Das Geheimprojekt der Islamisten, daß es ebenfalls keinen deutschen Verleger findet? Beide Bücher sind in den Editions du Seuil erschienen.

Der nächste Satz, nach dem fett gedruckten Anreißer, verbiegt das Zitat aus der Rezension des Roger-Pol Droit, der seinen Artikel so beginnt: Erstaunliche Richtigstellung der derzeit herrschenden Vorurteile, wird diese Arbeit des Sylvain Gouguenheim Debatten und Polemiken herausfordern. Daraus wird bei Johannes Wetzel in aller Plattheit: Das Resümee des Kritikers ließ ahnen, dass es noch Ärger geben wird.

Roger-Pol Droit stellt den Autor vor: Dieser äußerst ernsthafte Hochschullehrer, Professor für Geschichte des Mittelalters an der Ecole normale supérieure von Lyon, bringt eine Reihe von vorherrschend gewordenen Überzeugungen zu Fall. In den letzten Jahrzehnten sei man, vor allem Alain de Libera oder Mohammed Arkoun, Edward Saïd oder dem Europarat folgend, einer falschen Fährte gefolgt, betreffend den Islam in der Geschichte der europäischen Kultur.

Vor dieser Erkenntnis bewahrt den Johannes Wetzel und die Leser der Welt die Libération, in der un collectif, ein Kollektiv, eine Gemeinschaft [sic] von 56 Mediävisten, Historikern und Philosophen, den Forschungsergebnissen des Sylvain Gouguenheim widerspricht: Ja, der christliche Westen schuldet der islamischen Welt Dank. In der Erklärung werden die Hetzkampagne gegen den Autor eingeläutet, die Entrüstung formuliert, seine Quellen als langebekannt oder falsch hingestellt, von der ersten Seite an habe Sylvain Gouguenheim klargestellt, daß sich seine Studie auf die Zeit vom 6. bis 12. Jahrhundert beziehe, was von vornherein das Wesentliche ausklammere, nämlich die Zeit des 13. und 14. Jahrhunderts. Es ist also weniger schwierig vorzugeben, daß die intellektuelle und wissenschaftliche Geschichte des christlichen Westens der islamischen Welt nichts verdanke!

Es spielt keine Rolle, daß Sylvain Gouguenheim das nicht behauptet, sondern nachweist, daß dem Islam [!] nichts Wesentliches zu verdanken ist. In der islamischen Welt wohnen vom Autor sehr geschätzte Übersetzer, er bemerkt lediglich, daß es sich bei diesen nicht um Muslime, sondern um Christen handelt. Die Juden läßt er in seinem Buch außen vor. Ihr Anteil an der Übersetzung der griechischen Philosophen, Ärzte und Naturwissenschaftler in welche Sprache auch immer, wäre ein eigenes Thema. Was die fehlenden beiden Jahrhunderte angeht, so ist der Beitrag von Alexander Reiser lesenswert: Der Kaiser und der Kadi. Manuel II Palaeologos, der Lehnsmann des osmanischen Sultans Beyazit I, führt mit dem "Muddaris", dem islamischen Oberrichter, einen Dialog, in dem das inzwischen berühmte Zitat fällt: "Zeig mir doch, was Mohammed Neues gebracht hat und da wirst du nur Schlechtes und Inhumanes finden wie dies, dass er vorgeschrieben hat, den Glauben, den er predigte, durch das Schwert zu verbreiten".


ANSPRACHE VON BENEDIKT XVI.

Es handelt sich um Gespräche unter Mitgliedern der griechisch-orthodoxen und der islamischen Elite. Bis in die Gegenwart ist es bekannt, daß es unter den islamischen Eliten aller Länder, vor allem unter den in den Westen ausgewanderten, solche gibt, die den westlichen in nichts nachstehen. Sylvain Gouguenheim befaßt sich aber nicht mit dem Thema, sondern damit, daß ab dem 6. Jahrhundert im Einzugsbereich des christlichen Abendlandes sowie unter den Christen im Orient eine rege Übersetzertätigkeit herrscht, und daß dem Islam dabei nichts Wesentliches zu verdanken ist.

Behauptung auf Behauptung aber führt das Kollektiv an, um Sylvain Gouguenheim zu widerlegen und zu diskreditieren, ihn des Plagiates des Buchtitels zu überführen, Aristote au Mont Saint Michel, der Titel stamme von Coloman Viola. Sylvain Gouguenheim bestreitet solches nicht, sondern er zitiert das Werk des Coloman Viola und führt das "Leben auf dem Berge und seine intellektuelle Ausstrahlung" in der Literaturliste auf:


C. Viola, "Aristote au Mont-Saint-Michel", in R. Foreville (dir.),
Millénaire monastique due Mont-Saint-Michel, t. II : Vie montoise et rayonnement intellectuel, Bibliothèque d'histoire et d'archéologie chrétiennes, Paris 1967, p. 289-312

DerText ist im Internet nachzulesen. Nichts deute darauf hin, daß der ausführlich behandelte große Aristoteles-Übersetzer, wie jedermann wisse und lehre, Jacobus Veneticus Graecus, Jacques de Venise, jemals einen Fuß auf den Mont Saint Michel gesetzt habe. Sylvain Gouguenheim schreibt, er habe in Konstantinopel gelebt und einen Teil seines Lebens, mit Sicherheit ab Ende 1120, auf dem Mont Saint Michel gearbeitet: Dieser italienische Geistliche, der in Konstantinopel lebte und auf dem Berg Saint Michel arbeitete, schuf ein immmenses Werk von bemerkenswerter Bedeutung. Er bezieht sich wie Coloman Viola auf die Äußerungen des Robert de Torigni, Abt des Klosters Saint Michel (1154 - 1186).


Le catalogage des manuscrits du Mont Saint-Michel. L’exemple du Ms 222 d’Avranches. 

Es ist beruhigend zu lesen, daß die Autoren des Kollektivs dies und anderes besser wissen, nämlich richtig. Das Buch des Sylvain Gouguenheim sei ein Exposé von Forschungsergebnissen zweiter Hand, neueste Erkenntnisse würden darin nicht berücksichtigt, was die Methode betreffe, so bringe er das Vorhandensein eines Manuskriptes an einem gegebenen Ort durcheinander mit seiner Lektüre, seiner Verbreitung, seiner Übermittlung, seiner Anwendung, seinem Kommentar. Die Quellenkritik sei unausgewogen: die westlichen Chroniken sind wörtlich genommen, während die arabischen Quellen Objekt einer Hyperkritik sind, es würden Hypothesen widerlegt, die kein einziger seriöser Forscher je aufgestellt habe, um es ihm zu erleichtern, die Wichtigkeit seiner "Revision" zur Geltung zu bringen. Wohlbekannte Forschungsergebnisse und Quellen seien unterdrückt worden, damit der Autor habe zu Thesen gelangen können, die reine Ideologie seien.

Von Sylvain Gouguenheim würden die christlichen Araber und die byzantinische Welt in Europa eingemeindet, sein ewiges Europa sei mit dem Christentum identifiziert, selbst wenn die Repräsentanten in Bagdad oder in Damaskus lebten. Das Buch münde in Kulturrassismus, als Beweis werden die Ausführungen über die unterschiedliche Struktur der indo-europäischen und der semitischen Sprachen und die vom Autor daraus formulierten Überlegungen herangezogen; diese sind in der Tat banal für denjenigen, der jemals versucht hat, Arabisch und Hebräisch zu lernen. Durch die Benennung der unterschiedlichen Möglichkeiten und Wirkungen der beiden Sprachgruppen zum Rassisten zu werden, das ist in der Tat eine neue wissenschaftliche Erkenntnis.

Den endgültigen Todesstoß als seriöser Wissenschaftler erhält Sylvain Gouguenheim vom Kollektiv durch den Hinweis auf die Methode des René Marchand: Man ist nun nicht mehr überrascht zu entdecken, daß Sylvain Gouguenheim sagt, er sei inspiriert von der Methode von René Marchand (Seite 134), Autor, der extremen Rechten nahestehend, von Mahomet : contre-enquête (L’Echiquier, 2006, zitiert in der Bibliographie), Mohammed: Gegenuntersuchung, und La France en danger d’Islam : entre Jihad et Reconquista (L’Âge d’Homme, 2002), Frankreich in Gefahr durch den Islam: zwischen Glaubenskrieg und Reconquista, der an hervorgehobener Stelle in den Danksagungen auftritt. Er bekräftigt so, daß sein Gedankengang nichts an Wissenschaftlichkeit aufweist: er kommt aus einem ideologischen Projekt mit unakzeptablen Konnotationen.

Leider hat die Libération nicht genug Platz, den Titel des Buches über Mohammed vollständig zu zitieren; er lautet: Mohammed. Gegenuntersuchung: ein zeitgenössischer Despot, eine gefälschte Biographie, 14 Jahrhunderte Desinformation. Es mag aber auch sein, daß diese Anschuldigung dem Kollektiv und seiner Zeitung derartig ungeheuerlich vorkommt, daß sie es nicht über sich bringen, wissenschaftlich korrekt zu zitieren.

René Marchand : Mahomet. Contre-enquête : un despote contemporain, une biographie officielle truquée, quatorze siècles de désinformation, Paris, Éditions de l'Échiquier, 2006 / 2015

Alle Fehler aufzuzählen, ergäbe eine ellenlange Liste, meint das Kollektiv. Die Kritiker gestehen zu, daß einiges in dem Buch unbestreitbar sei, aber was präsentiert ist als eine Revolution der Geschichtsschreibung, ist nichts als perfekte Banalität.

René Marchand jedenfalls ist entsetzt, daß Sylvain Gouguenheim und er als rechtsextrem eingeschätzt und damit wissenschaftlich disqualifiziert werden. Seine Einordnung ist der Tatsache geschuldet, daß er der Vereinigung Occidentalis auf deren Site ein Interview zu seinem Mohammed-Buch gibt. Bei Occidentalis handele es sich um eine Site, deren "islamovigilance" darüber wache, daß Frankreich niemals islamisches Land werde, die Kontakte des Sylvain Gouguenheim seien mindestens als zweifelhaft zu bezeichnen. Sie hätten keinen Platz in einem angeblich seriösen Buch der Sammlung eines großen Verlagshauses, zitiert Pascal Riché zwei Professoren für Geschichte des Mittelalters, aus Paris und Montpellier. (11)


"Eine verdächtige Demonstration"
Une démonstration suspecte. Par Gabriel Martinez-Gros et Julien Loiseau,

So bestimmen Kollegen des Sylvain Gouguenheim, mit wem er reden, wen er zu Rate ziehen darf, und sie geben eine Warnung an die Editions du Seuil, wen sie veröffentlichen, welche Richtlinien der Verlag einzuhalten habe. Von der Tatsache, daß Sylvain Gouguenheim gar nichts weiß von der Veröffentlichung bei Occidentalis, berichtet das Kollektiv nicht: "Ich habe seit fünf Jahren - Epoche, da ich Jacques de Vénise entdeckt habe - an verschiedene Personen Auszüge meines Buches gegeben. Ich weiß überhaupt nicht, was die einen oder die anderen daraus anschließend haben machen können." 

"Mediävisten im Streit um den Beitrag des Islam"

Baston chez les médiévistes autour de l'apport de l'islam. Par Pascal Riché, Nouvel Obs, 2 mai 2008

Gabriel Martinez-Gros hat gemeinsam mit Lucette Valensi im Jahr 2004 ein Buch in den Editions du Seuil veröffentlicht, L'Islam en dissidence. Genèse d'un affrontement, Der Islam in der Abspaltung. Genese eines Zusammenstoßes; der Verlag beginnt die Vorstellung des Buches so: Der Islam klagt uns an. Man ermißt in seinen Klagen das Gewicht der Beschwerden des letzten halben Jahrhunderts, Entkolonisierung, Palästina-Konflikt, Kaschmir-Frage, Mobilisierung gegen den Kommunismus. Aber gibt es viel weiter zurückliegende Verletzungen, tiefere Wunden? Der Diskurs der Islamisten sagt so, erwähnt den Propheten und die Gründergeneration, listet die Litanei der 14 Jahrhunderte erlittener Beleidigungen auf, lädt die muslimischen Völker ein, nichts zu vergessen, findet darin die zwingenden Gründe seiner Kämpfe.

Die beiden Autoren versichern, daß es nicht darum gehe, diesen identitären Diskurs hinwegzufegen, sondern festzustellen, daß er von der jungen muslimischen Generation mehr der Tatsache des schlechten Westens als der Tradition des Islams wegen geführt werde. Das Buch handle von Modernisierungen, von "Reformen" zur Anpassung an die Moderne seit dem 19. Jahrhundert, zum Schluß seien sich beide Autoren einig über den Modernismus der islamistischen Bewegungen und über das von ihnen pervertierte Erbe der Solidarität mit der Dritten Welt - was immer das heißen mag, es dient der Beschönigung der fundamentalistischen und terroristischen Aktivitäten, die nicht im Islam begründet angesehen werden, sondern als dessen Perversion.

Julien Loiseau tritt oftmals mit Gabriel Martinez-Gros im Doppelpack auf, sie referieren und leiten Seminare zu Themen des mittelalterlichen Islams. Ihre wissenschaftlichen Äußerungen werden positiv zitiert auf islamischen Seiten, sie leben im Gegensatz zu Sylvain Gouguenheim im Einklang mit der von ihnen wissenschaftlich untersuchten Welt. Julien Loiseau ist wissenschaftliches Mitglied des Institut français d'archéologie orientale, mit Sitz in Kairo; dort hält er des öfteren Vorträge, beispielsweise über die großen durch Sultane und Aristokraten errichteten Bauwerke des islamischen Kairo. De Bagdad au Caire. Des bâtisseurs de villes. Von Baghdad nach Kairo. Die Baumester der großen Städte.

Sylvain Gouguenheim wird wohl keine derartigen Einladungen bekommen; der bekommt in einigen islamischen Staaten nicht einmal eine Stunde Aufenthalt. Man kann sich vorstellen, daß sich diese Islamwissenschaftler ihre guten Kontakte in die islamisch-arabische Welt nicht durch einen Sylvain Gouguenheim und seine Versuche über die Geschichte des Mittelalters, vom 6. bis 12. Jahrhundert, zerstören lassen wollen.

Tariq Ramadan, "verunglimpft wie ein muslimischer Jude". 15. November 2005

Unter den Unterzeichnern der Erklärung, in der Libération, fällt außer den von Sylvain Gouguenheim in seinem Buch kritisierten oder nicht genannten Wissenschaftlern sowie dem von Johannes Wetzel erwähnten deutschen Emeritus Kurt Flasch auch Professor Charles Genequand auf, Ordinarius für arabische Philosophie an der Universität Genf. Tariq Ramadan promoviert Mitte der 90er Jahre in Genf zum Thema Zu den Quellen des neuen Muslims, obgleich Charles Genequand, der Dekan der Philosophischen Fakultät und gleichzeitig sein Doktorvater, sowie zwei weitere Prüfer aus der Prüfungskommission zurücktreten, weil sie nicht eine ideologische und tendenziöse These absegnen wollen. Vom Doktorvater verlangte Korrekturen habe der Doktorand Tariq Ramadan nicht vorgenommen: Ich glaube, daß er sich über mich lustig gemacht hat, sagt Charles Genequand, Spezialist für die arabische Welt, und er ist ein Ideologe, ein Pseudo-Intellektueller ...; er schreibt immerdasselbe Buch. Aber Tariq Ramadan findet politische Unterstützung bei Erica Deubler Ziegler, Genfer Großrätin der Partei der Arbeit, und beim Genfer SP-Nationalrat Jean Ziegler. Die besorgen ihm willfährige Gutachter, die von der Materie weit entfernt arbeiten.


"Tariq Ramadan wird beschuldigt, die Prüfer bedroht zu haben, um seine Dissertation zu erhalten"
Tariq Ramadan accusé d’avoir menacé le jury pour obtenir sa thèse. By Gaia, Dreuz, 11 mars 2018

Nun hat sich der aufrechte Mann ins Kollektiv eingereiht, in dem alle den neuesten Forschungsstand sowie die Irrungen und Wirrungen des Sylvain Gouguenheim genau kennen. So viele Wissenschaftler können sich nicht irren, auch wenn die meisten der kritisierten Stellen in dem Buch so nicht vorkommen, und beispielsweise über Emeritus Kurt Flasch bei Wikipedia zu lesen ist [Stand: 8. Mai 2008]: Flasch verfasste und verfasst stimulierende Gesamtdarstellungen der mittelalterlichen Philosophie im ganzen wie auch von Denkerpersönlichkeiten im einzelnen, wobei - so nicht wenige Kritiker - er in der Auswahl der berücksichtigten Autoren teilweise einseitig verfährt und er daher in der Setzung der Interpretationsakzente nicht unumstritten istEs wäre interessant, sich um die anderen Unterzeichner zu kümmern, und von wem sie finanziert werden:


Ein internationales Kollektiv von 56 Forschern der mittelalterlichen Geschichte und Philosophie"
Oui, l'Occident chrétien est redevable au monde islamique. Un collectif international de
56 chercheurs en histoire et philosophie du Moyen Age, Libération, 30 avril 2008

Ich erwähne es, weil Johannes Wetzel ihn ohne diesen Zusatz vorstellt und ihn stattdessen als unumstrittenen Zeugen der Anklage aufführt. Ähnliches ex cathedra wird auch David Levering Lewis zuteil, der ist Pulitzer-Preisträger. Damit ist für Johannes Wetzel genug Glaubwürdigkeit etabliert, paßt er doch gut zu John Berger, Noam Chomsky, Harold Pinter und José Saramago. Das reicht aber nicht einmal dem "Nachfolger des Eike Geisel", der mit ihm ins Gericht geht - heute da, morgen dort, was macht es! würde Mister X das wahrscheinlich besingen: 

Wie schade, dass Europa nicht islamisch ist. Von Hannes Stein, WELT, 1. Februar 2008

Die Folgen (des Sieges in der Schlacht bei Poitier, 732) waren beträchtlich. Der deutsche Historiker Leopold von Ranke nannte die Schlacht von Poitiers – die in Wahrheit zwischen Poitiers und Tours bei dem Ort Moussais-la-Bataille ausgefochten wurde – einen der wichtigsten Wendepunkte der Geschichte ... Ein Historiker, der an der „New York University“ lehrt, stellt nun diese Interpretation auf den Kopf. Allerdings ist David Levering Lewis bisher nicht als Mediävist oder Islamforscher, sondern als Biograf des schwarzen amerikanischen Soziologen und Dichters W. E. B. Du Bois hervorgetreten (für seine Biografie erhielt er immerhin den Pulitzerpreis).

Bleibt noch ein Blick auf Sigrid Hunke. Dieser Freundin Himmlers widmet Sylvain Gouguenheim vier Seiten. Über sie, die auch im Lyoner Salafistenverlag Tawhid verlegt wird, im Hausverlag des Tariq Ramadan, kann konnte in meinem Archiv einiges gefunden werden. Ihr Werk Le Soleil d´Allah brille sur l´Occident, Allahs Sonne über dem Abendland, ist die Lieblingslektüre des Scheichs Said Ramadan al-Bouti, des Dekans der Religionsabteilung der Universität von Damaskus, und anderer francophoner Leser, die es bei Amazon.fr mit fünf Sternen bewerten.

Es hat Zeiten gegeben, da hat die Bewunderin des Islams den Orient für uns als artfremd abgelehnt und das keltisch-germanische Heidentum im Westen ansiedeln wollen:

Von neuen Heiden und alten Göttern. Die religiösen Mythen der Rechtsradikalen. Diese Radiosendung von Antje Schrupp lief erstmals im März 1996 im Hessischen Rundfunk. Antje Schrupp im Netz

Als Alternative zur artfremden, aus dem Orient stammenden jüdisch-christlichen Tradition wird der Rückgriff auf das germanisch-keltische Heidentum angedient. Den Anfang machte bereits 1969 die Orientalistin Sigrid Hunke mit ihrem Buch "Europas andere Religion". Die langjährige Vizepräsidentin der Deutschen Unitarier, der Nachfolgeorganisation der im Nationalsozialismus aktiven Deutschen Glaubensbewegung, ist heute eine regelmäßige Autorin des Thule-Seminars ...

Europäer sind göttlich

Siemens zum Beispiel ... 3. Neue Rechte. Von Peter Kratz, Text von 1989/1991, BIFFF

Aus einem nur mystisch erfahrbaren Pantheismus, der das kosmische Göttliche in gleicher Weise in den Phänomenen der Natur und der Geschichte erkennen will, also auch in jedem menschlichen Handeln, wird die Göttlichkeit des Europäers gefolgert: "Wir handeln an Gottes Statt", so Sigrid Hunke, die herausragende deutschsprachige Ideologin der europäischen Neuen Rechten, mit ihren historischen Verbindungen zur SS.

Als es nicht so richtig klappt damit, entwickelt sie neue Ideen im Kampf gegen die jüdisch-christliche Tradition: LeSoleil d´Allah brille sur l´Occident; darin behauptet sie alles, was die westlichen Islamwissenschaftler zuhauf heuer immer noch verbreiten, daß während des dunklen Mittelalters des Christentums in der arabischen Welt eine bewundernswerte Kultur in allen Disziplinen blühe, die sich speise aus wirtschaftlichem, intellektuellem und spirituellem Austausch in Mathematik, Astronomie, Medizin, Architektur, Musik und Poesie. Der entscheidende Einfluß der arabischen Zivilisation auf die Europas - ein Einfluß, der oft genug verschwiegen wird, wenn nicht offen bestritten - ist endlich ins volle Licht gerückt, preist der Verlag Albin Michel das Buch an.

Das ist der Fall bei Sylvain Gouguenheim; auf 288 Seiten seines Buches legt er dar, daß es einen wesentlichen Einfluß des Islams auf das europäische Christentum im Mittelalter nicht gegeben habe, und er belegt seine Behauptung, da können das Kollektiv der 56, in der Libération, und Johannes Wetzel, in Welt, schreiben, was sie wollen.


Zur Islamferne geistreicher Werke aus dem zwangsislamisierten Iran siehe auch meinen Artikel Das Meer der Seele. Mensch, Welt und Gott in den Geschichten des Fariduddin Attar.
http://www.eussner.net/artikel_2007-08-26_23-09-26.html

Vielleicht aktiviere ich auch diesen Artikel über das Buch von Hellmut Ritter demnächst.

9. Mai 2008

Zu den Leistungen des Islam siehe auch:
Barack Hussein Obama in Kairo. Die Aufhetzung der "drei Kreise"

Geschichte der Mathematik: Zeittafeln Algebra, Geometrie, Analysis. mathematik.ch

Zu dieser Geschichtsklitterung des Barack Obama kann man es, wenn man mit Lachen über die angebliche Wegbereitung von Renaissance und Aufklärung durch den Islam fertig ist, kurz machen: Algebra: Perser bzw. Uzbeke; Kompass: Italiener oder Chinese; Medizin: spanische und persische Juden; Druck: Chinesen; Null: InderSylvain Gouguenheim hat in seinem Buch Aristote au Mont Saint Michel das Nötige zum Thema notiert.