25. November 2013

Frankreich. Le Front National im Handelsblatt

Bei uns in Frankreich geht den Leuten der wirtschaftlichen und finanziellen Misere wegen der Arsch auf Grundeis, aber im Handelsblatt darf ein Volontär namens Thomas Hanke, pardon, der Ressortleiter Meinung & Analyse des Handelsblatts; seit Januar 2012 Korrespondent in Paris und Kommentator, die Menschen lächerlich machen, die entweder aus länger bestehender Überzeugung oder in ihrer gegenwärtigen Verzweiflung zu den Kommunalwahlen und den Europawahlen 2014 den Front National wählen wollen, von ihm eingedeutscht mit weiblichem Artikel "die".

Update. Es gibt doch Würth in Deutschland, nur findet man den nicht so einfach unter Schrauben- und Fassadenhersteller, sondern man kommt direkt auf Wurth, in Niederösterreich.

Jeder Praktikant eines Mediums lernt, bei unterschiedlichen Artikeln zweier Sprachen ein Hilfsmittel zu nehmen, etwa: die Partei Front National, dann weiter der FN, oder bei Le Monde die Zeitung Le Monde, im folgenden das Blatt.

So fängt's an, und dann kommen statt auf Fakten beruhender Berichterstattung und daraus abgeleiteter fundierter Meinung, nur Geifer und Sprachverrenkungen: Erweckungserlebnis (zweimal), Beute, dröhnen durch den Saal, schmettern aus voller Kehle, Kandidaten zur Kommunalwahl eingenordet, den Kandidaten wurden ihre Argumente erläutert, sich triumphierend zu gebärden, träufelt Pathos drauf, liest ihre Rede noch immer vom Blatt ab, Ideen könnten vom Pult hüpfen, Europas Rechtsextreme schmieden Allianz, sie umgarnt andere rechte Parteien, simple Botschaft, die Tochter verkneift sich antisemitische Witze und allzu primitives Agitieren gegen Ausländer, sie gibt sich als Verteidigerin der laizistischen Republik, die Muslime verletzen angeblich das republikanische Gleichheitsgebot, das moderate Auftreten, ENA-Absolvent Florian Philippot soll wirtschaftliche Kompetenz demonstrieren.

So geht es insgesamt über vier Seiten, auf denen die Leser indoktriniert statt informiert werden. Er kann Deutschen, die bei der Nationalhymne den Mund nicht aufkriegen, weil sie für nationalistisch gehalten werden könnten, ein dröhnendes Singen der Marseillaise als typisch für den FN verkaufen. Wer jemals in Frankreich auf Veranstaltungen von Parteien, Institutionen und Vereinigungen war, wird bestätigen, daß die französische Nationalhymne immer laut geschmettert wird, außer bei der extremen Linken vielleicht, aber da war ich noch auf keiner Parteiveranstaltung.

Eine Partei, die zu Wahlen antritt, will gewählt werden, gar siegen, nur beim FN wird ein solcher Anspruch einer auf Beute. Bei den Europawahlen siegen zu wollen, das ist der Wille der Marine Le Pen zu dominieren. Die Tochter verkneift sich  antisemitische Witze? Sie ist im Gegensatz zu ihrem Vater nicht antisemitisch. Ihr Lebensgefährte Louis Aliot hat einen sephardischen Großvater. Louis Aliot kandidiert in Perpignan für das Bürgermeisteramt. Ich habe von ihm noch nie ein Wort gegen Juden oder Israel vernommen. Das hindert Thomas Hanke nicht daran, ihr zu unterstellen, sie bezeichnete die bürgerliche UMP und den Parti Socialiste als Mischpoke, also verjudet; denn diesen Ausdruck gebraucht man nur im Zusammenhang mit Juden.

Gojim bilden keine Mischpoke, die bilden Seilschaften. Solchen müßte der Ressortleiter Meinung begegnet sein in Brüssel, Zürich und Hamburg. Zum Begriff Mischpoke paßt, daß Marine Le Pen die FN-Kandidaten einnordet, bei den Nazis sagte man wohl aufnorden. Mit dem Begriff einnorden drückt der Kommentator aus, daß der FN schon aufgenordet, also nazistisch, ist.

Selbstverständlich spricht er Marine Le Pen ab, daß sie sich tatsächlich als Verteidigerin der laizistischen Republik sieht.Ob sie das ist, sei dahingestellt, jedenfalls macht sie den Wählern laut Thomas Hanke etwas vor. Was wir hier, im Süden, jeden Tag sehen, und es kann dem Korrespondenten auch in Paris nicht entgangen sein, das ist die Verletzung des republikanischen Gleichheitsgebotes durch zahlreiche Muslime, sie werden ständig mehr. Sie fordern für sich eine bevorzugte Behandlung, und ihre Forderung wird vom Koran gerechtfertigt. Muslime sind Herrenmenschen, sie stehen über Juden und Christen. Wenn diese das nicht akzeptieren, behandeln sie die Muslime nicht so, wie es ihnen zusteht. Das sieht Marine Le Pen als Verletzung des republikanischen Gleichheitsgebotes.

Und so geht das immer fort, eine linke Propaganda, die den Deutschen signalisiert, daß man sich vom FN besser fernhält, und damit man auch nicht in dessen eingenordete Nähe kommt, gar nicht erst die Alternative für Deutschland wählt, denn die will auch, wie der FN, ein anderes Europa und aus dem Euro austreten. Die AfD könnte im EU-Parlament eine Fraktion bilden mit dem FN.

Den Anti-Amerikanismus bedient Thomas Hanke noch eben mit, in dem er das routiniert antwortende FN-Mitglied Julien Guibert  einbringt, dem der Chef des niederösterreichischen Schrauben- und Fassadenhersteller Wurth (so heißt der, und nicht mit "ü") seiner Parteizugehörigkeit wegen  mit Kündigung gedroht habe. Die ist, wie Kenner des GG und des BetrVG wissen, wegen Zugehörigkeit zu einer nicht verbotenen Partei gar nicht möglich. Das wird in Österreich nicht anders sein als in Deutschland. Wer aber hat keine Probleme mit dem französischen Rechtsextremen, dessen Partei hinreichend in die Tonne getreten ist? Ein amerikanischer Zulieferer für die Bauindustrie, die kann Julien Guibert im mittleren Management gebrauchen.

Handelsblatt, ein mieses AgitProp!