29. April 2020

Das Schaf zur Zeit des Coronavirus 4

Liebe Freunde,


lange habt Ihr kein Geblöke mehr von mir vernommen, weil meine Herrin mich inzwischen vergessen hatte, und ich beinahe verhungert und verdurstet wäre. Sie hatte sich selbst vergessen, war der Welt abhanden gekommen, aber ich konnte sie durch energisches Blöken wieder ins Leben zurück holen.

Update, vom 30. April 2020
Pariser Börse in der Baisse, Remdesivir in der Erprobung. Optimismus reicht nicht!
Karte der Departements, die ab 11. Mai teilweise aus der Kontaktsperre entlassen werden

Update, vom 2. Mai 2020,  im Text! 
L'Indépendant. Apotheker: Skandal! Schutzmasken überall zu kaufen, ihnen aber Verkauf verboten!

"Ich überlasse Äußerungen zum Coronavirus ab sofort dir," haucht sie, "der Laptop ist klauengerecht eingestellt, du kannst da hinein kloppen, was du willst. Fressen und Saufen findest du auch genug, vergreife dich aber ja nicht an den Weinflaschen. Na, die kriegst du eh nicht auf."

Spricht's und bereitet ihr Mittagessen, das wie meist aus Weißkäse mit Körnern und Obst sowie einem großen Topf Tee besteht. Da es auf dem Balkon im Zeichen des Klimawandels auch Ende April mittags noch zu kalt ist, wirft sie in der Wohnung die Heizung an und setzt sich zum Essen vorn Ferni, in dem es außer Regierungspropaganda und Zeitgeist kaum etwas Interessantes gibt, sieht man von den Wiederholungen der Wiederholungen von "Monk" ab.

"Supi," höre ich sie grummeln, "da gibt es auf ZDFinfo jetzt die Wiederholung eines geilen History-Films über 'Henker, Hexen und Vampire - Die Macht des Unheimlichen'. Der dauert genau die halbe Stunde, meinen Weißkäse zu verputzen."

Zusätzlich zur Heizung wickelt sich meine Herrin in eine Wolldecke und beginnt zu essen.

Da schreit sie auf: "Mist, Mist! Wird man denn nirgends verschont von Propaganda für die Maßnahmen der Regierung gegen Covid-19, gegen Rechts, für die Aufnahme von Migranten, für den Ruf des Muezzin, für die Islamisierung Deutschlands?" Was ist geschehen? Aus dem Ferni ertönt über unseren geliebten Dracula, den "Sohn des Drachens", der Satz, den auch ich höre, blök: "Vlad zog mit großer Grausamkeit gegen die nach Westen vordringenden Osmanen zu Felde." Gezeigt wird dazu eine schwarz-weiße Zeichnung von an Pfählen aufgespießten Menschen.

Vlad III. (1431 - 1476/77) ist zur Zeit der Raub- und Eroberungsfeldzüge der Osmanen, unter Murad II. Ghazi und Mehmed II. Fatih, von Wikipedia freundlich als "Expansion" bezeichnet, Woiwode der Walachei. Die Grausamkeiten der osmanischen Glaubenskämpfer sind von Historikern ebenfalls dokumentiert; sie übersteigen die des Vlad III. in jeder Beziehung, an Zahl der Opfer und an Dauer dieser Grausamkeiten. Die sind aber nicht Thema der History des ZDF, sondern die in unserem Kulturbereich. Meine Herrin schaltet den Apparat aus.

"Herrin," blöke ich sanft, als ich sie da so traurig sitzen sehe, "du hast doch gestern die mehr als eine Stunde dauernde Rede des Premierministers Édouard Philippe gehört. Wie schön wird das ab 11. Mai, vom Confinement zum Déconfinement; Du darfst überall hin mit dem Bus. Endlich ans Meer! Nimmst du mich mit?" Sie blickt mich sehr finster an: "Du hast also nichts gehört?"


"Was soll ich mit dem Bus nach Canet-en-Roussillon oder nach Argelès-sur-mer fahren? Das sind 12 Kilometer, dann wäre ich am Meer, wo alle Bürger, ob dort wohnhaft oder angereist, von Barrieren empfangen werden, und ausdrücklich keiner am Strand spazieren gehen darf, ich mich nicht körperlich ertüchtigen kann, sondern das doch lieber im Umkreis meiner Wohnung machen sollte. Hinzu kommt, daß Cafés, Bars und Restaurants einen weiteren Monat geschlossen bleiben sollen. Kannst du mir sagen, was ich am Meer soll, wenn da nur Öde und keine Gastfreundschaft herrscht?

Schaf, dich gab es noch nicht, als ich Kind war. Da war beim Wandern das Einkehren am schönsten! Darum weißt du nicht, was für mich bis heute Einkehren bedeutet.


Schaf, die Straßen kann ich nicht mehr sehen, die Gegend, in der ich wohne, und die ich immer schön fand, mit La Basse, dem Flüßchen, dessen Ufer die Gärtner der Stadt liebevoll bepflanzt haben und pflegen, an dem entlang ich, ausgestiegen aus dem Bus, wenn ich vom Schwimmen kam, nach Hause wippte, heute stampfe ich an ihm entlang, halte hin und wieder und mache, Hände am Geländer, Kniebeugen, sehe an einem offenen Fenster eine Familie von mindestens sechs Personen, die sich da im Raum drängeln, komme vorbei an der Rue 66 Solidarités, der Anlaufstelle für Arme, die dicht an dicht in der Schlange auf etwas Eßbares warten. Das ist meine körperliche Ertüchtigung, um die Maßnahmen der Pariser Regierung physisch und psychisch durchzuhalten.

An meinem Lieblingsrestaurant Lou Grilladou klebt eine an Einbrecher gerichtete Nachricht:

Des stocks distribués. Die Vorräte verteilt
L'alcool vide. Der Alkohol geleert
Ne perdez pas votre temps. Vergeudet nicht Eure Zeit


"Ja, aber warum berücksichtigt die Regierung nicht die unterschiedlichen Verhältnisse in den Departements und Regionen? Du hast mir doch erzählt, daß in unserem Departement, den Pyrénées-Orientales, vom 1. März bis zum 23. April 2020, sogar weniger Menschen gestorben sind als im gleichen Zeitraum 2019: -4%. Bei uns gibt es, Stand vom Abend des 29. April, 31 Patienten, die an oder mit dem Coronavirus gestorben sind, einer davon am Dienstag und einer heute, am Mittwoch. 19 Patienten befinden sich noch im Krankenhaus, davon acht unter Beatmungsgeräten. Das Département Lozère beklagt seit heute seinen ersten Toten, der im Krankenhaus an oder mit dem Coronavirus gestorben ist. In unserer Region Okzitanien sind insgesamt 390 Patienten an oder mit Coronavirus gestorben, darunter sieben, am Mittwoch, 29. April 2020."

427 neue Todesfälle in Frankreich. In vier Regionen [von 18] befinden sich 72% der Krankenhausfälle. Le Figaro, 29 avril 2020 à 18:58

Update, vom 2. Mai 2020

"Das hindert die Zentralregierung nicht, uns alle gleich zu bestrafen mit Unfreiheit und nicht vorhandenen Schutzmasken. Die gibt es in meiner Apotheke für alle und waschbar erst ab 7. Mai, das Stück für 8 oder 9 Euro; sie sind ab 11. Mai Pflicht in den öffentlichen Verkehrsmitteln. Meine Schwägerin hat mir eine selbst genähte geschickt. Ich ersticke beinahe darunter, wenn ich sie nicht so trage, daß sie den unteren Rand meiner Brillengläser bedeckt und von unten Luft ins Maul kommt."

"Ins Maul, Herrin?" Willst du wieder ich sein?"

"Nein, Schaf, ich habe das jetzt von der Warte der Regierung aus gesehen. Wie staunt der Präsident der 'Vereinigung der Bürgermeister ländlicher Gemeinden Frankreichs' zu erfahren, daß der Premierminister davon berichtet, daß es in den Departements unterschiedliche Corona-Gefahren gibt, "grüne" und "rote" Zonen, die am 7. Mai bekannt gegeben werden sollen, und daß es den Bürgermeistern Frankreichs anheim gestellt werde, über den Grad der Kontaktsperren zu entscheiden. Noch nie haben sich die jakobinischen Regierungen Frankreichs um uns gekümmert; ich habe darüber auf diesem Blog berichtet und du doch auch. Es wird dort gezeigt, daß sie in Paris von unserer Existenz nichts wissen. Wir werden behandelt wie eine große Schafherde, die Ertrag zu bringen und nichts zu fordern hat."

"Herrin, so behandelst du mich aber auch oft," blöke ich schüchtern.


"Laß das mal jetzt," weist sie mich zurecht. "Viel wichtiger ist, daß das Ende der Kontaktsperre, ab 11. Mai, nicht das Ende der Sperren ist, sondern die sollen teilweise weiter bestehen. Kein Café- und Restaurantbetrieb, keine Theater, Kinos, größere Museen, Kindergärten, Schulen, Universitäten wahlweise geöffnet, je nach Einschätzung der jeweiligen Departements, und vor allem gibt es in der Rede des Premierministers, vom Dienstagabend, ab 18 Uhr, keine Auskunft, wie das mit unserer Wirtschaft weitergehen soll. Im Gegenteil, er droht noch damit, daß es bei Wiederanstieg der Infektionen ein weiteres Confinement geben könnte.  Dieser schräge Vogel mit dem stellenweise weiß gewordenen Bart verbreitet mehr Schrecken als Dracula jemals.

'Börsenschluß Paris: Dritte Sitzung in deutlicher Hausse!' +2,22% = 4671 Punkte
Clôture Paris : 3ème séance de nette hausse ! Par Claude Leguilloux, boursier.com, 29/04/2020

Coronavirus-Epidemie. US-Biotechkonzern Gilead kommt bei Covid-19-Wirkstoff voran - Aktie steigt, cash, 29. April 2020

Gilead Announces Results From Phase 3 Trial of Investigational Antiviral Remdesivir in Patients With Severe COVID-19. Gilead, April 29, 2020

Die Einstufung als 'grüne' oder 'rote' Zone und, daraus folgend, das Ende der Kontaktsperre, bestimme sich nach drei Kriterien: Die Kapazität der Krankenhäuser, die Anzahl der dort verfügbaren Betten sowie die Fähigkeit der Feststellung des Coronavirus. 'Wenn diese Indikatoren nicht vorhanden sind, heben wir die Kontaktsperre nicht auf, am 11. Mai.' Das Departement 66 Ost-Pyrenäen, Nord-Katalonien, wird wahrscheinlich zur 'grünen' Zone erklärt."

"Landkarte der Aufhebung der Kontaktsperre: Grün, Rot oder 50 Nuancen von Orange?"
Carte du déconfinement : vert, rouge, ou cinquante nuances d'orange ? Par Pierre Sautreuil,

"Da solltest du dich aber freuen, Herrin," blöke ich begeistert. "Das ist doch alles bald! Vergiß einfach deine Rückenschmerzen, deinen hohen Blutdruck! Reg dich nicht auf, sei fröhlich! Morgen kaufst du wieder zwei Croissants, gehst auf den Wochenmarkt, wandelst zwischen den Absperrungen, kaufst Brot, Eier, Käse, Olivenöl und bist froh, mit alten Bekannten einige Worte zu wechseln!"

Meine Herrin ist nicht überzeugt. Affaire à suivre !

Update, vom 30. April 2020

"Börsenschluß Paris: Der CAC40 fällt um mehr als 2% zurück." -2,12% = 4 572,18 Punkte
Clôture Paris : le CAC40 retombe de plus de 2%. Par Claude Leguilloux, boursier.com, 30/04/2020

Gilead shares have been halted in premarket trading, forexlive, April 29, 2020

StRuTcH • a day ago
This Gildead talks looks like a Mexican soap opera!!!

Gilead meldet: Covid-19-Patienten reagieren positiv auf Remdesivir, finanzen.net, 30. April 2020

"[Teil-] Aufhebung der Kontaktsperre: Entdecken Sie, ob Ihr Departement rot, orange oder grün ist"
Carte du déconfinement : découvrez si votre département est rouge, orange ou vert.
Par Pierre Sautreuil, Le Figaro, 30 avril 2020

Wir, im Departement 66 Ost-Pyrenäen, befinden uns im grünen Bereich, blök! 🌳🌳🌳

EUROMOMO und Worldometer-Coronavirus


Blök!
Euer Schaf, unmaskiert
und immer noch verschont
von Kochtopf, Spieß und Corona


Coronavirus sur mon blog

Le bêlement du bélier pendant le temps du coronavirus n° 1 à 9
Das Geblöke vom Schaf zur Zeit des Coronavirus 1 bis 9, ab 21. März 2020

"Man führt ein Volk nur, indem man ihm eine Zukunft zeigt, 
ein Chef ist ein Händler der Hoffnung."
"On ne conduit le peuple qu'en lui montrant un avenir, un chef est un marchand d'espérance."
(Napoléon Bonaparte)