Es beginnt damit, daß Israel in der Überschrift zum Artikel der "jungen Welt" [für Abonnenten] nicht mehr vorkommt, zack! eliminiert, und auch die aufgeführten Bücher des Moshe Zuckermann befassen sich mit dem Paar Juden - Deutsche, sozusagen mit Äpfeln in Beziehung zu Birnenplantagen. Eine verquere Debatte kommt selten allein, der Autor fährt fort mit einer sich durch den gesamten Beitrag ziehenden ahistorischen Erzählung von dem nichtjüdischen Kollektiv der Palästinenser.
Update, vom 20. September 2018
Die junge Welt rudert immer noch vor sich hin!
Zur Zeit der Staatsgründung Israels gibt es keine solchen, sie wollen auch keine sein, sondern die Araber in Restpalästina, dem Fuzzi, der nach der Abtrennung von Transjordanien, 1921, übrig ist, erklären, sie gehörten zu Südsyrien, das seinerseits zum Osmanischen Reich gehörte. Wie es in Palästina aussieht, bevor die ersten Templer und dann die Juden einwandern, schildern Mark Twain, Jakob Philipp Fallmerayer und viele andere Reisende des 19. Jahrhunderts. Ulrich Sahm beschreibt es in seinem Buch Alltag im gelobten Land.
Im gesamten Artikel erwähnt Moshe Zuckermann nicht ein einziges Mal die leiseste arabische Verantwortung für irgendeine Situation, nicht einmal Mitverantwortung. Was war an folgenden Daten? 1834, 1920, 1929, 1947, 1948, 1967, 1973, 1987, 2000?
Er argumentiert als Rassist, er ist überzeugt von der Überlegenheit der Juden über die Araber, die sind für ihn niemals eigenständig Handelnde, sondern immer Opfer. Er kategorisiert sie als Objekte, als Spielball, sie sind für ihn keine Menschen, die in der Lage sind, selbständig zu entscheiden, keine politischen Subjekte.
Jetzt kommt er zum Wiedergutmachungsabkommen von 1952, über das er nicht informiert, es nicht analysiert, sondern darüber verbreitet er seine Meinung, die er anscheinend für identisch hält mit der seiner Leser. Er behauptet, daß nach 1945 die deutschen Zahlungen vor allem an israelische Bürger gegangen seien, die mehrheitlich keine direkten Opfer deutscher Verbrechen gewesen seien, weder körperlich noch geistig. Das Geld sei vielmehr verbraucht worden zur Verbesserung der Infrastruktur, da eine große Zahl von Einwanderern erwartet worden seien. Kann er seine Behauptungen als den Tatsachen entsprechend nachweisen?
Er erwähnt nicht die strategischen, poltischen und ideologischen Interessen der Sowjetunion, die mit den drei Stimmen Sowjetunion, Belarus und Ukraine für die Gründung Israels gestimmt hat. Er läßt das einzige Ziel aus, das die Araber in Palästina seit Ende der 50er Jahre systematisch verfolgen, die Vernichtung Israels, und er belebt den Vergleich zwischen jüdischen Opfern des Holocaust und den arabischen Opfern der Juden und Israelis wieder.
Die Naqba ist für ihn eine nationale Katastrophe für die Palästinenser, obgleich dreißig Jahre vor dem 14. Mai 1948, seit dem Untergang des Osmanischen Reiches, weder für die Araber noch für die Juden irgendeine Nation bestanden hat.
Die Siedlungen der Juden im Westjordanland, in Galiläa und Samaria, erklärt er für nach internationalem Recht illegal, stattdessen werden sie kontrovers gesehen, sie sind in ihrer Legalität umstritten. Er argumentiert, als wenn es einen Staat Palästina gäbe, und als wenn Israelis Bürger eines anderen unabhängigen Staates knechteten. Das verstehen Deutsche mit ihrer Erfahrung Polen, Frankreich, die Sowjetunion betreffend, bestens. Vollständig unberücksichtigt läßt er die Unterdrückung, die Araber ihren eigenen Brüdern im Islam zufügen. Alles Leid ist von Israel zugefügt.
Er berücksichtigt ebenfalls nicht die Interessen, die Deutschland und die Deutschen an guten Beziehungen zu Israel haben könnten, er interpretiert diese Beziehung als eine Belastung für die Deutschen, als wenn sie lebensfähig wäre nur durch die Verbrechen damals. Er spricht den Deutschen und den Israelis unabhängig vom Holocaust ein gemeinsames Interesse an guten Beziehungen ab.
Er hat nicht die geringste Ahnung vom Islam, oder wenn er sie hat, versteckt er sie vollständig. Er zeigt, daß er nicht begreift, daß die Muslime verpflichtet sind, verlorenes, einmal vom Islam beherrschtes Territorium zurückzuerobern. Das steht nicht nur im Hamas Covenant, vom 18. August 1988, im Artikel 14, für das israelische Territorium als Pflicht für die "drei Kreise", sondern das ist islamische Doktrin für alle Regionen, die jemals unter islamischer Herrschaft standen, Spanien, Südfrankreich, Sizilien, der Balkan, Indien. Israel ist für die Muslime unabhängig von Besatzung, Siedlern, einzelnen Übergriffen, die größte Aufgabe, da es im Zentrum der arabischen Welt liegt. Es ist für sie eine Schande, daß sie nicht in der Lage sind, dieses Pretty little country zurückzuerobern.
Von der 68er-Bewegung in Deutschland hat er ebenfalls nichts verstanden, denn er schreibt von "kritischem Bewußtsein". Diese Jugendlichen, von den "moderaten" Aktivisten bis zu den "radikalen" RAF-Terroristen, sind mehrheitlich die Kinder von Nazis. Freaks wie Daniel Cohn-Bendit sind die Ausnahme, und selbst er hat mehr gemein mit deutschen Nazis als mit anderen Juden. Es ist kein Zufall, daß sein Bruder Jean-Gabriel Cohn-Bendit, der "libertäre linke" Bruder, gemeinsam mit Antisemiten wie Claude Karnoouh und Éric Delcroix für die Meinungsfreiheit des Holocaustleugners Robert Faurisson eintritt. Siehe dazu den Artikel "Noam Chomsky Handapparat für die Carl-von-Ossietzky-Universität", vom 13. Mai 2004 [z. Zt. nicht online].
Moshe Zuckermann demonstriert seine Sympathie für einen binationalen Staat für Juden und Araber, also nicht für einen jüdischen Staat. Er weiß genau, daß ein solcher Staat das Ende Israels wäre. Er bestreitet indirekt das Existenzrecht Israels, eines Mitgliedsstaates der Vereinten Nationen. Eines seiner Argumente ist, daß die Hälfte der Juden der Welt nicht in Israel lebt, und das ist ihm Beweis, daß sie mit Israel nichts im Sinne hätten, oder daß ihre Liebe zu Israel aufgesetzt wäre, "Zionisten aus der Ferne". Er denkt nicht einmal von Ferne daran, daß Hundertausende, wenn nicht Millionen Juden vor der Gründung Israels seit vielen Generationen in anderen Ländern leben mußten, in Ländern, in denen sie teilweise seit Jahrhunderten in wechselnder Akzeptanz leben. Es war nicht aus Liebe und Begeisterung zu dem jeweiligen Land, daß sie dort eingewandert sind, sondern auf Grund von Verfolgung eine Notwendigkeit des Überlebens. Viele dieser Juden sind Nachkommen von Auswanderern aus dem Palästina der Römer, man lese dazu Flavius Josephus, man google Apion, Hadrian - gern auch in meinen Archiven. Es sind darunter solche, die von Shlomo Sand zur Förderung des Verkaufs seiner Bücher nachgesagt bekommen, sie wären Nachkommen von Khazaren.
Flavus Josephus: Über das hohe Alter des jüdischen Volkes. Dokumentation. 17./21. Januar 2010
Flavius Josephus: Apion erfindet den jüdischen Ritualmord.
Dann kommt er zu den sich selbst hassenden Juden. Die sind ein Konstrukt wie die Islamophobie, gebraucht von der jeweils anderen Seite. Er benutzt den Begriff reichlich in Anführungszeichen, der Begriff "Selbsthaß" wird eingesetzt, um die Kritik an Moshe Zuckermann und anderen Juden zu diskreditieren, die gegen das Judentum und gegen Israel poltisch aktiv sind. Juden wie Judith Butler hassen sich nicht selbst, sondern alle solche haben ihre Identität als Juden verloren oder verleugnen sie. Moshe Zuckermann ist einer von ihnen, deshalb kann er nicht analysieren, was da abläuft, er ist betroffen, Untersuchungsgegenstand. Schon Karl Marx ist ein solcher Jude ohne jüdische Identität, deshalb lieben ihn Juden ohne Identität so sehr.
Weiterhin behauptet er, Israelis gäben nicht zu, daß sie jemals Verbrechen an Arabern begangen hätten. Hier lügt er schlicht, man denke an Benny Morris oder Uri Milstein, und das sind nur zwei von zahlreichen israelischen Juden, die Verbrechen aufarbeiten. Die Frage ist allerdings, wie ein "Verbrechen" definiert wird, wo, warum ist es begangen worden, wer war verwickelt darin als Mittäter oder Opfer. Für Moshe Zuckermann sind Juden, die in Palästina für die Unabhängigkeit kämpfenden Juden und späteren Israelis, niemals Opfer, sondern immer nur Täter. Er lügt bewußt, weiß er doch, daß im Unabhängigkeitskampf ganze jüdisch besiedelte Orte von den Arabern zerstört und alle Bewohner umgebracht wurden. Karl Pfeifer berichtet darüber in Büchern, Artikeln und Vorträgen. Hier zeigt sich wieder der Rassismus des Moshe Zuckermann. Die Araber hält er nicht für fähig zum Handeln und damit zum Begehen von Verbrechen. Diesen Ansatz teilt er mit den rechten und linken Antisemiten von einst und jetzt über die omnipotenten Juden.
Nachdem er die Arbeit der Delegitimierung Israels vollbracht hat, kommt er zu moralischen Aspekten, Israels Existenz betreffend. Israel werde durch demographische Umstände ein binationaler Staat. Er, Moshe Zuckermann, sei zutiefst beschämt und sehr wütend, einem Kollektiv anzugehören, das ununterbrochen Verbrechen begehe.
Fazit
Nachdem ich mich durch diesen verqueren Artikel gequält habe, weil ich Israel Academia Monitor eine englische Inhaltsangabe versprochen hatte, bleibt noch zu ergänzen, daß Moshe Zuckermann kein Sozialwissenschaftler, Historiker, Philosoph, Kulturwissenschaftler oder was auch immer ist, sondern er ist ein neo-marxistischer Propagandist. Anstatt die Geschichte, die Gegenwart sowie die Politik zu analysieren und auf der Grundlage von Tatsachen zu arbeiten, benutzt er einen Wortschatz der Indoktrination, der Beleidigung, des Lächerlichmachens von Kritikern seiner Lehre. Anstatt genau zu sein, die handelnden Subjekte zu benennen, flüchtet er in "man".
Der häufige Gebrauch von Anführungszeichen bei Wörtern und Begriffen zeigt mangelnde Fähigkeit oder fehlenden Willen zur Durchdringung der Problematik und zu ihrer Analyse: "jüdischer Antisemit", "Selbsthaß", "geistige Heimat", "Mutterland". Tätigkeitswörter wie sich bemüßigt sehen, abschmettern, sich aufzwängen, dröhnen, (süffisant) postulieren, frönen, ausarten, nicht müde werden zu verkünden, anhalten, Treue zu demonstrieren, mit Emphase apostrophieren, und an Hauptwörter geklebte Eigenschaftswörter, als wären sie ein einziger Begriff: völkerrechtswidriges Siedlungswesen, ethisch-befindliche Selbstpurifizierung, industrielle Massenvernichtung, besorgte Philosophen, beredt-perfomative Evidenz, kurzschlüssige Extrapolationen, zäher Dauerkonflikt, denunziatorische Perfidie und verlogene Polemik mit erschreckend effektiver Auswirkung, verleumderische Praxis und gestandene Rufschädigung, gestandene Schizophrenie, tiefe Sorge um die moralische Integrität des Landes, das brutale Okkupationsregime, menschenrechtsverletzende Politik, anständige Menschen, integre Juden, zeigen des Autors Absicht, das Problem nicht wissenschaftlich anzugehen und möglichst objektiv zu berichten, sondern sein Publikum mit seiner Meinung zu indoktrinieren.
Er gibt den kollektiven Agitator und Propagandisten, wie ich ihn in meiner Dissertation über Sozialistische Journalistik und Journalistenausbildung in der DDR untersucht habe. Moshe Zuckermann bedient sich des Instrumentariums des sozialistischen Propagandisten. Alles, was er schreibt, müßte hinterfragt werden, keines seiner Untersuchungsergebnisse hält stand. Auf dem Gebiet arbeiten andere, durchaus Israel und der Politik des Benjamin Netanyahu kritisch gegenüberstehende Wissenschaftler und Publizisten, deshalb kann man die Forschungsergebnisse des Moshe Zuckermann getrost dem Papierkorb übergeben. Allenfalls die ehemalige FDJ-Zeitung Junge Welt reißt er noch hinterm Ofen vor, aber nicht mehr lange, dann wird das Blatt dicht gemacht. Das Werben von neuen Abonennten bringt nichts. Jeder Zeitungsmacher weiß, daß zusätzliche Abonennten ohne zusätzliche Werbeeinnahmen nur zustätzlich kosten. Aber die Geschichte lehrt, das sie nichts lehrt, oder hat einmal jemand ehemalige Redakteure der "Wahrheit" zu dem Thema befragt?
Update, vom 20. September 2018
Die junge Welt gibt es tatsächlich noch. Die Verrückten sterben nicht aus!