11. März 2011

Frankreich. Außenminister Alain Juppé und die moderaten Muslimbrüder

Die Ägypter wissen selbst noch kaum, wohin mit ihnen die Reise geht, da ist Frankreich bereits vorn, sich die ersten Plätze im neu zu gestaltenden Nahen Osten zu sichern. Diesmal wird nicht Stéphane Hessel geschickt, der ist allenfalls gut für die Politik gegenüber Gaza, sondern Alain Juppé reist höchstselbst.

Da er eine besondere Befähigung besitzt, den Puls der Zeit zu spüren, man erinnert sich, wie er 1995 einen monatelangen Streik provoziert und die Abwahl seiner eigenen Regierung organisiert (von seinen Korruptionsaffären nicht zu reden), handelt er auch jetzt entschlossen und empfängt in Kairo in einem Restaurant in der Nähe des Tahrir-Platzes, des Zentrums des Aufstandes, eine Delegation von zehn jungen Aktivisten der Anti-Mubarak-Erhebung "coalition des jeunes de la révolution", "Koalition der Revolutionsjugend", unter ihnen mehrere Mitglieder der Muslimbruderschaft.

Der AFP-Bericht erweckt den Eindruck, daß diese an der Seite von Jugendlichen aus Oppostionskreisen oder von parteilosen Jugendlichen an der Revolte teilgenommen haben, obgleich jeder inzwischen weiß, daß sie es sind, die Hosni Mubarak endlich aus dem Amt gejagt haben, es sind die oppositionellen und parteilosen Jugendlichen, die ihnen dabei behilflich sind.

In der Pressekonferenz nach seinem Besuch erklärt er: "Der Dialog, den ich mit der Delegation insgesamt geführt habe, besonders mit den Mitgliedern der Muslimbrüder, ist interessant gewesen, er hat mich in die Lage versetzt, einzuschätzen, daß die Darstellung, die manchmal von dieser Bewegung gegeben wird, geklärt und vertieft zu werden verdient."

"Le dialogue que j'ai eu avec l'ensemble de cette délégation, et en particulier avec les membres des Frères musulmans, a été intéressant, et m'a permis de bien mesurer que la présentation qui est faite parfois de ce mouvement mérite d'être éclairée et approfondie."

Er berichtet, daß mehrere der Muslimbrüder ihn an einer Vision eines liberalen, die Demokratie respektierenden Islams hätten teilhaben lassen: "Plusieurs d'entre eux m'ont fait part de leur vision d'un islam libéral et respectueux de la démocratie."

Der Außenminister biedert sich einer Bewegung an, die durch ihre höchsten Sprecher erklären läßt, wie sie sich die zukünftige Entwicklung Ägyptens unter vollständiger Scharia-Gesetzgebung vorstellt, deren stellvertretender Präsident Rashad al-Bayoumi die umgehende Auflösung des Friedensvertrages mit Israel fordert, und die seit dem 1. Dezember 1982 nichts an ihrem Projekt zur Erlangung der weltweiten Macht geändert hat, sondern es konsequent weiter verwirklicht.

Das Projekt formuliert die Grundlage einer Weltpolitik, deren Philosophie im Wesentlichen pragmatisch ist, es läßt den vor Ort tätigen islamischen Vereinigungen und Gruppen aller Art Freiraum zur Entfaltung und sieht eine Zusammenarbeit mit nichtislamischen gesellschaftlichen Kräften vor, die einige Ziele der Muslimbrüder teilen. Hier ist der Ansatzpunkt zum Verständnis der Bestrebungen von Islamfunktionären, einen Dialog mit Politikern und Vertretern der christlichen Kirchen zu führen. Es hat seitens der Islamfunktionäre nichts damit zu tun, ein friedliches Zusammenleben zwischen Christen und Muslimen zu organisieren, sondern damit, sich dieser Personen zu bedienen, den Islam als politische Kraft in unserer Gesellschaft zu verankern.

Dazu werden die Muslimbrüder demnächst in Ägypten eine eigene politische Partei gründen und somit die Durchsetzung ihrer politideologischen Doktrin öffentlich betreiben. Alain Juppé wird nicht allein bleiben, sondern der gesamte Westen, von der EU bis zu den USA des Barack Obama, wird sich ob der scheinbar demokratischen Entwicklung freuen, Millionen Euro und Dollar an zusätzlicher Entwicklungshilfe bereitstellen und zu den Wahlen eine internationale Beobachtergruppe nach Ägypten entsenden. Sie wird begeistert zurückkehren und keine größeren Unstimmigkeiten bei den Wahlgängen festgestellt haben. Schon heute nämlich hat die Muslimbruderschaft in Ägypten eine Mehrheit, zu betrügen hat sie nicht nötig. Die Muslimbrüder werden wie Adolf Hitler mittels Wahlen an die Macht gelangen und sie wie er durch Wahlen nicht wieder in Frage stellen lassen.

Die 193 Kommentare zur Figaro-Meldung sind lesenswert; adrien saric meint, am 7. März, um 12:53 Uhr: N'oublions pas que Mr Juppé est maire de Bordeaux les Bordelais devraient s'en souvenir ! Laßt uns nicht vergessen, daß Herr Juppé Bürgermeister von Bordeaux ist. Die Bürger von Bordeaux werden sich erinnern! Elico5, um 15:29 Uhr: Ils veulent vraiment ne pas être au second tour... Mais lisez donc le Coran et les Hadiths et vous aurez froid dans le dos. Sie wollen tatsächlich nicht in die zweite Runde (bei den Präsidentschaftswahlen 2012) kommen ... Aber lest doch den Koran und die Hadithe, und es läuft Euch kalt den Rücken runter.

neo93500 empfiehlt dem Außenminister, am 6. März 2011, um 22:14 Uhr, Tariq Ramadan zum Berater seines Ministeriums zu ernennen. Als wenn der darauf nicht längst selbst gekommen wäre! Bordeaux bietet dazu eine gute Voraussetzung, dort ist die 18 Millionen Euro teuere Große Moschee von Bordeaux mit 2500 Plätzen im Bau. Leiten wird sie der marokkanisch-stämmige Imam Tareq Oubrou, selbst Schüler der Muslimbrüder und Mitglied der Union des organisations islamiques de France (UOIF), eines Dachverbandes der Muslimbruderschaft in Frankreich.

Alain Juppé braucht also nicht den weiten Weg nach Kairo anzutreten, die Muslimbrüder wirken schon jetzt in seiner eigenen Stadt, die ihnen zusätzlich zu bereits bestehenden Moscheen im Jahr 2005 den Bau der Großen Moschee genehmigt hat.

Derweil betreibt die katholische Kirche in Gestalt des Erzbischofs von Lyon die Islamisierung auf ihre Art. Der Kardinal von Lyon Philippe Barbarin erklärt den Islam für kompatibel mit der Republik.

Lyon ist Sitz des Salafistenverlages Tawhid, der u.a. die gesammelten Werke des Tariq Ramadan veröffentlicht. Vénissieux ist der islamisierte Vorort von Lyon. Dort war bis vor kurzem der Kommunist André Gerin Bürgermeister. Jahrzehntelang hat er der Islamisierung Vorschub geleistet, und jetzt setzt er sich an die Spitze der Burka- und Niqab-Ablehner in der Nationalversammlung. Ein geschickter Schachzug zur Rettung bzw. Rehabilitierung des kleinen niedlichen Kopftuchs für die Schule.

In diesem Umfeld wirkt der Kardinal, der die Islamisierung des Katholizismus betreibt und die Shahada der Muslime spricht, das Glaubensbekenntnis des Islam, und die Katholiken auffordert, es ihm gleichzutun: Achhadou an lâ ilâha illa-llâh, washadou ana muhammadun rasûlu-llâhi. Ich bezeuge, daß Allah Allah ist und Mohammed sein Prophet.

Er erteilt seinem eigenen Glauben damit eine Absage. Was der Koran über den Glauben an den Dreieinigen Gott sagt, an die Dreifaltigkeit, liest man in Sure 4:171. Was die Muslime mit Christen in ihren Ländern anstellen, das erfährt man täglich durch die MSM: Verfolgung, Verschleppung, Zerstörung, Mord.

169. (171.) O Volk der Schrift, überschreitet nicht euern Glauben und sprechet von Allah nur die Wahrheit. Der Messias Jesus, der Sohn der Maria, ist der Gesandte Allahs und sein Wort, das er in Maria legte, und Geist von ihm. So glaubet an Allah und an seinen Gesandten und sprechet nicht: »Drei.« Stehet ab davon, gut ist's euch. Allah ist nur ein einziger Gott; Preis Ihm, daß ihm sein sollte ein Sohn! Sein ist, was in den Himmeln und was auf Erden, und Allah genügt als Beschützer.

Während man von Deutschland sagen kann, es sei im Begriff, sich abzuschaffen, ist Frankreich bereits bis in die höchsten Ränge der Regierung, der Organisationen und Institutionen abgeschafft.