Hegte der Verdächtige einen persönlichen Groll
gegen einen seiner ehemaligen Vorgesetzten?
Update. L'Indépendant gibt nicht auf: Wollte sich der ehemalige Soldat rächen? (Siehe unten!)
Arnaud Andreu berichtet heute, auf Seite 9, nicht online. Palestine : le Collectif 66 reste mobilisé. Palästina: das Kollektiv 66 bleibt im Einsatz. Am 16. Juli 2015, gegen 18 Uhr, hätten sich etwa zwanzig Aktivisten der örtlichen Abteilung des "Kollektivs für Frieden und Gerechtigkeit in Palästina" am Quai Vauban, im Stadtzentrum, eingefunden, Israel angeprangert, vorm Laden der Telefongesellschaft France Télécom-Orange (Pendant zu t-online), Flugblätter verteilt und Unterschriften gesammelt "gegen die Verwicklung und die Verstrickung französischer Unternehmen in den israelischen Kolonien".
Das ist dem Indépendant zwar einen längeren Artikel wert, kein Platz aber findet sich mitzuteilen, daß dieses Collectif 66 Paix et Justice en Palestine eine Organisation des linksradikalen Splittergrüppchens Nouveau Parti Anti-capitaliste (NPA) ist. Das müssen die Leser nicht wissen.
Orange habe im Juni angekündigt, die Zusammenarbeit mit der israelischen Gesellschaft Partner im Jahr 2017 zu beenden, "die außer Läden für Mobiltelefone 176 Funkstationen in den besetzten Territorien betreibt," berichtet Jeanne Perez, eine der Sprecherinnen des Kollektivs, überglücklich. Aber bislang sei das nur eine Absicht, und man müsse weiter wachsam bleiben und den Druck auf Orange aufrecht erhalten.
Das Kollektiv fordere außerdem die Aufhebung des Assoziierungsvertrages der EU mit Israel.
Im Fettdruck wird der nächste Demonstrationstermin für Perpignan angekündigt, damit man nicht versäumt, ihn zu notieren: 15. September, 15 Uhr. Das ist ein Dienstag, und man darf zu einer solchen Stunde eine Ansammlung von Arbeitslosen und Studenten erwarten.
Eine Petition in fünf Sprachen ruft seit Januar 2012 zur sofortigen Beendigung der Zusammenarbeit zwischen Orange und Partner auf. 5 335 Unterzeichner und 274 Kommentare finden sich dazu bis heute unter dem Titel Palestine : France Télécom doit rompre son accord avec Partner.
Was den Vertrag zwischen Orange und Partner Communications angeht, so wurde er eben erneuert, kann die israelische Gesellschaft ihn nach einem Jahr kündigen, wenn nicht, können beide Seiten ihn nach zwei Jahren aufheben, berichtet Le Figaro, am 30. Juni 2015: Orange et Partner signent un accord en Israël.
Das war die Seite 9 des Indépendant. Da haben die Leser die weniger interessanten Informationen der Seite 3 schon überblättert.
Das Blatt und seine Mitarbeiter, gefangen in ihrer anti-israelischen, pro-arabischen Ideologie, können es nicht fassen, und so untertiteln sie das Foto des Überwachungsturmes von Cap Béar: Hegte der Verdächtige einen persönlichen Groll gegen einen seiner ehemaligen Vorgesetzten des Wachturmes von Cap Béar, seit er aus "medizinischen Gründen" als dienstunfähig entlassen wurde? Le suspect nourrissait-il une rancune personnelle contre un de ses anciens supérieurs du sémaphore du cap Béar, depuis qu'il a été réformé pour "raisons médicales" ?
Der Plan von drei Muslimen, 23, 17 und 16 Jahre alt, war, zum Jahresende 2015, wenn weniger Personal im Wachturm vermutet wird, oder zum einjährigen Jubiläum des Attentates von Paris, am 7. Januar 2016, die Wachen und diejenigen, die sich sonst in den Weg stellen, mit schallgedämpften Waffen zu erschießen und dann den Chef der Einheit im Turm vor laufender Kamera mit dem Messer zu enthaupten. (Suren 4:89; 5:33; 9:5; 33:61; 47:4 und weitere)
Anfangs wird von vier Verdächtigen geschrieben, die bei Paris und bei Marseille verhaftet werden, dann geht es nur noch um drei, von denen der 16-jährige sofort freigelassen wird. Hat er nichts damit zu tun? Und was ist mit dem vierten Verdächtigen? Der kommt im Artikel nicht mehr vor. Der Rädelsführer soll der 17-jährige sein, der seit Oktober 2014 unter Beobachtung steht, weil seine Mutter ihn als radikalisiert angezeigt habe. Die aufrechte Frau sollte sich ab sofort verstecken.
Photo : Harry Ray Jordan / PHOTOPQR / L'Indépendasnt
Die drei Verdächtigen hätten sich vorher nicht persönlich gekannt, wären übers Internet untereinander und mit einem nach Syrien aufgebrochenen Mann in Kontakt gewesen. Waffen und Explosivstoffe werden nicht gefunden. Einer der Verdächtigen aber besitzt einen Fahrschein, aus dem ein geplantes baldiges Treffen der drei Männer ersichtlich wird.
La piste djihadiste ? Die Glaubenskämpferfährte? L'Indépendant ist nach allem noch immer nicht davon überzeugt, wie diese mit Fragezeichen versehene Zwischenüberschrift beweist. Die drei Verhafteten hätten sich im Verhör zum Islamischen Staat bekannt, ursprünglich hätten sie zum Kampf nach Syrien in den Glaubenskrieg aufbrechen wollen. Es folgen Überlegungen der Journalistin Laure Moysset, was wohl die Beweggründe der drei Muslime gewesen sein könnten. Ihre geplante Tat nennt sie action criminelle, kriminelle Handlung, völlig islamfrei.
Alles, Laure Moysset, nur nicht die gewaltsame Durchsetzung des Islams!
Was nur in der Papierausgabe steht, das sind Informationen über die Aufgaben der in unserem Departement installierten Militäreinrichtungen, sie finden sich an sechs Orten. Wie man mit drei Klicks die Abhörstationen der Spione der Generaldirektion für Äußere Sicherheit entdecken kann, titelt Slate, am 7. Mai 2014. Comment on peut, en trois clics, découvrir la carte des stations d'écoute des espions de la DGSE.
Über die Aufgabe der Abhörstation in Saint-Laurent-de-la Salanque lernt man, daß sie systematisch alle elektromagnetischen Signale sammelt, die von Computern oder Telefonen in Frankreich gesendet und empfangen werden, sowohl von Kommunikation innerhalb Frankreichs als auch der Frankreichs mit dem Ausland (E-Mails, SMS, Telefonanrufe, Zugang zu Facebook und Twitter ...).
So weit zum Thema NSA-Abhörskandal.
Update
Genannt werden zwei Klarnamen: Djibril Amara, 23 Jahre, und Antoine Frèrejean, 19 Jahre, daß er Konvertit ist, erfährt man aus Le Figaro, wo er Antoine F. heißt und wie die beiden anderen als apprenti djihadiste, als Djihadistenlehrling, bezeichnet wird. Wo er radikalisiert wurde, wissen weder L'Indépendant noch Le Figaro, das geht ja auch niemanden etwas an im laizistischen Frankreich. Der 17-jährige Komplize ist Ismaël K., vielleicht, um seine Mutter zu schützen?
Gogglet man "Antoine Frèrejean" wird offensichtlich, daß es sich um ein Pseudonym handeln muß. Djibril Amara ist ebenfalls nicht aufzufinden. Die Medien, hier L'Indépendant zusammen mit AFP, halten ihre Leser für bekloppt.
Das geplante Attentat hat für den Indépendant weiterhin nichts mit dem Islam zu tun, es ist ein projet "djihadiste", in Anführungszeichen. Die Frage nach Rache wird erneut gestellt: une rancune envers son supérieur ? Ein Groll gegen seinen Vorgesetzten?
Attentat déjoué : l'ex-militaire des P.-O. voulait-il se venger ? Le 18 juillet à 6h00 par Laure Moysset (avec l'AFP) [für Abonnenten]