18. September 2013

Die WELT. Verkommen zum AgitProp

Die Schmutzkampagne gegen die Alternative für Deutschland (AfD) wird internationalisiert: Indoktrination statt Information, europaweit. Was Karl Kraus in Vollkommenheit beherrschte, nämlich die Demagogen nicht an Hand des Inhalts ihrer Äußerungen, sondern schon an Hand ihrer Sprache zu entlarven, ich will's mit meinen bescheidenen Mitteln ihm nachtun.

#110 Heta   (17. Sep 2013 00:25) kommentiert die Aufregung der PI-Leser über einen Stuckrad-Barre quidam, der sich in Tele 5 darin versucht, den Spitzenkandidaten der AfD Bernd Lucke zu demontieren: "Die Sendung wird von der 'Welt' gesponsert, die gestern dieses Schmierenstück über Beatrix von Storch im Blatt hatte, das, behauptet die 'Welt' heute, angeblich 'für Unruhe in der AfD gesorgt hat', ich würde sagen, eher für Entsetzen über diesen Gossenjournalismus."

Wer meint, die WELT begnügte sich damit, den Gossenjournalismus auf Deutschland zu beschränken und zusätzlich schlappe 50 000 linke Zuschauer im Rahmen ihrer Möglichkeiten per Ferni zu bedienen, der liest heute den Versuch der Ausweitung der Operation auf Österreich: Österreichs spendabler Populist mit Anti-Euro-Agenda, von Elisalex Henckel, der Wien-Korrepondentin der WELT. Sie heißt mit vollem Namen Elisalex Henckel von Donnersmarck, und über sich referiert sie auf ihrer Website in lateinisch: Nam libero tempore, cum soluta nobis est eligendi optio cumque nihil impedit quo minus id quod maxime placeat facere possimus, omnis voluptas assumenda est, omnis dolor repellendus. 

*harrharrharr*, Beatrix von Storch, da kommen sie nicht mit, was? "Hello World!"

Über die auf Seiten der WELT kämpfende Adlige müssen die Leser nichts wissen, haben ihre Kollegen Lars-Marten Nagel und Marc Neller doch eben ein Bild des Adels gezeichnet, das ihnen trotz der Kurzlebigkeit der Ereignisse noch in Erinnerung sein könnte.

So geht's mit dem Verschweigen des Namens und den Deklarationen in fremden Sprachen los. Populismus kommt dabei nicht auf. Nun aber zur deutschen Sprache; denn in dieser ist der Artikel in der WELT zu lesen. Wie angekündigt, werde ich mich nur mit der Sprache befassen, um meine Leser nicht zu langweilen, an einigen Beispielen.

"Österreichs spendabler Populist". "Spendabel" hat immer einen negativen Beigeschmack, spendabel ist einer, der damit von sich, von seiner Person ablenken will. Es wird deutlich, wenn man stattdessen schriebe: Österreichs großzügiger oder freigiebiger Gönner. Der hat immerhin ein Frank Stronach Institut gegründet. Für soziale Gerechtigkeit. Das lobt einen Preis aus für die "beste Idee Österreichs".


"für die seiner Meinung nach beste Antwort". Im Zusammenhang gesehen, kann es sich nur um "seine" Meinung handeln, wessen sonst? Impliziert wird hier, daß es nicht die "beste Anwort" ist. Und die als Preis ausgelobten 100 000€ sind "stolze" selbige, der Scheck ist "überdimensioniert". Ist er ein Riesenscheck, oder bezieht sich die Wertung auf die 100 000€? Bingo, im Internet wird man fündig, dort steht die Geschichte bereits am 15. September 2013, aber da ist die WELT mit dem Dreckschleudern auf die AfD ausgelastet, so daß die Variante Österreich warten muß.

Die Wertung durch Adjektive statt durch Analyse ist in Ideologenkreisen weit verbreitet. Sie erspart dem Autor Denken und Arbeit, genauso wie der Gebrauch von Anführungszeichen: "geistige Revolution".

Der Gebrauch der Anführungszeichen außer für Zitate und für Begriffe, von denen sich der Autor ohne viel Federlesens distanziert ("DDR"), auch für solche, die der Klärung bedürften, beweist Unschärfe in der Durchdringung eines Themas. "Dummschlau und selbstzufrieden lecken die Anführungszeichen sich die Lippen," meint Karl Kraus, und Giorgio Agamben ergänzt: "Die Anführungszeichen ziehen sich um den Hals des beschuldigten Begriffs zusammen, so lange, bis er erstickt."

Leser, die nicht mit der politischen Landschaft Österreichs vertraut sind, verstehen nicht die Zusammenhänge zwischen einem zu verhindernden "echten Höhenflug der Freiheitlichen Partei Österreichs (FPÖ)" und dem von Jörg Haider im Jahre 2005 gegründeten Bündnis Zukunft Österreichs (BZÖ). Wer soll aus dem Parlament "geworfen" werden? Wer ringt ums politische Überleben? Der Kandidat Frank Stronach jedenfalls steht mit seinem Team Stronach bereits "mit dem Fuß in der Tür". Das ist ein ebenfalls negativ besetzter Begriff, so verhalten sich zudringliche Vertreter und Kleinkriminelle, die der Oma ihre Geldbörse vom Küchenschrank stehlen wollen.

Ihre Abscheu und die der österreichischen Parteien vor dem Team Stronach drückt Elisalex Henckel von Donnersmarck in dem Wort "musste" aus: "sodass ihm [dem Team Stronach] bereits kurz nach seiner Gründung vergangenen Herbst Fraktionsstatus zugestanden werden musste." Das ist alles an Analyse. "Kein Mensch muß müssen!" weiß schon der Derwisch im Nathan.

Der Wahlkampf des Frank Stronach besteht nicht aus Aktivitäten, Aktionen, Operationen, sondern aus "Manövern", mit denen er seinen Wahlkampf "auf Trab hält", ebenfalls mit negativer Konnotation. Eine Analyse? Ein Beweis der Behauptung? Fehlanzeige! Frank Stronach redet sich "in Rage", eine Abwertung des Kandidaten durch ein weiteres Wort. Seine Vorträge sind "Tiraden", einer Erklärung bedarf es nicht: Es ist ein Wunder, glaubet nur!

Wer nun sind die Anhänger dieses Kandidaten? Es ist "eine Gruppe von Frustrierten, meist schlecht ausgebildeten Modernisierungsverlierern". So werden diese Anhänger und Wähler ohne jeden Beleg abqualifiziert, allein durch die Wahl der Worte. Es folgt noch die "One-Man-Show", und wer bis hierher durchgehalten hat, der weiß Bescheid, noch bevor mehrere Absätze sachlicher Information kommen, die zu dem vorigen nicht passen. Es geht damit los ab "Stronach ist die FPÖ 'einfach zu rechts' ".

Ideologen überschütten ihr Gegenüber erst einmal mit ihrer Meinung. Die wird durch nichts belegt. Wenn das Gegenüber eingestimmt bis benebelt ist, folgt vielleicht noch ein wenig Information, die es dann aber entweder gar nicht mehr zur Kenntnis nimmt, oder sie dank des vom Autor übernommenen Urteils nicht mehr nötig hat: Team Stronach? Erledigt!