14. September 2013

Bundestagswahlen 2013 im ZDF

Eines der besten Programme des ZDF

Es ist wahr, wer Freunde in Deutschland und Österreich besucht, kommt nicht zum Fernsehen, ihm bleibt die Indoktrination von ARD und ZDF erspart. Für 2,10€ gibt's die WELT in Deutschland, und in Österreich und Spanien kostet sie 2,90€. Zippert zappt sowieso, aber auch ein Interview des Sascha Lehnartz mit Boris Cyrulnik lohnt den Einsatz.

Kaum ist die Reise vorbei, gibt's wieder die gute alte öffentlich-rechtliche Anstalt, die doch tatsächlich im Politbarometer des ZDF, vom Freitag, den 13. September 2013, den radikalisierten Bürgern der Alternative für Deutschland (AfD) 4 Prozent zubilligt: +1. Genannt wird die Partei nicht, und daß in der vorletzten Graphik 55 Prozent der Anhänger der AfD die Politik der Bundesregierung im Syrien-Konflikt eher gut heißen, mehr als SPD, Grüne und Linke mit je 53 bzw. mit 37 Prozent, kommt für Bruchteile von einer Sekunde ins Bild, es könnte die noch unentschlossenen Wähler verunsichern. Die aber werden auf eine Große Koalition eingeschworen, Umfrageergebnisse hätten das ergeben. Nebenbei wird am Image der SPD gefeilt, sie muß in die Lage kommen, der Kanzlerin allein durch Quantität Bedingungen zu stellen: Nein, die SPD will nicht Rot-Rot-Grün, nein!

Hier das Wahl-O-Meter, das andere Positionen der Parteien präsentiert. Man darf den Abend des 22. September abwarten, um zu sehen, wer recht behält: CDU 36,2, SPD 21,9, Bündnis 90/Die Grünen 11,5, AfD 10,9, Die Linke 6,9, FDP 4,3, Piraten, 3,8, Freie Wähler 0,9, Sonstige 3,6.

Wer beobachtet, wie in den Medien die Grünen fertiggerührt, sie systematisch abqualifiziert werden, um ja keine Möglichkeit einer anderen Koalition als der Großen aufkommen zu lassen, der kann richtig Mitleid kriegen mit den einstigen Hätschelkindern. Tja, wenn's hart auf hart kommt, ist Schluß mit dem Kindergarten.

Hat der heimkehrende Reisende das Politbarometer des ZDF hinter sich, gibt's die gleiche Soße in komisch, sie nennt sich heute-show. Der kalauernde Moderator Oliver Welke stammt wie Hans Zippert aus Bielefeld, leider ist seine Witzelei nicht ansatzweise auf dessen Niveau.

Auch für den Moderator ist die AfD nicht der Rede wert, aber dicke kommt es, wenn er sich beölt über zwei Damen, die erklären, daß sie zur Wahl gehen, die Liste durchstreichen und "ungültig" dazu vermerken. So gelacht hat Oliver Welke lange nicht: "Da wird sich Angela Merkel aber freuen!" So lachen Politiker, Nachrichtenredakteure, Moderatoren sich über die Bürger des Landes kaputt, und ich erinnere mich an Diskussionen mit einem Professor der TU Darmstadt, der mir schon in den 80er Jahren des vorigen Jahrhunderts vertraulich berichtete, daß er es ebenso hält: "Nein!" schreibt er seit zig Jahren auf den Zettel. Es ist eine politische Äußerung der Ablehnung aller Parteien.

Fürs Westfalenblatt, in meiner Heimatstadt Herford genannt Herforder Käseblatt, und den Rotfunk WDR reicht das Politikverständnis des Oliver Welke allemal. Auch die Bad Oeynhausen Cops sind mit ihm gut bedient. Da kann das ZDF nicht umhin, sich den Populisten ins Haus zu holen, der den schlichtesten Linken aus der Seele spricht. Glückselig lächeln sie ihn an.

Nun warten alle auf die Ergebnisse der Wahlen, und vor allem darauf, wie sich Politiker und Medienschaffende dann winden werden.