23. Oktober 2019

Was Juden zur AfD treibt. Rezension

Das Buch wurde im Gerhard Hess Verlag herausgegeben von drei Mitgliedern der Bundesvereinigung Juden in der AfD e.V. Ich schlage es an einer beliebigen Stelle auf. Es ist die Seite 52, und ich bin mitten im Islam. Es stellt sich, auf acht Seiten, ein Tayyip Muhammed vor, der auch schon Fethullah Muhammed hieß. Mehmet wäre zwar noch treffender, aber was soll’s, unser Muhammed hat alles drauf, was je von Gelehrten an Grundsätzlichem über den Islam gesagt und geschrieben wurde, angereichert mit Anekdoten.

Unterhaltsam plaudert Muhammed über die Auslöschung der Kultur und Identität der zum Islam zwangskonvertierten Vorfahren der heutigen Türken. Ein paar Tausend Jahre Hochkultur? Ab, und weg!

Nicht Tayyip brachte den Judenhaß in die Türkei, das kann ich bestätigen. Mehrere Monate Reisen im ganzen Land, in der zweiten Hälfte der 60er Jahre, als noch kein Gastarbeiter aus der Bundesrepublik zurück in der Heimat war, lehrten mich, daß die Anatolier zwei deutsche Worte kannten: „Hitler gut!“

Tayyip Muhammed heißt im richtigen Leben Marcel Hirsch, ist in der Türkei geboren und hat in Istanbul die Schule besucht. Er kennt die Lage.

Die kennt auch Alexander Beresowski, geboren in Odessa, vormals Mitarbeiter des links-alternativen, aus EU-Geldern und sonst weiter nicht bekannten Quellen, „Spenden sind absetzbar“, finanzierten Radioprojektes Radio Dreyeckland Freiburg, mit dessen linkem und muslimischem Personal er seine Erfahrungen am und nach dem 11. September 2001 machte. Alle Beispiele, die er dort auflistet, habe auch ich erlebt, Motto: „Klammheimliche Freude!“ "Larry Silverstein ist fein raus!" "Die Juden, die dort arbeiteten waren vorgewarnt und sind nicht zur Arbeit erschienen!"

Auf sechs Seiten liefert er einige Erfahrungen mit den links-grünen deutschen Medien. Soweit zur Lage.

Es folgt Ollie Weksler, geboren in Kasachstan. Er berichtet über Parallelen zwischen Antisemitismus und Israelfeindschaft in der Sowjetunion und in Deutschland, in deren Organisationen und Institutionen. Es wird zu einer Abrechnung mit den Zuständen in Deutschland, dessen Medien er „Hofpresse und Hofglotze mit Einheitsbrei-Mainstream-Meinungen“ nennt. 13 Seiten Lagebericht.

Auf elf Seiten schreibt der in Brüssel geborene Emanuel Bernhard Krauskopf, Sohn eines Irgun-Kämpfers, über den linken und den islamischen Judenhaß in Europa: „Der israelbezogenen Hass ist Judenhass in Reinkultur.“

In Perpignan trifft er, 1969, auf eine aus Algerien geflohene jüdische Familie, sie gehört zu den nach der Unabhängigkeit des Landes vor allem nach Frankreich geflohenen 150 000 Juden, die keine algerische Staatsbürgerschaft erhalten hatten. Der Vollständigkeit halber sollte ergänzt werden, daß, am 24. Oktober 1870, durch das Dekret Crémieuxnur Algeriens Juden die französische Staatsbürgerschaft erhielten, nicht aber die Muslime des Landes.

Er setzt sich mit einigen Kampfbegriffen der „links-islamischen Hass-Koalition“ gegen Juden und Israel auseinander sowie ausführlich mit Ayatollah Ruhollah Khomeini. Erwähnt hätte werden können, daß der von der Regierung des Jimmy Carter mit tatkräftiger Hilfe der Regierung des Valéry Giscard’Estaing an die Macht gebracht wurde.

Dem Euro-Islam erteilt er eine Absage. Er kennt die Lage und weiß, daß er nicht möglich ist.

Es folgen zwei Beiträge zu den eigenen Defekten, mit denen zu rechnen ist.

Wolfgang Fuhl, geboren in Weil am Rhein, rechnet auf zwölf Seiten ab mit dem in Frankfurt am Main, am 19. Juli 1950, gegründeten Zentralrat der Juden in Deutschland. Derjenige, der sich über die Erklärungen dessen Führungspersonals seit vielen Jahren ärgert, nicht zuletzt über das Pamphlet gegen den Verein Juden in der AfD e.V. (JAfD) und andere Hetze, liest den Text mit Genugtuung. So nimmt es nicht Wunder, daß die jüdische Gruppe Chabad am schnellsten wächst. Der ZdJ arbeitet lieber zusammen mit der SPD, deren Schwesterpartei die Fatah ist, als auch nur ein gutes Haar an der AfD zu lassen.

Die jüdische Gemeinde der Stadt Offenbach, im Volksmund genannt Muslim City, kriegt ihr Fett weg; ihr Vorsitzender Alfred Jacoby beleidigt die Gründungsmitglieder der AfD als „Stinktiere“.

Konkrete Zahlen liefert Wolfgang Fuhl über ca. drei Millionen illegal in Deutschland zugewanderte Menschen, eine nicht nur für Juden besorgniserregende Zahl, die manchen deutschen Juden zur AfD „treibt“. Dr. Rafael Korenzecher, der Herausgeber der "Jüdischen Rundschau", bringt's auf den Punkt: "Nun ist die neue Opposition mit ihren nicht zu übersehenden deutlich rechtslastigen Problemen ganz sicher weder auf uns Juden maßgeschneidert noch unser Wunschkind. But this is what we got – mehr haben wir nicht. Und das ist beschämenderweise immer noch viel, viel mehr als uns die etablierten linkslastigen und Islam-affinen Judenhass-Dulder und Israel-Dämonisierer bieten."

Es folgen sieben Seiten von Daniel Pipes, einem in Boston geborenen Sohn polnischer Juden, über die Dichotomie von Juden der europäischen Diaspora und Israels. Seit Jahren bin ich mit ihm in Kontakt, und da erlaube ich mir, als erstes seinen Defekt zu benennen: Er nennt radikalen Islam „Islamismus“, radikale Muslime heißen bei ihm „Islamisten“; es ist nicht aus ihm rauszukriegen!


Europäische Juden, jedenfalls ihre offiziellen Vertreter, „das lokale jüdische Establishment“, wie der ZdJ oder sein Pendant, der französische CRIF, subventioniert von den Regierungen ihrer Länder, oder Medien und Institutionen wie die "Jüdische Allgemeine" und das "Jüdische Museum", eher über als für Juden im Einsatz, stehen im Gegensatz zur israelischen Regierung rechten Parteien Europas feindselig gegenüber. Ihre linken Fürsprecher in den Medien sehen die Politik Israels ebenso: „rechtsextrem, populistisch, völkisch oder nationalistisch“. Wenn das kein Defekt ist!

Und nun zu den Beständen, von denen auszugehen ist!

Sechs Seiten lang geht es bei Dimitri Schulz, geboren in Kirgistan als Sohn holländischer Juden, ans Eingemachte. Beeindruckend! Er geht aus vom fünften Gebot jüdischer Zählung und der Torah: Am Anfang ist der Vater, „die Quelle jedweder Liebe“, handelt über Buchstaben, Worte, Namen, über Familie und deutsche Familienpolitik bzw. deren Abwesenheit sowie über das Versagen der grün-rot politisierten Kirchen, die sich von der Nächstenliebe entfernt und zu Finanziers von Schlepperbooten entwickelt haben.

Es geht weiter mit der seit 2016 in Berlin lebenden Israelin Orit Arfa, der in Los Angeles geborenen Enkelin von Holocaust-Überlebenden. Auf zwölf Seiten preist sie eine „mögliche Vorbildfunktion der israelischen Rechten für Deutschland“. 

Ach, liebe Dame, schön wäre es!

Israelische Patrioten und jüdische Rechtsaktivisten werden wie die deutschen „Nazis“ genannt? Herrlich! In den USA, wo das mit den Nazis nicht so einfach geht, unterstellt man ihnen, sie bedienten „Russian Talking Points“.

Orit Orfa vergleicht israelische und deutsche politische Entscheidungen, die Aufgabe Gazas durch Ariel Sharon, 2005, mit der Öffnung deutscher Grenzen, 2015, bejubelt von den gleichen Politikern und Medien. Was das für Israel viel zu teure Gaza angeht, würde ich aber sagen, wenn es von Israel nicht aufgegeben worden wäre, sähe die Lage im Kernland Israels, in Judäa und Samaria, heute schlechter aus.

Was die „ein wenig zu verständnisvoll für Hitler auftretenden AfD-Wähler“ betrifft, so gibt es die leider, aber nicht nur in der AfD, sondern in allen deutschen Parteien, vor allem in den linken, nicht zu vergessen die institutionalisierte Israelfeindschaft der deutschen Regierung und ihrer Medien.

Boaz HaEtzni, in Jerusalem geborener Sohn eines 1938 nach Palästina ausgewanderten Kieler Rechtsanwalts, wohnt in Kiryat Arba, bei Hebron; er ist also das, was man einen Siedler nennt. Er berichtet auf zehn Seiten über die „Bedeutung Judäas und Samarias für Israel und Europa“, über „das Herzstück der historischen jüdischen Heimat“, die fremden Völker der Philister als Eindringlinge und darüber, wie man durch Auslöschen des Namens Identität auslöscht; Stichwort Westbank. Auch er kennt sich bestens mit dem Islam aus. Ich hätte nur gern eine Erklärung, was eine „progressive Linke“ ist. Auch in Frankreich geistert der Begriff „progressiv“ herum, vor allem, wenn es darum geht, gegen die „classes populaires“ aufzutreten, gegen das Volk: vorrückend, fortschreitend - aber wohin?

Soweit die Autoren der Beiträge in den Rubriken Lage, Defekte, Bestand. Es folgt ein Epilog „Über die Möglichkeit neuer Allianzen“, vom Stellvertretenden Vorsitzenden der JAfD und Mitherausgeber des Buches Artur Abramovych, er ist in Kharkiv/Ukraine geboren und der Nachkomme eines Rabbiners, eines der, am 29. und 30. September 1941, in Babij Jar erschossenen 33 771 Juden.

Auf zwölf Seiten faßt er Tatsachen und Möglichkeiten zusammen: 

Die Lage, das ist das Leben mit den Defekten der Kinder und Enkel der Täter. Die Anmaßung, einen Verein JAfD e.V. zu gründen wird nur noch übertroffen von der Anmaßung Israels, als souveräner Staat zu bestehen und sich zu verteidigen. Die Defekte, das ist die Lage der linken und/oder der Hofjuden, sich der Bewahrung der von Nazi-Deutschland beinahe vollständig zerstörten „geschichtlichen Kontinuität und Substanz“ zu verweigern. Man lernt, daß Prof.Dr. Wolfang Benz, für den Judenfeindschaft nicht im Islam gründet, gewiß nicht zu den möglichen Verbündeten der JAfD zählt, die Juden Prof. Dr. Micha Brumlik, der Kolumnist der taz, und der "Förderer von Demokratie und Menschenrechten in 100 Ländern" George Soros, M.Sc. ebenfalls nicht. Beruhigend zu wissen!

Die Bestände unterliegen dem Wandel. Je fahrlässiger die Bundesregierung die Masseneinwanderung von mehrheitlich judenhassenden und israelfeindlichen Muslimen aus Nahost und Afrika unterstützt und fördert, desto sicherer erhöhen sich die Bestände an Bürgern, die sich der Bewahrung von Kontinuität und Substanz verschreiben. Die Juden der JAfD gehören zu ihnen.

Auf den ersten Seiten des Buches steht das, was man gewöhnlich zuletzt liest: Die Grußworte und das Vorwort. Erstere sind von Erika Steinbach, der Vorsitzenden der Desiderius-Erasmus-Stiftung der AfD, von Beatrix von Storch MdB, Joachim Kuhs MdEP und Andreas Kalbitz MdL Brandenburg. Das Vorwort ist von Dr. med. Vera Kosova, der Vorsitzenden des Vereins JAfD; sie ist in Taschkent geboren. Sie plädiert für weniger "exzessiv gelebte Erinnerungskultur" und stattdessen dafür, daß man "in Deutschland als Jude ein ganz normaler Mensch und Mitbürger" sein kann.

Weiter geht's mit der Einleitung. Artur Abramovych stellt auf fünf Seiten die Autoren vor. Als Motto wählt er einen Auszug aus den Beschimpfungen Franz Kafkas, dieser Leichenschändung auf hohem literarischen Niveau, genannt "Brief an den Vater".

Im Anhang findet man die Grundsatzerklärung der Bundesvereinigung Juden in der AfD e.V. sowie zwei Positionspapiere, zur Beschneidung und zum Schächten, eine bibliographische Notiz zu den Beiträgen von Emanuel Bernhard Krauskopf und Daniel Pipes sowie Personenregister, Glossar und Autorenregister samt Fotos derjenigen Juden, die auf 170 Seiten alles Wesentliche versammelt und verständlich dargestellt haben, was ein Bürger Deutschlands heute über das „neue Judentum“, den Islam und den „neuen Konservatismus“ wissen sollte. 

Danke dafür! Dank auch für die Abbildung, auf dem Buchtitel, der Plastik, von 1905, des jüdischen polnisch-US-amerikanischen, in München ausgebildeten Bildhauers Henryk Glicenstein des Simon Bar-Kochba, des Anführers des Aufstandes der Juden gegen das Römische Reich, von 132 bis 136. Juden sind keine Dhimmis, sondern Kämpfer!

Hier als Dreingabe ein Interview der "Jungen Freiheit" mit Dr. Vera Kosova und Artur Abramovych, auf der Frankfurter Buchmesse 2019: "Was treibt Juden in die AfD? (JF-TV #FBM2019) [Video 41:56, Junge Freiheit Verlag, 20. Oktober 2019]"


Kosova, Vera/ Fuhl, Wolfgang/ Abramovych, Artur:
Was Juden zur AfD treibt
Neues Judentum und neuer Konservatismus
Jüdische Stimmen aus Deutschland. Mit Gastbeiträgen von
Orit Arfa, Boaz HaEtzni und Daniel Pipes