22. August 2015

USA. Donald Trump bringt das Rennen zum Weißen Haus durcheinander


Wenn es nicht so armselig wäre, könnte man sich ausschütten vor Lachen. Le Figaro boxt sich schon warm für die Berichterstattung über die Präsidentschaftswahlen in den USA. Täglich etwas mehr, gibt es hier 'ne Einstimmung, da 'ne Meinung, bis dann zu gegebener Zeit die Wahlkampfmaschine angeworfen wird, obgleich Frankreichs Bürger auch dieses Mal dort gar nicht wählen dürfen.

Es beginnt ein Déjà-vu des Jahres 2008.

Donald Trump bouscule la course à la Maison Blanche, er bringt das Rennen zum Weißen Haus durcheinander, titelt Le Figaro, in seiner Wochenendausgabe, vom 22./23. August 2015. Der Untertitel bringt die Leser in die richtige Stimmung: Il devance même, dans une récente étude, la démocrate Hillary Clinton. In einer kürzlichen Untersuchung überrundet er sogar [!] die Demokratin Hillary Clinton.

Alles klar? Donald Trump ist "Populist", er "spricht freimütig" über die illegale Einwanderung. Auf Hillary Clinton setzt Le Figaro ab sofort, und es wird sich wieder wie zu Obama-Wahlkampfzeiten ein Schwall von Indoktrination, von unbewiesenen Behauptungen, von Lügen, Verdrehungen und Phantastereien über die Leser ergießen. Dafür bürgt Philippe Gélie, der seit 2009 für den Service International zuständige Chefredakteur des Figaro. Er hat sich diesen Posten mit fünf Jahren der Korrespondententätigkeit in Jerusalem, 1995 bis 2000, und in Washington, 2003 bis 2009,  erschrieben.

Laufen die Waffengeschäfte des Serge Dassault besser mit den US-Demokraten?

Meine Leser mögen sich bitte erinnern an die Obama-Adoration, mit der vor allem 2008 vom Washington-Korrepondenten Philippe Gélie und von seinem New Yorker Kollegen Jean-Louis Turlin die Leser unerbittlich eingestimmt werden auf den Messias, und das, während kleine Blogger wie ich sich bemühen, die Gefährlichkeit des Demokraten Barack Obama an die Leser zu bringen.

35 Verrisse, Kommentare auf Blogs von Freunden nicht gerechnet, habe ich geschrieben zum Thema Barack Obama, angefangen mit seiner Rede vor dem AIPAC, am 4. Juni 2008, wo er, am Tag nach seiner Wahl zum Präsidentschaftskandidaten, unter Begeisterungsstürmen der amerikanischen Juden erklärt, Jerusalem gehöre ungeteilt zu Israel. 174 835 Zugriffe verzeichnet diese Lüge bis heute, im Youtube-Video beginnend bei 18:56. Am folgenden Tag widerruft er seine Aussage, die Juden, die für ihn gestimmt haben, sind desavouiert, aber sie begreifen nichts. Die Komik erreicht ihren Höhepunkt mit dem Great Schlep der Sarah Silverman. Von ihr träumt Shimon Peres noch Jahre später, und er lädt sie 2011 ein zu seiner "Israelisch präsidialen Konferenz".

Philippe Gélie schreibt heute, unter dem Titel L'Amérique des possibles. Das Amerika der Möglichkeiten, wohl in Abwandlung des martialischen Yes We Can, den Leitartikel zur Einstimmung auf das, was demnächst an Hillary-Adoration folgen wird. Über die Amtszeit des Barack Obama verliert er einen Satz: La rupture promise il y a sept ans par l'élection de Barack Obama n'a pas eu lieu.

Der vor sieben Jahren durch die Wahl von Barack Obama versprochene Bruch hat nicht stattgefunden.

Wer diesen Bruch versprochen hat außer den Korrespondenten des Figaro und ihresgleichen in den europäischen Medien, die wie Peter Frey vom "Weltpräsidenten" sprechen, und CNN-Mitarbeitern wie Bill Maher (ausgesprochen "Bill Meier") und Jonathan Mann, der im Figaro eigens eine Kolumne unterhalten darf, wüßte ich gern. Einen solchen Bruch habe ich niemals erwartet, und spätestens seit der Kaioer Rede des Barack Obama, mit der Aufhetzung der "drei Kreise", vom 4. Juni 2009, auf den Tag genau ein Jahr nach der AIPAC-Rede, da er mit Hilfe seiner Beraterin, der Muslimschwester Dalia Mogahed, Hosni Mubarak nötigt, die aus dem öffentlichen Leben verbannten Funktionäre der Muslimbrüder in die erste Reihe zu setzen, hätten es alle wissen können, was für die nächsten Jahre geplant ist: die Inszenierung des "arabischen Frühlings", ganz im Sinne der Regierung des George W. Bush und seiner von Bill Clinton enttäuschten Neo-Cons und ihrer hegemonialen Wünsche und Träume, die seit dem Afghanistan-Krieg und verschärft seit dem Irakkrieg betriebene Destabilisierung der Nah- und Mittelostregion zur Erreichung der strategischen und wirtschaftlichen Macht in Zentral- und letztlich auch in Fern-Asien: Weltpräsidentschaft.

Demnächst geht die Berichterstattung darüber im Figaro weiter. Hillary Clinton löst Barack Obama ab, und Muslimschwester Huma Abedin übernimmt die Rolle von Dalia Mogahed. Ansonsten kann für die Korrespondenten des Figaro sowie für die übrigen europäischen und amerikanischen Wahlkampfmaschinen der Demokraten bis auf einige Feinheiten alles so bleiben, wie's ist. Sie können gar einige ihrer Texte recyclen.

Philippe Gélie oder sein Nachfolger wird dann zum nächsten Auftakt der Kampagne, nach zwei Amtszeiten der Präsidentin, schreiben: La rupture promise il y a sept ans par l'élection de Hillary Clinton n'a pas eu lieu.

Es sei denn, Onkel Donald machte 2016 das Rennen.