8. Oktober 2012

Frankreich. Islam? Halb so schlimm!


Jérémy Louis-Sidney, Jérémie Louis-Sydney, Jérémy Félix Louis-Sydney, die Medien Frankreichs interessiert's nicht sonderlich, wie genau der Terrorist heißt, den die Polizei am Samstag, den 6. Oktober 2012, bei einer Razzia erschießt, als der Islamkonvertit sie an der Wohnungstür empfängt, in dem er das Magazin seiner Smith&Wesson 357 Magnum entleert. Er stamme aus Martinique, weiß Le Parisien / Aujourd'hui, und obgleich das Geburtsdatum genannt wird, 24. Januar 1979, ist vom Geburtsort nicht die Rede. So meinen die Leser zunächst, er wäre ein Einwanderer. Mehr müssen sie nicht wissen, außer vielleicht noch, daß er polygam ist und als "Märtyrer" stirbt

Wo ist er geboren? In Frankreich, er ist Franzose, geboren in Meaux, oder nicht? Nein, in Melun, oder? Die Städte liegen 67 Kilometer voneinander entfernt, Meaux 55 Kilometer östlich und Melun 60 Kilometer südsüdöstlich von Paris, in der Île-de-France, im Herzen Frankreichs.

Was lehrt uns das? Franzosen können nichts als Käse.

Niemals, nie, würden sie einen Brie de Meaux mit einem Brie de Melun verwechseln. Brie de Meaux, le roi des fromages, der König der Käse, wie ihn Charles-Maurice de Tayllerand Périgord nennt, hat seine Liebhaber so wie der Brie de Melun die Seinen. Es gibt auch einen Brie de Melun Edmond de Rothschild, Adel verpflichtet! Ich bevorzuge den Brie de Melun. Manchmal nerve ich meinen Käsehändler, ob er nicht endlich neben seinen Brie de Meaux noch einen Brie de Melun legen könnte. Dann klagt er, daß sein Lieferant ihn vor Jahren im Stich gelassen hätte, aber das hätte er mir doch schon mehrmals gesagt. Dabei ringt er die Hände.

Jérémie Louis-Sidney, wie er in Le Parisien / Aujourd'hui heißt, ist einer der beiden Attentäter, die am 19. September 2012 in Sarcelles eine Eierhandgranate in ein koscheres jüdisches Geschäft werfen, seine ADN wird auf den Resten der Granate gefunden. Der bis dahin Kleinkriminelle, 2008 geht er in Grasse für zwei Jahre wegen Drogenhandels in den Knast, lebt hauptsächlich in Cannes, dort wohnt eine seiner drei ihm nach islamischem Recht religiös angetrauten Frauen, eine weitere, die 22-jährige Inès, wohnt in Straßburg und eine dritte in Le Cannet, Alpes-Maritimes. Zwei der drei Frauen haben je zwei Kinder, die Frau in Cannes hat eines und ist mit dem zweiten schwanger. Die drei Frauen sind zum Islam konvertierte Französinnen, sie tragen den Schleier. Inès ist bereits konvertiert, bevor sie ihren Mann kennengelernt hat, sie trägt Niqab, den Ganzkörperschleier. Das erste Kind stammt nicht von ihm, das zweite, der kleine Shahid الشاهد, ist vor einem Monat geboren. Sein Name bedeutet, daß er den Islam bezeugt, und zwar aktiv, als Glaubenskrieger und Märtyrer. Die Frauenzeitschrift ELLE interviewt Inès' Mutter.

Die religiös angetraute Lebensgefährtin in Cannes berichtet dem Fernsehsender BFMTV unter Tränen, daß sie nichts von den Terrorumtrieben ihres Mannes wisse: "Er wollte nur, daß ich meine Tochter Soumaya nenne, und daß ich meine Kinder in der Religion [des Islam] erziehe, und das tue ich."

Auch Le Parisien / Aujourdhui berichtet darüber, und es versteht sich, daß keines der Medien die Namensgebungen hinterfragt. Es ist alles halb so schlimm. Der eine Sohn wird Märtyrer, Soumaya, eine seiner Töchter, benannt nach Sumayyah Bint Khayyat سمية بنت خياطّ, der ersten Märtyrerin, bekommt ihren Berufsweg ebenfalls schon im Namen vorgegeben, aber die Behörden Frankreichs merken nichts, alles halb so schlimm. Woher soll der Standesbeamte wissen, was shahid heißt, und wer Sumayyah alias Soumaya war?

Weder von den Journalisten der ELLE noch von denen des BFMTV kann man erwarten, daß sie stutzig werden bei der Formulierung "Er wollte nur, daß ich meine Tochter Soumaya nenne." Und das Publikum muß erst recht nichts wissen; denn Islam ist Frieden.

Die Provinzzeitungen Midi Libre und L'Indépendant, in einem AFP-Bericht, wie auch Le Figaro nennen die zwölf ihrer Sache sehr sicheren Kämpfer apprentis jihadistes bzw. apprentis djihadistes, mal mit, mal ohne "d", Lehrlinge des Glaubenskrieges. Bei den einen kommen sie aus "unseren Stadtvierteln", was "beunruhigt", bei den anderen sind sie "bereit als Märtyrer zu sterben". Schon in der Überschrift signalisieren sie Entwarnung: Die zum Sterben bereiten "Lehrlinge" seien im Begriff gewesen, eine Welle von Anschlägen gegen jüdische Vereinigungen vorzubereiten, eine Liste mit Angriffszielen sei bei den Razzien gefunden worden, aber, so denkt der kluge Leser weiter, es sind eben Lehrlinge, die kriegen nichts gebacken.

Die Medien spielen es runter, sie nennen die Mordpläne attentats antisémites, antisemitische Anschläge. Sie versenken die Menschen, denen die Vernichtungspläne gelten, in einem Adjektiv, sie beseitigen sie schon einmal vorab. Platz genug wäre im Figaro, vom 8. Oktober 2012, Seite 8, gewesen für diesen Untertitel: Ces délinquants radicalisés, convertis à l'islam, formaient une cellule clandestine préparant une vague d'attentats contre des Juifs. Diese radikalisierten, zum Islam konvertierten Straftäter bildeten eine geheime Zelle, die eine Welle von Anschlägen gegen Juden vorbereitete.

Christophe Cornevin schreibt im Figaro, daß sich die Anschläge hätten gegen jüdische Vereinigungen richten sollen. Einige Zeilen weiter aber liest man von ihm über den Anschlag in Sarcelles, am 19. September 2012: "Die Mordabsicht war offensichtlich." Wenn in Sarcelles Mordabsicht herrscht, warum sollen die geplanten Anschläge nur die Vereinigungen treffen, die Gebäude beispielsweise? Oder sind Juden inzwischen schon wieder entmenschlicht, Sachen, und es handelt sich um Gewalt gegen Sachen?

So ist das mit dem islamischen Judenhaß: Alles halb so schlimm.

Das Fehlen des Verständnisses dafür, was die Glaubenskämpfer antreibt, zeigt exemplarisch Alain Chouet, der ehemalige Chef der DSGE, der Direction Générale de la Sécurité Extérieure, der zentralen Direktion der äußeren Sicherheit. Er spricht von den Glaubenskämpfern als Kranken, sie litten unter "borderline", sie fühlten sich nicht wohl in ihrer Haut, wie [Mohamed] Merah, und sie rationalisierten ihr mal-être, ihr Unbehagen, in dem sie Wut auf Juden bekämen und sie sich vorknöpften.

Auf der Website Borderline Syndrom liest man, daß es sich um eine "Erkrankung" der Psyche handle, die meist ausgelöst werde durch Verlustangst, Fehlen von Grundwerten im Leben, Armut, zerstörte Familien, Arbeitslosigkeit, Leistungsdruck, Drogen und Krankheiten.

Nun kann man den radikalisierten Islamkonvertiten manches nachsagen, daß sie als Kleinkriminelle angefangen haben, daß sie arbeitslos sind, Drogen konsumieren, aber eines kann man ihnen nicht unterstellen, daß sie keine Grundwerte im Leben hätten. Der Islam ist ihr Grundwert, der Koran, die Sunna, die Scharia sind ihre Leitlinien. Sie sind Unterworfene, die dadurch aufgewertet werden. Der Islam ist ihr Halt, und die Durchsetzung des Islam sehen sie als ihre Aufgabe an. Wie anders ist es zu erklären, daß sich solche "Kranken" ausgerechnet der Juden annehmen? Warum nicht wahllos reicher Unternehmer, Politiker, Villenbesitzer? Warum werfen sie ihre Handgranate nicht mitten in eine Parteiversammlung, in eine der zahlreichen Konferenzen des Parti Socialiste? Da gibt's doch sonst außer Intrigen nichts Spannendes.

Innenminister Manuel Valls, einer der wenigen akzeptablen Minister im Kabinett Jean-Marc Ayrault, wenn nicht der einzige, erklärt am Samstag, daß es sich bei den Terroristen nicht um Ausländer, sondern um konvertierte Franzosen handele, muslimische Franzosen. Schon im Juli warnt er, daß der Antisemitismus "aus unseren Stadtvierteln" komme, "aus unseren Vorstädten", und er klagt diejenigen an, die "den Juden als Feind ansehen." Nun sollte man erwarten, daß der Minister ausführt, wieso Muslime die Juden als Feinde ansehen. Inzwischen ist es doch dem letzten deutlich, daß der Grund nicht der palästinensisch-israelische Konflikt ist. Das behaupten die Glaubenskämpfer längst nicht mehr. Die elf zwischen 19 und 25 Jahre alten inhaftierten Terroristen erzählen von ihrem "Krieg gegen Frankreich", einer bezeichnet das Verbrechen des Mohamed Merah als "Schlacht von Toulouse". Christophe Cornevin nennt das Verbrechen "Affäre": Alles halb so schlimm!

Die Direction centrale du renseignement intérieur (DCRI), der Inlandsgeheimdienst, überwacht den jetzt getöteten "Lehrling" schon seit dem Frühjahr. Ein Pariser Richter weiß dazu: "Sein [des Jérémie Louis-Sidney] Glaubenskämpferprofil ist weniger gelungen als [Mohamed] Merah, weil es bis jetzt kein Indiz gibt, daß er oder seine Komplizen sich in den Trainingslagern in Syrien oder in der pakistanisch-afghanischen Zone aufgehalten hätten. Dafür zeigen alle dieselbe aufs Ganze gehende Motivation, dieselbe krankhafte Indoktrination."

Nun sind die Leser wieder bei der Krankheit angekommen, "borderline", und was die Trainingslager angeht, so werden sich die Glaubenskämpfer einen feixen über die Dummheit der französischen Behörden, die sich einbilden, ein Training gebe es nur im Mittleren Osten. Am komischsten sind die "Trainingslager in Syrien", da herrscht nämlich seit Monaten Echtzeit. Der mehrfache Besuch bei nordafrikanischen Imamen, wie dem Jérémie Louis-Sidney bescheinigt, und ein Lager in den Weiten des Hexagone bilden einsatzfähige Glaubenskämpfer.

Woher die beschlagnahmten 27 000€ aus der Kriegskasse der Terrorzelle stammen, kann der befragte hohe Beamte dem Figaro-Journalisten nicht erklären. Vielleicht sind es aus Dankbarkeit abgezweigte Restmittel aus der von Frankreich den libyschen Glaubenskämpfern bereitgestellten Kriegskasse zur Errichtung der Demokratie in Libyen?

Den Gipfel der Ignoranz erklimmt Staatspräsident François Hollande. Er verspricht die Totalmobilmachung des Staates gegen alle terroristischen Bedrohungen: La mobilisation totale de l'État contre toutes les menaces terroristes. Google.fr liefert 88 Ergebnisse, die Medien Frankreichs quatschen diesen Unsinn unkommentiert nach. Alvinet faßt sie zusammen. Da ich's im Indépendant gelesen habe, der denselben Text bringt wie Midi Libre, hier also der Inhalt aus dem Midi Libre:

Schon einen Tag nach der Operation in Straßburg geht es dem Staatspräsidenten bei einem Empfang für Vertreter der jüdischen Organisationen, auf der Freitreppe des Elysée-Palastes, nicht mehr um die Bekämpfung des radikalen Islam und seiner Anschläge auf Juden, sondern gegen Terrorismus aller Art. Den bezeichnet er als fléau, Plage, Geißel. Ein Anti-Terrorismus-Gesetz werde der Nationalversammlung demnächst vorgelegt. Ganz klar macht er, in dem er seine Entschlossenheit erklärt, gegen Rassismus und Antisemitismus vorzugehen, daß er keinesfalls den Islam kritisiert, gar angreift. Die Kultstätten der Religionen würden in den nächsten Tagen noch mehr gesichert.

Jede Mischung des Islam mit den Verbrechen solcher Terrorzellen wie der jetzt ausgehobenen lehnt er ab: Die Muslime Frankreichs sollen nicht unter dem radikalen Islamismus leiden. Sie sind ebenso Opfer. Les musulmans de France ne doivent pas pâtir de l'islamisme radical. Ils en sont aussi victimes. Er toleriere nicht in "unserer Republik", daß Männer und Frauen ihrer religiösen Überzeugungen wegen stigmatisiert würden. Seine Mission sei es, die Werte der Republik zu tragen, "die Prinzipien der Würde, der Gleichheit, des Respektes vor der Frau" [vor nur einer! Valérie Trierweiler?].

Er schiebt eine Dreiviertelstunde lang die Verbrechen der radikalen Muslime auf deren Elend, ihre Armut, ihr Ausgeschlossensein. Als wenn er nie eine Zeile der Aufrufe muslimischer Politiker, Imame, Moschee- und Hinterhofprediger gehört oder gelesen hätte, daß Muslime in den westlichen Ländern sich nicht integrieren sollen, sich selbst so weit, wie möglich, auszuschließen haben. Als wenn er nicht wüßte, daß Muslime sich zu erheben haben über die Ungläubigen, die Juden und Christen, die den Zorn Allahs hervorrufen, und die in die Irre gehen (Sure 1, fünfmal am Tag gebetet), die kein Muslim zu Freunden nehmen darf (Sure 5:51), sondern gegen die Muslime kämpfen müssen, auch wenn es ihnen widerstrebt (Suren 9:29; 2:216), die zu Affen und Schweinen werden (Sure 5:60), die in die Hölle kommen (Sure 98:6), so steht's im Koran, der für alle Muslime ewig gültig ist.

Nicht einmal im Angesicht der Tatsache, daß die in Cannes, Torcy und Straßburg zerschlagene Terrorzelle sich so korankonform verhalten hat, ist es dem Staatspräsidenten möglich, sich einmal nur an die Juden zu richten, sondern er muß auch seine muslimische Wählerklientel addressieren. Midi Libre berichtet denn auch unmittelbar im Anschluß an den Bericht über den Empfang der Juden, daß François Hollande sich telefonisch mit dem Präsidenten des Conseil français du culte musulman Mohammed Moussaoui unterhalten habe. Den muß er vergewissern, daß sich nichts ändert an der Arabienpolitik und an der Politik gegenüber den Muslimen in Frankreich. Die 150 Millionen Euro von Katar stehen nach wie vor bereit zur Alimentierung und Indoktrinierung der Muslime der Vorstädte.

Richard Prasquier, Präsident des CRIF, des Dachverbandes der jüdischen Institutionen Frankreichs, sagt im Interview mit Valérie Hacot, Le Parisien / Aujourd'hui: "Es herrscht eine Banalisation des Antisemitismus." Das hat François Hollande auf der Freitreppe hinreichend bewiesen. Und Richard Prasquier fährt fort: "Sie [die französischen muslimischen Terroristen] sind inspiriert durch Ideologien, die jetzt im Aufwind sind, besonders von denen, die von den Petro-Dollar-reichen Staaten getragen werden. Da hört das Interview leider auf; es hätte weitergehen sollen:

Katar investiert, "auch wenn die Unterstützung der Muslimbrüder irritiert", in die banlieues, die mehrheitlich von Muslimen bewohnten Vorstädte, 150 Millionen Euro zur Unterstützung kleiner und mittlerer Betriebe. Einen entsprechenden Vertrag hat François Hollande im September 2012 in allerstriktester Diskretion mit dem Premierminister von Katar Hamad Bin Jassem al-Thani unterzeichnet, dem für die Investitionen außerhalb Katars zuständigen "Chefdirigenten der sehr aktiven Diplomatie Katars": La lune de miel entre la France et le Qatar se poursuit. Der Honigmond zwischen Frankreich und Katar dauert an. Zur Unterwerfung und friedlichen Übernahme Frankreichs legt Katar ein weiteres Projekt auf, einen Fonds von 10 Milliarden Euro zur Verstärkung der Investitionen Katars in französische Großunternehmen.

Wie Frankreich sich von Petrodollars aus Katar aufkaufen läßt, wie die französische Regierung die republikanischen Werte verscherbelt, wie alle beteiligt sind, und alle Bescheid wissen. Wie Frankreich zerstört wird von innen und außen. Islam? Alles halb so schlimm!