29. Januar 2014

Den Holocaust hat es nie gegeben!


Wie mit Islamophobie, Judeophobie, Homophobie ist es auch mit Holocaust, sie sind Phantome, Worthülsen, erfunden von denjenigen, die sich nicht mit Tatsachen auseinandersetzen wollen, von Funktionären aus nationaler und internationaler Politik, aus Medien, Kirchen, Wissenschaft und anderen gesellschaftlichen Organisationen und Institutionen.

Vor zehn Jahren habe ich im Artikel Ex-Husband und Holocaust ausgeführt, was gemeint ist: der Mißbrauch einer anderen Sprache, des Englischen, Griechischen, Lateinischen, der Sprache der Wissenschaft. Meist kommt dabei die Kombination zweier willkürlich gekoppelter Begriffe heraus, zwischen denen die zu vermeidende Tatsache zerrieben und entsorgt wird. Im Fall der vier genannten Schöpfungen die Auseinandersetzung mit dem Islam, der Judenfeindschaft, der Rolle sexueller Minderheiten in der Gesellschaft und der Judenvernichtung. Die ersten beiden Begriffe sind zur Hälfte verständlich, es geht um den Islam und um Juden, die anderen entziehen sich dem Verständnis.

1989 bringt Gabriele Yonan zum Begriff Holocaust eine sprachhistorische Ergänzung vom Mittelalter bis zur Gegenwart: "Das neudeutsche Lehnwort ´Holocaust´ ist eine Zusammensetzung aus griechisch ´holos´ in der Bedeutung ´ganz, total´ und dem lateinischen Verbaladjektiv ´caustos´ - ´angebrannt´ (griech. ´kaio´ - brennen)." Im Mittelalter bedeute es "Brandopfer darbringen", seit dem 17. Jahrhundert bezeichne es den "Feuertod von Menschen".

In diese Sprachwelt werden nach dem Zweiten Weltkrieg das Verbrechen, die Verbrecher und die Opfer gebannt, eingehüllt, entfernt, das Verbrechen aufgehoben, die Verbrecher entlastet, die Opfer ein zweites Mal vernichtet. Der Begriff Holocaust bedeutet die Leugnung der Judenvernichtung. Im Jahr 2005 erheben die Vereinten Nationen die Wortschöpfung Holocaust in den Rang des Mottos eines internationalen Gedenktages, des 27. Januars.

Den Holocaust hat es nie gegeben, behauptet schon Lea Rosh, die Initiatorin der schwarzen Betonklötze in Berlin. Sie hat recht, wenn auch anders, als sie gemeint haben wird. Es handelt sich stattdessen um die Verfolgung und Vernichtung von sechs Millionen Juden.

Die Hohe Vertreterin der EU für Außen- und Sicherheitspolitik Catherine Ashton gedenkt in ihrem Statement im Gegensatz zum Vorjahr nicht mehr der ermordeten Juden. Wenngleich sie auch da schon die Juden unerwähnt läßt, spricht sie immerhin von der Anzahl, die alle zuordnen können: Today we remember the victims of the Holocaust. We honour every one of the six million who were brutally murdered in this darkest period of European history. Ihr diesjähriges Statement ist judenfrei, die im Verbrechen gegen die Menschheit ermordeten sechs Millionen Juden werden mit den bei Kriegsverbrechen der Deutschen ermordeten Opfern zu those, zu denjenigen, diesen jenen: Today the international community remembers the victims of the Holocaust. We honour every one of those brutally murdered in the darkest period of European history.

Die EU leugnet mittels einer Worthülse das Verbrechen an der Menschheit.

Für Catherine Ashton sind beide Verbrechen, das gegen die Menschheit und die Kriegsverbrechen, eine Tragödie: On Holocaust Remembrance Day, we must keep alive the memory of this tragedy. Das ist neben Holocaust in diesem Zusammenhang eine weitere Worthülse; denn unter dem Begriff Tragödie, zu deutsch Trauerspiel, wird nichts von dem verstanden, was die Hohe Vertreterin hier aufzählt, sondern es geht dabei seit der Antike um Schicksal. Kino-Movies.de weiß:

"Die Hauptfigur befindet sich in einer Tragödie im Grunde immer in einem schicksalshaften Konflikt und bildet somit eines der wichtigsten Merkmale dieses Genres. Die Hauptfigur muss sich hierbei einer Situation unterziehen, die sich schrittweise verschlechtert. Schließlich kommt es in der Tragödie zum Eintritt der Katastrophe. Unter dieser muss jedoch ausschließlich die unausweichliche Verschlechterung der Situation angesehen werden, in der sich die Hauptfigur des Filmes befindet."

Catherine Ashton, schariakonform

Soweit zur EU, die das Verbrechen, die Verbrecher und die Opfer mittels Sprache beseitigt.

Den Vogel schießt allerdings der Bundestagsabgeordnete und Generalsekretär der CDU Deutschlands Dr. Peter Tauber ab. Der ist 39 Jahre alt und hat einen Magisterabschluß mit Auszeichnung in Mittlerer und Neuerer Geschichte, Germanistik und Politikwissenschaft. Promoviert wird er magna cum laude, im Mai 2007. Ab März 2008 nimmt er gar an der Universität Frankfurt einen Lehrauftrag in Geschichte wahr. Schwul ist er außerdem, aber das ist auch gut so! Wie allgemein in Lesben- und Schwulenverbänden Deutschlands üblich, führen auch in der Lesben- und Schwulen-Union Hessen im Jahr 2008 nur schwule Männer das Wort, Dr. Peter Tauber ist einer von ihnen.

Die Erklärung dieses Tausendsassas ist ebenfalls judenfrei, bei ihm kommt nicht einmal die Worthülse Holocaust vor, und die Kriegsopfer alle zusammen, genaue Zahl unbekannt, "Millionen Menschen", haben "ihr Leben verloren". Hätten sie besser darauf achtgeben sollen? Hinzu kommt die Leugnung der Befreiung des KZ Auschwitz durch Soldaten der Roten Armee. Er behauptet, es wären "alliierte Soldaten" gewesen. Ist das die Strafe für die Ukraine?

Der Generalsekretär geht zügig zu den ihn drückenden aktuellen Problemen über, zum "Nationalsozialistischen Untergrund", zur "brutalen Mordserie". Der Begriff Mord kommt ihm für die Mordverbrechen an Millionen des WKII nicht in den Sinn, für keines der Opfer, wohl aber für acht Türken und einen Griechen. Warum haben die Türken und der Grieche nicht "ihr Leben verloren"?

Was sind das für Zeiten, als Bundestagspräsident Dr. Norbert Lammert zum Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus in einer Gedenkstunde des Deutschen Bundestages, am 25. Januar 2008, in seiner Rede die Opfergruppen aufzählt:

"Wir gedenken in dieser Stunde im Deutschen Bundestag aller Opfer eines beispiellosen totalitären Regimes: Juden, Christen, Sinti und Roma, Menschen mit Behinderung, Homosexuellen, politisch Andersdenkenden sowie Männern und Frauen des Widerstandes, Wissenschaftlern, Künstlern, Journalisten, Kriegsgefangenen und Deserteuren, Greisen und Kindern an der Front, Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeitern und der Millionen Menschen, die unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft entrechtet, verfolgt, gequält und ermordet wurden. Wir erinnern damit an unvorstellbares Menschheitsverbrechen, an Völkermord und systematisch betriebenen Massenmord. Und wir bekennen zugleich unsere besondere Verantwortung im Kampf gegen Antisemitismus, Rassismus und Intoleranz."

Er bezeichnet die Verbrechen als das, was sie sind, als Menschheitsverbrechen, Völkermord, systematisch betriebenen Massenmord. Von den genannten sind die Juden die einzigen, die vernichtet wurden, weil sie Juden waren. Bei allen anderen kann man ergänzen: Ermordet, weil sie dieses oder jenes taten bzw. unterließen, auf Grund ihres tatsächlichen oder behaupteten Verhaltens oder tatsächlicher oder behaupteter individueller Unzulänglichkeiten wegen, oder weil sie die Expansionsbestrebungen der Nationalsozialisten in den besetzten Gebieten durch einfache Anwesenheit oder durch Widerstand behinderten.

Welch ein Abstieg Deutschlands und der EU seit 2008, geschichtslos, dem Zeitgeist verpflichtet, versinkend in Ideologie! Bald wird es soweit sein, daß es für Europa die Judenvernichtung nicht gegeben hat, nicht einmal als Holocaust. Die UNO ist darin Vorreiter, sie ruft eine Woche vor dem offiziellen Holocaust Remembrance Day 2014 das "Jahr der Solidarität mit dem palästinensischen Volk" aus.

Die Juden in Israel und in der Welt begehen derweil den Yom HaShoah V’Hagevura. HaShoa bedeutet Heimsuchung, Vernichtung, Katastrophe. Den Holocaust hat es auch für sie nie gegeben.