"Eröffnung des Gipfels zur Zukunft Neukaledoniens."
Ouverture du Sommet pour l’avenir de la Nouvelle-Calédonie. Élysée, 2 juillet 2025
"Auf Initiative von Präsident Emmanuel Macron trafen sich an diesem Mittwoch alle politischen Akteure des Territoriums sowie Vertreter der kaledonischen Zivilgesellschaft im Élysée-Palast zur Eröffnung des Gipfels zur Zukunft Neukaledoniens."
Die politischen Akteure bestehen aus vier Parteien der Mitte und der anti-separatistischen Rechten, den Loyalistes, den Loyalisten, die zu Frankreich gehören wollen, und den ebenfalls vier Parteien der Linken und Sozialisten der Indépendistes, der Separatisten des 1984 gegründeten Front de libération nationale kanak et socialiste, FLNKS, der Nationalen kanakischen und sozialistischen Befreiungsfront.
Vom 2. bis 7. Juli 2025, oder auch länger, setzt Staatspräsident Emmanuel Macron im Rahmen seiner domaine rérervé, der Außenpolitik - die andere ist die Verteidigungspolitik - eine Konferenz hinter verschlossenen Türen des Hotels Hilton, Bougival, an. Unter großem Theater macht er's nicht, und so beginnt der Gipfel, im Élysée-Palast, mit einer Kanak-Zeremonie.
Für den Neukaledonien-Gipfel, vom Mittwoch, 2. bis Montag, 7. Juli 2025, sind die Hotelzimmer für die neukaledonische Delegation der Loyalisten und Separatisten in Paris reserviert. Die Verhandlungen aber könnten drei Wochen dauern. Wahrscheinlich werden sie jedoch vor dem 14. Juli beendet.
„Frankreich muß seine Strategie gegenüber Neukaledonien klären“
Nicolas Metzdorf [Loyaliste]:
«La France doit clarifier sa stratégie sur la Nouvelle-Calédonie»
Propos recueillis par Jacques Serais, JDD, 03/07/2025 à 06:14
"Mehr als ein Jahr nach den Unruhen in Neukaledonien bringt Emmanuel Macron diese Woche die Interessenvertreter der Region in Paris zusammen. Nicolas Metzdorf, Abgeordneter der Nationalversammlung und überzeugter Anhänger der Partei 'Ensemble pour la République', fordert einen Wandel auf höchster Regierungsebene."
Der Macronist wird enttäuscht sein; denn so, wie Emmanuel Macron die Verhandlungen anlegt, wird für die Loyalisten nichts anderes rumkommen. "Wie Frankreich seine Souveränität verkauft," jammert das rechtskonservative Journal du Dimanche (JDD), am Sonntag, den 6. Juli 2025, auf seiner Titelseite, und "Wer will Frankreich aus dem Indopazifik vertreiben?" China? Azerbaidschan? Rußland?
Nein, Frankreich vertreibt sich selbst von dort; es geht nur noch darum, wie der Abgang verläuft. Soll die 33 Jahre alte Fregatte Vendémiaire die Entwicklung zur Unabhängigkeit aufhalten? Frankreich fehlt die politische, wirtschaftliche und militärische Macht, Neukaledonien zu halten. Emmanuel Macron ist grenzenlos; er hat keinen Fuß in den Wahrheiten, wie die Orientalen solches bezeichnen.
"'Das Volk der Kanaken wird seine Souveränität niemals aufgeben'," erklären derweil der FLNKS-Abgeordnete der Nationalversammlung Emmanuel Tjibaou und FLNKS-Präsident Christian Tein in einer Pressekonferenz zu Beginn der Verhandlungen. Emmanuel Macron sticht vor Beginn der Verhandlungen einige seiner politischen Erwägungen zur Zukunft Neukaledoniens durch, was man so interpretieren kann, daß er die tanzenden Baströckchen [Foto] nicht ernst nimmt, oder daß es ihm gleichgültig ist, ob das Inselreich zerstört wird, oder nicht.
"Während der FLNKS-Pressekonferenz versicherte Emmanuel Tjibaou, der Präsident habe die Idee geäußert, den Felsen zu einem „assoziierten Staat“ zu machen. Diese Nachricht weckte die Neugier der Separatisten, die der Leitung der Verhandlungen durch den Präsidenten skeptisch gegenüberstanden."
"Gipfel zur Zukunft Neukaledoniens:
einige Indiskretionen über Emmanuel Macrons Projekt vor Beginn der zähen Verhandlungen"
Sommet sur l'avenir de la Nouvelle-Calédonie : quelques indiscrétions sur le projet d'Emmanuel Macron avant l'entrée dans le dur des négociations, Par Quentin Menu, FranceInfo, 3 et 4 juillet 2025
Zum Auftakt der Veranstaltung erklärt er seine Bereitschaft zu einem Übergangsvertrag mit Aussicht auf einen "assoziierten Staat" mit weitreichender Autonomie. 15 bis 20 Jahre Übergang, und Neukaledonien - bzw. Kanaky - könnte gebildet werden, aber auch andere Ergebnisse wären möglich. Er signalisiert den Loyalisten und den Separatisten damit, daß die Ergebnisse der drei Referenden wertlos sind.
Es dringt nicht viel durch, aber von Anfang an wird klar: Emmanuel Macron weist den Neukaledoniern den Weg in die Gewalt bis zur Unabhängigkeit; denn gerade die Jugend des Landes will von Frankreich unabhängig werden. Täglich kommen mehr hinzu. 15 bis 20 Jahre wird das nicht dauern.
Der Auftritt des Staatspräsidenten ist bei der Geschichte Neukaledoniens atemberaubend. Die Regierung Frankreichs stellt die "Inspiration" in 3 Minuten Lesezeit den deutschen Urlaubern vor:
Die "uralte melanesische Präsenz" beginnt damit, daß ab 3 500 v. Chr. Chinesen [!] auswandern und sich ab 3 000 v. Chr. von den Philippinen aus über die folgenden Jahrhunderte im Südpazifik, auch im heutigen Neukaledonien, ausbreiten: die austronesische Migration! Stämme des Pazifik folgen.
Zu der Zeit lebt das heutige Gebiet von Frankreich in der Steinzeit. "Trotz moderner Entwicklung bestimmen noch immer die Kultur der Ahnen und uralte Gewohnheiten die sozialen Beziehungen. Sie finden auch bei zahlreichen Festen ihren Ausdruck." So beschreiben die Nachkommen der Bearbeiter von Steingerät ihre Landsleute, die nicht zur EU und erst recht nicht zum Schengen-Raum gehören. Im nächsten Satz berichten sie, worum es den Kolonisatoren geht, wofür sie stehen: "Die Wirtschaft der Region basiert vor allem auf den reichen Mineralvorkommen, besonders Nickel ist hier verbreitet."
Die geopolitische Bedeutung dieses Überseegebietes ist für Touristen kein Thema.
Käptn James Cook entdeckt, am 4. September 1774, die Inseln und nennt sie, weil sie ihn in ihrer Gestalt an Schottland erinnern, New Caledonia, wie die alten Römer Schottland nennen.
Am 14. Januar 1860 wird Neukaledonien eine eigenständige Kolonie Frankreichs eine Gefängnisinsel, eine Art Alcatraz, für aus Frankreich dorthin verschiffte Strafgefangene, verurteilte Kommunarden und Nordafrikaner, vor allem algerische Widerständler gegen die Besatzer ihres Landes.
Dieses Völkergemisch schafft es bis in die Verfassung Frankreichs, vom 4. Oktober 1958, in Artikel 76 und 77 geht es um den Assoziierungsvertrag von Nouméa, zu "Übergangsbestimmungen für Neukaledonien", vom 5. Mai 1998.
Bis heute gibt es drei Referenden, 2018, 2020 und 2021, in denen die Neukaledonier abstimmen, ob sie unabhängig von Frankreich werden wollen. Das letzte boykottiert der FLNKS. Ein knappes Nein ist jeweils das Ergebnis. Die Kanaken sind durch Zuzug von Franzosen inzwischen mit 41% eine Minderheit in ihrem Land. Eine konträre Entwicklung zu der im Hexagon, wo die originären Franzosen bald eine Minderheit sein werden.
Ein Fünftel der aus Frankreich zugezogenen neukaledonischen Loyalisten, die zu Frankreich gehören wollen, darf nicht wählen, weil sich nur diejenigen in die Wählerlisten einschreiben dürfen, die 1998 mindestens zehn Jahre in Neukaledonien gemeldet sind. Das will Paris ändern, um den Status quo zu festigen, und es gibt deshalb, im Mai 2024, einen Aufruhr der Separatisten, mit 14 Toten, davon zwei Polizisten und mehreren Hunderten Verletzten. Die Schäden betragen ca. zwei Milliarden Euro.
"Beim Gipfel zur Zukunft Neukaledoniens ziehen sich die Verhandlungen hin."
Au sommet sur l'avenir de la Nouvelle-Calédonie, les négociations s'étirent. Par Hodane Hagi Ali,
"Kommen die Verhandlungen über die Zukunft Neukaledoniens voran oder stocken sie? Über den Inhalt der Gespräche zwischen Unabhängigkeitsbefürwortern und -gegnern, die hinter verschlossenen Türen im Hilton Hotel in Bougival stattfanden, ist wenig bekannt, und der Fortgang der Arbeiten ist ungewiß."
"Der Ausweg aus der postkolonialen Ambiguität wird nur auf Kosten des politischen Willens möglich sein, der mit dem Zögern aufhört," glaubt Thomas Piednoel, der Leiter des Radiosenders Caledonian. Dieser politische Wille ist nicht vorhanden.
Die Unabhängigkeit Neukaledoniens könnte ausländischen Mächten zugutekommen, die ein Auge auf diesen strategischen Archipel geworfen haben? Sie sind jetzt schon dort verankert, mitten drin, wie auch auf den anderen Inseln des Indopazifik. Die Chinesen beobachten die Überseegebiete genau, und besonders Neukaledonien. Sie warten nur auf den Abgang Frankreichs
41% Kanaken, 25% "Europäer", 35% sonstige, Walliser, Mischlinge, Tahitier, Indonesier, Vietnamesen. Aber die dort Wirtschaft und Handel beherrschenden Chinesen werden in den französischen Medien bei der Aufzählung immer vergessen. China wird als äußere [!] Bedrohung der neukaledonischen Freiheit dargestellt, stattdessen bewegen sich die Chinesen in dem mit US-Militärstützpunkten übersäten Pazifik wie zu Hause; denn sie sind dort zu Hause.
"In einer Rede in Papeete, im Juli 2021, vor der jüngsten Referendumsabstimmung signalisierte Macron den neukaledonischen Wählern, daß nur eine Großmacht wie Frankreich die 'Kleinen' vor 'Hegemonialmächten' schützen könne, die es auf ihren Fisch, ihre Technologie und ihre wirtschaftlichen Ressourcen abgesehen hätten. Der Hinweis auf China schien eindeutig."
Wenn es nicht so traurig wäre, könnte man sich kaputtlachen!
Anstatt mit China, Australien, und wer sonst noch seine Krallen ausstreckt, zu verhandeln, um größtmögliche Wahrung von Interessen Frankreichs durch Verträge mit den konkurrierenden Staaten um den Einfluß in Neukaledonien zu sichern, setzt Emmanuel Macron auf Übergang zur Unabhängigkeit in 15 bis 20 Jahren, was bedeutet, daß der gewaltsame Aufruhr nicht aufhören wird. Die Jugend will zunehmend die Unabhängigkeit, und zwar jetzt. Die wird Frankreich demnächst entrissen, wobei es weitere Milliarden-Schäden geben wird. Von Frankreich wird dort wie in Afrika nichts übrigbleiben.
Emmanuel Macron interessiert's nicht die Bohne!
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