"Nicht als Rächer, sondern als gütiger und gottesfürchtiger Herrscher erschien Karl in den Augen seiner Zeitgenossen. Zweifellos zeigt ihn der gesamte Prozeßverlauf [in Ingelheim, 788, gegen den Bayernherzog Tassilo III ] als Meister des politischen Kalküls. Das Ganze wirkt wie eine geschickt arrangierte Szene und ein von Beginn an abgekartetes Spiel.
Sechs Jahre später [nach seinem Sturz im Jahre 788], 794, ließ Karl Tassilo noch einmal aus dem Kloster hervorholen [in das er samt Gemahlin Luitberga und seinen Kindern angeblich freiwillig verschwunden war]. Gezwungen, nur scheinbar freiwillig, suchte er einen Kirchentag in Frankfurt auf und bat Karl und die Franken um Verzeihung für alles, was er ihnen angetan habe. Außerdem - und darauf kam es Karl vor allem an - verzichtete er für sich und seine Nachkommen schriftlich auf das Herzogtum Bayern und sein Eigentum. Die unerwünschte Dynastie war damit endgültig ausgeschaltet. Von Tassilo wird nichts mehr berichtet. Mit ihm ging die Herrschaft der Agilolfinger, der ältesten Herrscherdynastie, zu Ende. Das letzte Stammesherzogtum im Machtbereich Karls war beseitigt.
Nach dem Sturz Tassilos trat der von Karl eingesetzte 'Präfekt' Gerold [eine Art permanenter Königsbote], ein aus Schwaben stammender Schwager des Königs, an die Spitze Bayerns. Damit sollte allen partikularen Tendenzen, die in dem recht stark ausgepräften bayrischen Stammesbewußtsein Nahrung finden konnten, ein Riegel vorgeschoben werden. Eine Sonderentwicklung Bayerns, die ja Tassilo eindeutig angestrebt hatte, war damit zunächst verhindert worden. Jetzt waren Sachsen und Bayern in der Gewalt des Königs und damit die wichtigsten Stämme, die später einmal den Kern des frühfeudalen deutschen Staates bilden sollten."
Siegfried Epperlein : Karl der Große. Eine Biographie
Mit 22 Abbildungen und 2 Karten
6. Tassilo von Bayern, S. 44-50; S. 49 f.
VEB Deutscher Verlag der Wissenschaften Berlin, 8. Auflage 1983
[1. Auflage 1972]
Es fehlen in der "EU", in der Ausdehnung vor dem Ende der sowjetischen Herrschaft, noch der arabische Teil Spaniens und der Süden Italiens, Amalfi, Benevento, Salerno sowie das arabische Sizilien.
Man darf auch gern suchen, wo die Angelsachsen in dieser "EU" zu finden sind. Nirgends! Soweit zum Brexit!