20. September 2013

Le Figaro : Angela Merkel finden die Franzosen prima


Warum? Mit ihr kann es in Frankreich bleiben, wie es ist, die Deutschen werden's regeln.


L'Allemagne fait des envieux en France. Pour ses performances économiques, bien sûr, et la rapidité avec laquelle elle s'est relevée de la crise économique. Mais pour le succès politique de ses dirigeants aussi.

Deutschland schafft Neider in Frankreich. Selbstverständlich seiner wirtschaftlichen Leistungen wegen und wegen der Schnelligkeit, mit der es sich von der Wirtschaftskrise erholt hat. Aber auch des politischen Erfolges seiner Führungsspitze wegen.

Mehr gibt's leider nicht umsonst vom Figaro. Deshalb kann ich nur versichern, daß schon im ersten Absatz dieses Artikels betont wird, daß sie zu 64 Prozent Angela Merkel in Deutschland wiedergewählt sehen, im Präsidentenpalast von Frankreich aber keine vergleichbare Führungskraft haben möchten.

Da tut's ihr Flanby, die Deutschen werden's richten. Sie kommen auf für die Schulden Frankreichs und Südeuropas, sie werden dank des erwarteten Koalitionspartners SPD eine Bankenunion einrichten, den finalen Vernichtungsschlag gegen Deutschland führen. In Frankreich muß sich nichts ändern: Rente für mehr als ein Drittel der Beschäftigten mit 60 Jahren, für 20 Prozent jünger als 60 Jahre, also insgesamt 50 bis 55 Prozent mit 60 Jahren und darunter (im Jahr 2011), 35-Stundenwoche, mehr als doppelt so viele Beschäftigte im öffentlichen Dienst wie in Deutschland, das 20 Millionen mehr Einwohner hat als Frankreich. Wunderbar!

Eine Ausnahme liest man auf dem Blog économie politique société. Der Blogger meint, die beste Lösung wäre, Angela Merkel würde Präsidentin in Frankreich und François Hollande in Mali, wo er triumphal empfangen werde, während er in Frankreich wenig beliebt sei. Von diesem Ergebnis ausgehend, könnte man meinen, daß die Wirtschaftspolitik des François Hollande, die von mehr als 70% der Franzosen abgelehnt wird, besser zu Mali als zu Frankreich passe.

Hier die Begeisterung, wie sie in einer Umfrage von OpinionWay für Figaro-LCI geäußert wird:

Umfrage. Die Franzosen wählen Merkel

Wenn Sie Deutscher/Deutsche wären, würden Sie wünschen, daß bei den Bundestagswahlen vom 22. September ...
... Angela Merkel, die Vorsitzende der CDU, Kanzlerin bleibt? 56%
... Peer Steinbrück, ihr Hauptgegner von der SPD, Kanzler wird? 25%
Keine Angabe: 19%

Frage: Welche Meinung haben Sie von Angela Merkel? 
17% sehr gut, 47% recht gut; 7% total schlecht, 20% eher schlecht, keine Angabe: 9%
Insgesamt Gut: 64%; insgesamt Schlecht: 27%, keine Angabe: 9%

Ist es Ihrer Meinung nach im Interesse Frankreichs, daß
Angela Merkel (CDU) Kanzlerin bleibt? 53%
Peer Steinbrück (SPD) Kanzler wird? 28%
Keine Angabe: 19%

Ist Ihrer Meinung nach das französisch-deutsche Paar immer noch der Motor Europas?
Ja, so ist es: 9%, eher ja: 43%; nein, eher nicht: 38%, nein, überhaupt nicht: 9%, keine Angabe: 1%
Insgesamt Ja: 52%; insgesamt Nein: 47%

Es folgen Fragen zu ausgewählten Qualifikationen Angela Merkels:
(jeweils gut, schlecht, keine Angaben)

Beweis der Autorität: 87%, 6%, 7%
Vertritt die Interessen Deutschlands im Ausland gut: 83%, 7%, 10%
Versteht, schwierige Entscheidungen zu treffen: 81%, 8%, 11%
Weiß, wohin sie geht: 75%, 11%, 14%
Hört auf die Sorgen der Deutschen: 57%, 26%, 17%
Sagt den Deutschen die Wahrheit: 53%, 26%, 21%
Ist fähig, Europa aus der Krise zu führen: 50%, 35%, 15%
Ist eine Verbündete für Frankreich: 49%, 37%, 14%

Bei diesen Antworten vermeint man die Seufzer der befragten Franzosen über ihren Präsidenten zu vernehmen. An Kenntnis der politischen Landschaft Deutschlands ist wenig sichtbar. Weiß, wohin sie geht? Hört auf die Sorgen der Deutschen? Sagt ihnen die Wahrheit? Welche?

Eine gute Meinung von Deutschland haben 84%, eine schlechte 16%. Dazu äußern alle ihre Meinung.
Zum Vergleich: Spanien: 70% - 30%, Großbritannien: 69% - 31%, Italien: 56% - 44%.

In die Begeisterung stimmt Le Figaro ein. Schon in der Überschrift des Artikels von Nicolas Barotte, Berlin-Korrespondent, wird mitgeteilt, worum es geht: Allemagne : les populistes anti-euro de l'AfD veulent créer la surprise. Deutschland: die Anti-Euro-Populisten der AfD wollen die Überraschung schaffen. Das wäre ja auch noch schöner, wenn die Hoffnungen der Franzosen und der anderen südeuropäischen EU-Staaten enttäuscht würden. Ein Gespenst geht um in Europa. Nein, nicht des Kommunismus, sondern, daß Angela Merkel ihre Mehrheit verlieren könnte. Als Gewähr dienen die Umfrageergebnisse von INSA, zitiert wird BILD. Die AfD werde seit Donnerstag auch offiziell bei fünf Prozent gesehen, genauer gesagt, bei sechs Prozent, sie werde wahrscheinlich in den Bundestag einziehen. ¡Que sorpresa! Quelle surpise !

Und das, obgleich Wolfgang Schäuble warnt, ein Leben ohne den Euro wäre eine große Gefahr für Deutschlands Wohlstand. In seiner eigenen Partei erklärt der hessische Ministerpräsident Volker Bouffier, er könne sich eine Koalition mit der AfD vorstellen. Aber sein Pressesprecher dementiert sofort. Hilfe, es werden wohl Zustände eintreten wie in Frankreich zwischen UMP und Front National!

Na, dann bis Sonntagabend!  À +