7. Dezember 2014

Tilman Nagel: Angst vor Allah?

"Der Islam gehört inzwischen auch zu Deutschland." Mit diesem die deutsche Sprache malträtierenden Zitat des ehemaligen Bundespräsidenten Christian Wulff, der wahrscheinlich bis heute nicht weiß, wie's richtig heißen müßte, beginnt der Autor das Vorwort seines neuesten Buches. Auf den 400 folgenden Seiten belegt er, daß und warum diese Aussage nicht zutrifft.

"Das Christentum gehört zweifelsfrei zu Deutschland. Das Judentum gehört zweifelsfrei zu Deutschland. Das ist unsere christlich-jüdische Geschichte. Aber der Islam gehört inzwischen auch zu Deutschland."

Aber auch der Islam gehört inzwischen zu Deutschland, hätte der Satz in diesem Zusammenhang lauten müssen. Es ist wie immer, wer nicht klar denkt, kann nicht klar formulieren.

Vielleicht hat der Bundespräsident seine Rede zum "Tag der Deutschen Einheit", 2010, mit Anbiederungssätzen zum "Tag der offenen Moschee" verwechselt, der nicht zufällig ebenfalls am 3. Oktober von den Muslimen begangen wird, womit wir mitten in den Konflikten angekommen sind.

Faktenreich setzt sich der Arabist und Islamwissenschaftler Tilman Nagel mit dem Islam  auseinander. Nach 34 Seiten zur Einführung in die von deutschen Politikern und von Muslimfunktionären der Gesellschaft auferlegten "Denkverbote und was sie bezwecken sollen" folgt seine in vier Sachgebiete gegliederte Auseinandersetzung mit dem Islam. Den Fakten jedes der Sachgebiete wird eine Einführung voran gestellt, in der zunächst allgemeine Kenntnisse vermittelt werden.
  • A. Grundsätzliches über den Islam (S. 55 - 150)
  • B. Das Weltbild des Christentums und des Islams im Vergleich (S. 151 - 193)
  • C. Der Islam und der säkulare Staat - Grundlinien eines Konflikts (S. 195 - 304)
  • D. Mit Muslimen streiten (S. 305 - 407)
Ein Personen- und Sachregister sowie ein Register arabischer Termini und im Text zitierter Koransuren erleichtert dem Leser, sich zurechtzufinden.

Im Buch geht es um Denkverbote, Tabus und Dogmen, um zur Tugend erklärte Ignoranz, es geht um den Koran als die Grundlage aller "Individualislame", um die strukturelle Friedensunfähigkeit des Islam und ihre Folgen sowohl für die vom Islam unterworfenen als auch für die zum Islam "eingeladenen" Länder der Welt, also die (noch) nicht mehrheitlich islamischen.

Der Islam ist eine politische Religion, eine mit religiösen Versatzstücken versehene, dem Diesseits verpflichtete totalitäre Politideologie, die bei mangelnder Essenz des Westens und seines Kulturrelativismus leichtes Spiel hat bei der Islamisierung der "Ungläubigen", bei ihrer Unterwerfung unter die Anforderungen ihres Regelsystems.

So sind sie halt, unsere Dhimmis, sie halten ihre Kapitulation für Toleranz. Tilman Nagel stellt die Gesetzgebung für Dhimmis vor, da ist auch alles einbegriffen, was unsere sogenannten Säkularen, Atheisten etc. abschaffen wollen, z.B. Kreuze, Glockenläuten, Krippen und Christbäume in öffentlichen Räumen etc.

Die von Regierung, Behörden, Kirchen und Medien propagierte Einschränkung der Meinungsfreiheit, wenn es um Islamkritik geht, führt zur allgemeinen Bürgerschelte, zu Geschichtsfälschung und Verengung des Islam auf das Religiöse. Den Kritikern wird Verstoß gegen die Religionsfreiheit unterstellt. Entsprechend wird auch das Judentum auf das Religiöse reduziert, es ist aber nicht die Religion, sondern das gemeinsame Staatsverständnis, das Christen und Juden in Deutschland eint.

Dieses Staatsverständnis können Muslime nicht akzeptieren. Die Zerstörung des griechisch-römischen Erbes der Staatsverwaltung, Rechtspflege und Politik ist neben der unserer ethisch-moralischen Werte ein weiteres Ergebnis der Islamisierung.

Der Autor verweist auf die Respektlosigkeit der politisch-medialen Elite gegenüber den eigenen Bürgern, auf ihre Distanzierung vom Volk und von seinen Werten und Traditionen. Davon profitiert der Islam seit den 80er Jahren. Die in unser Land gekommenen Muslime verkünden nicht Werte, sondern propagieren ein Regelsystem zur Begründung des Machtanspruchs des Islam. Danach leben sie, danach organisieren sie ihre Gegengesellschaften.

Unsere Eliten sehen darin Vorzüge, handelt es sich doch um ein Angebot zur Umgestaltung unserer Gesellschaft und zur Abschaffung ihrer Werte. Nicht mehr die Zehn Gebote sind die Grundlage unserer Ethik und Moral, sondern ein Regelsystem des Machterhalts und der Machterweiterung. Der Einbruch der islamischen Gesetzgebung, der Scharia, wird von Klerikern und Juristen schon aus Eigeninteresse unterstützt: Du sollst nicht ehebrechen? Du sollst nicht falsch Zeugnis reden wider deinen Nächsten?

Daher der Kampf gegen die katholische Kirche, der Kampf gegen Islamkritiker. Nach Abschaffung unserer Werte und der Aushebelung unseres Rechtssystems kann man den Machtanspruch des Islam nicht mehr erkennen, sein Absolutheitsanspruch bleibt verborgen. Der grundsätzliche Unterschied der Bedeutung der Begriffe im jüdisch-christlichen Kontext einerseits und in dem des Islam andererseits wird bestritten.

Die Gleichsetzung von Gott und Allah durch Politik, Kirchen und Medien ist dabei der Höhepunkt in der Aufgabe unseres Wertesystems, er ist gleichzeitig der Tiefpunkt unserer Selbstvergessenheit.

"Angst vor Allah?" ist das Buch eines Gelehrten, der Geschichte und Gegenwart des Islam sowie unsere Kultur in Vergangenheit und Gegenwart überblickt, dazu auch seine Erfahrungen mit der politisch-medialen  Klasse schildert, beispielsweise mit der Deutschen Islamkonferenz (DIK). Er legt die zur Schau gestellte moralische Überlegenheit aufgrund unserer Geschichte bei den Herrschenden dar, die nur mit Beschönigung einerseits und Diffamierung andererseits arbeiten.

So hat Bekir Alboga, ein Funktionär der DITIB, einer Abteilung der türkischen Religionsbehörde Diyanet, also der Regierung der Türkei, Klage darüber geführt, "daß 'alteingesessene (sic!) Islamwissenschaftler' ihre Kenntnisse in die Debatten der DIK einbringen dürfen. So unverblümt hat noch kein Interessenvertreter der Schariaverbände verlautbart, daß sie zum Erreichen ihrer Ziele auf die Ahnungslosigkeit der deutschen Seite bauen, und daß sie in deren Sachkunde eine Erschwernis der Verwirklichung ihrer Ziele sehen.” (S. 381f).

Es bedarf der Ahnungslosen für die Exkulpierung des Islams: "Islam bedeutet Frieden" kann Aiman Mazyek, ohne Widerspruch zu ernten, nur vor Ahnungslosen und Ignoranten erklären und es mit Einverständnis unserer willfährigen Politik in einer aus Steuermitteln finanzierten Aufklärungsschrift des Deutschen Kulturrates zur Desinformation über den Islam verbreiten. So geschehen im Januar 2011. Darin schreibt er auch: "Der Islam mit seiner 1400-jährigen Geschichte belegt ja nur allzu deutlich, daß er friedliche Absichten hat, niemand kann das leugnen." (S. 195, Anmerkung 1)

Weil die Desinformation so erfolgreich ist, wird im September 2013 von Olaf Zimmermann und Theo Geißler, zwei Ahnungslosen in Sachen Islam, eine Folge mit Nachdrucken "aus Politik und Kultur" herausgegeben. Da versammeln sie mit Aiman Mazyek alle, die den Lesern schon immer Märchen über den Islam erzählt haben: Katajun Amirpur, Patrick Bahners, Wolfgang Benz, Mouhanad Khorchide, na, und so weiter.

Auch wer schon einiges oder viel weiß, kann durch die Lektüre des Buches von Tilman Nagel sein Wissen vertiefen. Die Zumutungen der Zuwanderer im Gespräch mit den "Ungläubigen" bieten viele erhellende Einsichten oder Bestätigungen. Man erfährt, warum schon zu des Gründers Mohammed Zeiten Eltern ihre Kinder nicht vom Dschihad abhalten durften. Auch die Islamgelehrten mit den grausamen Rechtsgutachten und die angeblich so friedfertigen Sufis werden ins Visier genommen. Dazu die medial-politische Elite, die an Fakten nicht interessiert ist und die Zukunft der kommenden Generationen verspielt. Die Kirchen in ihrer Dialog-Trunkenheit und Verblendung werden dargestellt.

Wer dieses Buch gelesen hat, kann die Informationen sowohl in der Auseinandersetzung mit dem Islam und dessen Funktionären als auch mit der eigenen Apologetenklasse benutzen. Das Buch vermittelt Kenntnisse und Erkenntnisse, die man braucht, um eine Ideologie wie den Islam richtig einordnen und ihr entgegentreten zu können. Es werden viele unserer Vernichter und Verwirrer sachgerecht vorgeführt, Angela Merkel und Christian Wulff, Wilfried Murad Hofmann und Aiman Mazyek, Gudrun Krämer und Angelika Neuwirth, Cem Özdemir, Sabine Leutheusser-Schnarrenberger und andere mehr.

Die Lektüre dieses Buches empfehle ich allen, die ernsthaft am Erhalt der Demokratie interessiert sind. Man sollte es keinesfalls nur quer lesen, weil man sehr tief in die Materie einsteigen muß, um dann auch die edlen Wilden entzaubern zu können, die ewigen Opfer der angeblichen Diskriminierung.

Der emeritierte Ordinarius ist den führenden Kräften der  politisch-medialen-universitären  Klasse oft genug begegnet. Wir sind es den eigenen und allen Kindern in unserem Land schuldig, daß wir ihre Zukunft nicht durch den Islam oder eine sonstige alte oder neue menschenverachtende Heilslehre zerstören, die die Hölle auf Erden bringen wird.

"Der Verfasser weiß, daß diese Zeilen und dieses Buch nichts bewirken können." (S. 51) Das fürchte ich auch, es bewirkt bei unseren politisch-medialen Eliten nichts, es ist ihnen "nicht hilfreich". Insofern ist es eine Ergänzung zu Thilo Sarrazins Buch "Deutschland schafft sich ab".

Sage niemand, er habe es nicht wissen können!

Ich bekomme bei der Lektüre weniger Angst vor Allah als vor unserer Regierung, den Behörden, Institutionen und Organisationen, den Universitäten, Kirchen und Medien. Vor ihnen, die nicht erkennen, nicht erkennen wollen oder, schlimmer, das alles im Grundsätzlichen und in vielen Einzelheiten wissen, aber aus ideologischen und/oder wirtschaftlichen Interessen vorgeben, es wäre nicht so, vor ihnen wird mir angst&bange - und zwar täglich mehr.

Das Buch

Tilman Nagel: Angst vor Allah?
Auseinandersetzung mit dem Islam
422 S., ab 26,90 €
Duncker & Humblot, Berlin 2014

Ich gebe dem Buch fünf Sterne und wünsche ihm weite Verbreitung!

Der Autor. Autorenporträt des Verlages

Tilman Nagel, geb. am 19. April 1942 in Cottbus; 1962 Abitur am Alten Gymnasium in Oldenburg i.O.; Studium der Orientalistik, Zentralasienkunde und Religionswissenschaft in Bonn; dort 1967 Promotion zum Dr. phil. sowie 1971 Habilitation im Fach Islamwissenschaft; von 1981 bis 2007 o. Prof. der Arabistik und Islamwissenschaft in Göttingen; seit 1989 ordentliches Mitglied der historisch philologischen Klasse der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen. Nagel veröffentlichte zahlreiche Bücher sowie Aufsätze in Fachzeitschriften zur islamischen (Religions)Geschichte. Von 1981 bis 2009 arbeitete er in verschiedenen staatlichen Gremien mit, die sich mit den Problemen der Integration der Muslime sowie mit der Gestaltung des islamischen Religionsunterrichts befaßten.