3. März 2014

Ukraine. Frankreich im Karnevalsrausch


Heute ist im Rheinland Rosenmontag, und da will Le Figaro nicht abseits stehen. Er schmeißt mit Kamelle, daß es nur so hagelt. Danke dafür!

Updates:
Die Büttenrede des Bernard-Henri Lévy, Kiew, 2. März 2014, im Original. Alaaf!
Le Figaro setzt am Aschermittwoch noch eins drauf!

Meine Leser sind durch die Dokumentation Ukraine. Freiheitskämpfer Vitali Klitschko einstweilen mit genug ernsten Nachrichten versehen, und so habe ich erfreulichere Beiträge gesucht und gefunden. Le Figaro überrascht immer wieder. Selbstverständlich kreist das Blatt vor allem um seine eigenen Politiker und deren Machenschaften, die des Parti Socialiste (PS) oder der Union pour un mouvement populaire (UMP), um letztere und deren Konten im Augenblick, selbstverständlich ist der wichtigste politische Gegner das Konkurrenzblatt Le Point, aber auch für die Scharmützel in der Ukraine bleiben einige Zeilen reserviert. Die schönsten Perlen kann man nicht online lesen, so erklärt Leitartikler Philippe Gélie den Präsidenten des größten Landes der Welt zum maître du Kremlin, zum Beherrscher, Gebieter und Meister des Kreml. Wer über den Rest des Landes regiert, wüßte man gern. Schon die Abgesandten der Swoboda aus Kiew?

Philippe Gélie ist derjenige Figaro-Journalist, der im US-Präsidentschaftswahlkampf 2008 gemeinsam mit seinem Kollegen Jean-Louis Turlin die Leserschaft in einen wahnhaften Obama-Rausch versetzt und so die Auflage steigert, nun hat er sich zum Leitartikler emporgearbeitet und darf Wladimir Putin dahin verweisen, wohin der gehört, in seinen Palast. Vielleicht verkleidet als François Hollande?

Irgendwo unten auf der Startseite geht's dann los mit der Propaganda gegen Rußland: "Die Ukraine wird die Krim niemals abgeben", und die russische Börse  habe 13 Prozent verloren, derweil die Außenminister Laurent Fabius und Frank-Walter Steinmeier über die Ukraine parlieren. Mein Gott, Walter!

Arsenij Jazenyuk wird unkommentiert als neuer Premierminister vorgestellt, George Soros kann's recht sein, wenigstens die Franzosen raffen, was gewünscht ist. Aber wer sein Mündel Barack Obama schluckt und als Messias wieder ausspuckt, dem fällt das nicht schwer. Finstere pro-russische Gestalten besetzen derweil Donetsk und hissen die russische Fahne im Saal des Regionalrates. Alaaf!

Wie soll man sich gegenüber Rußland verhalten? Le Figaro ist ratlos. Oder nicht? Seine diversen Informationen sind verlinkt unter der Adresse ... ukraine-le-g7-condamne-la-russie-et-arrete-les-preparatifs-du-g8.php, Ukraine. Die G7 verurteilt Rußland und hält die Vorbereitungen für den G8-Gipfel an. Neben den USA und fünf weiteren Staaten boykottiert auch Deutschland nach langem Zögern den G8-Gipfel. Der ist somit gestrichen. Das nennt man Karneval, die närrische Zeit!

Der Westen sehe sich einem zweiten Kalten Krieg gegenüber, und den erleidet er, hat nichts getan, ihn herbeizuführen, wie man den zahlreichen Links in meinem oben genannten Klitschko-Artikel entnehmen kann. Die Ukraine will einfach nicht auf friedlichem Wege in den Einzugsbereich von EU und NATO, der gewählte Präsident Viktor Janukowitsch ist störrisch und wird aus dem Amt gejagt. Wolle mern erauslosse? Hinfort mit ihm, Helau!

Selbstverständlich darf die Kanzlerin der Bundesrepublik Deutschland nicht fehlen beim närrischen Treiben: Merkel hausse le ton contre Poutine sur l'Ukraine. Merkel erhebt über die Ukraine ihre Stimme gegen Putin, wird wütend, erhitzt sich, fängt an zu schreien, schlägt einen anderen Ton an, man suche es sich aus, heute darf's alles sein, es herrscht Narrenfreiheit. Frank-Walter Steinmeier warnt, ist aber optimistisch, daß eine Teilung Europas vermieden werden könne! Liebe Jecke, hättet Ihr's gewußt, daß Europa bislang ungeteilt ist, daß es schon eh immer uns gehört? Helau!


Das dazu gelieferte AP-Foto  von Markus Schreiber zeigt Angela Merkel, die aussieht wie zahnlos, und das ist sie auch: Könne anaaf!

Es folgt dies&das, Karneval in Rio und in der Papierausgabe von heute, leider nicht online zum Karneval, die Meinung des Philosophen Bernard-Henri Lévy. meine Leser erinnern sich? Dieser angebliche Philosoph weiß nicht einmal, wie Immanuel Kant geschrieben wird, aber dafür hat er ein Händchen, sich in alles einzumischen, was garantiert zum Scheitern verurteilt ist. Bombardierung Libyens und weitere Islamisierung des Landes? Ja, genau der ist das. Zum Karneval läuft er zur vollen Form auf.

Er hält am Sonntag, 2. März 2014, eine Büttenrede an die versammelten Demokraten auf dem Maidan von Kiew: Peuple du Maïdan. Volk des Maidan. Diese Büttenrede sollte mit dem Aachener Karlspreis ausgezeichnet werden, mindestens!

Update. Découvrez le discours prononcé par Bernard-Henri Lévy le 2 mars 2014, sur la place du Maïdan, à Kiev. La règle du jeu blogs, lundi 3 mars 2014

Hier die wörtliche Übersetzung:


Volk des Maidan [Tusch und Alaaf!].
Ihr habt mit fast bloßen Händen die Milizen der Berkut zurückgedrängt. Ihr habt, allein oder beinahe allein Janukowitsch in die Flucht geschlagen. Ihr habt mit einer großer Völker würdigen Kaltblütigkeit der Tyrannei eine historische Niederlage zugefügt. Und so seid Ihr nun nicht allein Europäer, sondern die Besten der Europäer.
Europäer seid Ihr sicherlich durch die Geschichte; aber von jetzt an auch, weil Ihr die Söhne Voltaires seid, von Victor Hugo und von Taras Chevchenko; aber Ihr seid das auch, weil zum ersten Mal hier, auf dem Maidan, die Jugendlichen gestorben sind mit dem Sternenbanner von Europa unter dem Arm.
Man hat versucht, Euch zu verleumden. Man hat gesagt, Ihr wäret die Fortsetzung der schwarzen Erinnerung von Europa. Aber nein! Es ist das Gegenteil! Diese Tugenden des Widerstandes, die den Geist  von Europa ausmachen [Alaaf!], und die ein großer Franzose, der General de Gaulle, zu ihrem Höhepunkt geführt hat, Ihr seid es, die sie jetzt während der blutigen Tage verkörpern; und der Nationalsozialismus, der Antisemitismus, der Faschismus, die die Schande unseres Kontinents waren, die waren auf der Seite Eurer Feinde. Ich verneige mich vor Euren Toten. Ich verneige mich vor Eurem Schneid und sage Euch mehr als jemals: "Willkommen im gemeinsamen Haus."
Heute aber baut sich vor Euch eine neue Gewalt auf. Eine Gewalt, die nur Gewalt kennt und respektiert. Eine Gewalt, die im Osten Eures Landes ungestraft handelt, auf Eurem historischen Gebiet [Alaaf!]. Und eine Gewalt, die sich anschickt, in dem sie die Ukraine amputiert, etwas zu tun, was keine Gewalt, in keinem anderen europäischen Land, seit Jahrzehnten gewagt hat zu tun.
Das Argument ist bekannt, es ist das von Hitler, der 1938 argumentierte, daß die Sudentendeutschen deutsch sprächen, um so in die Tschechoslowakei einzufallen. Die Methode ist bekannt: das ist die von Hitler, der, auch er, von den Olympischen Winterspielen in Garmisch Partenkirchen profitierte, um einige Tage später das Rheinland zu militarisieren.
Aber Ihr seid bereit, Volk des Maidan, um dieses neue Verbrechen zu verhindern. Aber Ihr seid bereit, Jugend des Maidan, zu verbieten, daß Eure Brüder im Osten zurückfallen unter den Stiefel des Empire. Aber Ihr seid von neuem zusammengekommen, um Euch zu weigern, daß Euer Land zerrissen wird, das im Laufe der Jahrhunderte nur allzuviel gelitten hat, und das Recht auf freies Leben teuer bezahlt hat.
Ich war gestern vor der russischen Botschaft in Kiew, wo die ukrainischen Fahnen wehten, vermischt mit den europäischen: Ich war beeindruckt von der weisen und schönen Bestimmtheit der Ukrainer, die dort waren! Ich war in der Rada, Eurem Parlament, wo ich Eure Führer kennengelernt habe: der Mann, der sofort wie Danton während der französischen Revolution zur Mobilisierung der Bürger aufgerufen hat, Vitali Klitschko; die Dame Julia Timoschenko, die Putin schon zu beschmutzen versucht, und die mich beauftragt hat, Euch zu sagen: "Ich gehe selbstverständlich nicht nach Moskau; Putin ist mein Feind."
Aber was mich am meisten bestochen hat, das ist ihr Wille, die Gegnerschaft aufrecht zu erhalten: das Martyrium und die Kraft, die Frau, die in ihrem Fleisch die Wundmale ihres Kampfes für die Freiheit trägt, der Champion, Sohn des Maidan, Symbol der ruhigen Kraft und der Rechtschaffenheit, wenn sie vereint bleiben, wenn Ihr alle vereint bleibt, wie heute hier, werdet Ihr es sein, die den Sieg davon tragt, und Putin wird zurückweichen [Alaaf!].
Aber ich weiß auch, Volk vom Maidan, daß Ihr, damit er dauerhaft besiegt werde, der Hilfe Eurer Brüder in Europa bedürft. Europa muß die Ukraine beschützen. Europa muß als Garant der Grenzen Eurer Nation und der Freiheit ihrer Städte auftreten. Europa muß unverzüglich, das heißt, wenn möglich, schon morgen, den Assoziationsvertrag unterzeichnen, für den Eure Jugend und Eure Veteranen gekämpft haben und gestorben sind. Europa muß, warum nicht? feierlich hierher nach Kiew kommen; das wäre für Euch ein Schutz, und für Europa wie eine neue Taufe.
Und Europa muß mit Putin machen, was es mit Janukowitsch tat, Europa muß dem Meister gegenüber handeln wie er es mit dem Knecht getan hat; Europa hat die Mittel, ihn mit Sanktionen zu belegen, und muß sie nutzen. Und wenn Europa Putin sagen würde: "Wir brauchen dein Gas, aber du brauchst unsere Euro, also nimm deine Hände von der Krim?"
Und wenn Europa zu Putin sagen würde: "Ein Mann, der das Beispiel einer Verletzung der Grenzen in Europa bietet, hat keinen Platz in dem Gebiet, wo die internationale Gemeinschaft arbeitet an der Stabilität der Welt, also, Herr Putin, entweder verlassen Sie die Ukraine, oder man wird sie aus der G8 werfen, die sich, Höhepunkt der Ironie, in Sotschi treffen soll?"
Und wenn Hollande, Merkel, Obama den Räuber der Krim wissen ließen, was Gott nicht gefällt, vom Dombass und Donetz, daß er nicht willkommen ist, wenn man in einigen Monaten in Frankreich den 70. Jahrestag der Landung der Armeen der Freiheit in Frankreich feiert?
Putin ist nur stark auf Grund unserer Schwäche. Putin geht nur vorwärts, weil wir Angst haben.
Und wenn die Angst das Lager wechselte? Und wenn die Führer Europas nur aus einer Fraktion der Mutigen bestünde, die das Volk vom Maidan gezeigt hat? Was?
Ihr hattet keine Angst, und wir würden geschüttelt von Entsetzen? Ihr habt Euch gegen den neuen Zar aufgelehnt, und wir würden vor ihm kuschen? Das ist absurd. Das ist unmöglich. Und das ist es, was ich den Führern meines Landes sagen werde bei meiner Rückkehr [Alaaf!].
No pasaran, riefen die spanischen Republikaner 1936.
No pasaran, habt Ihr den fürchterlichen Berkut des Janukowitsch ins Gesicht gerufen, die Euch unters Joch gezwungen haben.
No pasaran, muß Europa heute der Soldateska des Wladimir Putin sagen.
Es lebe die Ukraine, einig, unteilbar und frei. Es lebe Frankreich, es lebe Europa, und es lebe die Ukraine in Europa.

Alaaf! Alaaf! Alaaf!

Update

J'y suis, j'y reste! Éditorial par Arnaud de La Grange, Le Figaro, 5 mars 2014

Hier bin ich und hier bleib' ich!

C’est la guerre civile en Libye – Merci à BHL et Sarkozy !
Par Michel Garroté, Dreuz.info, 10 mars 2014

Lévy [BHL] war ausschlaggebend, den damaligen Präsidenten Sarkozy zu überzeugen, Luftangriffe zu führen und die libyschen Rebellen zu unterstützen, eine Entscheidung, die aufgenommen wurde vom britischen Premier Cameron und später auch von Präsident Barack Obama.

Über den Büttenredner und Philosophen Bernard-Henri Lévy weiß Arnaud de La Grange: Die dargebotene Brust des Bernard-Henri Lévy auf den Barrikaden von Kiew hat etwas Großartiges, Wunderbares, Prachtvolles.

La poitrine offerte de Bernard-Henri Lévy sur les barricades de Kiev a quelque chose de magnifique.

Des sanctions contre la Russie pourraient être votées dès demain. Von morgen an könnten Sanktionen gegen Rußland beschlossen werden, Le Figaro, 5. März 2014
(Der Link wird vom Figaro laufend aktualisiert)

Union pour la Méditerranée

Franzosen, die unter dem Vorwand der humanitären Hilfe bei der geringsten Gefahr für ihre Interessen in Länder einfallen und sie und deren Bevölkerung bombardieren, die ihren Einflußbereich in Europa mit Hilfe der Türkei, arabischer Staaten  und derer Islamisierungsaktivitäten um die südlichen und östlichen Anrainerstaaten des Mittelmeeres erweitern, um Deutschland den Rang abzulaufen, häufeln sich nun auf. Sind sie unzufrieden, weil die Krim noch nicht ins Einzugsgebiet fällt?