1. Februar 2023

Burma. Eine "Ukraine" gegen China?

Heute jährt sich nicht nur zum 135. Mal der Geburtstag meiner geliebten Oma, sondern auch zum zweiten Mal die Machtübernahme der Generäle in Burma. Le Figaro widmet dem heute die zwei Seiten 8 und 9. Hier der Leitartikel:

Der burmesische General Min Aung Hlaing defiliert 
während der Feierlichkeiten zur Unabhängigkeit des Landes, in Naypyidaw, am 4. Januar 2023

"Die autokratische Flucht nach vorn der birmanischen Junta"
La fuite en avant autocratique de la junte Birmane. Par Sébastien Falletti, Le Figaro, 31 janvier 2023

Update, vom 5. Februar 2023
Die USA gehen China jetzt nicht über Stellvertreter an, sondern direkt: Spionageballon ahoi!

Update, vom 28. März 2023
Gestern noch auf dem Hubschrauberträger Dixmude, heute schon wieder in Mae Sot und Chiang Mai

Update, vom 8. April 2023
China und Indien sind sich mitnichten einig gegen die Goldene Milliarde des Westens.

Le Figaro veröffentlicht dazu eine Lagekarte Burmas und darin die Namen föderierter Staaten, der Kachin, Chin, Chan, Kayah und Karen. Noch bevor man sich einarbeitet in die politische Lage des Landes der 54 Millionen Einwohner, die Ethnien, die dort mit- und gegeneinander kämpfen, auf die Reihe kriegt, die Regierung und die Oppositionsparteien, sich wie der für die Demokratie begeisterte Europarat ereifert über das Schicksal der  Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi, die von der Militärjunta inzwischen bis an ihr Lebensende weggesperrt worden ist, betrachte man die Lage des Landes, am Golf von Bengalen. 

Burma grenzt an Bangladesch, Indien, China, Laos und Thailand. Die nächste größere Stadt dort ist Chiang Mai, und ich kam bis zur Grenze nach Burma, im Goldenen Dreieck. Meine Erfahrungen stammen aus den 80er Jahren, im Thai-German Highland Development Project (TG-HDP), mit dem "Erbsen-, Bohnen-, Linsen-Anbau" im Goldenen Dreieck. Ein junger GTZ-Mitarbeiter, eben einem Hubschrauber entstiegen, der die Gegend überflogen hat, ruft entsetzt: "Die Opium-Anbauflächen sind ja viel, viel größer, als uns berichtet wurde, das Opium ist überall!" 

Dort gibt es kein Dorf, in dem nicht, angefangen beim Dorfältesten, die Opiumsucht herrscht, die verschuldeten Bauern, ihre Ernten, noch nicht eingefahren, schon verpfänden müssen.

Übernachtet wurde in Zelten, draußen schossen und bekriegten sich die Thai Drogenzare der Shan United Army des Königs der Opiumhändler Khun Sasi, die Kuo Ming Tang und die Khun Sa's United Army. Sie alle waren grenzübergreifend aktiv in Thailand, Laos und Burma. Der ethnische Chinese Khun Sa (1934 - 2007) war ein Drogenbaron und Rebellenführer. Seine Armee  bestand aus 10 000 bis 12 000 Mann. 

Auf Fragen, was da los wäre, mitten in der Nacht, bekam ich die Antwort: Man jagt Tiger.

Wenn ich lese, was Figaro-Reporter Sébastien Falletti über das heutige Burma schreibt, so hat sich nicht viel geändert; es werden weiter Tiger gejagt. Ein solcher Zustand lädt die USA geradezu ein, sich wie in der Ukraine zu verhalten und sich von da an die Westgrenze Chinas vor zu robben. Dagegen wird eine friedfertige Regierung wie die von Aung San Suu Kyi nichts unternommen haben; denn die Staatsführer profitieren von der Korruption, und das Volk profitiert von den Investitionen der USA, der EU und anderer westlicher Länder, allen geht's gut, jedenfalls besser als vorher.

Burma aber hat für China strategische Bedeutung. Durch dieses Land hat China den günstigsten Zugang zum Golf von Bengalen, das an Bodenschätzen reiche Land sei ein "Fenster" zum Indischen Ozean. Eine Herrschaft der USA über dieses Land und seine Ausbeutung kann sich China nicht leisten, erst recht keine "Ukraine"!

Jetzt mache das Land einen großen "Schritt rückwärts". Vielleicht wie Deutschland heute?

Die Putschisten, vom 1. Februar 2021, werden von China, Rußland und Indien unterstützt. Der ehemalige Kongreßabgeordnete der Demokraten Tom Andrews ist UN-Sonderberichterstatter für Menschenrechte in Myanmar. Am Vorabend des Jahrestages weist er in einer Presseerklärung den Mitgliedsstaaten der UNO eine "Verantwortung und Rolle zu, zu bestimmen, ob Burmas Militärjunta erfolgreich sein wird, ihr Ziel zu erreichen, als legitim akzeptiert zu werden und ansteigende Kontrolle über eine Nation in Revolte zu erhalten."


Im Augst 2023 will Premierminister General Min Aung Hlaing, der Oberbefehlshaber der Streitkräfte Burmas, "freie und gerechte" Wahlen abhalten, derweil Guerillas wie die People's Defence Force (PDF)  und ethnische Gruppen, die sich um eine Exilregierung in "befreiten Zonen" scharen, darin eine gewaltsame Legalisierung der Militärjunta sehen. Funktionäre der National League for Democracy (NLD) von Aung San Suu Kyi wenden sich von Thailand aus an die Weltöffentlichkeit. Die angekündigten Wahlen seien "Betrug" erklärten die USA laut Sébastien Falletti, während Rußland und China das Militärregime unterstützten.

Wer ist General Min Aung Hlaing? Welcome to Myanmar

Auf den zwei Zeitungsseiten des Figaro folgen nun direkte und indirekte Aufrufe an die "internationale Staatengemeinschaft", den Widerstand durch Waffen zu unterstützen. Die Lufthoheit hätte allein die Militärjunta. Beklagt wird von den Widerstandskämpfern, daß Waffenlieferungen nur an die Ukraine gingen, wo doch Burmas Widerstandsbewegung ebenfalls dringend Unterstützung nötig hätte. 

"Burma: Mit den Guerilleros des im Urwald versteckten 'Bataillons des Löwen',
das zu internationaler Hilfe aufruft"
Birmanie: avec les guérilleros du «bataillon du Lion» cachés dans la jungle, 
qui appellent à l’aide internationale. Par Sébastien Falletti, Le Figaro, 31 jnavier 2023

Es sind keine Tiger, sondern Löwen, die sich in den Dschungel verirrt haben. Da wird nix draus!

Ein weiterer Artikel, von François Camps, schildert den Anstieg der Opiumproduktion auf das Doppelte seit der Machtübernahme der Militärjunta. 

"Seit dem Staatsstreich erreicht die Opiumproduktion Gipfel"
Depuis le coup d'État, la production d'opium atteint des sommets. Par François Camps,

Was nicht in dem Artikel steht: Die Militärjunta braucht den Erlös aus dem Verkauf des Opiums. Es ist wie seinerzeit in Afghanistan. Den Bedarf bestimmen aber immer noch die Konsumenten im Wertloswesten. Keine Nachfrage, kein Opiumanbau! So einfach ist das!

War on Drugs Costs American Lives and Liberties. By Deroy Murdock

Dazu kann man in meinen unten verlinkten Artikeln nachlesen, vor allem, wie Drogen zu Kriminalität und Terrorismus führen. Im Artikel ist nicht die Legalisierung des Haschisch Thema, sondern warum die einzige Lösung des Drogenproblems die Legalisierung aller Drogen ist. Damit aber würde ein Milliardengeschäft in den USA, Australien/Neuseeland und in der EU zerstört. Die Kontakte reichen bis in höchste Regierungskreise, und darum muß der Krieg gegen die Drogen weitergehen.

Der Kongreß der USA hat, am 7. April 2022, den Burma Act verabschiedet, ein Gesetz, das der Junta neue Sanktionen auferlegt, aber keine Militärhilfe beinhaltet, sondern nur militärische Ausbildung. Ein Treibstoffembargo für Flugzeuge sei nicht praktikabel, da China, Indien oder auch Thailand mit der Militärjunta ihrer militärstrategischen Interessen zwischen Indischem Ozean und dem Himalaya wegen gemeinsame Sache machten. Nun darf man abwarten, wer zuerst die Stafette von der Ukraine übernimmt, ob Taiwan oder Burma - und wer sich dabei übernimmt.

Update, vom 5. Februar 2023

China says it ‘reserves the right’ to deal with ‘similar situations’ after US jets shoot down suspected spy balloon. By Heather Chen and Wayne Chang, CNN. Updated 6:54 AM EST, Sun February 5, 2023

Die USA haben fertich. Der Außenminister Antony Blinken traut sich nicht einmal mehr nach China, wo er, am 3. Februar 2023, zum Staatsbesuch erwartet wurde, und die US-Regierung läßt von einem F-22 einen über den USA dümpelnden verirrten Wetterballon der Chinesen abschießen, den diese, am Dienstag,  31. Januar 2023, den USA als verirrt gemeldet hatten. Der Ballon ist zum Spionageballon avanciert, seine Reste werden eben aus dem Meer gefischt, und man kann darauf warten, daß jetzt die schärfsten Bezichtigungen von Jake Sullivan & Co. gegen China produziert werden. 

Die USA wurden vor der geplanten Zerstörung ihres Landes durch China bewahrt, mindestens!

China expresses dissatisfaction and protest over US shooting down civilian airship; 
US sets bad precedent. By Chen Qingqing and Liu Xuanzun. 

Biden was first briefed on the balloon Tuesday [by China, January 31, 2023] and has been receiving updates from his national security team, CNN said. The Pentagon earlier said on Friday that the balloon did not pose a „military or physical“ threat.

"Die sehr hohe Höhe, der neue Raum der Konkurrenz zwischen Mächten"
La très haute altitude, nouvel espace de compétition entre puissances, Par Nicolas Barotte, 

Ich verfolge das Theater seit Freitag. Kein Militärlager der USA war je von dem Ballon gefährdet; denn über allen Einrichtungen ist ein Sicherheitsschirm, der sofort sensibilisiert wurde. Die USA zerstören willentlich alle Beziehungen zu Staaten, die sich nicht mit ihrer Vorherrschaft abfinden. Die Vorherrschaft im Weltraum gehört dazu. 

Der Senator der Republikaner Marco Rubio hüpft im Sechseck: "Wir haben solches noch nie gesehen. Das ist kein Vergleich zu irgend etwas, was bis jetzt mag geschehen sein."

Profiliert er sich als Präsidentschaftskandidat 2024?

US mulls sanctions on Chinese firms for aiding ‘Iranian crackdowns’: Report. By News Desk, 

US Secretary of State Anthony Blinken has cancelled his trip to China over an alleged Chinese espionage balloon spotted over Montana.


Staatsschulden : BIP, Stand: 8. April 2023, gesunken von 120,36% auf 120,35%. Wir gratulieren! 🌷

Update, vom 28. März 2023

"Rußland,  letzter Verbündeter der birmanischen Junta"
La Russie, ultime alliée de la junte birmane. 
Par Sébastien Falletti, envoyé spécial à Mae Sot et Chiang Mai, Le Figaro, 28 mars 2023

Der Tausendsassa Sébastien Falletti ist für Le Figaro überall in Asien. Heute in Mae Sot und Chiang Mai, an der Grenze zu Burma, gestern mit der Mission Jeanne d'Arc 2023 an Bord der LHD "Dixmude", einem seit Januar 2012 unermüdlich in Diensten der französischen Marine schippernden Amphibien-Hubschrauberträger, und begleitet zu seinem Schutz von einem Schiff der La Fayette-Klasse. Es kann aber auch sein, daß es umgekehrt war, gestern in Thailand und heute zu Wasser. Vorgestern jedenfalls ist er in Cochin, Indien, beim Indo France Joint Exercise FRINJEX 2023,

Der Artikel, vom 28. März 2023, bietet nicht viel Neues im Vergleich zu dem, vom 31. Januar 2023, mit weiteren phantastischen Behauptungen über den "Paria-Staat" Rußland, dem "der Rest des Planeten den Rücken zukehrt". Rußland und Burma: Zwei Paria-Staaten! 

Aber zu einer zweiten "Ukraine" machen die USA sehr zum Leidwesen von Sébastien Falletti Burma immer noch nicht, die Zerstörung muß trotz Burma Act noch warten. Derweil haben die Widerstandskämpfer in Burma "nur geringe Hoffnung auf eine russische Niederlage in der Ukraine".

Update, vom 8. April 2023

Reports Indicate That The Sino-Indo Rivalry Is Heating Up In The Bay Of Bengal

Ties between China and India continued their downward trajectory over the past week as a result of three developments: China’s renaming of Indian-controlled disputed territory; both sides’ seemingly tit-for-tat visa issues with the other’s journalists; and reports about Chinese spy bases in the Bay of Bengal. The first two were addressed in this analysis here about the latest rough patch in their relations, while the last one forms the basis of the present piece.

China nennt das Gebiet Süd-Tibet, Indien nennt es Arunachal Pradesh.

Da frage ich doch, wann das aufhört, daß Frankreich die Rheinpfalz la Rhénanie-Palatinat und das Saarland la Sarre nennt, Aachen zu Aix-la Chapelle und Trier zu Trèves macht. Das sind nur einige Beispiele des französischen Anspruchs, vermittelt durch Sprache. Die französische Post verpflichtet den Sender, die französische Bezeichnung der Stadt zu wählen, nicht nicht deutsche: Munich!

Auf meinem Blog
Myanmar: Südostasiens nächste Front im islamischen Glaubenskrieg? Update, 5. September 2021