4. April 2023

Warum Frankreich mit seinen Überseegebieten hoffnungslos überfordert ist

 22 680 Kilometer Seegrenze mit beinahe 30 Staaten auf fünf Kontinenten:

"Zentristen-Senator Philippe Folliot: 'Frankreich hat keine See-Strategie'"
Philippe Folliot: «La France n’a pas de stratégie maritime». Propos recueillis par David Reyrat, 

Die Ozeane sind essentielle Herausforderungen für Ernährung, Energie, Zugang zu Wasser und für die Umwelt, erklärt der Senator und Präsident der Alliance Centriste Philippe Folliot. Frankreich aber sehe seine Überseegebiete als Last, nicht als Chance. 

Ihre Zuordnung zum Innenministerium zeige, daß die Überseegebiete allein unter dem Aspekt der öffentlichen Ordnung gesehen würden, stattdessen bedürfe es eines eigenen Überseeministeriums. Seine Ausführungen im Artikel legen nahe, daß Philippe Folliot sich selbst auf dem Posten sieht. Er schildert den Ist-Zustand: 

Während 97,7% der Ausschließlichen Wirtschaftszone (AWZ) Frankreichs sich außerhalb Kontinental-Frankreichs befinden, sind 90% der Schiffstonnage Frankreichs im Hexagon stationiert, in den Häfen von Brest und Toulon. Das wäre, als wenn zwei Polizeiautos ganz Frankreich überwachen würden.


Eine 30 Jahre alte [!] Fregatte, die "Vendémiaire", liegt im Hafen von Nouméa, der Hauptstadt von Neu-Kaledonien. Das Besitztum ist eben im Begriff, sich vom Mutterland zu lösen, und es wird sich gewiß mit China verständigen, um es milde auszudrücken. Es gibt in den Überseegebieten keine festen Luftstützpunkte. Der  auf dem großen Bummel in der Mission Jeanne d'Arc 2023 schippernde Träger amphibischer Hubschrauber "Dixmude", aus Toulon, reicht dem Philippe Folliot nicht aus. Mindestens zwei Luftstützpunkte seien nötig. Er fordert eine eigene Rolle Frankreichs im Pazifik im Konflikt der USA mit China, stattdessen werde nun auch noch die "Nautile", das einzige Unterseeboot, abgewrackt, um eine Million Euro / Jahr an Unterhaltungskosten zu sparen. Es kann bis zu 6 000 Meter tauchen. Dieses zu Forschungszwecken dienende U-Boot ist seit 40 Jahren [!] in Dienst, an Bord ein Kapitän, ein Ko-Kapitän und ein Wissenschaftler, was nicht erwähnt wird im Interview. 

Unterseeboote im Pazifik besitzen dann nur noch die USA, China, Japan und Rußland.

2019 habe Frankreich jede Erlaubnis zur Erkundung von Rohstofflagerplätzen untersagt. Da solche Entscheidungen nicht von Premierminister Édouard Philippe getroffen werden, ist der Adressat Emmanuel Macron: Keine Seemacht, keine "économie bleue"! Keine Erschließung der Tiefseegebiete. Das Meer ist im Durchschnitt 3 600 Meter tief, Frankreich kenne davon die ersten 100 Meter.

Die Ironie bei diesem Interview ist, daß Philippe Folliot mit seiner Schilderung zeigt, warum das mit den Überseegebieten Frankreichs im Pazifik mittel- und langfristig nichts wird. Es sei denn, Ursula von der Leyen zeigt dem Xi Jinping die "klare Kante", wenn sie, am 4. April 2023, mit Emmanuel Macron, ihrem potentiellen Nachfolger, der keine Lust mehr hat auf Präsidentendarsteller, in Peking einfällt: 

Untersteh dich ja nicht,  Machthaber Xi, Frankreichs Überseegebiete in deinen Bann zu ziehen! Dann kommen "Dixmude", "Nautile" und "Vendémiaire" und zeigen dir, was 'ne Seegurke ist!

"Am Ende sagte sie, man wolle bestimmte Investitionen europäischer Unternehmen stoppen können – eine der ersten konkreten Maßnahmen, um Chinas Machtausbau einzudämmen. Peking war über die Botschaft der Kommissionschefin nicht amüsiert."

Gewiß sind die europäischen Unternehmer darüber begeistert, ob Xi Jinping amüsiert ist, oder nicht.

"Die letzten Monate und Wochen haben [jedenfalls] gezeigt, dass die eigentliche Auseinandersetzung um das gesamte koloniale System geht, das über Jahrzehnte hinweg so erfolgreich den globalen Süden abgeschöpft hat."

Eine europäische Position gegen Xi. Von Michaela Wiegel, Paris. FAZ, 4. April 2023

Wer zuerst lacht, den bestraft das Leben!

Und während sein oberster Chef im Flugzeug nach China sitzt und der Aufmunterung bedarf:

@SebLecornu [Minister der Armeen]
"Um unsere Armeen umzustrukturieren. Für ein unabhängiges Frankreich
Mit 413 Milliarden Euro über 7 Jahre [= 59 Milliarden Euro/Jahr] wird uns der Gesetzentwurf, den ich heute dem Ministerrat zur militärischen Planung vorgelegt habe, erlauben, unseren Rang zu wahren." 

@BOUAREMali @SebLecornu @Armees_Gouv  und 7 weitere Personen
"Sie hatten also Erfolg da, wo General Pierre de Villiers "rot" gesehen hatte und 2017 zurückgetreten ist wegen der Kürzung seines Budgets? Glückwunsch also ...."

Ranking total annual defense spending budget capability by country, from highest to lowest.

Verteidigungshaushalte (TOP 5): USA, China, Rußland, Indien, Deutschland
Es folgen Australien, Großbritannien, Saudi-Arabien, Frankreich, Südkorea, Japan, Italien, Kanada, Ukraine, Vereinigte arabische Emirate, Türkei, Israel, Polen, Brasilien, Taiwan, Niederlande, Spanien