19. Juli 2017

Emmanuel Macron. Grenzenlose Überschätzung seiner Macht


Dem Sonnenkönig von eigenen Gnaden ist nichts zu schade, sich eine Macht zuzuschreiben, die er nicht hat, und die er mit seiner Politik auch niemals haben wird. Man wird nicht Chef der Armeen, in dem man den Amtsinhaber zwei Mal vor der Öffentlichkeit desavouiert. So geschieht es dem Generalstabschef der Armeen General Pierre de Villiers, der in einer Anhörung des Verteidigungsausschusses, hinter verschlossenen Türen, mit harschen Worten eine Reduzierung des Budgets des "Ministeriums der Armeen" um 850 Millionen Euro beklagt, was ein eifriger "Marschierer" aus der Riege des Präsidenten umgehend öffentlich verbreitet. Daraufhin weist ihm Emmanuel Macron, der Chef "seiner Männer", die Tür. Oder ist es eher umgekehrt?

Update, vom 21. Juli 2017. Regierungssprecher Christophe Castaner setzt nach.

General Pierre de Villiers tritt am heutigen Mittwoch, 19. Juli 2017, von seinem Amt zurück, das er dreieinhalb Jahre innehat, und in dem ihn der Staatspräsident erst am 30. Juni 2017 für ein weiteres Jahr bestätigt hat. Le Figaro titelt:

General Pierre de Villiers, Generalstabschef der Armeen, hat sein Käppi niedergelegt

Armeeministerin Florence Parly in Jordanien, 

Wer einen Eindruck gewinnen will, was der Staatspräsident Frankreichs aus dem vom Verteidigungsministerium in "Ministerium der Armeen" umbenannten und degradierten einstigen klassischen Ministerium gemacht hat, aus dem er den kompetenten, als unschlagbar geltenden Yves Le Drian aufs Altenteil des Außenministeriums vertreibt, als dessen Chef Emmanuel Macron sich ebenfalls versteht, der werfe einen Blick auf das Foto der neuen Ministerin, der Sozialistin Florence Parly, deren Ahnung von Flugzeugen aus ihrer Zeit im Management der Air France herrührt.

Wer hätte gedacht, daß die Zustände der Präsidentschaft des François Hollande noch unterboten werden könnten, in dem Konkubine Valérie Trierweiler, Diplomatin Christine Robichon und Reporterin Camille Lepage sich in islamischen Staaten kleiden wie in der Sommerfrische. Über eine solche Kleiderordnung liest man in den Artikeln Frankreich. Kleiderordnung der Journalistinnen und Politikerinnen und Frankreich. Kleiderordnung der Diplomatie des Quai d'Orsay.

Polemik über den Verteidigungshaushalt: die Erklärungen der Armeeministerin

Während 400 französische Militärs bei mehr als 50° Celsius in voller Montur den Luftwaffenstützpunkt "Prinz Hassan", H5, an der Grenze zu Syrien, in der Operation "Chammal" instand setzen, erweist ihnen Madame la Ministre im ärmellosen ausgeschnittenen Blüschen die Ehre. Wer jemals bei solchen Temperaturen in praller Wüstensonne unterwegs war, weiß, daß hochgeschlossene langärmelige Blusen aus dünnem Seidenstoff die angemessene Bekleidung für Frauen sind.

Soweit, so peinlich! Aber das ist noch nicht alles. 

Der Philosoph Paul Thibaud nimmt heute ausführlich Stellung zur Rede des Emmanuel Macron bei der Gedenkfeier zum 75. Jahrestag der Rafle du Vel d'Hiv. Das ist die Veranstaltung, in der Premierminister Benjamin Netanyahu ihn angeblich testet.

Rede von Macron zur Razzia des Wintervelodroms: Tugend gegen Wahrheit?


Dreuz.info schreibt: Der Befehl zur Razzia wird von den deutschen Besatzern erteilt. "La France est responsable", Frankreich ist verantwortlich, wie der Staatspräsident erklärt, ist nicht etwa ein demütiges Eingeständnis, sondern der Ausdruck seiner Arroganz.

Die Kapitulationsverträge zwischen Deutschland und Frankreich, vom 10. Juli 1940, regeln die Machtverteilung im besetzten Norden Frankreichs: Die deutschen Besatzer befehlen, die französische Regierung gehorcht. Das Abkommen zwischen René Bousquet und Carl Oberg über Polizeifragen, vom 2. Juli 1942, regelt die Zuständigkeiten, den Spielraum der französischen Polizei. Die Razzia ist eine deutsche Entscheidung, sie ist seit Juni 1942 geplant, vor dem Abkommen. Schon 1941 führt die deutsche Besatzungsmacht solche Razzien durch, ohne die Vichy-Regierung zu fragen. 

Der Vertreter der Vichy-Regierung bietet vertragsgemäß die Dienste der französischen Polizei an. Nicht alle Polizisten kommen dem Befehl nach, einige desto mehr, in dem sie auch 4 000 Kinder abliefern, die nicht von den Deutschen angefordert sind.

"Sie haben es nicht nötig, nach der Meinung von Vichy zu fragen, weil sie die Besatzungsmacht sind, die französische Verwaltung muß ihnen gehorchen. Sie [die Polizei] hat auch Vichy zu gehorchen, aber erst in zweiter Linie. Und übrigens sagt [Theodor] Danneker, der Vertreter [Adolf] Eichmanns, dem Polizeipräfekten und dem Vertreter von [René] Bousquet, beim Treffen zur Vorbereitung der Razzia des Wintervelodroms, am 7. Juli, also nach dem Abkommen [vom 2. Juli 1942]:

'Ich weiß, daß es Verhandlungen die Autonomie der Polizei betreffend gibt, aber im Augenblick sind diese Verhandlungen zu keinem Abschluß gekommen. Während wir darauf warten, werden die Dinge so weiterlaufen wie bisher, und Sie haben die Verpflichtung, uns zu gehorchen und nach unserer Pfeife zu tanzen.' "

Das paßt zu den Sprüchen der 50er Jahre meines Stiefvaters, seinerzeit Kapitänleutnant und tätig in der Schreibstube des Marinegruppenkommandos West Paris: "Die französische Polizei hat mehr Juden zusammengetrieben, als wir wollten. Wir hatten gar nicht so viele Waggons, wie nötig waren, sie abzutransportieren."

Der Staat Frankreich, seine Regierung und Behörden, das ganze Land ist den deutschen Beschränkungen unterworfen, was Emmanuel Macron durch seine Rede bestreitet.

Die Razzia des Wintervelodroms ist nicht erfunden von Vichy, ist nicht programmiert von Vichy, 
sie ist unterstützt worden von Vichy.

Jetzt bedarf es noch einer Erklärung, warum Emmanuel Macron die Tatsachen in seiner Rede verfälscht, warum er Verantwortung für ganz Frankreich, für alle Franzosen behauptet, und da denkt man sofort an die gegenwärtige Lage Frankreichs in Bezug auf Deutschland. Auch da macht sich Emmanuel Macron vor, es bestünde eine Autonomie Deutschland gegenüber. Er erhöht seine Position als Herrscher über die Franzosen, in dem er die Geschichte verfälscht, um Frankreich und damit sich selbst eine Macht zuzuschreiben, die weder er noch der Staat besitzt.

Die Folgen für die nächsten fünf Jahre sind verheerend. Abgehoben von der Wirklichkeit, befangen in Illusionen, auf gleicher Ebene wie Wladimir Putin, Donald Trump und Benjamin Netanyahu zu stehen und mit diesen in vereinten Kräften Deutschland gegenüber zu treten, dabei nebenher das Vertrauen der Armeen Frankreichs verspielend, überhaupt, das Regieren als Theaterspiel mit sich als Hauptdarsteller begreifend, wird er Frankreich noch tiefer in die Misere reißen, als François Hollande das vermochte. 

Seine Weltbedeutung wird sein, daß die ganze Welt darunter leidet.

Update, vom 21. Juli 2017


Fünf Jahre stehen den Franzosen, den Europäern und der Welt bevor mit dieser versammelten Inkompetenz und Anmaßung in Gestalt des göttergleichen Gauklers Emmanuel Macron und seiner Sidekicks, bärtigen Kleingangstern und leichtbekleideten Schießbudenmädels wie Florence Parly.

Der  Regierungssprecher greift noch einmal General de Villiers an,
den er einen "fordernden Dichter" nennt.
Herrliche Kommentare unterm Artikel!