25. Januar 2018

Raffael in Abu Dhabi? Retter der Welt sind niemals echt!


"Der 'Salvator Mundi', für den 450 Millionen Dollar in einer New Yorker Auktion bezahlt wurden, wird mit vielen Vorbehalten Leonardo da Vinci zugeschrieben."

Dazu ein inzwischen elf Jahre alter Artikel von meiner im Orkus verschwundenen Website:

Le Louvre oder: Frankreichs Elite versinkt in Neid, Haß und Realitätsverlust

Die französischen Museen sind  nicht verkäuflich

Wer sich bei der am 13. Dezember 2006 mit einem Artikel in Le Monde losgetretenen Kampagne Les musées ne sont pas à vendre an den Schlachtruf Le monde n'est pas une marchandise, die Welt ist keine Handelsware, der ATTAC und ihres mutigen Westentaschen-Astérix und antiliberalen Kandidaten der Kandidatur zu den Präsidentschaftswahlen 2007 José Bové erinnert, der liegt richtig. Die Argumentation der französischen Elite erreicht das Niveau der Maisausreißer, sie offenbart wie diese ein Gemenge aus Neid, Haß und Realitätsverlust, Antisemitismus, Anti-Amerikanismus und Rassismus sind ihr immanent. Der Kampf gegen das Geld bestimmt schon den späteren Nazi-Verbrecher Robert Brasillach, der anschreibt gegen "diese furchtbare Ordnung dieser furchtbaren kapitalistischen Gesellschaft". Man müsse die Herrschaft des Geldes brechen. So zu lesen bei Zeev Sternhell: Ni droite ni gauche. L'idéologie fasciste en France.

Die 70-jährige Pensionärin Françoise Cachin (pbuh), Ehrendirektorin der Museen Frankreichs, Enkelin des Mitbegründers der kommunistischen Partei Frankreichs Marcel Cachin, der 65-jährige Pensionär Jean Clair alias Gérard Régnier, Sohn eines sozialistischen Landwirts aus dem Morvan und einer Hausfrau, wie er gern betont, bis 2005 Direktor des Musée Picasso, Ehrenkonservator und Schriftsteller, Herausgeber des Buches "Mélancolie. Génie et folie en Occident", Melancholie. Genie und Wahnsinn im Okzident, sowie der 66-jährige Roland Recht, Kunstkritiker oder besser schwülstiger Kommentator, Professor des College de France, schlagen Alarm: Kunstwerke der französischen Museen sollen keine Ware sein: Les Musées ne sont pas à vendre.

Die ATTAC und nun diese um den Nationalbesitz besorgten Trois Glorieux treiben im selben braunen Fahrwasser. Man erinnere sich an das Poster der Großveranstaltung auf dem Larzac, vom 8. bis 10. August 2003:  Der Kapitalismus in Gestalt der WTO ist eine Krake, die die Welt auffrißt; dagegen wird mobilisiert und gekämpft. In der Museumskampagne kommt die nationalistische Komponente hinzu. Die Kunstwerke gehören Frankreich und niemand anderem.

Es lässt sich nicht leugnen: "Die Feinde der Freiheit kommen zuerst aus den freien Gesellschaften, aus einem Teil jener aufgeklärten Eliten, die der übrigen Menschheit - ja sogar den eigenen Mitbürgern - den Genuss demokratischer Rechte verwehren, falls diese das Pech haben, einer anderen Religion oder Ethnie anzugehören als sie selbst," beginnt der französische Essayist und Schriftsteller Pascal Bruckner eine Kritik an Ian Buruma und Timothy Garton Ash und deren Auslassungen über Ayaan Hirsi Ali und Theo van Gogh.

Die französische Gesellschaft und ihre Eliten sind durchsetzt mit solchen Feinden der Freiheit, was immer wieder deutlich wird, ob innenpolitisch in den Kampagnen gegen Alain Finkielkraut und Robert Redeker oder außenpolitisch in der Verurteilung der USA und Israels: Frankreichs Eliten sind darin führend. Arrogant und hochnäsig richten sie im vermeintlichen Vollbesitz moralischer Überlegenheit über alles und jedes, was Politik und Einrichtungen der USA betrifft, die Sicht auf Tatsachen und die Fähigkeit, diese zu bewerten, ist ihnen schon seit Jahrzehnten verstellt. Ihre Äußerungen nehmen bisweilen groteske Formen an.

Beim Aufschrei dreier Fachleute des Museumsbetriebes geht es um die Praktiken des Louvre.

Niemand will eine Ware aus den Kunstschätzen Frankreichs machen und sie verkaufen, sondern Henri Loyrette, Präsident und Generaldirektor des Louvre, versucht mittels ihres entgeltlichen Verleihs und wie die Solomon R. Guggenheim Foundation durch den Verkauf der Rechte am Namen des Museums Louvre die leeren Kassen zu füllen.

Dieser Deal hilft allen, dem Namensgeber und dem Käufer und Empfänger der Leihgaben, der Deutschen Bank, den Städten Berlin, Bilbao, Venedig und Las Vegas: "Das Guggenheim Museum bringt einem weltweiten Publikum außergewöhnliche Sammlungen", heißt es auf der Site von Guggenheim Las Vegas. Solches Sakrileg treibt der französischen Elite wütendes Zittern in die Stimmen: Kunstwerke in Las Vegas, direkt in der Nachbarschaft des Caesars Palace!

Der französische Staat ist pleite

Der Staat, das heißt, die französischen Steuerzahler, sind allerdings nicht in der luxuriösen Lage, die Museenwelt Frankreichs weiterhin mit den benötigten Euros auszustaffieren, Frankreich hat kein Geld. Will man sich über die Ausmaße der Staatsverschuldung informieren, muß man lange suchen. Boursorama, angeblich Partner für Investitionen, informiert seine Leser in Prozentzahlen des Bruttoinlandproduktes und Punkten: 2,7-2,8%, 2 Punkte. Wirtschaftsminister Thierry Breton spricht vor der Nationalversammlung von "vielleicht 2,7%", schreibt La Tribune. Kosmetik und optische Täuschung sind die Mittel, und Zahlen bekommt man nicht genannt.

Le Point verkündet, Frankreich sei inzwischen "offiziell" geheilt von seinem exzessiven Defizit und nennt ebenfalls keine Zahlen. Frankreichs Ziel seien öffentliche Finanzen ohne Defizit und eine Verschuldung von unter 60% des Bruttoinlandsproduktes bis zum Jahre 2010.

Wie immer muß man sich auf Blogs informieren. Auf der Page Libérale schreibt Georges Lane am 25. Juni 2005, daß die Staatsverschuldung mehr und mehr ansteige. Im Kommentar Nr. 20, vom 1. Juli 2005, ergänzt Pascal ihre tatsächliche Höhe, sie beträgt nicht 1 100 Milliarden Euro, sondern mehr als 2 Billionen. In meinem Artikel "Sommer in Frankreich" habe ich, am 12. Juli 2005 [nicht mehr online], darüber berichtet. Die Kommentare zum Artikel reichen inzwischen bis zum 5. Januar 2013, eine unendliche Geschichte, die bis heute fortzuschreiben wäre:

La France est toujours habile à tricher et à masquer la réalité. La dette n´est pas de 1100 milliards, mais de 2040 milliards ( plus de 130 % du PIB )!!! La France est un des seuls pays à ne pas provisionner les retraites des fonctionnaires (estimées à 940 milliards, avec une revalorisation infèrieure à l´inflation réelle ), contrairement, par exemple, à l´Italie, qui bien que lourdement endettée et moquée, a le mérite d´annoncer des chiffres réels.

Frankreich ist immer geschickt genug, falsch zu spielen und die Realität zu verheimlichen. Die Schulden betragen nicht 1 100 Milliarden, sondern 2 040 Milliarden (mehr als 130 Prozent des BIP)!!! Frankreich ist eines der einzigartigen Länder, die Pensionen der Beamten nicht gedeckt haben (auf 940 Milliarden geschätzt, mit einer Aufwertung unterhalb der reellen Inflation), im Gegensatz zum Beispiel zu Italien, das, obgleich schwer verschuldet und gehänselt, das Verdienst hat, reale Zahlen anzugeben.

Page Liberale weist den letzten Eintrag auf, am 17. August 2013: Les clowns gouvernementaux. "Die Clowns der Regierung". Ebenfalls bis heute fortzuschreiben!

Ignoranz prägt die Diskussion über die Kultur der USA

Frédéric Martel, Schriftsteller, Journalist und Lehrer am Pariser Institut für Politikwissenschaft, veröffentlicht am 16. November 2006 bei Gallimard sein Buch De la culture en Amérique. In der Zusammenfassung des Verlages liest man:

"Die Europäer werfen den USA gleichzeitig ihren Kulturimperialismus und das Fehlen von Kultur vor. Um dieses Paradox zu verstehen, hat Frédéric Martel eine noch nie dagewesene Untersuchung durchgeführt. Ausgehend von unveröffentlichten Archiven und 700 Interviews in 35 Staaten, rekonstruiert er die amerikanische Kulturpolitik, von John F. Kennedy bis George W. Bush, entschlüsselt das Funktionieren der Philantropie der Stiftungen und des Mäzenatentums, und er erhellt die künstlerische Mission der Universitäten und Gemeinschaften. So erscheint ein besonders erfolgreiches und gänzlich verkanntes umfassendes und komplexes System: wenn auch das Kultusministerium nirgendwo ist, das kulturelle Leben ist überall.

Dieses System dominiert heute die Welt, weil es öffentlicher ist, als man denken mag, weniger vom Geld regiert, als man sagt; in ständiger Veränderung und Modernisierung nährt es ein zutiefst demokratisches kulturelles Leben.

Strukturiert durch einen großen nicht gewinnbringenden Sektor, begünstigt durch unzählige indirekte öffentliche Subventionen, getragen von Tausenden von  Stiftungen, die durch Schwarze und hispano-amerikanische Gemeinschaften in Gang gehalten werden, ist es von einer unbestreitbaren Vielfalt, aber durchzogen von heftiger Spannung zwischen der Kunst und der Unterhaltung."

Es ist im Fall der Kunst so wie mit dem Wein. Die französische Gesellschaft und ihre Eliten haben keine Ahnung, was diesbezüglich in den USA los ist, ihre bornierten Vertreter predigen Legenden und Lügen, wie in meinem Artikel, vom 13. Januar 2007, über Olivier Pithon geschildert. Olivier Pithon oder: Transatlantiker machen das Geschäft. [nicht mehr online]

Drei politisch linke Museumsfachleute im Rentenalter bestimmen die Diskussion in den Medien über die Zukunft der französischen Museumswelt, und alles, was die USA immer schon beneidet, haßt und verachtet, macht mit. Wen interessiert es, daß der Präsident des Louvre ein nationales Zentrum für Restauration von Kunstwerken errichten will, ihm dazu aber die Mittel fehlen? Wen interessiert es, daß die Leitung der zukünftigen Museen durch die Agence internationale des musées de France gesichert wird und damit Arbeitsplätze geschaffen werden? Diese Agentur sorgt für die Rekrutierung und Ausbildung von Museumspersonal und begleitet das wissenschaftliche und kulturelle Projekt des Museums.

Der Louvre besitzt 380 000 Kunstwerke, von denen 35 000 ausgestellt und 1 500 jedes Jahr ausgeliehen werden. Das aber ficht die Kritiker nicht an, auch nicht, daß zwei von drei Franzosen nicht ins Museum gegangen sind im letzten Jahr. Sie verweisen auf 76 Millionen Touristen, die jährlich Frankreich besuchen und ein Anrecht auf die komplette Sammlung hätten, als ob die alle in die Museen eilten! Bei uns muß das herrliche Museum in Céret schließen, wenn zum Gaudi in- und ausländischer Touristen wildgewordene Kleinstiere durch die Straßen getrieben werden.

Zur Untermauerung der Kritik wird der Direktor des Metropolitan Museum of Modern Art (MoMA) Philippe de Montebello angeführt, der im September 2003 eine harsche Kritik, die zügellose Kommerzialisierung des öffentlichen Eigentums betreffend, geübt hätte, die Kunst verlöre ihre Seele. Wen wundert es, daß trotz intensiver Suche im Internet eine derartige Stellungnahme des Philippe de Montebello weder in Englisch noch in Französisch zu finden ist? Stattdessen erfreut uns Antonia Thiemann auf ihrem Blog mit der Nachricht, daß ab 1. Juni 2007 in Berlin Werke der französischen Kunst des 19. Jahrhunderts aus der Sammlung des MoMA gezeigt werden: "Während die Galerie in New York umgebaut wird, können wir uns also im nächsten Jahr auf einen weiteren kulturellen Höhepunkt in unserer Hauptstadt freuen." Das MoMA beherbergt neben dem Musée d'Orsay die größte und bedeutendste Sammlung französischer Kunst des 19. Jahrhunderts. "Noch nie in seiner über 100jährigen Geschichte hat das Metropolitan Museum so viele seiner Schätze verliehen. 'Einige dieser Meisterwerke verlassen das Haus zum ersten Mal, andere werden es zum letzten Mal verlassen', so Philippe de Montebello, Direktor des Metropolitan Museums of Art," informiert die Pressestelle der Berliner Nationalgalerie. Berliner, freut Euch darauf!

Kein Kunstwerk aus französischem Besitz für Coca Cola!


Der Präsident des Louvre ist bei den drei französischen Pensionären und ihrem Anhang vollends erledigt, als er mit dem High Museum of Art, in Atlanta, einen Vertrag schließt, für die Zeit vom 14. Oktober 2006 bis 7. September 2007, über 185 Leihgaben für drei Monate bis zu einem Jahr, je nach Werk, und dafür 13 Millionen Euro einfährt. Eine Petition auf der Site des Landwirtschaftsingenieurs und Absolventen der École du Louvre Didier Rykner zur Verhinderung des Ausverkaufs der französischen Kunst und zum Erhalt der Geschlossenheit der Sammlungen der französischen Museen findet auf seiner Site La Tribune de l'Art mehr als 3900 Unterzeichner, bis zum 28. Januar 2007. Dennoch findet die Transaktion statt: Une véritable exposition au Louvre-Atlanta, ereifert sich Didier Rykner, auf der Tribune de l'Art, am 26. März 2008 [nur für Abonnenten].

Wie üblich, hat dieses Völkchen der Neinsager keinerlei Alternativen anzubieten. Im Land des NON gegen alles und jedes reicht solches aus, Präsidentschaftskandidat zu werden und die etablierten Parteien das Fürchten zu lehren, die Parteien PCF, LCR, LO und Einzelkandidaten wie der Maisausreißer José Bové machen es zu den kommenden Präsidentschaftswahlen wieder vor.

Die Petitionäre und die sie anstiftenden drei Pensionäre empören sich darüber, daß drei der größten Meisterwerke nach Atlanta, in die reiche Stadt von Coca Cola [sic!], gehen, Et in Arcadia Ego, des Franzosen Nicolas Poussin, Baldassarre Castiglione [Foto] des Italieners Raffaello Sanzio, und El joven mendigo / Le Jeune Mendiant, des Spaniers Bartolomé Estéban Murillo.

Die ganze Stadt wird in Sippenhaft genommen dafür, daß Atlanta der Hauptsitz des Konzernes ist, woher dieses vermaledeite unfranzösische Getränk stammt. Die Neinsager wenden sich gegen ihre eigenen Landsleute, die Coca Cola sehr gern konsumieren, sie zeigen ihnen ihre Verachtung. Es ist kaum verständlich, wieso sich intelligente Menschen solches bieten lassen und in Scharen die Petition unterzeichnen; warum Le Monde sich hergibt für solche Kampagnen d'Outre tombe. Es macht die Unterzeichner der Petition gegen den Louvre nicht stutzig, daß zwei der drei genannten Werke nicht von französischen Malern stammen. Man kann nicht gegen sie punkten; denn auch darauf fällt ihnen etwas ein, worauf man erst einmal kommen muß.

Dazu höre ich in der Sendung Les oeuvres d'art sont-elles des biens de consommation ? "Sind die Kunstwerke Konsumware?" die phantastischen Ausführungen des Schriftstellers und Essayisten Max Gallo, der meint, alle Kunstwerke in den französischen Museen, aus den verschiedenen Kontinenten, wären entsprechend unserer Ausdrucksweise eingeordnet, classés selon notre langage, also gewissermaßen französisiert. Diese Ungeheuerlichkeit der Aberkennung der jeweils nationalen und gesellschaftlichen Eigenart der Kunstwerke und ihrer Schöpfer ist in Frankreich herrschende Lehrmeinung; keiner der Diskutanten erhebt dagegen Einspruch. Wer's nicht glaubt, der höre in die Sendung hinein. Sie ist noch heute, am 25. Januar 2018, mit Podcast aufzurufen.

Man hört dort die Begriffe Globalisierung, Spekulation: L'art est devenue une matière première sur laquelle on specule. "Die Kunst ist zum Grundstoff geworden, auf den man spekuliert", Verwurzelung: L'enracinement est un élément essentiel de la résistance à l'uniformisation par la mondialisation. "Die Verwurzelung ist ein essentielles Element des Widerstandes gegen die Uniformierung durch die Globalisierung" usw. Selbstverständlich fällt in der fast 40-minütigen Diskussion (der erste Teil ist dem verstorbenen Abbé Pierre, dem Antisemiten und Freund des Holocaustleugners Roger Garaudy gewidmet) kein Wort darüber, daß seit dem Jahr 2002 die American Friends of the Louvre, in den USA dieses Museum bekannt machen, zu seinem Ruhme beitragen und Spenden aufbringen, kein Wort, daß ein Drittel der ausländischen Besucher des Pariser Louvre Amerikaner sind, diese angeblich kulturlosen Banausen.

Keiner der Diskutanten geht auf die Geschichte ein, darauf beispielsweise, daß der damalige Kulturminister André Malraux im Einverständnis mit General Charles de Gaulle, auf den sich alle Nationalisten sonst immer gern berufen, im Jahre 1962 bereits im Widerspruch zu den Konservatoren des Louvre zum Ruhme Frankreichs und zur Verbesserung seiner Beziehungen zu Washington das berühmte Gemälde La Joconda in die USA ausleiht. Hier La Joconde, aujourd'hui Abu Dhabi. "Gestern La Joconda, heute Abu Dhabi". Le Monde kriegt sich nicht ein vor Entsetzen.

Lunettes rouges präsentiert ein Foto des US-Präsidenten John F. Kennedy und seiner Frau vor dem Kunstwerk. Im Louvre wird La Joconda, die Monalisa, übrigens schon lange in Kopie ausgestellt, was keinen der Besucher stört.


La Joconda treibt dem bereits erwähnten Retter der französischen Kunst Didier Rykner die Wut in die Feder, und er antwortet mit dem Hinweis auf einen weiteren Skandal: vom 12. bis 14. Oktober 2004 wird in einer Shopping Mall [!] von Hong Kong das 10,50 x 16,50 m große, 45 Kilogramm schwere Monumentalwerk Rideau de scène du ballet "Parade", von Pablo Picasso ausgestellt, aus dessen Periode Rose. Das Werk ist entliehen aus dem Centre Pompidou. In Paris wäre das Werk nur selten ausgestellt, der arme Didier Rykner hat es noch nie gesehen - und Einkaufszentren in Hong Kong wohl auch nicht. Sie haben in Asien eine andere Funktion als in Frankreich Auchan oder Carrefour; sie sind viel weitläufiger, und sie bilden für viele eine Art Mittelpunkt des gesellschaftlichen Lebens, man verbringt dort in angenehmen Temperaturen oftmals den ganzen Tag, bis in den späten Abend.

Kenntnisse aber sind völlig überflüssig, wenn es um die Verbreitung von Ideologie geht. Museumsdirektoren zittern vor Didier Rykner und seinem Anhang, die französischen Medien lassen sich nur zu gern darauf ein. Wen wundert es, daß Frankreich mit seinem kulturellen Budenzauber in der Welt nicht mehr ernst genommen wird?

Le New York Times souligne "l'incapacité de la France à intégrer ses immigrants". "Die New York Times betont 'die Unfähigkeit Frankreichs, seine Immigranten zu integrieren'."

Max Gallo heizt die Stimmung in der Sendung des Philippe Meyer weiter an. Die Kunstwerke verlieren ihre Seele, wie ja auch Wein, wenn man ihn anständig vermarktet. Die Museen mit ihren Cafés, Läden und Veranstaltungen seien schon heute Vergnügungsparks, Parcs de loisirs: soll der Louvre ein Museum bleiben, oder soll der zu McDonald's oder Disneyland verkommen? Damit beleidigt er die französische Bevölkerung. Frankreich ist weltweit nach den USA der zweite Konsument bei McDonald's, 98 Prozent der Waren sind französisch sowie alle Beschäftigten. Was Disneyland angeht, so gibt der Park ebenfalls zahlreichen Franzosen Arbeit. Max Gallo benennt aus primitivem Anti-Amerikanismus stereotyp und mehrfach die beiden US-Unternehmen; auf den Parc d'Astérix kommt er gar nicht erst. Coca Cola ist dort neben Haribo und Nestlé offizieller Partner.


Der Parc d'Astérix gehört der Compagnie des Alpes. Deren Marketing- und Kommunikationsdirektor Eric Guilpart ist sehr zufrieden mit den Geschäften, der Umsatz ist um 21 Prozent gestiegen und der Reingewinn um 33 Prozent. Der Parc d'Astérix befindet sich 30 Kilometer nördlich von Paris. Die Compagnie des Alpes besitzt 21 Parks mit erstklassigem Portefeuille an Adressen, darunter das Musée Grévin, das Pariser Wachsfigurenkabinett. Da sollte man schon einmal die Figuren der drei Autoren des Artikels Les Musées ne sont pas à vendre nebst Didier Rykner und Max Gallo aufstellen, diese typischen Vertreter Frankreichs: national und sozialistisch.

Kein Louvre für Wüstenvölker!


Im Dezember 2006 arbeiten der Louvre und der Kulturminister Renaud Donnedieu de Vabres einen Vertrag über die Errichtung eines Museums mit den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) aus. Er sieht vor, daß das Museum den Namen Louvre erhält. Die Unterzeichnung des Vertrages soll noch vor den Präsidentschaftswahlen stattfinden. Mit dem Bau des Museums könnte der französische Architekt Jean Nouvel beauftragt werden. Die erwähnte Agence internationale des musées de France wird für die Rekrutierung und Ausbildung von Museumspersonal sorgen und das wissenschaftliche und kulturelle Projekt des Museums begleiten. Das Museum will Kunstwerke kaufen, und Kunstwerke aus den Museen Frankreichs sollen dort ab 2012 für zwei Monate bis zwei Jahre ausgestellt werden. Vier Sonderausstellungen jährlich wird Frankreich liefern, und der Vertragspartner kann Werke zurückweisen, wenn sie einen "unvernünftigen" Charakter haben, un caractère "déraisonnable".

Dieselben Linken, die sich dafür einsetzen, daß Musliminnen in Frankreich das Kopftuch tragen dürfen, die alles und jedes als von den Franzosen zu akzeptierende kulturelle Verschiedenheit bezeichnen, ereifern sich nun darüber, daß ihren Kunstwerken durch die Muslime in deren Land Beschränkungen auferlegt werden könnten. Sie weisen außerdem darauf hin, daß die VAE nur 700 000 Einwohner haben. Von den Hundertausenden von Touristen haben sie entweder nichts gehört, oder sie verschweigen ihr Wissen. Die Argumente der Befürworter des Louvre in Abu Dhabi lassen sie nicht gelten, daß nämlich die Scheichs der VAE die Muslime mit westlicher Kultur vertraut machen wollen, um so ein Gegengewicht zum islamischen Extremismus Saudi-Arabiens und Katars zu bilden, und daß Frankreich das unterstützt. Sie sind gegen jede Internationalisierung und Kommerzialisierung des Museumsbetriebes. Sie wollen Kunstwerke kostenlos ausleihen. Wer das bezahlen soll?


Diese Kritiker würden die Werke ebenfalls gegen Entgelt ausleihen, wenn auch nicht gegen finanzielles, sondern zur Gewinnung von Macht und Einfluß, für Dank und zur Schaffung von Abhängigkeit der so bedachten: hoch die internationale Solidarität! Ein Guggenheim-Museum wird übrigens ebenfalls errichtet in den VAE, in fünf Jahren soll der Betrieb losgehen. Wie's aussieht, ist es noch nicht fertig [Stand: 25. Januar 2018].

Ein anderes Museum ist in der Planung für Ost-Jerusalem. Dort soll, im Zentrum des arabischen Jerusalem, ausgehend von der Galerie Al-Hoash ein richtiges Museum der zeitgenössischen palästinensischen Kunst entstehen. Der reiche Sammler Mazen Qupty will dafür seine Werke abtreten; er sagt: "Es ist entscheidend, unser Kulturgut zu sammeln und das zu zeigen, was wir leisten können. Die USA und Israel haben die Welt erfolgreich überzeugt, daß wir Terroristen sind; wir aber wollen nur Menschen sein, und die Kunst spielt, von dem Gesichtspunkt aus betrachtet, eine hervorragende Rolle". Sein Wort in Allahs Ohr!

Man darf gespannt sein, wie die sich heute so vehement gegen den Verleih von Kunstwerken ins Zeug legenden Linksradikalen und nationalen Sozialisten auf eine zukünftige Anfrage von Mazen Qupty reagieren. Darf ich raten? Dann gelten alle bislang vorgetragenen Bedenken nicht mehr; denn dann gilt es, die USA und Israel zu widerlegen.

30. Januar 2007 - Aktualisiert am 25. Januar 2018

Was den Raffael angeht: Der kann nicht echt sein. Retter der Welt sind niemals echt!