18. Februar 2012

Bundespräsident. Das Kind an seiner Seite


Sie strahlt in die Kamera. Sie strahlt immer wie unterm Weihnachtsbaum, die Augen weit aufgerissen. Sie spiegelt die deutsche Lebenswirklichkeit vom Papi und der schon großen Tochter wider: Habe ich es gut gemacht? - Ja, Betty, dafür gibt's Lob und ein Bussi. Wenn sie ihr Tattoo zeigt, dann sieht man eine Kriegsbemalung wie beim Indianerspiel der zehnjährigen Kinder vom Kiez. Am aufgeregtesten über den Aufreger ist sie selbst. Aber die Bochumer reagieren gelassen bei soviel steriler Symbollick, wetten?

"Betty", aus der Spielecke des Schlosses "Schöne Aussicht", küßt Papi:

Ich heirate Papi, wenn ich mal groß bin,
weil mir mein Papi, mein Papi so gefällt!
Bettina das geht nicht, ich hab' doch Mami,
sie ist die beste, die beste auf der Welt!
Das weiß ich!
Na also!
Doch was ist schon dabei?
Die Mami soll doch bleiben,
dann hast du eben zwei!

In die Berge darf sie mit. Das hätte sich das Großburgwedeler Mädchen nicht träumen lassen. Papi spielt neben ihr den Lausbuben, als ein großer Junge zeigt er sich, obgleich er eben nachdenkt, wem er wann die Hotelkosten in bar bezahlen sollte. Papi bringt seiner Tochter Skilanglauf bei, mutig schreitet sie aus neben ihm. Beide bilden mit Papis und Mamis Kindern eine Flickwerk-Familie.

Wenn Papi zum Oktoberfest eingeladen ist von einem Freund, dann darf Betty einen schweren Bierkrug heben und ein Schlücksken probieren: Uh, ist das bitter, das wird sie sicher nie mögen! Das kommt an, ihr herzliches Auftreten in der Öffentlichkeit. Sie weiß ja nichts davon, wie Papi das wieder hinkriegen wird mit der Einladung.

Manchmal, wenn es allzu offiziell wird, ähnelt sie der Puppe Olympia aus Hoffmanns Erzählungen. So locker und unverkrampft ist sie wie diese Angebetete des Hoffmann, und besoffen wie Hoffmann ist immer noch besser als so bieder und langweilig wie Papi.

Zum Staatsbesuch in Italien hat Papi seine Tochter mitgenommen, das hat Bill Clinton auch manchmal getan. Betty trägt jetzt den Spitznamen Chelsea, den ruft ihr Olaf Glaeseker hinterher, aus Rache.

Aber sie läßt sich doch küssen so, wie Papi die Mami immer geküßt hat, auf den Mund. Am Sankt Valentinstag dürfen sie das, wenn Betty schon verzichten muß auf das rosa Crème-Herz ihrer Lieblingskonditorei.

Und dann darf Betty die Trümmer sehen, die antiken römischen Trümmer! Sie staunt voller Ehrfurcht, und die sie begleitende Lehrerin, im Hintergrund, will der bella figura dafür in der Kopfnote "Beteiligung am Unterricht" eine Eins geben. Papi, ja, und Papi schenkt ihr zur Belohnung einen feschen Schal mit Fransen! Sie fragt viel nach, was der gekostet hat, und ob Papi den selbst bezahlt.

Mit Kindergartenkindern kann sie besonders gut, vor allem mit dem kleinen Schoko, mit ihm in seinen Crocs verkehrt sie "auf Augenhöhe", so würden das deutsche Journalisten bezeichnen, wenn es Barack Obama wäre.

Im Flugzeug bleibt sie artig angeschnallt, das ist ihre eigene Entscheidung, da wartet sie nicht auf jemanden, der das für sie in die Hand nimmt. Derweil blättert ihr Papi, der jetzige Alt-Bundespräsident Christian Wulff, vom Belte befreit, in Unterlagen für die BW Landesbank, den Marker griffbereit.

Bei der Rücktrittsrede steht die Barbie-Puppe neben dem scheidenden Präsidenten : Jung, konventionell, provinziell! Bettina Wulff (38)

Wie das ist, wenn so ein Leben plötzlich vorbei ist? Aber liebe BILD, die Frage beantwortet Ihr mit Eueren wunderbaren Fotos:

Betty pustet die Kerzen am Baum aus, schaut Papi nicht mehr so oft in die randlose Brille, sondern auch mal woanders hin, veranstaltet Führungen durch ihr Tattoo, Eintritt 1000€, meldet sich zum nächsten Wiener Debütantinnenball an und tanzt Walzer mit jüngeren Herren, postiert sich vor die Alpen mit 'nem knackigen Bergführer, nimmt ihre Abfahrtsski aus dem Keller und wachst sie, geht morgens aufs Oktoberfest und verputzt die köstlichen Weißwürste, übernimmt die Rolle der Giulietta in den Contes d'Hoffmann, fliegt mit Ryan Air und EDreams, läßt sich von niemandem küssend vorführen, zeigt ihrer Lehrerin Neese: ich finde alte Trümmer langweilig! zieht sich nicht trist schwarz an und braucht dann auch keinen bunten Fransenschal, holt die Crocs aus dem Schuhschrank, entledigt sich im Flugzeug bei nächster Gelegenheit des Sicherheitsgurtes und geht auf ein Schwätzchen zu den Stewardessen. Die Barbie neben Papi gibt sie nicht mehr.