23. Oktober 2017

Katalonien. Eliminierung des Islam aus der Berichterstattung


Lluís Bassets (Foto), der Chefredakteur der katalanischen Ausgabe des den Sozialisten der Arbeiterpartei PSOE nahestehenden "El País", schreibt einen "Brief aus Europa": Cataluña en otoño. "Katalonien im Herbst". Er ist gerichtet an "einen ausländischen beunruhigten Freund".


Aber nicht immer bringen Briefe Leben und Ruhe. Im Rahmen des Projektes der Europäischen Medien-Allianz LENA wird der Brief auch ins Französische und ins Deutsche übersetzt  und von den LENA-Mitgliedern Le Figaro, Frankreich, Le Soir, Belgien, und DIE WELT, Deutschland, übernommen. In La Repubblica, Italien, ist bislang nichts zu lesen, sondern in der linkslastigen Zeitung wird über die Pläne der noch amtierenden katalanischen Regierung für Donnerstag berichtet. La Cup: "Mobilitazione di massa". Die linksradikale, antikapitalistische Candidatura d'Unitat Popular (CUP) will die Massen mobilisieren. Auch die anderen LENA-Mitglieder, der Schweizer Tages-Anzeiger und die Tribune de Genève, haben keinen "Brief aus Europa" erhalten.

Während Le Soir die Überschrift wörtlich übernimmt: La Catalogne à l’automne, ist Le Figaro sofort dabei, den "Brief aus Europa" schon in der Überschtrift für Frankreichs Bedarf zu frisieren: «Catalogne : nous n'aurions jamais pu imaginer ce qui s'est passé». "Katalonien: Wir hätten uns das niemals vorstellen können, was geschehen ist". Wetten, daß doch?


En unas semanas, desde el 19 [sic] de agosto, han pasado cosas que nunca pudimos imaginar. "In einigen Wochen, seit dem 19. [sic] August, sind Dinge geschehen, die wir uns niemals vorstellen konnten," meint auch Lluís Bassets. Wetten, daß doch?

Der islamische Terroranschlag auf den Ramblas wird nicht am 19., sondern am Donnerstag, 17. August 2017 verübt, der in Cambrils in der Nacht zum Freitag, 17./18. August 2017. Welch eine ferne Vergangenheit, da kann man sich das genaue Datum nicht merken! Der Autor zeigt mit dieser Ungenauigkeit, daß auch er keinen Zusammenhang zwischen den jahrzehntelangen Unabhängigkeitsbestrebungen, dem Islam und dem Anschlag sieht, sehen kann, will oder darf. Die deutsche und die französische Übersetzung übernehmen die Falschdatierung ohne Kommentar.

Die Rechtfertigung für die verfehlte Politik zur Eindämmung der Islamisierung und damit zur Abwendung der Terroranschläge hat in Frankreich, Spanien und Deutschland Vorrang vor der Redlichkeit, bei den einen schon in der Überschrift, beim Autor im Text: "Zunächst die Attentate an jenem tragischen Tag [dem 17. oder 19. August!], begangen von jungen Muslimen, die doch integriert zu sein schienen." So beschreibt Lluís Bassets den von radikalen Muslimen im Auftrag des Islamischen Staates systematisch geplanten Ablauf der Operation, bei dem die Separatisten Kataloniens für die muslimischen Drahtzieher die nützlichen Idioten stellen.

Die heiße letzte Phase der Kampagne zur Declaración Unilateral d'Independéncia (DUI) beginnt mit dem islamischen Terroranschlag, vom 17. August 2017. Im Artikel Kataloniens Weg ins Kalifat sind die Phasen ab der Regierung des Jordi Pujol, 1980 bis 2003, des Artur Mas, 2003 bis 2016, und ihres Adlaten Carles Puigdemont skizziert. Dieser Hazardeur wird von seinen Vorgängern benutzt, weil die Separatisten der linksradikalen CUP den Artur Mas nicht mehr wollen. Es stehen doch allzu schamlos verfolgte persönliche Geschäftsinteressen gegen linksradikale Ideologie.

"Es laeuft alles nach Plan – die Muenzenberg Methoden – mit etwas Saul Alinsky – perfekt organisiert und durchgefuehrt. Und alles mit Unterstuetzung von Qatar – im Hintergrund – und George Soros und Jaume Roures (dem katalanischen Soros) vorn dabei. Einfach mal mediapro googlen – dann findest Du wer die Faeden zieht," schreibt mir stattdessen ein deutscher Freund, der viele Jahrzehnte lang in Katalonien wohnt.

Während sich SITE auf die Erklärung der Nachrichtenagentur des Islamischen Staates beruft, die Täter seien "Soldaten des Islamischen Staates": Amaq News Agency of the Islamic State (IS) reported that the perpetrators of the attack in the Spanish city of Barcelona are “soldiers of the Islamic State", verändert Le Figaro das zu: "Der erste Angriff [wurde] von Daesh in Spanien reklamiert / beansprucht". La première attaque revendiquée par Daech en Espagne. Das hat den Sinn, daß es sich um eine unbewiesene Behauptung handelt. Es kommt also nicht nur der Islam nicht vor, sondern es wird auch in Frage gestellt, wenn nicht bezweifelt, wer der Auftraggeber war. Ein Artikel zum Terrorisme islamiste wird gleichzeitig angepriesen.

Auf der gesamten Demonstration, vom 27. August 2017, gibt es keinen einzigen Hinweis, kein Transparent, kein Banner, auf den islamischen Hintergrund der Taeter und ihre Motive zu finden, kaum ein Schild mit dem Hinweis auf Terrorismus – geschweige denn islamischen Terrorismus.


Die Kathedrale La Sagrada Familia, das Heiligtum der Katholiken, das weltberühmte Kunstwerk, war das nur durch eine versehentlich ausgelöste Explosion verhinderte Ziel der Glaubenskämpfer. Davon wird in den Medien außer in den ersten Tagen nach dem 17. August nicht mehr berichtet.

DIE WELT aber schießt den Vogel ab, dort erfindet der für die Überschriften zuständige Redakteur ein Zitat, das weder auf Spanisch noch auf Deutsch in dem Brief zu finden ist:  "Wir haben uns selbst zerstört“. Es geht weiter mit der Übertreibung: "Dieser Artikel ist für einen sehr beunruhigten Freund im Ausland". Stattdessen steht da im Original: Este artículo es para un amigo extranjero inquieto, "für einen beunruhigten ausländischen Freund" ist er verfaßt.

Deutsche übertreiben, im Guten wie im Bösen, im Großen wie im Kleinen. Warum ereifern sich Deutsche bei nahezu vollständiger Abwesenheit von Kenntnissen über Geschichte und aktuelle Lage für die Unabhängigkeit Kataloniens?

Selbst Journalisten der überregionalen WELT zeigen, daß sie keine Ahnung haben, zittern aber eifrig mit.

Ich meine inzwischen, die Mehrheit der Deutschen findet alle Aktivitäten schön, bei denen  sich andere stellvertretend in Risiken begeben, Ideenreichtum, Mut und Frechheit beweisen, Gesetze übertreten, scharmützeln,  revoluzzen-lampenputzen, und sie selbst bleiben brav zu Hause, gehen früh ins Bett; denn ab 7 Uhr des nächsten Tages wird wieder gearbeitet:

"Jetzt wird wieder in die Hände gespuckt, wir steigern das Bruttosozialprodukt!"

Zur Lage in Katalonien in Spanisch La VanguardiaEl ConfidencialEl Mundookdiario und andere.

Katalonien in meinem Blog-Archiv Lesen, und sich entsetzen!